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Gemessen an der relativ geringen Bevolkerung des Landes weist der Ungarische Film grosse kulturelle Bedeutung auf Der aufgrund der technischen Gegebenheiten offenere Markt zur Zeit des Stummfilms erleichterte uber mehrere Jahrzehnte die internationale Verbreitung ungarischer Produktionen Spater in den Zeiten der sich liberalisierenden kommunistischen Herrschaft unter Janos Kadar wurde die Filmproduktion eines der kulturellen Aushangeschilder des Regimes und erzielte vor allem in den 1960er und 1970er Jahren beachtliche internationale Aufmerksamkeit Zudem verstarkten die Auswanderungswellen zu Anfang des 20 Jahrhunderts und im Gefolge des Ungarischen Volksaufstandes von 1956 die Rolle der Filmschaffenden ursprunglich ungarischer Herkunft im internationalen Filmgeschaft Inhaltsverzeichnis 1 Die Zeit bis 1918 2 1918 bis 1948 3 1948 bis 1989 4 Seit 1989 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseDie Zeit bis 1918 BearbeitenDie ungarische Filmgeschichte beginnt mit der Vorfuhrung eines Films der Bruder Lumiere im Cafe des Budapester Hotels Royal am 10 Mai 1896 Das ungarische Filmschaffen entwickelte sich zunachst unter franzosischem Patronat eingebettet ins europaische Grossreich der Donaumonarchie Bereits der Besuch von Kaiser Franz Joseph I bei der Budapester Millenniumsausstellung 1896 ist filmisch dokumentiert Hier und bei einem 1898 in Ungarn gedrehten kurzen Spielfilm nach ungarischem Drehbuch waren zunachst franzosische Filmfirmen am Werk Der erste eigentlich ungarische Film war A Tanc 1901 Regie Bela Zitkovsky ein Begleitfilm zu einem Vortrag des Schriftstellers und Politikers Gyula Pekar in der Volksbildungsgesellschaft Urania Darin wirkte unter anderem die damals beruhmte Schauspielerin Lujza Blaha mit Im Ungarn der Zeit um 1900 wurde im europaischen Gleichschritt der Weg des Kinos von der Jahrmarktattraktion zum seriosen burgerlich akzeptablen Unterhaltungsmedium vollzogen Vorbildwirkung hatte Danemark mit seinem ersten internationalen Star Asta Nielsen Sandor Korda der mit 18 Jahren als Filmkritiker seine Cineastenkarriere begann hatte beispielsweise mehrere Monate in Danemark verbracht Die erste ungarische Filmgesellschaft war die 1908 von Mor Ungerleider gegrundete Projektograph die auch eine eigene Filmzeitschrift sponserte Um 1910 begann der Film unter den nach Westeuropa orientierten Intellektuellen um die Zeitschrift Nyugat Mode zu werden Es gab um 1910 270 feste Kinosale im damaligen Ungarn 1911 wurde die mit dem Budapester Vigszinhaz Theater verbundene Hunnia Produktionsfirma gegrundet Neben Budapest wurde das siebenburgische Kolozsvar Klausenburg heute Cluj ein Zentrum des fruhen ungarischen Kinos Federfuhrend war hier Jeno Janovics der Direktor des ortlichen Theaters der mit Einstiegshilfe der franzosischen Firma Pathe zum Mentor fur die erste praktische Bewahrung spater bedeutender internationaler Filmschaffender wie Alexander Korda ursprunglich Sandor Korda und Michael Curtiz ursprunglich Mihaly Kertesz wurde Janovics setzte auf Lokalkolorit und historische Stoffe Einer von Janovics erfolgreichsten Filmen war der Historienfilm Bank Ban 1914 nach der bekannten Tragodie von Jozsef Katona Korda machte sich 1917 in Budapest mit der Produktionsfirma Corvina selbstandig und drehte 1918 die erste von bisher drei Versionen des beruhmten ungarischen Romans Az aranyember Der Mann mit dem goldenen Herzen Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurde Ungarn nicht zuletzt aufgrund der Abschliessung des Marktes der Mittelmachte gegenuber Kriegsgegnern wie den Filmpionierlandern Frankreich und den USA kurzfristig zu einer der bedeutendsten filmproduzierenden