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Mit der Berufsbezeichnung Telefonistin waren in der Schweiz ab 1880 Mitarbeiterinnen im Fernsprechverkehr im Einsatz Ihre Aufgabe war es Telefongesprache anzunehmen und an die gewunschten Teilnehmer zu vermitteln Im 21 Jahrhundert existiert der Beruf kaum noch da mittlerweile fast alle Telefonnummern per Direktwahl gewahlt werden konnen Telefonistinnen 1955 Telefonistinnen in der Telefonzentrale Hottingen 1917 In der Schweiz wurden fur diese Arbeit seit den Inbetriebnahmen der ersten Telefonnetze um 1880 fast ausschliesslich Frauen angestellt Dies wurde von der Verwaltung damit begrundet dass die weibliche Stimme am Telefon besser verstanden werde zudem sagte man den Frauen im Gegensatz zu mannlichen Angestellten mehr Geduld und Feingefuhl im Umgang mit den Kunden nach 1 Einen offentlichen Beschluss der den Mannern die Arbeit im Vermittlungsdienst untersagt hatte gab es zwar nicht aber die Anstellung von Frauen fur den Telefondienst wurde nie gross diskutiert und von der Verwaltung als selbstverstandlich betrachtet 2 Inhaltsverzeichnis 1 Aufgabenbereich 2 Gesellschaftliches Ansehen 3 Aufnahmeprufung und Lehrzeit 4 Arbeitsbedingungen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAufgabenbereich Bearbeiten nbsp Telefonistin der Fluggesellschaft Swissair 1966 Bis zur automatischen Telefonvermittlung die etwa in den 1920er Jahren einsetzte und uber mehrere Jahrzehnte hinweg schrittweise eingefuhrt wurde mussten die telefonischen Verbindungen noch manuell hergestellt werden Die Abonnenten wahlten demnach zuerst die Nummer der nachsten Telefonzentrale wo die Telefonistinnen die Anrufe entgegennahmen und die gewunschte Verbindung an ihren Vermittlerpulten herstellten Dazu steckte sie die Leitung des Anrufers an deren Ende ein Stopsel befestigt war in die entsprechende Vertiefung Falls die Telefonistin die Verbindung korrekt hergestellt hatte konnte nun das eigentliche Telefongesprach gefuhrt werden Teilweise musste der Kunde auch uber mehrere Telefonzentralen weitergeleitet werden bis die gewunschte Verbindung hergestellt war Anhand von aufleuchtenden Lampchen sah die Telefonistin dass das Gesprach beendet ist und trennte die Verbindung Die Leitung konnte daraufhin von einem neuen Kunden besetzt werden Mit der rasch zunehmenden Zahl an Telefonleitungen ab Beginn des 20 Jahrhunderts wurden die Ablaufe in den Zentralen immer mehr rationalisiert Dies hatte Auswirkungen auf die Arbeit der Telefonistinnen die nun zu moglichst schnellem Arbeiten angehalten wurden Demzufolge hatten die Telefonistinnen an ihren Vermittlerpulten meist mehrere laufende Telefonate gleichzeitig insbesondere wahrend den Stosszeiten Dabei hatten sie stets freundlich und zuvorkommend zu wirken 3 Gesellschaftliches Ansehen BearbeitenDie Telefonistinnen genossen einen guten Ruf was zu Beginn des 20 Jahrhunderts insbesondere auf eine allgemeine Faszination mit dem neuen Medium Telefon zuruckzufuhren war Die Tatsache dass die Telefonistinnen in Kontakt mit einem zunachst vor allem mannlichen Publikum standen von diesem aber nur gehort jedoch nicht gesehen werden konnten verlieh den Frauen in den Telefonzentralen eine geheimnisvolle Aura Dieser Umstand gab teils sogar Anlass zu anzuglichen Phantasien wie beispielsweise im deutschen Schlagerlied von Robert Stolz und Arthur Rebner aus dem Jahre 1919 Hallo du susse Klingelfee 4 Zudem galt die Arbeit in den Telefonzentralen