www.wikidata.de-de.nina.az
Eine Umwandlung oder Bauernumwandlung im Schach erfolgt wenn ein Bauer die gegnerische Grundreihe erreicht Der Bauer ist sofort als Bestandteil dieses Zuges durch eine andere Schachfigur gleicher Farbe mit Ausnahme des Konigs zu ersetzen also durch eine Dame ublicherweise einen Turm einen Laufer oder einen Springer Die umgewandelte Figur wirkt dabei sofort z B durch Schachgebot Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung in der Schachpartie 2 Turnierpraxis 3 Historisches 4 Besonderheiten der Umwandlungsregel 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBedeutung in der Schachpartie BearbeitenIn der Eroffnung kommen Umwandlungen fast uberhaupt nicht vor weil die Bauern noch zu weit von der gegnerischen Grundreihe entfernt und leicht aufzuhalten sind Es gibt jedoch einige wenige Eroffnungsfallen in denen eine Umwandlung durchaus eine Rolle spielt so z B in Albins Gegengambit Auch im Mittelspiel sind Umwandlungen eher selten Im Endspiel aber wird die Umwandlung zum beherrschenden Thema da das Material meist nicht mehr ausreicht um ohne sie ein Matt zu erzwingen Die Stellungsbewertung reduziert sich dann im Wesentlichen auf die Frage wer von den beiden Spielern als erster einen Bauern umwandeln kann Hierzu ist zunachst die Bildung eines Freibauern erforderlich Gelingt dies einem Spieler so muss es das Ziel des anderen sein den Freibauern aufzuhalten und an der Umwandlung zu hindern Der Kontrolle des Umwandlungsfeldes kommt dabei eine besondere Bedeutung zu Naheres dazu in den Artikeln uber Bauernendspiele Turmendspiele usw Da das Materialgleichgewicht durch die Umwandlung extrem verschoben wird geben viele Spieler die Partie schon auf sobald sie erkennen dass sie die Umwandlung eines Bauern nicht mehr verhindern konnen In der Regel wird in eine Dame umgewandelt da sie die starkste Figur ist Wird der Bauer in eine andere geringerwertige Figur umgewandelt etwa um eine Springergabel zu geben so spricht man von Unterverwandlung Es ist selten sinnvoll einen Bauern in einen Turm oder einen Laufer zu verwandeln da eine Dame samtliche Zuge sowohl eines Turms als auch eines Laufers ausfuhren kann Jedoch kann in manchen Situationen durch eine solche Umwandlung ein Patt des Gegners verhindert werden Turnierpraxis BearbeitenBobby Fischer Tigran Petrosjan Kandidatenturnier 1959 a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Stellung nach 37 h8D Die vielleicht bekannteste Partie mit mehreren Damen auf dem Brett Die Partie endete nach 11 weiteren Zugen remis 1 Wenn ein Bauer die gegnerische Grundreihe erreicht dann muss dieser sofort durch die gewunschte Figur ersetzt werden Da die Auswahl nicht auf bereits geschlagene Figuren beschrankt ist kann ein Spieler beispielsweise in den Besitz von zwei oder mehr Damen kommen Der Rekord in einer praktischen Partie liegt bei sechs Damen auf dem Brett wobei auch gefalschte Partien mit bis zu sieben Damen existieren Ebenso gab es Partien mit funf Turmen und funf Springern 2 In der Praxis ergibt sich manchmal das Problem dass die gewunschte Figur etwa eine zweite Dame nicht greifbar ist In diesem Fall schreiben die Regeln vor dass der Schiedsrichter oder Wettkampfleiter die Partie unterbricht indem er die Schachuhr anhalt Ist der Schiedsrichter nicht in der Nahe so darf der Spieler selbst die Schachuhr anhalten um den Schiedsrichter zu Hilfe zu rufen FIDE Regel 6 12 Insbesondere in freien Blitzpartien wird es manchmal toleriert wenn als weitere Dame ein auf den Kopf gestellter Turm eingesetzt wird Dies ist allerdings nicht regelkonform Dies spielte z B bei der kanadischen Meisterschaft 2017 eine Rolle In der entscheidenden Blitz Partie im Stichkampf um den Titelgewinn konnte Nikolay Noritsyn in Zeitnot keine Dame fur die Umwandlung finden Statt die Uhr anzuhalten und den Schiedsrichter um eine Dame zu bitten stellte er einen umgekehrten Turm auf das Umwandlungsfeld Der Schiedsrichter erklarte den Zug fur korrekt bestand aber darauf dass die Umwandlungsfigur ein Turm sei Dies entschied sowohl die Partie als auch die Kanadische Meisterschaft fur seinen Gegner Bator Sambuev 3 Historisches BearbeitenIm arabischen Schatrandsch wurde ein Bauer der die gegnerische Grundreihe erreicht hatte in die schwachste Figur den Firzan umgewandelt Im Mittelalter war die Verwandlung in eine Dame nur dann moglich wenn die ursprungliche Dame bereits vom Brett genommen war Diese Regel hielt sich bis ins 17 Jahrhundert Ab 1560 