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Nicholas Trigant Burrow 7 September 1875 in Norfolk Virginia 24 Mai 1950 in Westport Connecticut war ein US amerikanischer Psychoanalytiker Psychiater Psychologe und neben Joseph H Pratt und Paul Schilder Begrunder der Gruppenanalyse Er fuhrte den Begriff Neurodynamik englisch neurodynamics ein 1 und zahlte 1911 zu den Mitbegrundern der American Psychoanalytic Association APsaA 2 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Grunder der Gruppenanalyse 3 Psychoanalyse als Sozialwissenschaft 4 Ziel 5 Wichtige Publikationen 6 Grundlegende Texte zur Gruppenanalyse 7 Sekundarliteratur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenTrigant Burrow war das jungste von vier Kindern einer gut situierten franzosischstammigen Familie Sein Vater John W Burrow 1836 1896 war ein unabhangig denkender Zeitgenosse protestantischen Glaubens seine Mutter Anastastice W Devereux 1838 1925 hingegen eine engagierte Katholikin Er studierte zuerst Literatur an der Fordham University dann Medizin an der University of Virginia Promotion zum Medical Doctor MD im Jahr 1900 schliesslich Psychologie an der Johns Hopkins University Ph D 1909 Burrow war mit Emily Sherwood Bryan 1875 1951 verheiratet das Paar hatte zwei Kinder Wahrend er am New York State Psychiatric Institute arbeitete wurde er in der Pause einer Theaterauffuhrung zwei europaischen Arzten vorgestellt die sich gerade auf einer Vorlesungsreise durch die Vereinigten Staaten befanden Sigmund Freud und Carl Gustav Jung Noch im selben Jahr ging Burrow mit seiner Familie nach Zurich um sich ein Jahr lang von Jung analysieren zu lassen Lehranalyse 3 Nach seiner Ruckkehr praktizierte er bis 1926 als Psychoanalytiker in Baltimore Am 9 Mai 1911 grundete er gemeinsam mit Ernest Jones Adolf Meyer James Jackson Putnam u a m die American Psychoanalytic Association als deren Prasident er 1925 fungierte 1926 grundete Burrow die The Lifwynn Foundation for Laboratory Research in Analytic and Social Psychiatry und publizierte sein erstes grosses Werk The Social Basis of Consciousness Bis zu seinem Tod wirkte Burrow als Forschungsdirektor der Stiftung und widmete sich insbesondere den physiologischen Grundlagen harmonischen Miteinanders und rivalisierenden Gegeneinanders innerhalb von Gruppen und Gesellschaften aber auch zwischen Staaten Seine hirnelektrischen Messungen 4 und die Befassung mit spezifischen Augenbewegungen machten ihn zum Vordenker und Wegbereiter der Neuropsychotherapie und von Traumatherapien wie der EMDR Grunder der Gruppenanalyse Bearbeiten1921 liess er sich selbst von einem seiner Lehranalysanden Clarence Shields analysieren Der Schuler hatte das Autoritatsgefalle der Analyse kritisiert und von seinem Lehrer Aufrichtigkeit 5 eingefordert Burrow empfand es als Schock als er realisierte dass in individueller Anwendung analytische Haltung und autoritare Haltung untrennbar voneinander sind 5 Im Rollentausch von Analytiker und Patient wurde schliesslich deutlich dass beide blinde Flecken gesellschaftliche Konventionen und massive Abwehr zeigten Diese Verzerrung der analytischen Arbeit war in den Augen von Trigant Burrow unabdingbar auf die analytische Zweierbeziehung zuruckzufuhren Klarungsarbeit und die Verminderung neurotischer Verschiebungen von Gefuhl und Wahrnehmung schienen ihm und Clarence Shields nur in der Gruppenkonstellation moglich Die beiden baten fruhere Patienten Verwandte und Kollegen unter ihnen den Schweizer Psychiater Hans Syz an Gruppensitzungen teilzunehmen Trigant Burrow pragte den Begriff Gruppenanalyse und schrieb drei grundlegende Texte die zwischen 1924 und 1927 in der Originalsprache erschienen Daraufhin distanzierte sich Freud von Burrow Der Hauptbegrunder der Psychoanalyse bezeichnete Burrows Texte als wirre Faselei Freud hatte die Behandlung auf der Couch u a deshalb institutionalisiert weil ihn der standige Augenkontakt mit einem einzelnen Patienten bzw einer einzelnen Patientin belastete und irritierte In einer im Kreis sitzenden Gruppe hingegen war der Analytiker der direkten Aufmerksamkeit aller Anwesenden ausgesetzt Diese Behandlungsmethode erschien Freud untragbar Dazu kam sicherlich auch Freuds Bruch mit C G Jung im Jahr 1913 Psychoanalyse als Sozialwissenschaft BearbeitenAus der Uberzeugung heraus dass die Psychoanalyse zur Gruppenanalyse weiterentwickelt werden musse entwickelte Burrows sein Konzept der Psychoanalyse als Sozialwissenschaft Wahrend die analytische Zweierbeziehung subjektiv verhaftet und von Abwehr gekennzeichnet ist studieren alle Teilnehmer der Gruppe die offenkundig vor sich gehenden emotionalen Prozesse indem sie ihre unterschiedlichen Wahrnehmungen austauschen und analytisch konsensuell identifizieren Nur in der Gruppe tritt in der Pluralitat der Positionen sozusagen die Wahrheit ans Licht nur in der Gruppe konnen gesellschaftsweit prasente Abwehrmechanismen