als sichere Stelle worauf damals sehr viel Wert gelegt wurde Aufgrund ihrer fundierten Ausbildung waren die Telefonistinnen der PTT sehr gesucht in der Privatwirtschaft Aufnahmeprufung und Lehrzeit Bearbeiten nbsp Werbung zum Berufsbild der Telefonistin ca 1965 In der Regel wurden die Lehrtochter durch Zeitungsinserate angeworben An die Interessentinnen wurden relativ hohe Anforderungen gestellt So war die Kenntnis einer zweiten Amtssprache und teils Englisch Voraussetzung um Telefonistin zu werden Des Weiteren wurden genaue Geografiekenntnisse verlangt weil die Arbeit in den Telefonzentralen ein schnelles Finden der Telefonnummern voraussetzte die nach Regionen und Ortschaften geordnet waren Auch mathematische Kenntnisse wurden vorausgesetzt um die Taxen fur die jeweiligen Telefonate korrekt zu berechnen Daruber hinaus mussten die Anwarterinnen eine hohe Belastbarkeit aufweisen konnen um aufgenommen zu werden Die Telefonamter erkundigten sich teilweise beim Posthalter oder Pfarrer der jeweiligen Heimatgemeinden uber die Bewerberinnen Die Eignung fur die Arbeit in den Telefonzentralen wurde durch eine Aufnahmeprufung getestet Diese Prufung umfasste einen Aufsatz in der Muttersprache ein Diktat in einer Fremdsprache die Ubersetzung eines Textes in die Muttersprache und allgemeine Fragen zur Geografie sowie Mathematikaufgaben 5 Die einjahrige Lehrzeit beinhaltete einerseits einen praktischen Teil wobei die Lehrtochter stundenweise unter Aufsicht einer erfahrenen Telefonistin in der Telefonzentrale arbeitete und andererseits einen theoretischen Teil Dieser umfasste das Auswendiglernen zahlreicher Dienstvorschriften und das Erweitern der geografischen Kenntnisse Nach einem halben Jahr legte die Lehrtochter eine Zwischenprufung ab Am Ende der Lehrzeit musste sie eine Abschlussprufung bestehen bevor sie als Telefonistin arbeiten konnte 5 Die Direktion legte den Angestellten auch nach Ende ihrer Lehrzeit nahe bei Gelegenheit eine weitere Sprache zu erlernen Dies wurde gezielt gefordert indem die Arbeitnehmerinnen unbezahlte Ferien nehmen konnten um einen Sprachaufenthalt in England Frankreich oder Italien zu absolvieren 6 Die Laufbahn der Telefonistinnen bot eher geringe Aufstiegschancen Fleissige Arbeitnehmerinnen konnten zwar zu Aufsicht befordert werden der Beamtinnenstatus wurde im Telefonvermittlungsdienst aber nicht vergeben 7 Arbeitsbedingungen BearbeitenDie Schichten der Telefonistinnen waren unregelmassig und umfassten Nachtdienst Dazu reichten meist eine oder zwei Telefonistinnen aus da der nachtliche Telefonverkehr deutlich geringer ausfiel als derjenige wahrend des Tages Die Arbeit beinhaltete nachts jedoch nicht nur jegliche Anrufe und Weckrufe sondern auch samtliche Notrufe Somit trugen die Telefonistinnen wahrend des Nachtdienst stets eine grosse Verantwortung Die Schweizer Verwaltung erhohte die Arbeitszeit zudem aufgrund der Zunahme des Telefonverkehrs wahrend des Zweiten Weltkrieges ohne Lohnerhohung von acht auf neun Stunden spater auf zehn Stunden In den Schweizer Telefonzentralen gab es immer wieder Telefonistinnen die den hohen physischen und psychischen Anforderungen auf Dauer nicht gerecht werden konnten 8 Die Telefonistinnen nahmen das unterste Ende der Lohnskala aller Angestellten der Telefon und Telegrafenverwaltung ein Da die Vergleiche zur mannlichen Arbeitsleistung in dieser Berufsgattung fehlten stiess die geringe Entlohnung der Frauen im Vermittlungsdienst