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Das Trecento Madrigal ist eine italienische Musikform des 14 Jahrhunderts im Zeitraum von etwa 1300 bis kurz nach 1370 1 2 3 Trecento italienisch fur 300 hier fur 1300 also fur die 1300er Jahre ist die auch im deutschen Sprachgebrauch ubliche kunstwissenschaftliche Bezeichnung fur das italienische 14 Jahrhundert Der Begriff des Trecento stellt eine dichterische Gattung dar die bei Dante nicht vorkommt aber von Petrarca gepflegt wurde In der Musik fallt das Trecento etwa in die gleiche Zeit wie die Ars nova welche zunachst nur fur Frankreich gegolten hat Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Entwicklung des Madrigals im Trecento 2 Formen und Eigenschaften des Trecento Madrigals 3 Ausgaben 4 Literatur Auswahl 5 QuellenEntstehung und Entwicklung des Madrigals im Trecento BearbeitenErstmals wird der von Trecento abgeleitete Begriff des Trecento Madrigals bei Francesco de Barberino genannt namlich in seinem lateinischen Kommentar zu den zwischen 1296 und 1312 erschienenen documenti d amore oder genauer als Untergattung des voluntarium der zuletzt genannten und deshalb sicher der jungsten der beschriebenen volkstumlichen Dichtungen die neuerdings aufgetaucht sind Er nennt in diesem Zusammenhang das Madrigal auch ein raues und ungeordnetes Zusammensingen Ein anderer jedoch anonymer Autor nennt zwischen 1315 und 1320 die musikalische Struktur des Madrigals mehrstimmig mit einem Tenor in langen Notenwerten und mindestens einer weiteren Stimme in kurzen Werten wobei sich die oberste Stimme bis zur Duodezime Oktave plus Quinte oder sogar bis zu zwei Oktaven hoher erstrecken kann Antonio da Tempo kennt in seinem Traktat Summa artis rithmici vulgaris dictaminis Padua 1332 durchaus die einstimmige Ausfuhrung des Madrigals nennt jedoch das mehrstimmige Madrigal mit mindestens zwei Stimmen das klanglich schonere Die von ihm angegebenen Typen des Madrigals sind wie in anderen zeitgenossischen Nennungen Madrigale mit Ritornell mandriales cum retornellis und ohne Ritornell mandriales communes mit einer unbestimmten Zahl von Strophen Zwischen Reim Wiederholung consonancia und der Musik sonus besteht insofern eine direkte Beziehung als alle Strophen als Teil A auf dem gleichen Reim enden wahrend dem Ritornell als Teil B eine andere Melodie unterlegt ist und dieses auf einen anderen Reim endet als die Strophen 50 Jahre spater bringt Gidino da Sommacampagna in seiner Schrift Lo tractato et la arte de le rithimi volgari um 1381 84 in seiner italienisch bearbeiteten Fassung von Antonio da Tempos Schrift den Hinweis dass das Ritornell nach jeder Strophe zu wiederholen ist Am Anfang des 15 Jahrhunderts war die Zeit des Trecento Madrigals weitgehend voruber Es gibt nur wenige bekannte Dichtungen die sich auf die Tradition des Trecento stutzen und diese ahmen die dichterischen Madrigale von Petrarca ganz bewusst nach Aber Antonio de Tempos erwahntes Traktat wurde noch wahrend des ganzen 14 Jahrhunderts kopiert und kam 1509 in einer gedruckten Ausgabe mit dem Titel De rithimis vulgaribus heraus Die literarischen Vorlagen besonders von Petrarca wurden nach 1530 fur Texte des neueren Madrigals der Renaissance Zeit verwendet In den musikalischen Kompositionen selbst so von Jacopo da Bologna oder von Francesco Landini sowie allgemein in den musikalischen Manuskripten wird der Terminus Madrigal im Sinne eines Gattungsbegriffs verwendet ebenso kommt dieser Terminus in diversen literarischen Codices vor so bei Francesco Sacchetti auch in literarischen Erzahlungen bei Filippo Villani bei Simone Prudenzani und um 1425 bei Gherardo da Prato Giovanni da Prato Wichtige Vertreter des Trecento Madrigals sind Jacopo da Bologna Giovanni da Cascia Lorenzo da Firenze Donatus de Florentia Francesco Landini und Maestro Piero Formen und Eigenschaften des Trecento Madrigals BearbeitenWeil zwischen der Ersterwahnung des Trecento und der altesten einschlagigen musikalischen Quelle Codex Rossi um 1350 Jahrzehnte liegen rechnet die musikhistorische Wissenschaft mit einer Zeit rein mundlicher Uberlieferung sowie mit einer deutlichen Anzahl verloren gegangener Quellen In den fruhen Formen des Trecento Madrigals einer poesia per musica zeigen sich zahlreiche offene Unisono Quinten und Oktav Parallelen ein