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Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Theodor Wolscht 23 September 1901 in Frankfurt am Main 20 April 1945 in Berlin war ein deutscher Student der 1924 zusammen mit Karl Kindermann und Maxim Napolinowitsch von Dittmar zu einer privaten Reise in die Sowjetunion aufbrach Kurz nach der Ankunft der drei in Moskau wurden sie verhaftet Ihnen wurde Spionage gegen die Sowjetunion und versuchter Mord an hohen Sowjet Fuhrern vorgeworfen Diese Anschuldigungen sowie der nachfolgende Prozess fuhrten zu einer schweren Belastung des deutsch sowjetischen Verhaltnisses und gingen als Kindermann Wolscht Affare in die Geschichte ein Leben BearbeitenDas Leben von Theodor Wolscht lasst sich nur luckenhaft rekonstruieren so etwa im Ruckgriff auf Alfred Erler der in seinem 1926 erschienenen Buch Das Schicksal der Moskauer Studenten ein sehr positives Bild von Wolscht zeichnet und zugleich einer der wenigen ist wenngleich ohne Angabe von Quellen der einige Anhaltspunkte uber Wolschts Biographie zur Verfugung stellt Theodor Wolscht geboren zu Frankfurt a M am 23 September 1901 Wahrend des Krieges hat er mit seinem Vater einem pensionierten Gymnasialprofessor mehrfach den Aufenthaltsort gewechselt Ostern 1920 hat er am Gymnasium zu Boppard die Reifeprufung bestanden Nachdem er ein Jahr als Tischlerlehrling gearbeitet hatte ging er aus Gesundheitsrucksichten als Volontar auf das Gut einer alten Dame deren verstorbener Mann mit seinem Vater eng befreundet gewesen war Der Sohn dieser Dame Dr jur R veranlasste ihn zum chemischen Studium und versprach ihn zu unterstutzen So kam er nach Berlin Dort war er eine Zeitlang in der Wehrschaft Neomarchia einer schlagenden Studentenverbindung dritter Chargierter trat aber spater wegen seiner kommunistenfreundlichen Anschauung aus Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 10 Anhand des Frankfurter Adressbuchs von 1901 lasst sich die Geburt Theodor Wolschts nur zum Teil verifizieren Zwar findet sich dort der Eintrag Wolscht Emilie gb Runge Rechnungsraths Wi Priv Affenthorpl 22 1 1 doch ergeben sich daraus keine direkten Hinweise auf die Verwandtschaftsverhaltnisse oder die Eltern von Theodor Wolscht Im Gegensatz zu Erler der Wolschts Vater als Gymnasialprofessor bezeichnet hatte erweckt Jorn Happel zudem den Eindruck der Professor Dr Wolscht sei ein richtiger Professor gewesen 2 Erler und Happel sagen aber beide nichts daruber aus fur welches Fach Wolschts Vater Professor war Erler erwahnt nur der Sohn habe von seiner Reise in die Sowjetunion ausser anderen Naturalien sibirische Laubmoose schicken sollen die sein Vater fur seine mikroskopischen Studien zu haben wunschte 3 Offen bleibt auch der Ort an dem Theodor Wolscht die von Erler angefuhrte Tischlerlehre begann denn die Rede ist nur von einem Tischlermeister Kerberloh in O 4 Ebenso bleiben das Gut einer alten Dame und deren Sohn den Erler an anderer Stelle als Wolschts ehemaligen Prinzipal Dr Rossi bezeichnet 5 als Gonner von Wolscht im Dunkeln Theodor Wolschts ehemalige Mitgliedschaft in einer schlagenden Verbindung steht wohl ausser Zweifel Schon Kindermann erwahnte sie 6 und Erler zitiert einen Kommilitonen nach dem Wolschts Vollbart seine hubschen Schmisse verdeckt habe 7 Ob er aber aus der Wehrschaft Neomarchia wegen seiner kommunistenfreundlichen Anschauung ausgetreten ist Erler siehe oben oder diese Anfang der 1920er Jahre uberhaupt noch bestanden hat ist unklar Nach Happel hatte sich die Neo Marchia bereits 1887 aufgelost Bis 1933 bestand dort Berlin das Corps Marchia und die Landsmannschaft Marchia 8 Eine Zugehorigkeit Wolschts zu einer der beiden ist nicht belegt Andererseits gibt es durchaus Belege fur Wolschts kommunistische Gesinnung Ein Brief von Wolschts ehemaligem Prinzipal Dr Rossi bezeugt ausdrucklich Wolschts kommunistische Gesinnung und macht es ihm sogar zum Vorwurf dass er sich von Berliner Kommunisten habe einfangen lassen 5 Als aber im