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Die Textilfabrik Rotes Banner russisch Trikotazhnaya fabrika Krasnoe Znamya wiss Transliteration Trikotaznaja fabrika Krasnoe Znamja ist ein Denkmal der Industriearchitektur in Sankt Petersburg Geplant wurde der Fabrikumbau im damaligen Leningrad von dem deutschen Architekten Erich Mendelsohn 1887 1953 im Stil des Konstruktivismus Energiestation der Textilfabrik Rotes Banner 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Denkmalschutz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1855 grundete der Kaufmann Iwan Osipowitsch Natus eine kleine Trikotagen und Strumpfwarenmanufaktur 1862 verlegte er diese in den Stadtteil Petrograder Seite unweit der Schdanowka eines Nebenflusses der Kleinen Newa 1866 erwarb der Petersburger Deutsche Friedrich Wilhelm Kersten das Werk der die Fabrik Kersten Fabrika Kerstena modernisierte und zu einem Industriebetrieb umgestaltete Die Fabrik wurde am 14 Februar 1919 verstaatlicht und am 7 November 1922 dem 5 Jahrestag der Oktoberrevolution mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit ausgezeichnet Daraufhin erhielt sie ihren heutigen Namen In den 1920er Jahren wurde der Fabrikkomplex durch den Bau der verschiedensten Gebaude deutlich erweitert und umgebaut Auf der Grundlage dieser Erweiterungen wollte der mit der Einfuhrung der Neuen Okonomischen Politik NEP entstandene Leningrad Textil Trust ein Modell eines modernen sozialistischen Unternehmens schaffen Wahrend des Zweiten Weltkriegs produzierte das Werk Uniformen fur die Soldaten der Leningrader Front und Artilleriegranaten Die landesweit ersten Perlon Strumpfe kamen 1947 aus der Fabrik In den 1960er Jahren begann die Produktion von Kunstfasern wie Polyacrylnitril PAN und Polyethylenterephthalat PET auch wurde eine Technologie zur Herstellung kunstlicher Blutgefasse entwickelt 1993 wurde die Textilfabrik Rotes Banner in eine Offene Aktiengesellschaft Otkrytoe Akcionernoe Obshestvo OAO umgewandelt aus der 1994 die Bekleidungsfabrik Hotei Hotej 1 entstand Hotei hat einen Produktionsstandort in Wyborg und produziert nicht mehr in den alten Petersburger Fabrikgebauden Das 4 5 Hektar grosse Gelande wurde an einen Investor verkauft der daraus ein Zentrum fur zeitgenossische Kunst machen wollte 2 Im Rahmen des 1 International Festival of Queer Culture St Petersburg gegen Fremdenfeindlichkeit Rassismus Sexismus und Homophobie fand 2009 die Ausstellung Foto Fest Fiolet in der Textilfabrik Rotes Banner statt Das Kulturzentrum Krasnoe Znamja veranstaltete zusammen mit dem Goethe Institut in St Petersburg im Jahr 2011 die Kunstausstellung fragments of an unknown city 3 In Folge der Wirtschaftskrise stand der Investor vor finanziellen Problemen und die Banken ubernahmen die Immobilien als Sicherheit Im Rahmen eines 2010 begonnenen Konkursverfahrens sollen die Gebaude der ehemaligen Textilfabrik versteigert werden 4 Architektur BearbeitenAuf Erich Mendelsohns dynamische futuristische Architektur des Expressionismus aufmerksam geworden besichtigte eine Delegation des Textil Trust in Luckenwalde seinen 1923 vollendeten Bau der Hutfabrik Friedrich Steinberg Herrmann amp Co Aufgrund der uberzeugenden architektonischen und technischen Qualitat der Hutfabrik wurde Mendelsohn 1925 als erster auslandischer Architekt nach Leningrad eingeladen und spater mit den Planungen beauftragt Wahrend der Bauphase unternahm er mehrere Reisen durch das Land die ihn zu seiner Studie Russland Europa Amerika 5 1929 anregten Seine Textilfabrik orientierte sich an Formensprache und technischen Erfahrungen der Luckenwalder Hutfabrik die hier jedoch mehr funktionalistisch in Erscheinung traten Im Innenhof plante er drei parallel angelegte niedrige Werkhallen zwei Farbereien und eine Bleicherei deren Entluftungsschachte