freier Umgang mit Elisionen freie Silbenwiederholungen eine schematische Vertonung von Verseinheiten die keine Rucksicht auf Textzusammenhange zwischen den Strophen nimmt sowie abweichende Fassungen von einigen Madrigalen die in verschiedenen Quellen vorkommen all diese leichten Unregelmassigkeiten sind Spuren der improvisierten Musizierpraxis Die spateren Madrigale von Giovanni da Firenze Jacopo da Bologna Francesco Landini Bartolino da Padova und Paolo da Firenze hingegen zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus Eine sorgfaltige Wort Ton Beziehung einen Ubergang von einem einfachen und naiven Stuck mit einem eine Idylle darstellenden Text zur gehobenen Kunstmusik mit einem autobiografischen symbolischen politischen oder moralischen Inhalt Diese Madrigale sind oft dreistimmig und gehoren zu den anspruchsvollsten Kompositionen des Trecento Typisch fur das musikalische Madrigal des Trecento ist eine lebhaft verlaufende Oberstimme mit Melismen meist auf der ersten und der vorletzten Silbe eines Verses und ein ruhig verlaufender Tenor mit Text Unterschied zum Ars nova Liedsatz der eine Quarte oder Quinte tiefer liegt Die musikalische Struktur ist vom Text gepragt und schliesst mit Kadenzen am Ende jeder Strophenzeile Die Ripresa mit einer oder zwei Strophen endet mit Kadenzen jeweils am Ende einer Strophe und steht oft in einer anderen Mensur Wenn Verschiebungen im Textvortrag vorkommen oder seltene Stimmkreuzungen gehen diese praktisch ohne Ausnahme auf den Einfluss der Caccia zuruck Aus dem Trecento sind etwa 600 Liedsatze uberliefert davon 200 vom Typ des Madrigals Etwa 35 davon haben drei Stimmen und davon wieder sind neun ganz oder teilweise als Kanon geschrieben oder als Caccia vertont Im fruhen Trecento uberwiegt die Madrigalform nach etwa 1360 hat die Form der Ballata das Ubergewicht Die umfangreichste uberlieferte Sammlung von Trecento Liedern ist der Codex Squarcialupi mit uber 100 Madrigalen von Giovanni Jacopo und Gherardello da Firenze Vicenzo da Rimini Lorenzo da Firenze Donatus da Florentia Donato da Cascia Niccolo da Perugia sowie Bartolino da Padova und Francesco Landini In der mehrstimmigen Ballata wird im Lauf des 14 Jahrhunderts ein zunehmender franzosischer Einfluss sichtbar und zwar durch komplex synkopierte Rhythmen die eine franzosische Notation benotigen auch durch gleiche Schluss Kadenzen fur A und B Teil einen Tenor ohne Text sowie ganz oder teilweise franzosische Texte die gleiche Tendenz ist auch abgeschwacht im Madrigal erkennbar Jedoch tendieren gerade einige Madrigale des spaten Trecento wieder zu einer bewusst italienischen Satztechnik durch weniger Synkopen eine rein italienische Notierung und mehr offene Parallelen Wohl zu den fruhesten dreistimmigen Madrigalen gehoren die wenigen im Stil einer Caccia vertonten Stucke mit einem Kanon in den Oberstimmen und einem Tenor ohne Text sowie die Stucke von Jacopo mit einem hoher liegenden zweiten Superius mit Text Weitere dreistimmige Werke dieser Art gibt es von Niccolo da Perugia Bartolino da Padova und Francesco Landini Daruber hinaus gibt es funf dreistimmige Madrigale mit einem Contratenor ohne Text als Mittelstimme oder einer Stimme im Tenorraum kann auch fehlen diese Werke sind wegen der in den Texten beschriebenen Ereignisse auf die Zeit nach 1388 zu datieren Zu erwahnen sind hier noch der Codex Lucca oder auch Codex Mancini der ein lateinisch italienisch textiertes Werk in Madrigalform uberliefert namlich Plorans ploravi von Antonio Zacara da Teramo nach 1413 daruber hinaus der Codex Faenza der acht Madrigale von Bartolino da Padova und Jacopo da Bologna in Bearbeitungen fur ein Tasteninstrument enthalt Ausgaben BearbeitenThe Music of Fourteenth Century Italy hrsg von Nino Pirrotta Rom 1954 1964 Corpus mensurabilis musicae Nr 8 S 1 5 The Works of Francesco Landini hrsg von L Schrade Monaco 1958 59 Polyphonic Music of the Fourteenth Century Nr 4 Nachdruck in 2 Banden mit einem Vorwort von Kurt von Fischer Monaco 1982 Secular Trecento Music hrsg von Th W Marrocco 1958 1978 Polyphonic Music of the Fourteenth Century Nr 5 11 Keyboard Music of the Late Middle Ages in Codex Faenza 117 hrsg von D Plamenac Rom 1972 Corpus mensurabilis musicae Nr 57 Early Fifteenth Century Music Antonio Zacara da Teramo Zacharias hrsg von G Reaney