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Als Tyskerbarna Deutschenkinder oder Krigsbarna Kriegskinder auch Tyskerunger werden in Norwegen die wahrend der deutschen Besetzung des Landes im Zweiten Weltkrieg zwischen 1940 und 1945 von Deutschen und Osterreichern mit Norwegerinnen gezeugten Besatzungskinder bezeichnet Ihre Mutter bezeichnete man in Norwegen mit dem Schimpfwort Tyskertos Deutschenflittchen Nach Schatzungen wurden bis zu 12 000 Kinder gezeugt wovon ca 8 000 spater im Rahmen des Lebensborn Programmes betreut wurden Die Nationalsozialisten hatten eigens acht Lebensborn Heime in Norwegen einrichten lassen ein neuntes ging nicht mehr in Betrieb so viele wie in keinem anderen Land ausserhalb des sogenannten deutschen Altreiches weil ihnen Norwegerinnen fur die Aufnordung des germanischen Blutes entsprechend ihrer Rassenideologie am geeignetsten erschienen und fur die Kinder aus Fraternisierungen Betreuungseinrichtungen gebraucht wurden Eines der bekanntesten Deutschenkinder ist die in Norwegen geborene und in Schweden aufgewachsene Sangerin der Popgruppe ABBA Anni Frid Lyngstad 1 Inhaltsverzeichnis 1 Nachkriegszeit 2 Aufarbeitung und Kampf um Entschadigung 3 Literatur 4 Medien 5 Weblinks 5 1 Medienberichte 6 EinzelnachweiseNachkriegszeit Bearbeiten1945 erwog eine Kriegskinderkommission alle Kriegskinder nach Australien zu verfrachten Eine Arztekommission kam zu dem Ergebnis dass diese Personengruppe minderwertige Gene habe von denen eine permanente Gefahr fur die norwegische Gesellschaft ausgehen konnte 2 Nach dem Krieg wurden vor allem in Norwegen eine grosse Anzahl dieser Kinder misshandelt sexuell missbraucht psychiatrisiert und zwangsadoptiert was nicht wenige in den Suizid getrieben hat In Norwegen attestierte ein Oberarzt allen Deutschkindern aus den Lebensbornheimen nach Ende der Okkupation kollektiv die Diagnose schwachsinnig und abweichlerisches Verhalten Die Begrundung Frauen die mit Deutschen fraternisiert hatten seien im Allgemeinen schwach begabte und asoziale Psychopathen zum Teil hochgradig schwachsinnig Es sei davon auszugehen dass ihre Kinder dies geerbt hatten Vater ist Deutscher genugte zur Einweisung Teilweise waren sie auch medizinischen Versuchen mit LSD und anderen Rauschgiften ausgesetzt Ihre Ausweispapiere wurden vernichtet gefalscht oder bis 1986 als Geheimmaterial zuruckgehalten 1959 zahlte die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der Wiedergutmachungspolitik fur diese Kinder 50 Millionen Mark an Norwegen Bei den Betroffenen kam nichts davon an der Verbleib der Gelder ist bis heute ungeklart Aufarbeitung und Kampf um Entschadigung BearbeitenNach jahrzehntelanger weitgehender Tabuisierung des Themas in der norwegischen Offentlichkeit wurden seit Mitte der 1980er Jahre immer mehr Bucher und Berichte uber die Behandlung der Kriegskinder veroffentlicht Bahnbrechend war hier der Roman Det stumme rommet Der stumme Raum der norwegischen Schriftstellerin Herbjorg Wassmo der erstmals 1983 erschien und das Schicksal eines tyskerbarn behandelt Im Jahr 1998 lehnte eine Mehrheit des norwegischen Parlaments die Einsetzung einer Untersuchungskommission als unnotig ab Zwar wurden im Jahr 1996 Opfer von Lobotomieversuchen entschadigt und im Jahr 1999 von Norwegen enteignetes judisches Eigentum ersetzt doch eine Entschadigung der Deutschenkinder wurde abgelehnt Der Staatsminister Kjell Magne Bondevik bat 1998 fur die Diskriminierung der tyskerbarn und ihrer Mutter in Norwegen um Entschuldigung Am 1 Januar 2000 entschuldigte sich Bondevik in seiner Ansprache zum Jahrtausendwechsel im Namen des norwegischen Staates bei den Betroffenen fur die Diskriminierungen Sieben Kriegskinder verklagten 2001 die norwegische Regierung Sie unterlagen aber da die Verjahrungsfrist in den 1980er Jahren abgelaufen sei Das Parlament wies die Regierung jedoch 2002 an sich mit den Betroffenen zu einigen Tatsachlich hat Norwegen mehr als 59 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erstmals