Zuge der Reisevorbereitungen Kindermann und Wolscht seitens der sowjetischen Botschaft nahegelegt wurde zur Beschleunigung der Formalitaten der KPD beizutreten vollzog nur Kindermann diesen Schritt Wolscht konnte sich kein Parteibuch verschaffen und beschloss daher die Reise nicht als eingeschriebenes Mitglied der KPD sondern als sympahtesierender Kommunist zu machen 9 Weitere Informationen uber Wolscht stammen von Egon Erwin Kisch Dieser behauptete Wolscht sei Mitglied der Technischen Nothilfe Hilfsdienst gewesen 10 Fur Kisch der als einziger uber diese angebliche Mitgliedschaft Wolschts berichtete ist das stimmig da er vollig einseitig die sowjetische Propaganda zum Moskauer Prozess wiedergab Wolscht ist Chargierter der antisemistisch monarchistischen Korporation Neomarchia Mitglied der Technischen Nothilfe Hilfsdienst verkehrt mit dem in den Rathenaumord verwickelten Gunther und hat sich laut einem bei der Verhandlung nicht bekannt gewesenen Brief seines Vaters an die Vossische Zeitung bzw nach vaterlicher Ansicht aus Aufschneiderei geruhmt schon manchem Bolschewiken das Lebenslicht ausgeblasen zu haben 10 Stefan Grossmann Begrunder und Herausgeber der politischen Wochenschrift Das Tage Buch fuhlte sich veranlasst Kisch in diesem Punkt entgegenzutreten da dessen Behauptung uber Wolscht selbst die Toleranz des Tage Buchs uberschreiten wurden 10 Kisch war neben den spateren Moskauer Anklagern nicht der einzige der unzutreffende Behauptungen uber Wolscht und dessen Vergangenheit aufstellte Auch Kindermann behauptete wahrend seiner Moskauer Verhore dass sein Genosse Wolscht am Weltkrieg teilgenommen und ein U Boot versenkt habe Die Unmoglichkeit liegt auf der Hand weil Wolscht wahrend des ganzen Krieges noch auf der Schulbank sass Die beiden Freunde hatten sich hundertmal uber dieses Thema unterhalten Eine Verwechslung ist ausgeschlossen Ebenso falsch ist die Behauptung dass Wolscht und Kindermann Mitglieder der Organisation Consul seien Keiner von ihnen war es Kindermann als Jude ware von dieser antisemitischen Vereinigung niemals aufgenommen worden Ueber die politische Richtung seines Freundes Wolscht war Kindermann ebenfalls genau orientiert Dass Wolscht wegen seiner kommunistischen Anschauung aus der Wehrschaft Neomarchia ausgetreten war und zu der O C in keinerlei Verbindung stand wussten samtliche Bewohner des Studentenheims 5 Erler spielt damit auf eine Berliner Studentenunterkunft in einer ehemaligen Kaserne in der Friedrichstrasse 107an in der sich 1924 vermutlich Kindermann und Wolscht kennengelernt hatten 11 Im Hofe der alten Gardekaserne befanden sich seit der Kriegszeit zwei holzerne Baracken die eigentlich schon langst niedergerissen werden sollten aber wegen der grossen Not in der so viele Studenten lebten ihnen als Wohnung uberwiesen worden waren Jede Baracke bestand aus einer Reihe von geraumigen Zimmern in denen stets zwei Studenten zusammen wohnen konnten Die meisten von uns mussten sich ihren Lebensunterhalt durch Nachtarbeit als Zeitungsverkaufer oder in der Fabrik verdienen Zum Studieren hatten wir oft gar keine Zeit 6 Von Dittmar wird spater in Moskau behaupten das Studentenheim in der Friedrichstrasse sei von der Organisation Consul ins Leben gerufen worden 12 Warum Kindermann solche wahrheitswidrigen Aussagen machte kann auch Erler nicht erklaren Unentscheidbar bleibt fur ihn ob Kindermann zum pathologischen Lugner geworden sei sich in einem geisteskranken Zustand befunden habe oder durch die vielen Qualereien in der monatelangen Untersuchungshaft allen Mut verloren und infolge dieser seelischen Depression im Vertrauen auf die Versicherungen und Versprechungen baldiger Freilassung einfach alles unterschrieben habe was man ihm vorlegte 5 Kindermann selber behauptete er sei bei der Abfassung dieser Anschuldigungen betaubt worden und zur unfreiwilligen Unterzeichnung eines Dokumentes missbraucht worden dessen Inhalt mir ganz unbekannt war 13 Im Fruhjahr 1924 hatten sich Kindermann