www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Uhrglas ist ein durchsichtiger Schutz des Zifferblattes und der Zeiger von Uhren in einer Vielzahl von Formen Grossen und Qualitaten Uhrglaser in verschiedenen GrossenHistorische Uhr mit Uhrglas Inhaltsverzeichnis 1 Werkstoffe 1 1 Ungehartetes Mineralglas 1 2 Kunststoffglaser aus Kunststofftafeln 1 3 Spritzguss Kunststoffglaser aus Granulat 1 4 Gehartete Mineralglaser 1 5 Saphirglaser 2 Wege vom Hersteller zum Verbraucher 2 1 Erstausstattung 2 2 Furniturenglaser 3 Geschichte der Uhrglasherstellung 3 1 Die Anfange bis zum Ersten Weltkrieg 3 2 Von 1918 bis 1930 3 3 Fertigung aus Kunststoff 4 Quellen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWerkstoffe BearbeitenVom Anfang her ungehartete Mineralglaser auch bezeichnet als Silikatglaser Kristallglaser oder Glaser aus anorganischem Glas Seit den 1930er Jahren Kunststoffglaser aus Kunststofftafeln Seit den 1950er Jahren Spritzguss Kunststoffglaser aus Granulat Seit den 1970er Jahren gehartete Mineralglaser Seit den 1980er Jahren SaphirglaserUngehartetes Mineralglas Bearbeiten Die ersten Uhrglaser waren aus Glas Als spater Uhrglaser aus Kunststoffen hergestellt wurden und das Warenzeichen Plexiglas fur einen Kunststoff registriert wurde ergab sich gerade bei Uhrglasern die Notwendigkeit zur eindeutigen Unterscheidung Inzwischen hat sich in der Branche der Begriff Mineralglas gefestigt der von dem fuhrenden deutschen Uhrglashersteller der Firma Munchmeyer Sternkreuz GmbH amp Co KG in ihrer vielsprachigen Werbung weltweit empfohlen wurde Fur die Uhrglaser wird farbloses optisches Glas eingesetzt das ursprunglich zu Kugeln geblasen und dann in Kugelabschnitte zerlegt wurde Aus den sogenannten Kalotten wurden dann die Uhrglaser geschnitten an den Kanten geschliffen und poliert Anfangs hatten alle Uhrglaser daher ein spharische Wolbung auch wenn sie z B rechteckig waren Spater wurden die Glaser in kleinen Muffelofen erneut aufgeheizt und mittels Holzstempeln in Kaolinformen gedruckt so dass beispielsweise grossere Randwolbungen hergestellt wurden und vielfaltige Formen mit flachen Auflagen Auch diese Glaser wurden an den Kanten geschliffen und poliert Durch die Bearbeitung streuten die Abmessungen weit daher wurden die fertigen Glaser auf 1 10 mm genau vermessen und sortiert Heute wird das optische Glas in flachen Tafeln hergestellt gezogen Kunststoffglaser aus Kunststofftafeln Bearbeiten nbsp Uhrglaser aus Plattenmaterial in der ProduktionEnde der 1920er Anfang der 1930er Jahre brachte das nordamerikanische Unternehmen Germanow Simon Rochester Uhrglaser aus Zelluloid heraus die mit dem Merkmal unzerbrechlich sofort zu grosser Nachfrage fuhrten obwohl der Werkstoff Zelluloid in grosser Menge extrem feuergefahrlich im Sonnenlicht sehr schnell vergilbte und schrumpfte Sehr bald wurde es durch den Werkstoff Cellon ersetzt der aber eine blauliche Eigenfarbe hatte und auch nicht sehr formbestandig war Erst als 1934 von Rohm Darmstadt der Werkstoff Polymethylmethacrylat als Plexiglas zur Marktreife gebracht wurde hatte man einen lichtbestandigen nicht schrumpfenden Werkstoff der dann dem Kunststoffuhrglas den Weltmarkt offnete Celluloid Cellon und auch Acrylglas Sammelname fur zahlreiche Handelsmarken auf dem Markt waren Plattenwerkstoffe die in den verschiedenen Starken zwischen 0 5 und 1 5 mm zu erwerben waren erwarmt und dann verformt wurden Bis heute sind dazu verschiedene Verformungsverfahren im Einsatz Spritzguss Kunststoffglaser aus Granulat Bearbeiten In den 1950er Jahren