genau wie in Luckenwalde in hoheren trapezformigen Aufhebungen abschlossen 6 Mendelsohn berichtete 1927 uber sein Projekt Nach Besichtigung der Hutfabrik und anderer von mir errichteten Bauten erhielt ich nach langen Verhandlungen und in Konkurrenz mit anderen deutschen Ingenieuren den Auftrag Zu dem bereits vorliegenden Projekt des Leningrad Textil Trustes ein Gutachterprojekt anzufertigen das ebenso die Organisation der Produktion die Warme und Energiewirtschaft wie die Bautechnik und die architektonische Durchbildung umfasste Der Abschluss des Vertrages erfolgte in Berlin Das Vorprojekt bestand aus dem Gesamtplan mehreren Varianten und einem Modell Bis zum Fruhjahr 1926 war das Gutachterprojekt vertragsmassig fertiggestellt Bei meiner erneuten Anwesenheit in Leningrad im Juli 1926 wurde mir durch einen neuen Vertrag die Anfertigung der Ausfuhrungszeichnungen zum Gutachterprojekt ubertragen 7 Seit 1925 setzte zunehmend Kritik von Seiten der sowjetischen Architektenschaft ein Ausgelost durch eine breite Diskussion in der Presse emporte sich die Moskauer Architektengesellschaft daruber dass der Architekturauftrag als personlicher Auftrag an einen Architekten aus Deutschland vergeben worden war Es ging bei der Kritik nicht um das konkrete Projekt vielmehr stand die Frage im Raum warum ein Deutscher eingeladen worden war obwohl es in der Sowjetunion viele Architekten gab die ebenso gut geeignet gewesen waren 8 Statt der von Mendelsohn geplanten Entluftungskamine sollte trotz der von ihm mathematisch und statisch nachgewiesenen Uberlegenheit in Kosten und Effizienz nur ein Entluftungsschacht probeweise aufgestellt werden Dabei sollte die Lange des Schachts von 42 Metern auf 28 Meter verkurzt und die Hohe auf 19 Meter herabgesetzt werden 9 Mit immer neuen Korrekturwunschen und minderer Ausfuhrungsqualitat stieg Mendelsohns Unzufriedenheit weiter 10 Polemische Ausserungen und Lugen auch in der internationalen Presse nahmen weiter zu so dass sich Mendelsohn im Fruhjahr 1927 aus dem Bauprojekt vollstandig zuruckzog und die Kontakte nach Leningrad abbrach 11 Vom ursprunglichen Projekt Mendelsohns wurde nur die 1925 1926 erbaute Energiestation Kraftwerksanlage in der Pionerskaja Ulica 57 realisiert Die weitere Fertigstellung lag nun in den Handen der Baukommission des Textil Trusts 12 Die restlichen Gebaude wurden mit grossen Abweichungen zu Mendelsohns Entwurf von 1926 bis 1937 durch die Architekten Hyppolit Nikolas Emil Pretreaus und Sergei Ossipowitsch Owsjannikow abgeschlossen Mendelsohn publizierte danach mit Ausnahme der Energiestation nie Fotos des ausgefuhrten Projekts fur das er keine Autorenschaft mehr ubernahm Er veroffentlichte nur Abbildungen des Modells als Kunstwerk im Sinne eines Idealentwurfs mit der Standortangabe Berlin 13 Denkmalschutz Bearbeiten nbsp Produktionsgebaude der Strumpfwarenfabrik W P Kersten Korpusnaja Uliza 1 Krasnogo Kursanta Uliza 27 2010 Die meisten Gebaude der Fabrikanlage wurden vom staatlichen Denkmalschutzausschuss zur Aufnahme in die Denkmalliste empfohlen Es handelt sich dabei um folgende Objekte 14 Nr 1350 Gebaudekomplex der Fabrik Rotes Banner erbaut 1925 1937 Architekten S O Owsjannikow H N E Pretreaus E Mendelsohn E A Tretjakow Pionerskaja Uliza 53 Kraftwerk historisches und Kulturdenkmal von lokaler Bedeutung Architekten E Mendelsohn S O Owsjannikow H N E Pretreaus E A Tretjakow Pionerskaja Uliza 53 Nr 1350 1 Strickerei Nr 1350 2 Farberei Nr 1350 3 Bleicherei Nr 1350 4 Strumpffarberei Nr 1263 Gebaudekomplex der Strumpfwarenstrickfabrik W P Kersten erbaut in den 1890er bis 1910er Jahren Architekten A I Akkerman S P Kondratew Nr 1263 1 wichtige Produktionsgebaude erbaut 1895 Erweiterungen um 1900 und 1914 Architekten A I Akkerman S P Kondratew sowie unbekannte Architekten Krasnogo Kursanta Uliza 27 