Nationen der Welt 1918 bis 1948 BearbeitenDie Periode vom Zusammenbruch des Habsburgerreiches bis zur Etablierung des Kommunismus im Gefolge des Zweiten Weltkrieges war auch fur das ungarische Filmschaffen eine wechselvolle Nach dem Ende der kurzlebigen Raterepublik verliessen links orientierte Filmschaffende wie der Filmtheoretiker Bela Balazs das Land Bald wirkte auch die Weimarer Republik mit ihrer wachsenden Filmproduktion im Sinne eines brain drain Alexander Korda Emeric Pressburger etc In der relativen politischen und okonomischen Stabilitat der Horthy Ara konsolidierte sich dann auch die ungarische Filmwirtschaft nicht zuletzt dank diskreter Hilfen des Staates und lieferte dem Publikum vorrangig die von diesem gewunschten Unterhaltungsfilme Die Phase des kunstlerischen Stummfilms des Expressionismus ging allerdings nach dem Urteil von Experten am ungarischen Filmwesen weitestgehend vorbei Die Tendenz zum reinen Unterhaltungskino hielt auch mit dem Siegeszug des Tonfilms der das Ungarische als kleine Sprache massiv benachteiligte weiter an Hippolyt a lakaj 1931 mit dem beliebten Komiker Gyula Kabos als Titelfigur und Meseauto 1934 von Bela Gaal sind typische Beispiel dieser Traumfabrik Ara deren eskapistische Komodien von der wachsenden wirtschaftlichen und politischen Bedrohungen ablenken sollten Zu Ende der 1930er Jahre fand sich das konservativ regierte Ungarn von faschistischen Machten umgeben und driftete in eine immer engere fatale Abhangigkeit von Mussolinis Italien und Hitlers Deutschem Reich Die per 1 Januar 1939 neu eingefuhrten ungarischen Rassengesetze eliminierten die Filmtatigkeit von so erfolgreichen Regisseuren wie Paal Istvan Szekely und Viktor Gertler aber auch Kabos durfte nun nicht mehr spielen Die Filmwirtschaft produzierte dafur vermehrt heroische Filme Melodramen und Schicksalstragodien Die Schauspielerin und Sangerin Katalin Karady wurde zur ungarischen femme fatale der 1940er Jahre Emberek a havason Menschen auf den Berggipfeln gewann 1942 den grossen Preis der Filmfestspiele Venedig Mit Kriegsende fand sich das uberwiegend pro westlich orientierte Ungarn als Teil der sowjetischen Einflusssphare 1948 bis 1989 BearbeitenValahol Europaban Irgendwo in Europa Regisseur war Geza von Radvanyi signalisierte 1947 noch Offenheit und Aufbruchsstimmung 1948 aber begann der stalinistische Totalitarismus Manche Ungarn waren geneigt dem neuen Regime einen gewissen Vertrauensvorschuss zu gewahren etwa die armere landliche Bevolkerung die zuvor in einer Art spatfeudalistischen System gelebt hatte die Regierung versuchte durch Inpflichtnahme der Filmschaffenden hier auch eine Art gesellschaftlichen Aufbruch zu signalisieren Zoltan Fabris Film Korhinta Karussell aus dem Jahr 1955 mit der jungen Mari Torocsik als Star liefert hier ein auch kunstlerisch gelungenes Beispiel Die allgegenwartige gesellschaftliche Repression spater Gegenstand zahlreicher Filme beispielsweise von Veras Erziehung 1979 fuhrte aber zur politischen Explosion des Jahres 1956 und in der Folge zur Massenemigration die auch wichtige Filmschaffende wie die Kameraleute Jean Badal und Vilmos Zsigmond betraf Einige allzu kritische Filme der Umbruchszeit etwa solche von Tamas Banovich Zoltan Varkonyi oder Laszlo Kalmar blieben auf Jahrzehnte verboten Ab dem Ende der 1950er Jahre massigte das Regime aber langsam seine Unterdruckungsmassnahmen und das Filmwesen wurde zu einer Art liberalem Aushangeschild nicht zuletzt deshalb weil unter den Filmschaffenden die grundsatzliche Opposition gegen die sozialistische Gesellschaft weniger ausgepragt war als etwa bei den Schriftstellern Grosse Aufmerksamkeit in Cineastenkreisen Westeuropas fanden die Filme der