waren auch Unterverwandlungen erlaubt wobei die Regeln jedoch lange Zeit nicht einheitlich waren Noch in der Zeit um 1840 galt im deutschsprachigen Raum die Regel dass sich ein Bauer nur in eine solche Figur umwandeln darf die vorher geschlagen und somit vom Brett genommen wurde Davon ging zum Beispiel 1842 Adolf Anderssen in der Vorrede zu seinen Aufgaben fur Schachspieler aus Dies konnte zu prinzipiellen Schwierigkeiten fuhren wie der Schweizer Johann Conrad von Orelli 1788 1854 im Jahre 1840 in seinem Schachbuchlein darstellte a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Weiss am Zug Der Bauer a8 konnte nach den damaligen Regeln noch nicht umgewandelt werden da noch keine geschlagene Figur zur Verfugung stand In der Diagrammstellung siehe rechts wurde noch keine weisse Figur geschlagen weshalb sich der Bauer auf a8 gemass obiger Regel noch nicht umwandeln konnte Weiss muss daher warten bis eine seiner Figuren geschlagen wird bevor er eben jene Figur auf a8 gegen den Bauern eintauschen kann Ein Problem ergibt sich nun wenn Weiss 1 Dd3 e4 zieht Nach 1 De7xe4 wurde die geschlagene weisse Dame auf a8 wieder eingesetzt und Schwarz ware augenblicklich matt Andererseits stunde aber auch der weisse Konig im Schach der Dame Die Frage was nun Vorrang hat und wie dieses Problem gelost werden konnte blieb letztendlich unbeantwortet Anderssen meinte in solchen Fallen durfe Schwarz eben nicht schlagen Allein diesem Uebelstande wurde durch die so naturliche Regel zuvorgekommen dass der Gegner in dem Falle nicht schlagen darf wenn er dadurch den vorgeruckten Bauer zu einer gleichzeitig schachbietenden Figur macht 4 Damit bliebe nur 1 Td5 2 Dxd5 matt In der zweiten Auflage 1852 hat Anderssen diese Auffassung nicht mehr vertreten wohl weil mittlerweile auch in Deutschland ein Konsens fur die moderne Umwandlungsregel zustande gekommen war In der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts war es zudem erlaubt den Bauern nach Erreichen der gegnerischen Grundreihe nicht umzuwandeln sondern ggf bis zum Ende der Partie als Bauer auf dem Verwandlungsfeld stehen zu lassen siehe Dummy Bauer Besonderheiten der Umwandlungsregel Bearbeiten a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Weiss am Zug konnte in einem Zug Matt setzen ware Umwandlung in eine gegnerische Figur legal a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Weiss zieht regelkonform g7 g8D dann schlagt der schwarze Konig im nachsten Zug auf g8 und das Matt dauert noch einige Zuge z B nach Tf6 oder Se5 Der Turm muss dann sofort die siebte Reihe verlassen sonst droht Patt a b c d e f g h 8 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 87 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 76 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 65 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 54 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 43 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 32 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 21 nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp 1 a b c d e f g h Weiss zieht g7 g8 und wandelt regelwidrig in einen schwarzen Springer um dann ist Schwarz sofort Matt FIDE Regel 3 7 e besagt Sobald ein Bauer diejenige Reihe erreicht hat die am weitesten von seinem Ursprungsfeld entfernt ist muss er als Teil desselben Zuges gegen eine Dame einen Turm einen Laufer oder einen Springer derselben Farbe ausgetauscht werden Die Auswahl des Spielers ist nicht auf bereits geschlagene Figuren beschrankt Dieser Austausch eines Bauern fur eine andere Figur wird Umwandlung genannt und die Wirkung der neuen Figur tritt sofort ein Die ausdruckliche Bedingung einer Umwandlung in eine Figur derselben Farbe schliesst aus den Bauern in eine gegnerische Figur umzuwandeln so dies in einer Situation opportun ware Im gezeigten Diagramm konnte Weiss etwa nach g7 g8 den Bauern in einen schwarzen Springer umwandeln und den schwarzen Konig dadurch im selben Zug matt setzen Weblinks BearbeitenSchachregeln der FIDE Bei Schachbund de Einzelnachweise Bearbeiten Partie zum Nachspielen auf chessgames com abgerufen am 15 November 2018 Tim Krabbe Chess records Mike Kline Brisantes Ende bei der Kanadischen Meisterschaft Bei Chess com 4 Juli 2017 abgerufen am 18 Marz 2018 Adolf Anderssen Aufgaben fur Schachspieler nebst ihren Losungen J Urban Kern Breslau 1842 Vorrede S 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Umwandlung Schach amp oldid 238310857