sichtbar werden Auch in kulturtheoretischer Hinsicht geriet Burrow aufgrund seiner Erkenntnisse in Gegenposition zu Freud Denn Burrow vertrat die Auffassung dass die Menschheit zivilisatorisch sich von einem Zustand relativer Harmonie wegentwickelt hatte hin zum Kampf jeder gegen jeden mit Betonung der Gegensatzpaare richtig falsch und gut schlecht Diese destruktive interpersonelle Dynamik wollte Burrow mit der Gruppenanalyse wahrnehmbar machen und verringern um sie dann zur Phyloanalyse Gattungsanalyse d h Analyse gesellschaftsweit vorhandener pathologischer Beziehungsstrukturen 6 zu verdichten Dieter Sandner hat in mehreren Aufsatzen nachgewiesen dass zwei Klassiker der Gruppenanalyse 6 S H Foulkes und Alexander Wolf wesentliche Anregungen von Burrow ubernahmen und implementierten Die Burrow Rezeption verdichtet sich zunehmend seit Beginn der 90er Jahr des vorherigen Jahrhunderts Von besonderer Bedeutung sind hierbei die Veroffentlichungen der italienischen Psychoanalytikerin Edi Gatti Pertegato auf Englisch insbesondere ihre gemeinsam mit Giorgio Orghe Pertegato verfasste Monographie uber die Entstehung der Gruppenanalyse aus der Psychoanalyse im Werk von Burrow von 2013 Ziel BearbeitenBurrow definiert das Bedurfnis die Arbeit meines Lebens dem Bemuhen zu widmen das beizutragen was mir moglich war den Funken zu entfachen der notwendig war die Natur abnormer seelischer Zustande zu erhellen 7 Wichtige Publikationen BearbeitenThe Social Basis of Consciousness London 1927 The Structure of Insanity A Study in Phylopathology London 1932 deutsch Die Struktur der Geisteskrankheit Eine Studie in Phytopathologie Aus d Engl ubers von Miriam Bredow Leipzig G Thieme 1933The Biology of Human Conflict New York 1937 The Neurosis of Man London 1949 Science and Man s Behavior New York 1953 The Structure of Insanity The selected letters of Trigant Burrow with biographical notes New York 1958 Preconscious Foundations of Human Experiences New York London 1964 Grundlegende Texte zur Gruppenanalyse Bearbeiten 1926 Die Gruppenmethode in der Psychoanaylse Imago 12 S 211 222 1928 Die Laboratoriumsmethode in der Psychoanalyse ihr Anfang und ihre Entwicklung Intern Zeitschrift fur Psychoanalyse 14 S 375 386 1998 Das Fundament der Gruppenanalyse oder die Analyse der Reaktionen von normalen und neurotischen Menschen Lucifer Amor 11 21 S 104 113Sekundarliteratur BearbeitenDieter Sandner Die Begrundung der Gruppenanalyse durch Trigant Burrow Seine Bedeutung fur die moderne Gruppenanalyse In Alfred Pritz Elisabeth Vykoukal Hrsg Gruppenpsychoanalyse Theorie Technik Anwendung 2 veranderte Auflage Facultas Wien 2003 ISBN 3 85076 578 4 Bibliothek Psychotherapie 10 S 135 160 Dieter Sandner Trigant Burrow In Gerhard Stumm u a Personenlexikon der Psychotherapie Springer Wien u a 2005 ISBN 3 211 83818 X S 79 81 Dieter Sandner Rezension von Edi Gatti Pertegato From Psychoanalysis to Group Analysis The Pioneering Work of Trigant Burrow London Karnac 2013 In Gruppenpsychotherapie und Gruppendynamik 50 2014 Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht S 182 185 Edi Gatti Pertegato Trigant Burrow and Unearthing the Origin of Group Analysis Group Analysis 32 1999 S 269 284 Edi Gatti Pertegato Giorgio Orghe Pertegato From Psychoanalysis to Group Analysis the Pioneering Work of Trigant Burrow London Karnac 2013 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Trigant Burrow im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek The Lifwynn Foundation Fotografie von N Trigant Burrow auf prabook comEinzelnachweise Bearbeiten Neurodynamik englisch neurodynamis bezieht sich auf die Verbindung und den informationellen Austausch zwischen verschiedenen Teilen des Nervensystems sowie auf die Beziehung des Nervensystems zum Bewegungsapparat Michael Shacklock Neurodynamik Zusammenfassung auf physiotherapyjournal com 1 Chronologische Liste der Mitglieder und Treffen PDF 206 kB auf apsa org abgerufen am 30 September 2022 Nick Drury Keith Tudor Trigant Burrow and the social world Int J Appl Psychoanal Studies 2022 19 187 201 auf onlinelibrary wiley com 2 siehe hierzu Elektroenzephalografie EEG a b Im Original Sincerity In Alfreda S Galt Trigant Burrow and the Laboratory of the I Siehe unter Weblinks a b Dieter Sandner Trigant Burrow In Gerhard Stumm Alfred Pritz et al Personenlexikon der Psychotherapie Wien New York 2005 S 81 The Structure of Insanity New York 1958 S 17 Normdaten Person GND 128517670 lobid OGND AKS LCCN n79073632 VIAF 66459854 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Burrow TrigantALTERNATIVNAMEN Burrow Nicholas Trigant vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer PsychoanalytikerGEBURTSDATUM 7 September 1875GEBURTSORT Norfolk Virginia Vereinigte StaatenSTERBEDATUM 24 Mai 1950STERBEORT Westport Connecticut Vereinigte Staaten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trigant Burrow amp oldid 226812521