Valentin Pfeifer (* 24. Juni 1886 in Sommerau (Eschau); † 20. Juni 1964 in Aschaffenburg) war ein deutscher Lehrer, Volkskundler und Heimatschriftsteller. Er erforschte das Brauchtum und sammelte Märchen und Sagen aus dem Spessart.
Leben und Werk Bearbeiten
Valentin Eugen Pfeifer wurde als jüngstes von sieben Kindern des Landwirts Theodor Valentin Pfeifer (1850–1917) und dessen Ehefrau Eva Maria, geborene Pfeifer (1851–1920) in Sommerau im Spessart geboren. Sein Bruder Heinrich Pfeifer (1885–1950) übernahm das im Dorf Sommerau nach dem Vater benannte elterliche Hofgut, das Thedors-Haus.
Pfeifer besuchte nach der Volksschule in Sommerau die Präparandenschule in Lohr am Main, dann das Lehrerseminar in Würzburg. 1904 kam er, mit 18 Jahren, als Junglehrer nach Faulbach und Michelbach, danach unterrichtete er in Rück und Waldaschaff. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Aschaffenburg, wo er ab 1909 viele Jahre als Lehrer in der Luitpoldschule und ab 1942 als Rektor der Volksschule in Aschaffenburg-Damm wirkte.
Neben seiner Schultätigkeit sammelte Pfeifer überlieferte Märchen und Sagen aus dem Spessart, die er neu formuliert veröffentlichte. Seine bekannteste Sammlung Spessart-Sagen erreichte zwischen 1948 und 2007 siebzehn Auflagen. Um 1920 griff er bei den Spessarter Märchen vor allem auf die Erinnerung seiner Mutter zurück, die jedoch oft Parallelen zu der Sammlung der Brüder Grimm enthielt und daher nicht veröffentlicht wurden. Weitere Quelle waren die erinnerten Erzählungen seines ebenfalls in Sommerau lebenden Großvaters. Noch in den 1950er Jahren machte Pfeifer im Elsavatal eine Bäuerin ausfindig, die ihm „[…] über 150 Märchen, Sagen, Schwänke und andere Volksgeschichten mitteilen konnte.“
In seinem Büchlein Spessartvolk berichtet er nicht nur über die Gebräuche und Sitten im Spessart, auch der Aberglaube, der in der Volksmedizin sehr verbreitet war, findet hier seinen Platz. Er lieferte viele Beiträge im Rundfunk, in der Tagespresse und in der Monatszeitschrift Spessart.
Valentin war verheiratet (1910) mit Laura, geborene Schwarz (1886–1966), der Tochter des Hauptlehrers Josef Schwarz (1858–1941) und Berta, geborene Bernard (1858–1915) aus Rück im Spessart. Aus der Ehe gingen zwei Kinder, Tochter Helma (1911–1968) und Sohn Bruno (1928–2013), hervor.
Die Stadt Aschaffenburg ehrte ihn durch eine Straßenbenennung im Stadtteil Damm. Derzeit wird allerdings insbesondere wegen seiner Mitgliedschaften u. a. in der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.560.723) eine Umbenennung der Pfeiferstraße diskutiert.
1956 wurde Pfeifer Ehrenbürger der damals selbständigen Gemeinde Sommerau. Dort erinnert ein Straßenname an ihn. Außerdem ist die Volksschule in Eschau, zu dem Sommerau heute gehört, nach ihm benannt.
Nachdem sein Haus in Aschaffenburg, Hanauer Str. 14, bei einem Fliegerangriff im Oktober 1944 zerstört wurde, lebten Valentin und seine Frau Laura vom 25. Oktober 1944 bis 16. Juni 1951 in Sommerau, danach wieder in Aschaffenburg.
Valentin Pfeifer und seine Frau Laura sind auf dem Waldfriedhof in Aschaffenburg in einem Ehrengrab bestattet (Gräberfeld C-10).