Rom 1977 Corpus mensurabilis musicae Nr 11 6 Johannes Ciconia hrsg von M Bent A Hallmark Monaco 1985 Polyphonic Music of the Fourteenth Century Nr 24 Literatur Auswahl BearbeitenA von Konigslow Die italienischen Madrigalisten des Trecento Wurzburg 1940 E Li Gotti L ars nova e il madrigale in Atti del reale academia di scienze lettere e arti di Palermo Nr 4 1946 S 344 395 Nino Pirrotta Per l origine e la storia della caccia e del madrigale trecentesco in Rivista musicale italiana Nr 48 1946 S 305 323 und Nr 49 1947 S 121 142 W Th Marrocco The Fourteenth Madrigal It s Form and Content in Speculum Nr 26 1951 S 449 Nino Pirrotta Marchettus de Padua and the Italien ars nova in Musica disciplina Nr 9 1955 S 57 71 Kurt von Fischer Studien zur italienischen Musik des Trecento und fruhen Quattrocento Bern 1956 Publikation der schweizerischen musikforschenden Gesellschaft II 5 Nino Pirrotta On the Technique Origin and Evolution of Italian Trecento Music in Musical Quarterly Nr 47 1961 S 41 57 M L Martinez Die Musik des fruhen Trecento Tutzing 1963 Munchner Veroffentlichungen zur Musikgeschichte Nr 9 E C Fellin A Study of Superius Variants in the Sources of Italian Trecento Music Madrigals ans Cacce Dissertation an der Wisconsin University 1970 G Capovilla Origine evoluzione e struttura del madrigale trecentesco Dissertation an der Universitat Padua 1974 F Alberto Gallo Antonio da Ferrara Lancillotto Anguissola e il madrigale trecentesco in Studi e problemi di critica testuale Nr 12 1976 S 40 45 Dorothea Baumann Some Extraordinary Forms in the Italian Secular Trecento Repertoire in Kongressbericht Siena Certaldo 1975 hrsg von A Ziino Certaldo 1978 S 45 63 Dorothea Baumann Die dreistimmige italienische Lied Satztechnik im Trecento Baden Baden 1979 Sammlung musikwissenschaftlicher Abhandlungen Nr 64 Kurt von Fischer A Study on Text Declamation in Francesco Landini s Two Part Madrigals in Festschrift Anderson hrsg von L Dittmer u a Henryville 1984 Band 1 S 119 130 Kurt von Fischer Sprache und Musik im italienischen Trecento Zur Frage der Fruhrenaissance in Kongressbericht Wolfenbuttel 1980 hrsg von Ursula Gunther Ludwig Finscher Kassel u a 1984 S 37 54 Gottinger musikwissenschaftliche Arbeiten Nr 10 revidierte englische Fassung als Language and Music in 14th Century Italy On the Question on an Early Renaissance in Ursula Gunther Ludwig Finscher Essays in Musicology New York 1989 Nino Pirrotta Music and Culture in Italy from the Middle Ages to the Baroque Cambridge Massachusetts 1984 Studies in the History of Music Nr 1 J Nadas The Transmission of Trecento Secular Polyphony Manuscript Production and Scribal Practices in Italy at the End of the Middle Ages Dissertation an der New York University 1985 Nino Pirrotta Back to Ars Nova Themes in Festschrift fur J M Ward hrsg von A D Shapiro Ph Benjamin Harvard 1985 S 166 182 F Alberto Gallo Critica della tradizione storia del testo seminario su un madrigale trecentesco in Acta musicologica Nr 59 1987 S 36 45 R Dittrich Die Vokalkompositionen von Antonio Zachara da Teramo um 1400 Dissertation an der Universitat Heidelberg 1988 G di Bacco Poesia e musica in Italia fra Trecento e Quattrocento Il manuscritto London British Library Add 29987 Dissertation an der Universitat Bologna 1990 W Arlt Von der schriftlosen Praxis und Uberlieferung zur Aufzeichnung Kritisches zu den Anfangen der italienischen Mehrstimmigkeit des Trecento im Stilwandel um 1300 in Kongressbericht Certaldo 1984 ohne Ortsangabe 1992 S 127 144 M P Long Ita se n era star nel Paradiso The Metamorphoses of an Ovidian Madrigal in Trecento Italy in Kongressbericht Certaldo 1984 ohne Ortsangabe 1992 S 257 268 Kurt von Fischer Musica e testo litterario nel madrigale trecentesco in Kongressbericht Cremona 1992 Lucca 1995 S 9 16 Quellen Bearbeiten James Haar und Dorothea Baumann Madrigal in Laurenz Lutteken Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Online Version Kassel Stuttgart New York 2016 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Herder Freiburg im Breisgau 1981 ISBN 3 451 18055 3 The New Grove Dictionary of Music and Musicians hrsg von Stanley Sadie 2nd Edition Band 15 McMillan Publishers London 2001 ISBN 0 333 60800 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trecento Madrigal amp oldid 210983144