wurde der Kunststoff Spritzguss zur Marktreife entwickelt Der als Granulat im Vergleich zu den Tafeln preislich gunstigere Kunststoff wird heiss und unter hohem Druck in fertige Stahlformen gedruckt und erhalt so seine endgultige Form von der nur noch die Anspritzstelle beseitigt werden musste Fur Uhrglaser hat dieses Verfahren Grenzen weil gespritzte Kunststoffteile vom Anguss her unsymmetrische Herstellungsspannungen aufweisen Armbanduhrglaser in der Fachsprache auch Kleinuhrglaser genannt wurden ursprunglich alle in den Glasrand des Uhrgehauses die Lunette eingesprengt d h mit einer Wolbespannung eingesetzt Die zusatzliche Herstellungsspannung vom Spritzen bringt solche eingesprengten Glaser sehr bald zum Reissen Fur Wecker in welche die Glaser spannungsfrei eingebaut wurden hat sich das gespritzte Kunststoffglas sehr schnell voll durchgesetzt Bei Armbanduhren kam es erst zur Anwendung als Einbaumethoden entwickelt wurden die keine zusatzlichen Biegespannungen auf die Glaser brachten z B sogenannte Armierte Glaser mit einem Spannring der das Glas gegen die Lunette druckt Gehartete Mineralglaser Bearbeiten Glasscheiben von 3 mm Starke aufwarts hat man sehr fruhzeitig in der Entwicklungsgeschichte durch punktuelles Erhitzen und Abschrecken so mit Spannungen versehen dass sie biegsam sind und im Zerstorungsfalle zu Krumeln zerfallen Man nennt das thermische Glashartung In den 1970er Jahren wurde dann die chemische Glashartung erfunden bei der man die gewunschte Spannungsverteilung im Glas dadurch erzeugte dass in einem Salzbad die kleineren Ionen in den beiden Glasoberflachen durch grossere ausgetauscht wurden So wurde es moglich die Uhrglaser die in der Regel 1 mm dick waren zu harten Seitdem haben diese Mineralglaser die Hartung wird heute als selbstverstandlich vorausgesetzt die Kunststoffglaser wieder weitgehend verdrangt abgesehen von Armbanduhren der unteren Preisklasse Weckerglaser werden allerdings unverandert wegen der Gesamtpreislage der Wecker aus Kunststoff im Spritzgussverfahren hergestellt Saphirglaser Bearbeiten Die Mineralglaser waren nunmehr nicht mehr zerbrechlich aber die Glasoberflache blieb kratzempfindlich Die Kratzer in den Mineralglasern waren im Gegensatz zu Kratzern bei Kunststoffglasern tiefe Rillen die man nicht auspolieren konnte Alter werdende Mineralglaser wurden bis zur Undurchsichtigkeit verkratzt Mittlerweile waren synthetische Saphire entwickelt die bei hohen Temperaturen aus Tonerde hergestellt werden und man hat die Bearbeitung dieser Saphire technisch gelost Der kunstliche Saphir ist am Anfang eine langliche Birne aus der man Uhrglaser quasi als Scheiben herausschneidet die dann geschliffen und poliert werden mussen Sowohl der Rohstoff als auch die Bearbeitung sind teuer Trotzdem hat sich inzwischen ab einer gewissen Klasse Armbanduhren das Saphirglas als Standard weitgehend durchgesetzt Wege vom Hersteller zum Verbraucher BearbeitenErstausstattung Bearbeiten Fur die Uhrenindustrie werden die Uhrglaser und die dazu notwendigen Formen und Werkzeuge nach Wunsch des Uhrenherstellers oder auch des Gehauseherstellers angefertigt Ursprunglich wurde noch in Dutzend 12 Stuck und Gros 144 Stuck gezahlt und in Rollen verpackt Inzwischen gilt das Dezimalsystem und fur die automatische Verarbeitung werden die Glaser haufig auf Tabletts geliefert Furniturenglaser Bearbeiten nbsp Uhrglaser Etiketten verschiedener HerstellerEin Uhrmacher der ein Uhrglas ersetzt kann heute auf ein enorm grosses Sortiment unterschiedlicher Grossen und Sorten in den