und Wolscht kennengelernt Da Theo Wolscht und ich in vielen Weltanschauungsfragen miteinander ubereinstimmten und ersterer schon lange eine Auslandsreise anzutreten wunschte so machte ich ihm den Vorschlag sich mir anzuschliessen Er war zwei Jahre alter als ich stammte vom Rhein und besass viel Sinn fur das Praktische 6 Viel mehr an Informationen uber Wolscht ist bei Kindermann nicht zu erfahren vor allem daruber nicht ob dieser zu diesem Zeitpunkt uberhaupt noch studierte oder ernsthaft uber einen Studienabschluss nachdachte Auf alle Falle war von nun an aber ihr Schicksal eng miteinander verbunden und fuhrte zu dem was als Kindermann Wolscht Affare bekannt wurde Mit den Todesurteilen den Begnadigungen und einem Gefangenenaustausch war die Kindermann Wolscht Affare im September 1926 formal beendet Was Theodor Wolscht nach seiner Ruckkehr nach Deutschland machte ist nicht bekannt Ein letzter Hinweis auf ihn findet sich im Berliner Verordnungsblatt aus dem Jahre 1946 Auf Antrag der Frau Gerda Wolscht geb Scheufelein wohnhaft in Wiesbaden Eigenheim Eintrachtstrasse 11 wird der Theodor Wolscht geboren am 23 September 1901 in Frankfurt am Main zuletzt wohnhaft in Berlin Halensee Cicerostrasse 59 fur tot erklart Als Zeitpunkt des Todes wird der 20 April 1945 festgestellt 14 Literatur BearbeitenAlfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten Alexander Fischer Verlag Tubingen 1926 Jorn Happel Der Ost Experte Gustav Hilger Diplomat im Zeitalter der Extreme Ferdinand Schoningh Berlin 2017 ISBN 978 3 506 78609 8 Karl Kindermann Zwei Jahre in Moskaus Totenhausern Der Moskauer Studentenprozess und die Arbeitsmethoden der OGPU Eckart Verlag Berlin Leipzig 1931 15 Das Buch erschien 1932 unter dem Titel In the toils of the O G P U im Londoner Verlag Hurst amp Blackett Einzelnachweise Bearbeiten Mahlau s Frankfurter Adressbuch 33 Jahrgang 1901 S 447 Jorn Happel Der Ost Experte Gustav Hilger S 135 Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 19 Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 5 6 a b c d Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 36 a b c Karl Kindermann Zwei Jahre in Moskaus Totenhausern S 13 Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 11 Jorn Happel Der Ost Experte Gustav Hilger S 434 Anmerkung 542 Karl Kindermann Zwei Jahre in Moskaus Totenhausern S 17 a b c Egon Erwin Kisch amp Stefan Grossmann in Das Tage Buch herausgegeben von Stefan Grossmann 6 Jahrgang 2 Halbjahr Berlin 1925 S 1006 1014 Zur Technischen Nothilfe siehe auch Michael H Kater Die Technische Nothilfe im Spannungsfeld von Arbeiterunruhen Unternehmerinteressen und Parteipolitik Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jahrgang 27 1997 Heft 1 S 30 78 Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 7 Unter dieser Adresse befindet sich heute der Friedrichstadt Palast damals befand sich hier die Kaserne des 2 Garde Regiments zu Fuss Alfred Erler Das Schicksal der Moskauer Studenten S 44 Karl Kindermann Zwei Jahre in Moskaus Totenhausern S 149 Verordnungsblatt der Stadt Berlin fur Gross Berlin 1946 Seite 342 Todeserklarung von Theodor Wolscht durch das Amtsgericht Berlin Charlottenburg vom 3 September 1946 Az 14 II 131 46 Karl Kindermann Zwei Jahre in Moskaus Totenhausern im Katalog der DNB Bei der Schrift handelt es sich um das Heft 7 8 der vom Eckhart Verlag herausgegebenen Notreihe Fortlaufende Abhandlungen uber Wesen und Wirken des Bolschewismus Normdaten Person GND 129109320 lobid OGND AKS LCCN n2009028828 VIAF 88389987 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wolscht TheodorKURZBESCHREIBUNG deutscher Student wahrend einer Reise in die Sowjetunion verhaftet als Spion angeklagt zum Tode verurteilt begnadigt und im Rahmen eines Gefangenenaustauschs nach Deutschland ausgewiesenGEBURTSDATUM 23 September 1901GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 20 April 1945STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Theodor Wolscht amp oldid 229878988