kaum auf Widerstand 9 Der Gehalt der Schweizer Telefonistinnen reichte um 1940 noch nicht aus um eine ledige Frau zu versorgen Die meisten Telefonistinnen wohnten aus diesem Grund noch bei den Eltern oder bei Verwandten Die Arbeitnehmerinnen die sich ein Zimmer in der Stadt mieten mussten konnten sich dementsprechend nur knapp ernahren 10 Dennoch war die Arbeit in den Telefonzentralen fur damalige Verhaltnisse ein eher gut bezahlter Frauenberuf Des Weiteren erhielten bereits die Lehrtochter einen kleinen Lohn was damals relativ ungewohnlich war Die Schweizer Telefonistinnen waren vorwiegend junge unverheiratete Frauen In der Regel wurden verheiratete Arbeitnehmerinnen nicht weiterbeschaftigt Dies wurde bereits im Juni 1900 durch einen Bundesratsbeschluss festgelegt 11 der aber nur fur die festangestellten Telefonistinnen verbindlich war Als Reservetelefonistinnen provisorische Gehilfinnen oder auch als Angestellte in kleinen landlichen Telefonzentralen sogenannten Telefonzentralen III Klasse wurden nach wie vor verheiratete Telefonistinnen zugelassen 12 Falls die jeweilige festangestellte Telefonistin den Wunsch zur Weiterbeschaftigung aussern sollte und dies vom Departementschef gebilligt wurde konnte sie als provisorische Gehilfin weiterbeschaftigt werden 13 Der bundesratliche Entschluss wurde insbesondere mit den Mehrkosten begrundet die eine mogliche Schwangerschaft verursachen wurde Auch wurde argumentiert dass mit der Einmischung des Ehegatten in dienstliche Angelegenheiten der Ehefrau gerechnet werden musse was dem Amtsgeheimnis widersprochen hatte 14 Die rapide Zunahme des inlandischen Telefonverkehrs wahrend des Zweiten Weltkrieges fuhrte dazu dass in den Zentralen mehr Telefonistinnen benotigt wurden Aus diesem Grund stellte die Telefondirektion viele ehemalige verheiratete Telefonistinnen wieder ein Entsprechend der Rechtsgrundlage wurden sie jedoch nur provisorisch angestellt Die Telefonistinnen hatten sich wahrend ihrer Arbeitszeiten an klare Dienstvorschriften zu halten Diese beinhalteten Vorgaben bezuglich des Umgangs und der Ausdrucksweise mit den Kunden Die Telefonistinnen gebrauchten Formelsatze um einen raschen Ablauf des Telefonats zu garantieren Auf einen Anruf antworteten sie entsprechend ihrer Dienststelle mit Schnelldienst Fernamt oder dem Namen ihrer Zentrale Die Verwendung des Wortes Hallo war untersagt Die vom Abonnenten gewunschte Nummer wurde von der Telefonistin wiederholt wobei sie am Ende die Stimme senkte Bei Unklarheiten hob sie die Stimme nach der Nummer an was die Frage verdeutlichen sollte Konnte die Verbindung nicht hergestellt werden teilte die Telefonistin dies mit Nr X antwortet leider nicht mit wobei sie Bedauern zeigen sollte Bedauern hatte sie auch bei Beschwerden zu zeigen 15 Die wichtigste Dienstvorschrift war die Wahrung des Amtsgeheimnisses Dies wurde bereits den Lehrtochtern besonders nachdrucklich beigebracht Es war ihnen strengstens verboten Drittpersonen uber getatigte Telefonate Auskunft zu geben Das Mithoren der Gesprache war ebenfalls untersagt und die Telefonistinnen verpflichteten sich dazu das Amtsgeheimnis auch nach dem Ende ihrer Berufstatigkeit bei der PTT zu bewahren Verletzungen desselben wurden mit Kundigung in schweren Fallen mit Gefangnisaufenthalten bestraft 16 Dennoch mussten sich die Telefonistinnen gelegentlich zu den gefuhrten Gesprachen dazuschalten um beispielsweise das Ende des Telefonats oder die