ungarischen Neuen Welle der 1960er Jahre mit denen sich Filmemacher wie Miklos Jancso Istvan Szabo oder auch Karoly Makk international etablierten Kommerziellen Erfolg auch ausserhalb Ungarns konnte allerdings nur Szabo erzielen der fruh den Weg internationaler Ko Produktionen gehen durfte Erstmals 1965 wurde die Ungarische Filmschau veranstaltet und damit eine auch international wahrgenommene Plattform fur den ungarischen Film geschaffen Auch wenn das ungarische Filmwesen mannlich dominiert war und ist konnten sich in der Periode des Realsozialismus einige Frauen als Regisseurinnen etablieren etwa Judit Elek Marta Meszaros und ganz am Schluss Ildiko Enyedi mit ihrem spaten Erstlingsfilm Az en XX szazadom Mein 20 Jahrhundert Seit 1989 BearbeitenGegen Ende der kommunistischen Herrschaft verbreitete sich unter vielen ungarischen Filmschaffenden eine Art Endzeitgefuhl Der bislang geschutzte heimische Filmmarkt wurde mit zunehmender Liberalisierung geoffnet amerikanische und mit Abstand westeuropaische Produktionen uberschwemmten die ungarischen Kinos Das ungarische Publikum verweigerte weitestgehend eine Beschaftigung mit den dusteren Visionen der ungarischen Avantgardefilmer innerhalb der Branche lehnten aber viele eine Hollywoodisierung strikte ab und furchteten um ihre Subventionen Ab dem Beginn der 1990er Jahre kam es dann zu einer langsamen Abkehr von dieser apokalyptischen Phase Unterhaltungsfilme wie jene von Robert Koltai oder Peter Bacso gewannen wieder langsam an Boden der ungarisch judische Humor der Zwischenkriegszeit wurde wiederentdeckt und zum Teil zum Massstab genommen Gabor Gelencser formulierte zwar In filmkultura hu 1999 noch uberspitzt vor dem Krieg habe es im ungarischen Fim nichts als Komodien gegeben nach dem Krieg nichts an Komodien aber das stimmte nun nicht mehr Neue politisch bestimmte Grossfilme wie beispielsweise jener uber Istvan Szechenyi zogen allerdings betrachtliche Teile der verfugbaren Mittel auf sich Die Mitwirkung an internationalen Ko Produktionen wurde zum immer unerlasslicheren Instrument des Uberlebens In dieser letzteren Richtung durfte sich auch die Zukunft des ungarischen Filmschaffens ausrichten 2004 wurden in Ungarn 21 Filme produziert 2005 waren es 26 1 Literatur BearbeitenGyongyi Balogh History of the Hungarian Film from the Beginning until 1945 in Filmkultura hu 2000 siehe Weblink Eszter Fazekas Main Tendencies of Hungarian Film from 1945 till 1979 in filmkultura hu 2000 siehe Weblink Erzsi Bathory The Second Great Era of Hungarian Film from the 80s till Today in filmkultura hu 2000 siehe Weblink Christina Maria Wagner in Andrew L Simon Made in Hungary Hungarian Contributions to Universal Culture Internetpublikation 1998 s 98 ff Terezia Kriedemann Das Bela Balazs Studio und die ungarische Neue Welle in de 60er Jahren in Kulturation 1 2003 online Hans Jorg Rother Das Alte und das Neue Ungarische Filmtendenzen seit 1990 In apropos Film 2002 Das Jahrbuch der DEFA Stiftung Bertz Fischer Verlag Berlin 2002 S 249 259 ISBN 3 929470 23 3 Weblinks BearbeitenNationales Ungarisches Filmarchiv ungarisch Offizielle Chronologie wichtiger ungarischer Filme ungarisch Einzelnachweise Bearbeiten www fafo at Weltfilmproduktionsbericht PDF Memento vom 8 August 2007 im Internet Archive Screen Digest Juni 2006 abgerufen am 3 Oktober 2015 Europaische Filmgeschichte Mitteleuropa Deutschland Drittes Reich Estland Osterreich Lettland Litauen Polen Schweiz Slowakei Tschechien UngarnNordeuropa Danemark Finnland Island Norwegen SchwedenWesteuropa Belgien Grossbritannien Frankreich Irland Luxemburg NiederlandeSudeuropa Griechenland Italien Portugal SpanienOsteuropa 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