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Die Tuchfabrik Aachen AG war eines der grosseren Textilunternehmen Aachens Sie wurde 1859 von den Unternehmern Alfred Ritz und Conrad Vogel in Aachen zunachst unter dem Namen Ritz amp Vogel gegrundet und 1873 in eine nach Planen von Otto Intze neu erbauten Fabrikanlage an der Charlottenstrasse am Ufer des Beverbachs im Frankenberger Viertel das zu jener Zeit noch zum Nachbarort Burtscheid gehorte uberfuhrt Im Jahr 1887 wurde der Komplex von den Fabrikanten Siegmund Sternau und Albert Suskind ubernommen die ihre in den 1870er Jahren gegrundete Tuchfabrik Suskind amp Sternau mit einbrachten und das neue Gesamtunternehmen 1897 in Tuchfabrik Aachen AG umwandelten Intzeturm der ehemaligen Tuchfabrik Aachen AGNach Teilzerstorungen im Zweiten Weltkrieg konnte die Tuchfabrik Aachen AG nicht mehr an ihre Vorkriegserfolge anknupfen und ging 1952 in Konkurs Ein Grossteil der alten Gebaude konnte zwar erhalten und fur ihre neuen Verwendungen als Buro und Gewerbeimmobilie restauriert und saniert werden jedoch lediglich der so genannte Intzeturm wurde 1989 unter Denkmalschutz gestellt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Tuchfabrik Aachen AG um 1925Der Fabrikant Alfred Raimund Ritz 1834 1886 mietete mit seinem Partner Conrad Vogel in der Aachener Franzstrasse 24 26 von der Familie Suermondt einen Gebaudekomplex an in dem sie zusammen 1859 ihre neue Tuchfabrik Ritz amp Vogel einrichteten Bereits wenige Jahre spater verzeichneten sie derart gute Umsatze dass eine Verlegung der Betriebsstatte notig wurde und sie erhielten schliesslich 1873 die Genehmigung zum Bau einer neuen Fabrik an der Charlottenstrasse mit den Wasserrechten an dem Beverbach Sie liessen dort nach Planen von Otto Intze einen neuen grosszugigen Fabrikkomplex mit zwei Sheddachhallen Tuchlagern Arbeitshallen sowie einem Maschinenraum Treppenturm und Verwaltungsgebaude erbauen und konnten diese Anlage schliesslich im Jahr 1874 beziehen Dies war Intzes zweiter Fabrikbau nach der Tuchfabrik Lochner in Aachen und der erste ortliche Sheddachbau Nach der Verlegung der Tuchfabrik in die Charlottenstrasse zog sich der Co Gesellschafter Alfred Ritz allmahlich aus dem laufenden Tagesgeschehen zuruck Er widmete sich fortan seiner zweiten Leidenschaft der Theaterkultur und ubernahm von 1881 bis 1883 die Aufgabe des Direktors am Theater Aachen Anschliessend zog er mit seiner Familie nach Austin in Texas wo er 1886 verstarb Im Jahr 1887 verkaufte sein fruherer Geschaftspartner Conrad Vogel die Tuchfabrik an die judischen Fabrikanten Siegmund Sternau 1847 1895 aus Buren und Albert Suskind geb 1847 aus Oberdollendorf die als Kapital ihre seit 1877 gemeinsam gefuhrte Tuchfabrik Suskind amp Sternau aus der Lothringer Strasse in Aachen in das neue Unternehmen mit einbrachten 1 Die Fabrik Suskind amp Sternau bestand aus Spinnerei Weberei und Appretur und es wurden Damen und Herrenstoffe hergestellt nbsp Aktie uber 1000 RM der Tuchfabrik Aachen vorm Suskind amp Sternau AG vom September 1929Zwei Jahre nach dem fruhen Tod von Siegmund Sternau und dem Ausstieg des Co Gesellschafters Albert Suskind der im Historischen Adressbuch Aachens von 1899 als Rentner eingetragen ist 2 und da die Sohne von Sternau noch zu jung fur eine Ubernahme waren wurde das Unternehmen 1897 zu einer Aktiengesellschaft umgestellt und firmierte fortan als Tuchfabrik Aachen vormals Suskind und Sternau AG In der Folgezeit entwickelte sich das Unternehmen zu einer der grossten Tuchfabriken Aachens und beschaftigte in seinen besten Jahresbilanzen bis zu 1 200 Weber Auch die wirtschaftlich schwierige Zeit nach dem Ersten Weltkrieg uberstand die Tuchfabrik ohne grossere Einbussen wahrend andere Aachener Grossfabriken wie beispielsweise die Tuchfabrik Erckens und die Tuchfabrik Delius im Jahr 1932 aufgeben mussten und dabei insgesamt mehr als 1 400 Arbeitskrafte arbeitslos wurden Da die beiden Sohne von Siegmund Sternau Kurt Sternau geb 1881 in Aachen gest 1938 in Berlin und Alfred Paul Sternau geb 1890 in Aachen gest 1943 in Auschwitz Jurist Filmregisseur und Filmproduzent nicht in das Unternehmen eingestiegen 3 und somit keine Juden in der Firmenleitung mehr vertreten waren und da die Aktiengesellschaft von einem nichtjudischen Vorstand gefuhrt wurde blieb das Unternehmen in der Zeit des Nationalsozialismus von einer moglichen Arisierung verschont wobei lediglich der Zusatz vormals Suskind und Sternau ab 1939 aus der Firmenbezeichnung getilgt wurde 4 Als Vorstandsvorsitzender der Aktiengesellschaft wurde ab 1932 Willi Ruggeberg und ab 1943 Ernst Stein sowie als Vorsitzender des Aufsichtsrates Hans Simon 1880 1960 Direktor der Dresdner Bank Aachen in den Bilanzen aufgefuhrt 5 Im Zweiten Weltkrieg wurden nur Teile der Fabrik zerstort und die Produktion konnte mit Einschrankungen weitergefuhrt