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Als Totenflecke medizinisch lateinisch Livores oder Livores mortis von lateinisch livor bleiblaue Farbe und mors Tod auch Leichenflecken wird die normalerweise rot violette bis blaugraue Verfarbung der Haut an den abhangigen Korperpartien bezeichnet welche nach dem Tod auftritt Die ersten Totenflecken entstehen etwa 20 bis 30 Minuten nach dem Kreislaufstillstand Sie sind somit das am fruhesten auftretende sichere Todeszeichen Leiche mit Totenflecken Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Auspragung 3 Verlagerbarkeit 4 Wegdruckbarkeit 5 Farbe 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenLivores entstehen durch das schwerkraftbedingte Absinken des Blutes innerhalb der Gefasse einer Leiche Dieser Vorgang wird als Hypostase bezeichnet und betrifft nicht nur das Blut sondern alle Korperflussigkeiten Totenflecken sind die Folge der hypostasebedingten Blutfulle der Hautgefasse Bei Ruckenlage eines Leichnams sind sie daher am Rucken zu finden Wenn der Korper nach dem Tod in aufrechter Position verbleibt z B beim Tod durch Erhangen dann sind sie an den Beinen und Handen zu finden An Korperregionen an denen von aussen Druck auf die Haut ausgeubt wird bilden sie sich nicht aus So sind beispielsweise die Aufliegeflachen oder die Bereiche mit enganliegenden Kleidungsstucken frei von Livores Weiterhin sind die Brustwarzen samt Warzenhof ausgespart Zunachst sind die Totenflecken als fleckige Verfarbungen der Haut erkennbar die dann farblich intensiver werden und zusammenfliessen konfluieren Bei besonders intensiv ausgepragten Totenflecken wie sie manchmal beim Tod durch Ersticken oder bei Drogentodesfallen vorkommen kann es zu wenige Millimeter grossen dunkel blauvioletten Blutungen der Totenflecke Vibices kommen Diese entstehen als Folge von Rupturen der Hautkapillaren Vibices treten daher nur im Bereich der Totenflecken auf Finden sich Vibices an nicht verfarbten Arealen spricht das fur eine postmortale Anderung der Lage mit Verlagerung der Totenflecken Auspragung BearbeitenBei Verstorbenen die nach dem Todeseintritt in Ruckenlage verbleiben reichen die Totenflecken von der hinteren Rumpfwand normalerweise bis in etwa zu den vorderen Achsellinien Schulter u Gesassbereich sowie Wadenwolbungen und Fersen bleiben dann oft von der Bildung der Totenflecke ausgespart weil der Auflagedruck grosser als der Schweredruck des absinkenden Blutes ist so dass sich die Kapillaren nicht fullen konnen Bei starkem Blutverlust nach ausseren und inneren Blutungen oder bei chronischer Blutarmut finden sich nur sparliche Totenflecke Pestleichen weisen auffallend dunkle Totenflecken auf 1 Verlagerbarkeit BearbeitenBis zu sechs Stunden nach dem Todeseintritt lassen sich die Totenflecke vollstandig umlagern Wird die Position der Leiche verandert so verlagern sich auch die Totenflecken unter dem Einfluss der Schwerkraft Wird die Leiche in einem Zeitraum zwischen sechs und zwolf Stunden nach Todeseintritt umgedreht sind die Leichenflecke nur noch unvollstandig umlagerbar und finden sich somit sowohl oben als auch unten Wegdruckbarkeit BearbeitenIn einem Zeitraum von bis zu 36 Stunden sind die Livores noch zumindest teilweise unter kraftigem Fingerdruck wegdruckbar da ein Teil des Blutes noch innerhalb der Adern und darin beweglich ist Druck auf den Leichenfleck und die Haut unter dem Druckpunkt sieht wieder hell aus Spater ist bereits so viel Serum aus dem Gefasssystem entwichen dass das Blut eingedickt ist und die Totenflecken