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Behaglichkeit ist ein Begriff fur einen korperlichen und seelischen Zustand subjektiven Wohlbefindens Er wird im heutigen Sprachgebrauch oft synonym zu Gemutlichkeit oder auch zu Komfort verwendet Eine Definition des 19 Jahrhunderts lautet eine anhaltend angenehme Empfindung besonders Zufriedenheit mit dem gegenwartigen schmerz u sorgenlosen Zustande 1 Solange man nicht friert oder schwitzt kann die Ubernachtung im Biwak trotz kaltester Umgebungstemperatur sehr behaglich sein Wenn der Korper vor dem Verlust von Strahlungswarme geschutzt ist kommt er mit dem Warmeverlust an die kalte Atemluft gut zurecht In der Heizungs und Klimatechnik bezeichnet Behaglichkeit den klimatischen Zustandsbereich bei dem sich Raumnutzer wohl fuhlen und keine Veranderung des Raumklimas verlangen Die thermische Behaglichkeit zeichnet sich durch einen Zustand minimaler Thermoregulation aus bei dem die Warmeproduktion des Organismus in einem ausgeglichenen Verhaltnis zur Warmeabgabe in die Luft steht Inhaltsverzeichnis 1 Einflusse 2 Klimatische Behaglichkeit 2 1 Thermische Behaglichkeit in der EN ISO 7730 2 2 Klimatechnik 2 3 Modellbildung 2 3 1 Strahlenmodell und Wellenmodell 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEinflusse BearbeitenEine Vielzahl von Einflussen entscheiden uber das Gefuhl von Behaglichkeit Sie lassen sich in thermische nichtthermische und personliche Faktoren unterteilen Thermische Faktoren Raumlufttemperatur und Lufttemperaturverteilung bzw Aussenlufttemperatur Temperatur der Raumumschliessungsflachen bzw Strahlungstemperatur der Umgebung relative Luftfeuchte Luftstromung Luftgeschwindigkeit Turbulenz der Luftbewegung Nichtthermische Faktoren Jahreszeit Luftschall Gerausche Tone Musik Luftqualitat Raumluftqualitat CO2 Gehalt der Luft wahrnehmbare Spurenstoffe wie Geruche Staube Gase und Dampfe wie Wasserdampf radioaktive Stoffe biologische Stoffe wie Pilzsporen und Bakterien Irritationen durch Menschen Licht Lichtstimmung Farben Farbstimmung Optische Wahrnehmung der Umgebung Sauberkeit Ordnung Vertrautheit Personliche Faktoren Alter Bekleidung Korperliche Aktivitat Aufenthaltsdauer Korperliche und psychische Gesundheit Stimmung Laune Arbeitsleid Arbeitsschwere nbsp Klimatische BehaglichkeitKlimatische Behaglichkeit BearbeitenBehaglichkeit ist subjektiv und jeder Mensch hat eigene Praferenzen an das Raumklima Auch Jahreszeit Alter Geschlecht und Physiologie der Person haben Auswirkungen auf ihr Behaglichkeitsempfinden wie die Aktivitat der Person und die Auswahl ihrer Kleidung Es lassen sich aber Behaglichkeitsbereiche feststellen in denen die grosse Mehrheit der Raumnutzer sich wohl fuhlt Die Abbildung zeigt den Behaglichkeitsbereich in Bezug auf Raumlufttemperatur und relativer Luftfeuchte Der Bereich erstreckt sich von etwa 18 C bis 24 C und 35 bis 75 relative Luftfeuchte Die Hauptfaktoren der klimatischen Behaglichkeit sind solche die das Gleichgewicht des Warmehaushaltes des Menschen beeinflussen Massgeblich gehoren dazu Luftstromungen Luftfeuchtigkeit Luft und Wandtemperaturen sowie Aktivitat und Kleidung des Raumnutzers Luftbewegungen werden in geschlossenen Raumen bei wenig korperlicher Aktivitat als unangenehme Zugluft empfunden Starkere Luftstromungen bei korperlicher Aktivitat in der freien Natur werden als angenehm erachtet Die absolute Luftfeuchtigkeit sollte fur die Behaglichkeit zwischen 5 und 12 g kgLuft liegen 2 Der Bereich der idealen relativen Luftfeuchte nimmt also mit steigender Temperatur ab Thermische Behaglichkeit in der EN ISO 7730 Bearbeiten Die Thermische Behaglichkeit ist der zentrale Begriff der Norm EN ISO 7730 Er beschreibt das menschliche Wohlbefinden in Abhangigkeit von der Temperatur Der Begriff ist auch als ein Qualitatskriterium fur Heizungs bzw Klimatisierungssysteme definiert Dabei gelten fur die Behaglichkeit mehrere Parameter die alle unabhangig voneinander verandert werden konnen Temperaturniveau und Temperaturunterschiede Strahlungsintensitat und Strahlungsunterschiede thermische Stromungen Luftfeuchte DampfbildungenKlimatechnik Bearbeiten Unterschiedliche Arten der Raumnutzung bedingen individuelle Temperaturwunsche der Nutzer Thermische Behaglichkeit bedarf in der Regel eines stetigen