werden Schwierige soziale und strukturelle Verhaltnisse nach dem Krieg und die Auswirkungen der Koreakrise fuhrten dazu dass das Unternehmen als grosste Tuchfabrik Aachens der Nachkriegszeit im Jahr 1952 Konkurs anmelden musste und rund 640 Mitarbeiter ihre Arbeitsplatze verloren Nach umfangreichen Sanierungen ubernahmen zunachst gewerbliche Nutzer und Abteilungen der RWTH Aachen sowie ab 1973 die SaGeBau AG Sanierungs und Gewerbebau Aktiengesellschaft die Gebaude Gebaude BearbeitenEin Grossteil der 1873 errichteten Fabrikgebaude sind erhalten geblieben und durchaus noch als solche zu erkennen obwohl die Modernisierungsmassnahmen bewirkt haben dass lediglich der so genannte Intzeturm die Kriterien fur die Aufnahme in die Denkmalschutzliste erfullt Nicht mehr vorhanden sind unter anderem das Hauptgebaude das Kesselhaus mit dem Schornstein sowie die Pumpenhauser fur das Loschwasser die dazu dienten das Wasser aus dem Loschwasserteich in den Turm zu pumpen Die Loschwasserbecken selbst sind weiterhin sichtbar vorhanden allerdings vertrocknet und mit Moosen Grasern und Unkrautpflanzen zugewachsen Dieser dreigeschossige achteckige Turm hatte eine Dreifachfunktion und diente zum einen als Treppenturm fur das mittlerweile weitgehend zerstorte Hauptgebaude der Fabrik fur das Walkhaus Presshaus und fur das Burogebaude die fruher alle miteinander verbunden waren Zum anderen war er als Wasserbehalter fur das Loschwasser konzipiert und sollte zudem mit seinem inneren Kernschacht als Schornstein dienen der jedoch nie benutzt wurde da sich am Kesselhaus ein separater Schornstein befand Im Rahmen der Sanierungsmassnahmen am Turm mussten unter anderem die Brustungen der oberen Plattform und des Tambours entfernt und die Wande des Gebaudes mit nicht sichtbaren Ringankern verstarkt werden Der weitere Gebaudebestand der alten Fabrik umfasst folgende Objekte nbsp Tuchfabrik Aachen AG Verwaltungs und BurogebaudeDas Burogebaude ist ausserlich noch weitestgehend im Originalzustand von 1873 geblieben lediglich der Sockel wurde verputzt und der Blaustein an den Fensterbanken durch Betonsteinwerk ersetzt An der Ostseite des Hauses sind die Rudimente einer Brucke zu erkennen die das Burohaus einst mit dem Turm verband Das Pfortnerhaus erbaut um 1874 mit drei zu zwei Achsen und mit einem Pultdach wurde spater um ein Geschoss aufgestockt Das Presshaus von 1874 in dem die Walkerei untergebracht war wurde von allen Gebauden am starksten verandert und besitzt nur noch wenig von seiner alten Substanz Die nordliche Sheddachhalle aus dem gleichen Baujahr diente anfangs als Lager und wurde wenig spater zu einer Stopferei umgerustet Dafur wurden unter anderem die stufenformigen Giebel begradigt und weitere Fenster in der Fassade eingebaut Die sudliche Sheddachhalle nachtraglich errichtet um 1895 als dreiachsiger Bau wurde ein Jahr spater erweitert und 1908 mit dem letzten Abschnitt bis zum Pfortnerhaus vollendet nbsp Tuchlager am BurogebaudeDas funfachsige Tuchlager erbaut 1873 welches sich sudlich am Burogebaude anschliesst war ursprunglich ebenfalls eine Sheddachhalle und wurde mehrfach verandert Es wurde mit einem Flachdach aufgestockt die ehemals vier Fensteroffnungen wurden um ein weiteres Fenster erweitert sowie eines der Fenster zu einer als Toreinfahrt umgebaut Der Sockelbereich wurde verputzt und die Mauervorsprunge von einer glatten Ziegelwand ersetzt an der in grossen heute nicht mehr vollstandigen Metallbuchstaben der Unternehmensname befestigt ist Von einer weiteren alten Lagerhalle deren Dach 1943 zerstort worden war konnten die Ziegelmauern und das Gesimse mit gelben Klinkern gerettet werden Nach der letzten Restaurierung wurde die Halle unter anderem zu einer Garage umfunktioniert Das Maschinenhaus von 1874 ist als Ganzes noch erhalten es fehlt lediglich das Gesims Das Tor wurde durch ein modernes Stahltor ersetzt Das mit dem Maschinenhaus verbundene ehemalige Kesselhaus wurde 1994 abgerissen und dabei Reste des alten Schornsteins gefunden Siehe auch BearbeitenGeschichte der Tuchindustrie in AachenWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Tuchfabrik Aachen AG Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Spalding Die Tuchfabrik Aachen AG auf Rheinische Industriekultur Tuchfabrik Aachen vormals Suskind und Sternau AG Portrat auf den Seiten des Tuchwerks Aachen Zeitungsartikel uber Tuchfabrik Aachen in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Andreas Lorenz Paul Alfred Sternau Portrat auf Gedenkbuchprojekt 2013 Eintrag im Historischen Adressbuch Aachens Thomas Schmid Das Bild der Mutter in Berliner Zeitung vom 13 November 2010 Frankfurter Zeitung vom 11 Januar 1939 Pressemappe des 20 Jahrhunderts50 770505 6 105511 Koordinaten 50 46 13 8 N 6 6 19 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tuchfabrik Aachen amp oldid 229915385