nicht mehr wegdruckbar sind Aber auch daruber hinaus konnen Livores in der Regel noch punktuell etwa durch kraftigen Druck mit der Ruckseite einer Pinzette zumindest teilweise weggedruckt werden Farbe BearbeitenDie zunachst rotliche Farbe des Blutes geht als Folge der Sauerstoffzehrung in der Agonie in einen blaulich lividen Farbton uber welcher als normal fur Totenflecken gilt Bei Verbringung eines Leichnams in eine kalte Umgebung andert sich jedoch die Farbe der Totenflecken mit der Zeit hin zu hellrot die gleiche Farbe ist auch beim Tod durch Unterkuhlen zu finden Die wichtigste Differentialdiagnose bei hellroten Totenflecken ist die Vergiftung mit Kohlenmonoxid CO Bei Blausaure Vergiftungen konnen zwar ebenfalls hellrote Totenflecken vorkommen diese sind farblich jedoch nicht so intensiv wie bei Kalteexposition oder CO Vergiftung Als ein wichtiges Kriterium zur Unterscheidung der Genese hellroter Totenflecken bei der Leichenschau gilt die Farbqualitat unter den Finger und Zehennageln sowie an Handflachen und Fusssohlen Wahrend die Totenflecken dort bei einer CO Intoxikation auch hellrot erscheinen sind sie bei Kalteexposition in aller Regel blauviolett Ursache der Farbanderung ist die kaltebedingte Linksverschiebung der Sauerstoff Bindungskurve von Hamoglobin Durch Kalte wird die Bindung von Sauerstoff an Hamoglobin erleichtert und die Abgabe an das Gewebe erschwert Sauerstoff diffundiert aus der Umgebungsluft durch die Haut der Hypostasebezirke und bindet sich dort an Hamoglobin Die Farbqualitaten hellroter Totenflecken nach Kalteexposition bzw bei CO Intoxikation sind sehr ahnlich und die spektralen Remissionskurven unterscheiden sich kaum Eine graubraune Farbung kommt vor bei Vergiftung mit Nitraten oder Nitriten die zu einer Oxidierung des zentralen Eisenatoms im Hamoglobin fuhren Methamoglobin Vergiftungen mit Hydrogensulfid fuhren zur Bildung von Sulfhamoglobin was eine grunliche Farbe der Totenflecken hervorruft Literatur BearbeitenM Bohnert W Weinmann S Pollak Spectrophotometric evaluation of postmortem lividity In Forensic Sci Int 99 1999 S 149 158 M Bohnert K Schulz L Belenkaia A W Liehr Reoxygenation of hemoglobin in livores after postmortem exposure to a cold environment In Int J Legal Med 122 2008 S 91 96 L Belenki V Sterzik K Schulz M Bohnert Analyzing reflectance spectra of human skin in legal medicine In Journal Biomedical Optics 18 1 2013 Jan S 17004 L Belenki V Sterzik M Bohnert Similarity analysis of spectra obtained via reflectance spectrometry in legal medicine In Journal of laboratory automation Band 19 Nummer 1 Februar 2014 S 110 118 doi 10 1177 2211068213496089 PMID 23897013 B Brinkmann B Madea Hrsg Handbuch Gerichtliche Medizin Springer Berlin Heidelberg 2004 U Hellerich M Bohnert S Pollak Abwandlung der Hypostasebefunde in der Mamillenregion In Arch Kriminol 207 2001 S 162 169 C Henssge B Knight T Krompecher B Madea L Nokes The estimation of the time since death in the early postmortem period Arnold London Sydney Auckland 1995 F J Holzer Uber Eigentumlichkeiten beim Rotwerden der Totenflecken In Z Medizinalbeamt 2 1934 S 65 72 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Leichenfleck Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten P F Mahnke Pathologische Anatomie In Handbuch der Inneren Erkrankungen Band 5 Infektionskrankheiten Kapitel 2 Bakterielle Erkrankungen 2 20 Yersinia Infektionen 2 20 1 Pest Gustav Fischer Verlag Jena 1983 S 661 662 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Totenfleck amp oldid 222818980