Entschadigungszahlungen an sogenannte Kriegskinder angekundigt Die bis zu 12 000 Kinder von norwegischen Muttern und deutschen Besatzungssoldaten sollten je 20 000 bis 200 000 Kronen umgerechnet bis zu 23 600 Euro erhalten schlug der norwegische Justizminister Odd Einar Dorum in Oslo vor Entschadigt werden sollen sie fur ihre nach Kriegsende erlittene Diskriminierung Kriegskinder die Dokumente uber besonders schwere Misshandlungen vorlegen konnen sollen die Hochstsumme von 200 000 Kronen bekommen Wer keine Papiere dieser Art vorweisen kann soll die Mindestsumme erhalten 2004 erschienen in Norwegen erstmals zwei umfangreiche Studien uber das Schicksal der Wehrmachtskinder und die Mitverantwortung des norwegischen Staates Nachdem die Klagen Betroffener auf Wiedergutmachung vor den hochsten norwegischen Gerichten letztinstanzlich wegen Verjahrung oder mangels ubergeordnetem rechtlichen Interesses abgewiesen wurden reichten im Jahr 2007 159 Deutschenkinder beim Europaischen Gerichtshof fur Menschenrechte EGMR gegen Norwegen Klage ein Der EGMR hielt die Anspruche der Klager ebenfalls fur verjahrt 3 Literatur BearbeitenHerbjorg Wassmo Der stumme Raum Roman Aus dem Norwegischen von Ingrid Sack Deutsche Erstausgabe 1 Auflage Droemer Knaur Munchen 1985 ISBN 3 426 08037 0 norwegisch Det stumme rommet Gyldendal Oslo 1983 Veslemoy Kjendsli Kinder der Schande Ein Lebensborn Madchen auf der Suche nach ihrer Vergangenheit Sammlung Luchterhand Band 1072 Aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs Luchterhand Literaturverlag Hamburg 1992 ISBN 3 630 71072 7 norwegisch Skammens barn Metope Oslo 1986 Ebba D Drolshagen Nicht ungeschoren davongekommen Die Geliebten der Wehrmachtssoldaten im besetzten Europa Propylaen Taschenbuch Band 26709 Econ Ullstein List Verlag Munchen 2000 ISBN 3 612 26709 4 Kare Olsen Vater Deutscher Das Schicksal der norwegischen Lebensbornkinder und ihrer Mutter von 1940 bis heute Aus dem Norwegischen von Ebba D Drolshagen Campus Verlag Frankfurt am Main 2002 ISBN 3 593 37002 6 norwegisch Krigens barn De norske krigsbarna og deres modre Forum Aschehoug Oslo 1998 als vollstandige Taschenbuchausgabe unter dem Titel Schicksal Lebensborn Die Kinder der Schande und ihre Mutter Knaur Taschenbuch Verlag Munchen 2004 ISBN 3 426 77724 X Ebba D Drolshagen Wehrmachtskinder Auf der Suche nach dem nie gekannten Vater Vollstandige Taschenbuchausgabe Knaur Taschenbuch Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 426 77881 4 Medien BearbeitenErika Fehse Mein Vater der Feind Deutschenkinder in Norwegen Reihe WDR dok VHS Video Fernsehmitschnitt 45 Min 2006 Georg Maas Regie Zwei Leben Deutsch Norwegischer Spielfilm 97 Min 2012 Kinostart in Deutschland 19 September 2013 Weblinks BearbeitenNorges Krigsbarnforbund Norwegischer Kriegskindverband NKBF Memento vom 6 Marz 2005 im Internet Archive mit weiterfuhrenden Links Offizielle Infoseite zur Billigkeitsentschadigung des norwegischen Staates Memento vom 11 Dezember 2006 im Internet Archive Landesverrat versus Widerstand Stationen und Probleme der Vergangenheitsbewaltigung in Norwegen von Susanne MaerzMedienberichte Bearbeiten Schuldig geboren Tagesspiegel 9 Marz 2007 Die geachteten Kriegskinder Salzburger Nachrichten 10 Marz 2007 Leila das Deutschenkind Memento vom 7 August 2011 im Internet Archive Suddeutsche Zeitung 26 September 2002 Ihr Verbrechen das Kind eines Deutschen zu sein Memento vom 18 November 2010 im Internet Archive Brigitte Reportage 2001 Hamburger Abendblatt 8 April 2002 mit weiteren LinksEinzelnachweise Bearbeiten Reiner Gatermann Deutsche Blagen nehmen wir nicht In Welt Online vom 24 Juni 2002 abgerufen am 18 April 2012 Reinhard Wolff Spates Bekenntnis zur Verantwortung In taz de vom 5 Juli 2004 abgerufen am 18 April 2012 Richter lehnen Entschadigung fur Lebensborn Kinder ab In Spiegel Online vom 13 Juli 2007 abgerufen am 18 April 2012 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tyskerbarn amp oldid 232877804