verschiedenen Qualitaten zuruckgreifen Dafur gibt es Kataloge in vielen Sprachen Der Uhrmacher kauft seinen Bedarf der ja auch viele andere Uhrenteile umfasst beim Uhrenersatzteil Grosshandel Die Uhrenersatzteile heissen im Fach Uhrenfurnituren 1 und die Grosshandlungen Furniturengrosshandlungen Daher spricht man auch von Furniturenglasern Die Grosshandlungen unterhalten selbst grosse Lager und greifen ihrerseits auf die noch grosseren Lager bei den Glasherstellern zuruck Die Uhrglaser fur den Vertrieb uber den Grosshandel an den Uhrmacher wurden ursprunglich zur Kennzeichnung von Typ und Grosse einzeln mit Etiketten beklebt Das Bild zeigt die Etiketten der DUF siehe unten und einiger anderer Fabriken Mit dem Aufkommen der Kunststoffuhrglaser erfolgte die Verpackung der Glaser in einzelnen kleinen Tuten Ursprunglich wurde wegen der Zerbrechlichkeit der Glaser jede Uhr in ihrem Lebenslauf mehrfach neu verglast Inzwischen ist der Glasaustausch durch die Wegwerf Uhr im Billigbereich und die Saphirglaser bei den besseren Uhren stark zuruckgegangen Geschichte der Uhrglasherstellung BearbeitenDie Anfange bis zum Ersten Weltkrieg Bearbeiten Die ersten Uhrglasfabriken in Europa entstanden um 1830 1840 in den Vogesen in Lothringen Bekannt sind die Chrystallerie de Vallerysthal und Walter Berger amp Co in Gotzenbruck Von 1860 bis 1870 ubernahmen die Verreries de Trois Fontaines VTF in Dreibrunnen die Marktfuhrung Diese Firmen bezogen die Rohglaskalotten Kugelausschnitte von der Deutschen Spiegelglas AG DESAG heute Schott AG in Grunenplan Kreis Holzminden Diese Tafelglas Hutte stellte und stellt optisches Glas her das im Gegensatz zu allgemeinem Fensterglas absolut farblos ist Das Glas wurde in grossen Tonbottichen in Hafen erschmolzen von denen zehn Stuck in einem grossen ursprunglich mit Holz beheizten Ofen standen Die Hafen an den Stirnseiten des Ofens wurden nicht so heiss wie im Zentrum Die optische Glasqualitat war fur Brillen und andere Optiken nicht ausreichend Aus diesen Hafen wurde das Glas fur die Uhrglaser geblasen Fur die DESAG deren damaliger Direktor Franz Krippendorff war erschien der Absatz des Glases fur die Uhrglaser besonders wichtig Als der grosste Abnehmer die VTF als Abnehmer wegen billigerer Konkurrenzangebote auszufallen drohte grundete die DESAG 1906 in Zusammenarbeit mit den fuhrenden deutschen Furniturengrosshandlungen Flume Berlin und Jakob Leipzig zwei eigene Uhrglasfabriken Unter dem Namen Jequier amp Co entstanden sie in Frammont in den Vogesen und in Fleurier in der Schweiz Die Uhrglaser fur die beiden beteiligten Grosshandelsfirmen wurden unter einer eigenen Marke Elbe vertrieben Es entspann sich ein Konkurrenzkampf sowohl um die Uhrglaser fur die Erstausstattung der Fabriken als auch um die Uhrglaser fur den internationalen Ersatzteilgrosshandel das heisst fur die Uhrmacher Die Preise verfielen derart dass die Einstellung der Uhrglasproduktionen drohte Unter Einschaltung der fuhrenden Uhrenfirmenchefs Junghans Kienzle Kollmar Daub und Haller erfolgte 1912 eine Einigung zwischen den Uhrglasfabrikanten den Uhrenfabriken und dem Grosshandel uber die Grundung eines Uhrglassyndikates in Strassburg die Verreries Unies Strasbourg VUS Die Verhandlungsfuhrung lag bei Rudolf Flume Inhaber der Berliner Firma Flume Ein weiterer Verfall des Uhrglasmarktes wurde verhindert und die Produktion eines wichtigen Artikels konnte aufrechterhalten werden Bis Ende 1918 verlief die Zusammenarbeit erfolgreich Von 1918 bis 1930 Bearbeiten Mit Deutschlands Kapitulation zur Beendigung