Temperaturverlaufs und eines gleichmassigen Energieeintrags 3 4 Nach VDI Richtlinie 6030 sind Heizkorper so auszulegen und anzuordnen dass Behaglichkeitsdefizite wie kalte Fallluft oder kalte Wande ausgeglichen werden So sind Heizkorper moglichst vollstandig unterhalb von Fenstern anzubringen damit sich kalte Fallluft und aufsteigende Warmluft mischen und die Warmesenke der kalten Fensterflache durch direkte Warmestrahlung der Warmequelle uberdeckt wird Ein Raum wird in der Regel als behaglich empfunden wenn die Temperaturdifferenz zwischen Wandoberflache und Raumluft weniger als 4 C Fuss bis Kopfhohe weniger als 3 C verschiedenen Wandoberflachen Strahlungsasymmetrie weniger als 5 Cbetragt und wenn die Luftgeschwindigkeit und ihre Turbulenz klein ist keine Zugerscheinungen Alfred Eisenschink erlautert in seinem Buch Falsch geheizt ist halb gestorben dass es gesunder fur den Menschen sei trockene Luft zu atmen und dass Atembeschwerden aufgrund der als zu trocken empfundenen Heizungsluft vielmehr aus der Staubbelastung der im Raum zirkulierenden Luft herruhre Bevor die Menschen luftdichte Gebaude entwickelten hatte eintretende Aussenluft im Winter die Temperatur in Bodennahe nahe dem Taupunkt gehalten so dass kondensierende Luftfeuchte den Staub gebunden habe 5 Modellbildung Bearbeiten Die Bedingungen fur thermische Behaglichkeit durch Raumheizung wurden systematisch in einer Arbeit von Ole Fanger behandelt 6 Im Ergebnis der warmetechnischen Raumsimulation wird der thermische Raumzustand durch die Lufttemperatur und die Strahlungstemperatur der Umgebung charakterisiert Diese Temperaturen werden mit unterschiedlicher Gewichtung z B in Abhangigkeit von der Arbeitsschwere und der Luftgeschwindigkeit zur operativen Raumtemperatur Empfindungstemperatur zusammengefasst Grundlegende Definitionen dieser Grossen und ein kostenlos herunterladbares Simulationsmodell finden sich in 7 Strahlenmodell und Wellenmodell Bearbeiten Warmestrahlung ist eine Form elektromagnetischer Strahlung und kann wie andere Strahlung Schaden verursachen So treten unter Warmestrahlung ahnliche Hautschaden auf wie bei einem direkten Kontakt mit einer heissen Flache Ebenso bekannt ist der Strahlenschaden durch die Sonne In der Elektromedizin wird nicht nur die oberflachliche Wirkung sondern auch die Wirkung in tiefer liegenden Gewebeschichten betrachtet 8 Literatur BearbeitenDIN EN ISO 7730 2003 10 Ergonomie des Umgebungsklimas Analytische Bestimmung und Interpretation der thermischen Behaglichkeit durch Berechnung des PMV und des PPD Indexes und der lokalen thermischen Behaglichkeit ISO DIS 7730 2003 9 Hermann Recknagel Eberhard Sprenger Rudolf Schramek Hrsg Taschenbuch fur Heizung und Klimatechnik 68 Auflage R Oldenbourg Verlag Munchen Wien 1997 ISBN 3 486 26214 9 S 50 61 Weblinks BearbeitenBruno Bosy Thermische Behaglichkeit Das CBE Thermal Comfort Tool des Center for the Built Environment CBE der University of California Berkeley USA bietet die Moglichkeit der Berechnung der thermischen Behaglichkeit unter einer Vielzahl von Bedingungen Einzelnachweise Bearbeiten Pierer s Universal Lexikon Band 2 Altenburg 1857 S 493 Baumgarth Siegfried Horner Berndt und Reeker Josef Handbuch der Klimatechnik Band 1 Grundlagen 1999 H J Loffler Thermodynamik 2 Bande Band 1 Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1969 Gerthsen Physik Alfred Eisenschink Falsch geheizt ist halb gestorben Gesundheit und Rat fur Millionen Seite 20f Resch Verlag 7 Auflage 1994 erstmals aufgelegt 1975 Per Ole Fanger Thermal Comfort analysis and applications in environmental engineering McGraw Hill New York 1972 ISBN 0 07 019915 9 englisch danisch zugleich Dissertation Danmarks Tekniske Hojskole 1970 Bernd Gluck Raumsimulationsmodell und Definitionen der Raumtemperatur der Strahlungstemperatur der Umgebung und der zulassigen Strahlungstemperatur Asymmetrie Physikdidaktik DIN Ergonomie der thermischen Umgebung Analytische Bestimmung und Interpretation der thermischen Behaglichkeit durch Berechnung des PMV und des PPD Indexes und Kriterien der lokalen thermischen Behaglichkeit In www beuth de DIN Mai 2006 abgerufen am 5 Marz 2021 Normdaten Sachbegriff GND 4005257 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Behaglichkeit amp oldid 237467359