gesprochene Sprache zu kontrollieren Dies fuhrte dazu dass die Angestellten gewisse vertrauliche Informationen unweigerlich zu horen bekamen und so beispielsweise fur die Spionage von Interesse waren 17 Siehe auch Bearbeiten Hauptartikel Telefonist Frauen bei den Schweizerischen Post Telegrafen und Telefonbetrieben AuskunftsdienstLiteratur BearbeitenYvonne Buhlmann Kathrin Zatti Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Chronos Verlag Zurich 1992 ISBN 3 905278 96 0 Helmut Gold Annette Koch Hrsg Fraulein vom Amt Prestel Verlag Munchen 1993 ISBN 3 7913 1270 7 Generaldirektion PTT Hrsg 100 Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz 1852 1952 Band 1 3 Bern 1962 Berufe der PTT In Stadtische Berufsberatung Zurich Hrsg Zur Berufswahl Aufklarungsschrift fur die Schuler der 2 und 3 Sekundarklasse und den ubrigen Abschlussklassen Nr 29 Zurich 1953 Schweizerische Telegraphen und Telephonverwaltung Hrsg Die Sprechweise des Telefonpersonals und ihren Einfluss auf den Dienst Bern 1942 Schweizer Post Telegraphen und Telefonverwaltung Hrsg Pflichtstellung des PTT Personals Bern 1940 Archivgut Verwaltungsakten der Post Telefon und Telegrafenbetriebe heute Schweizerische Post und Swisscom 1848 1997 Bestand Sammlung Oral History Projekt Wir die PTT Interviews Dossier Interview Nelly Iseli Dallenbach Koniz PTT Archiv 18 Januar 2017 Signatur 012 SAM OHP 010 LinkWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Telefonistin Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Artikel zu Telefonistinnen Im Dienste der Abonnenten Die Kurznummern der PTT auf der Oral History Website des PTT Archivs Zu Gast bei der Telefonauskunft 111 Filmbeitrag Schweizer Fernsehen 8 55 Minuten Sendung Blickpunkt vom 6 Marz 1980 Regine Buschauer Telefon In Historisches Lexikon der Schweiz Einzelnachweise Bearbeiten Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 10 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 33 Annette Koch Helmut Gold Hrsg Fraulein vom Amt Munchen 1993 S 48 49 Annette Koch Helmut Gold Fraulein vom Amt Munchen 1993 S 40 a b Berufe der PTT In Stadtische Berufsberatung Zurich Hrsg Zur Berufswahl Aufklarungsschrift fur die Schuler der 2 und 3 Sekundarklasse und den ubrigen Abschlussklassen Nr 29 Zurich 1953 S 62 Generaldirektion PTT Hrsg 100 Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz 1852 1952 Band 3 Bern 1962 S 739 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 252 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 90 91 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 136 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 138 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 147 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 192 Yvonne Buhlmann Katrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 90 91 Yvonne Buhlmann Kathrin Zatti Sanft wie eine Taube klug wie eine Schlange und verschwiegen wie ein Grab Frauen im schweizerischen Telegrafen und Telefonwesen 1870 1914 Zurich 1992 S 141 143 Schweizerische Telegraphen und Telephonverwaltung Hrsg Die Sprechweise des Telphonpersonals und ihren Einfluss auf den Dienst Bern 1942 Schweizer Post Telegraphen und Telefonverwaltung Hrsg Pflichtstellung des PTT Personals Bern 1940 S 5 Generaldirektion PTT Hrsg 100 Jahre elektrisches Nachrichtenwesen in der Schweiz 1852 1952 Band 3 Bern 1962 S 751 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Telefonistin Schweiz amp oldid 219450470