des Ersten Weltkrieges wurden durch den Vertrag von Versailles auch die Uhrglasfabriken in Frammont und ein Anteil an Fleurier enteignet Die franzosischen Uhrglasfabriken stellten ihre Rohglaskaufe bei der DESAG ein Durch die Inflation und den Devisenmangel gab es in Deutschland keine Uhrglaser mehr In dieser Situation wurde von der Notgemeinschaft bestehend aus der DESAG den Firmen Flume Jacob Ludwig und Fries 1919 die Grundung der Deutschen Uhrglasfabrik GmbH DUF in Freden beschlossen deren Kapital zu 100 Prozent die DESAG ubernahm Die Leitung ubernahm der Generaldirektor der DESAG Franz Krippendorff Der DESAG wurde damit der Bezug von Rohglas gesichert und der deutschen Industrie und dem Grosshandel die Lieferung von Uhrglasern im Inland Durch den fruhen Tod von Krippendorff im Jahre 1919 kam der Firmenaufbau ins Stocken Der Sohn Walter Krippendorff musste unter Abbruch des Studiums 1920 den Aufbau ubernehmen und konnte diesen erfolgreich durchfuhren unter Verlagerung vom Grundungsort Freden zum Hauptsitz der DESAG nach Grunenplan Anfang der 1920er Jahre wurden 50 000 bis 60 000 Uhrglaser pro Tag produziert Zwischen dem Strassburger Syndikat der Uhrglasfabriken und der DESAG in Grunenplan entwickelten sich erneut scharfe Konkurrenzkampfe Durch Vermittlung der Grosshandelsfirmen wurde die DUF 1927 in das Syndikat aufgenommen aber zu ungunstigen Bedingungen und sie wurde innerhalb des Syndikates weiterhin still bekampft Das fuhrte 1937 zum Austritt der DUF aus dem Syndikat Die DUF konnte sich inzwischen auf dem Markt gut behaupten allerdings wurden Armbanduhrglaser zunehmend aus Kunststoff hergestellt Dementgegen wuchs der Markt fur Wecker und andere Grossuhrglaser zumal die Kunststoffspritzgusstechnik noch nicht existierte Als spater auch die Glaser fur Wecker aus Kunststoff gefertigt wurden stellte man die Produktion der DUF auf Ruckspiegel fur die Autoindustrie um Das Unternehmen wurde fuhrend in diesem Segment Die DESAG wurde spater ein Werk der Firma Schott die DUF geschlossen und die Produktion in das Hauptwerk ubernommen Die Fertigung von Ruckspiegeln spater aufgegeben Fertigung aus Kunststoff Bearbeiten Als die ersten Kunststoffuhrglaser aus den Vereinigten Staaten kamen untersagte die DESAG ihrer Tochter der DUF die Aufnahme der Kunststofffertigung Man genehmigte aber dem Direktor Walter Krippendorff tatig zu werden Gemeinsam mit seinem Kriegskameraden Dipl Ing Heinrich Munchmeyer grundete er 1930 31 in dessen Heimatort Verden die Firma Dipl Ing Heinrich Munchmeyer heute Munchmeyer Sternkreuz GmbH amp Co Diese Firma einer der ersten deutschen Kunststoffverarbeiter nahm aus kleinsten Anfangen die Produktion auf zunachst aus Celluloid dann aus Cellon und schliesslich aus Acrylglas Plexiglas Quellen BearbeitenDeutsche Uhrmacherzeitung 1920er Jahre Seite 979 980 Dokumente der DUF im Familienbesitz Krippendorff Personliche Aufzeichnungen von Walter Krippendorff 1896 1983 Literatur BearbeitenJohannes Laufer Von der Glasmanufaktur zum Industrieunternehmen Die Deutsche Spiegelglas AG 1830 1955 Beitrage zur Wirtschafts und Sozialgeschichte Hrsg Gommel Klug u Schneider Bd 75 in Kom bei Franz Steiner Verg Stuttgart 1997Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Uhrglas Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung von UhrglasernEinzelnachweise Bearbeiten A F Jobin Klassifikationen der schweizerischen Uhrwerke und Uhrenfurnituren Genf um 1938 Normdaten Sachbegriff GND 7517221 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uhrglas Uhr amp oldid 236147813