Mitgliedschaften Bearbeiten
Im Dezember 1919 war Valentin Pfeifer Mitbegründer des Turnverein Sommerau. 1933 – 1945 war er Mitglied des NS-Lehrerbunds, 1933/35 – 1945 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.560.723, Mitgliedsbuch Juli 1936), 1934 – 1945 der NS-Volkswohlfahrt und des Reichsluftschutzbundes, 1934 – 1938/45 der Reichsschrifttumskammer, 1935 – 1945 Mitglied im Volksbund für das Deutschtum im Ausland und 1936/37 – 1945 im Reichskolonialbund.
Schriften Bearbeiten
- Was Mutter erzählte. (mit Bildern von Julius Maria Becker), Jul. Kranzbühler, Speyer am Rhein 1913
- Zum Volksleben im Spessart und bayerischen Odenwald. Romberger, Aschaffenburg 1915.
- Spessart-Märchen. (Neuauflage), Geschichts- und Kunstverein, Aschaffenburg 1998, ISBN 3-87965-080-2.
- Ein Abend im Spessartdorfe. Wailandt, Aschaffenburg um 1920.
- Aus kühlem Heimatgrund. Wailandt, Aschaffenburg 1922.
- Heldin Liebe. Novelle, Wailandt, Aschaffenburg um 1925.
- Spessartvolk: Sitte und Brauch. Wailandt, Aschaffenburg 1929.
- Die Wasserburg Sommerau. Hörfolge in 6 Bildern, 1932
- Das Jahr des Bauernbuben. (mit Bildern von Karl Vollmer), Thienemann, Stuttgart 1936.
- Spessart-Sagen. 16. Aufl. Pattloch, Aschaffenburg 2007, ISBN 978-3-920410-02-9.
- Märchen und Geschichten aus dem Erzählschatz der Mutter. Pattloch, Aschaffenburg 1952.
- Das Wirtshaus zu Rohrbrunn. Pattloch, Aschaffenburg 1958.
Literatur Bearbeiten
- Hans-Michael Körner, Bruno Jahn: Große bayerische biographische Enzyklopädie: P-Z. Saur, München 2005, ISBN 3-598-11460-5, S. 1487.
- Otto Pfeifer: Historisches Häuserbuch von Sommerau. Hinckel-Druck, Wertheim, Hg. Markt Eschau, Selbstverlag, 2010.
- Otto Pfeifer: Die Geschichte der Pfarrei und der Kirchen St. Laurentius Sommerau, Hinckel-Druck, Wertheim, Hg. Markt Eschau, Selbstverlag, 2012.
- Otto Pfeifer: Chronik der Familie Pfeifer Sommerau, Selbstverlag, 2017.
- Otto Pfeifer: Valentin Pfeifer und sein Buch Spessartvolk – Sitte und Brauch, Selbstverlag, 2021.
Weblinks Bearbeiten
- Literatur von und über Valentin Pfeifer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werner Trost: Die Erstürmung des Schlosses Sommerau; Sage und Geschichte. In: Main-Netz.de, 3. Juli 2009
- Valentin Pfeifer: https://www.sagen.at/texte/sagen/deutschland/bayern/spessart/spessart_sagen.html
Einzelnachweise Bearbeiten
- Theodor Ruf: Die Schöne aus dem Glassarg: Schneewittchens märchenhaftes und wirkliches Leben. Königshausen & Neumann, 1995, ISBN 3-88479-967-3, S. 110, Anm. 79
- Barbara Grimm, Rüdiger Kuhn: Von Aufhockern, schönen Frauen und anderen Dämonen: Spessartsagen auf der Spur. Königshausen & Neumann, Würzburg 1995, ISBN 3-8260-1148-1, S. 72
Personendaten | |
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NAME | Pfeifer, Valentin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lehrer, Märchensammler und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 24. Juni 1886 |
GEBURTSORT | Sommerau, heute Ortsteil von Eschau (Unterfranken) |
STERBEDATUM | 20. Juni 1964 |
STERBEORT | Aschaffenburg |