Korpusnaja Uliza 1 Glavnyj proizvodstvennyj korpus Nr 1263 2 Produktionsgebaude erbaut 1910 unbekannter Architekt Krasnogo Kursanta Uliza 27 Korpusnaja Uliza 1 Katonnyj korpus Nr 1263 3 Speisesaal erbaut Ende 19 Jh Erweiterung 1902 1903 S P Kondratew sowie unbekannte Architekten Krasnogo Kursanta Uliza 27 Korpusnaja Uliza 1 Stolovaya Nr 1263 4 Verwaltungsgebaude und Appartementhaus erbaut 1911 Architekt S P Kondratew Krasnogo Kursanta Uliza 25Literatur BearbeitenSergej Fedorow Erich Mendelsohn s Red Banner Factory in Leningrad 1926 1928 Laboratory for Early Concrete Works in the Soviet Union PDF 39 3 MB In Proceedings of the Third International Congress on Construction History Mai 2009 Irina Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion LMU Publikationen Geschichts und Kunstwissenschaften Nr 5 2003 urn nbn de bvb 19 epub 421 2 Matt Brown 1920s Russian German Architecture on Show Memento vom 2 Oktober 2013 im Internet Archive In The St Petersburg Times Nr 1412 30 September 2008 Bernhard Schulz Das Fabrikschiff von Leningrad In Der Tagesspiegel 4 Oktober 2008 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Textilfabrik Rotes Banner Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Textilfabrik Rotes Banner In archINFORM Album 249 Krasnoje Znamja hosiery factory Wandering Camera Erich Mendelsohn Red Banner Textile Factory in Leningrad 1926 The Charnel House Silovaya Ctanciya TEC Fabrika Krasnoe Znamya Erih Mendelson In LiveJournal Fotos Juri Molotkowez Igor Jakowlew Michael Makschanow Iwan BorisowEinzelnachweise Bearbeiten Shvejnaya fabrika Hotej Tatyana Kalashnikova Kompleks Mendelsona popal pod pricel Mendelsohn Komplex wird Baudenkmal In Fontanka vom 21 Juli 2008 Ausstellung Fragmenty neizvestnogo goroda Iskusstvo i Gorodskoe prostranstvo PDF 7 4 MB fragments of an unknown city Kunst und Stadtplanung vom 27 bis 30 Oktober 2011 in St Petersburg Roman Denisov Ostatki vysokih idej Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Die Uberreste grosser Ideen In Wochenzeitung Nedvizhimost i stroitelstvo Peterburga Nr 22 759 3 Juni 2013 S 6 Erich Mendelsohn Russland Europa Amerika Ein architektonischer Querschnitt Rudolf Mosse Buchverlag Berlin 1929 Als Nachdruck erganzt um die englischen Texte aus dem Nachlass von Erich Mendelsohn Birkhauser Basel Berlin Boston 1989 ISBN 3 7643 2279 9 Basel ISBN 0 8176 2279 9 Boston Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion S 29 f Erklarung Erich Mendelsohns ohne nahere Angaben maschinenschriftliche Kopie 1927 zitiert nach Sigrid Achenbach Erich Mendelsohn 1887 1953 Ideen Bauten Projekte Katalog zur Ausstellung vom 20 Februar bis 5 April 1987 zum 100 Geburtstag aus den Bestanden der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen Preussischer Kulturbesitz Arenhovel Berlin 1987 ISBN 3 922912 18 4 S 72 Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion S 69 72 Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion S 76 f Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion S 77 Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion S 82 Grigorijewa Erich Mendelsohns Wirken als Architekt in der Sowjetunion S 82 Ita Heinze Greenberg Steppe und Motor Erich Mendelsohn uber Russland In Ada Raev Isabel Wunsche Hrsg Kursschwankungen Russische Kunst im Wertesystem der europaischen Moderne Lukas Berlin 2007 ISBN 978 3 86732 012 2 S 83 92 Spisok vnov vyyavlennyh obektov predstavlyayushih istoricheskuyu nauchnuyu hudozhestvennuyu ili inuyu kulturnuyu cennost Liste der Objekte von historischen wissenschaftlichen kunstlerischen oder anderem kulturellen Wert seit 1 Dezember 2010 gultige Fassung Administraciya Sankt Peterburga 59 961389 30 281667 Koordinaten 59 57 41 N 30 16 54 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Textilfabrik Rotes Banner amp oldid 218391855