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Der Bronzespiegel von Tuscania oder auch Tarchon Spiegel ist ein etruskisches Artefakt aus dem 4 Jahrhundert v Chr und befindet sich heute im Archaologischen Nationalmuseum von Florenz Der Spiegel wurde in Tuscania im Hinterland von Tarquinia etruskisch Tarchna gefunden und zeigt einen etruskischen Priester Haruspex bei der Leberschau Der Spiegel scheint in Verbindung zu stehen mit Tarchon dem legendaren Grunder von Tarquinia Der Bronzespiegel von Tuscania Tarchon Spiegel aus dem 4 Jahrhundert v Chr Nachzeichnung Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Inschriften 3 Deutung 4 LiteraturBeschreibung BearbeitenDer junge Priester der die Leberschau durchfuhrt tragt eine Toga die uber seinen vorgestreckten Arm fallt Auf seinem Kopf ist der kegelformige Priesterhut zu erkennen Der linke Fuss steht erhoht auf einem Gesteinsbrocken Sein Blick ist auf die Leber gerichtet die er in der linken Hand halt und mit der rechten betastet Hinter ihm erscheint teilweise durch eine Wolke verdeckt eine Sonnenscheibe mit Zacken Neben dem jungen Priester steht ein zweiter Priester ebenfalls zu erkennen am Priesterhut der nach hinten herunterhangt Er tragt einen Bart und ist anscheinend alter als sein Kollege In der linken Hand halt er als weiteres Priesterattribut einen langen Stab Lituus die rechte Hand ist zum Kinn erhoben Wie bei allen anderen Beobachtern ist sein Blick auf die Leber gerichtet Zwischen den beiden Priestern leicht nach hinten versetzt ist eine Frau zu sehen Sie deutet mit der rechten Hand auf die Leber Am linken Bildrand neben dem alteren Priester steht ein junger Mann mit nackenlangen Haaren Er ist unbekleidet bis auf einen Umhang der durch eine Fibel am Hals zusammengehalten wird In der herabhangenden Hand halt er einen Lorbeerzweig Zwischen den beiden ist ein kleiner Fels mit einem Strauch zu sehen Am rechten Bildrand steht ebenfalls ein fast unbekleideter Mann der aber bartig ist und in der rechten Hand eine Lanze tragt Um den linken Arm hat er einen Umhang gewickelt Die gesamte Bildszene wird oben und unten durch horizontale Linien begrenzt Die dadurch entstandenen Kreissegmente sind ebenfalls mit Bildmotiven gefullt Im oberen Feld sind in Frontalansicht vier Pferdekopfe und ein weibliches Gesicht zu erkennen Im unteren Feld erscheint ein mannliches Flugelwesen mit nacktem Oberkorper dessen Arme die untere Bildleiste abstutzen Inschriften BearbeitenAm oberen Bildrand sind etruskische Schriftzeichen entsprechend den Schreibgewohnheiten der Etrusker spiegelverkehrt von rechts nach links eingeritzt Die Inschriften bezeichnen die dargestellten Personen Von rechts nach links steht VELTUNE UCERNEI AVL TARCHUNUS RATHLTHGanz rechts zu sehen ist daher Veltune lat Voltumna der hochste Gott der Etrusker und Schutzgott des Heiligtums Fanum Voltumnae Der sonst nicht bezeugte Name Ucernei bezieht sich auf die Frau in der Mitte Der bartige Priester ist Avle lat Aulus der Sohn von Tarchun lat Tarchon dem legendaren Grunder von Tarquinia Eher unwahrscheinlich ist dass es sich bei dieser Person um Tarchun selbst handelt da Avle auf einen Namen und Tarchunus auf einen Genitiv hinweist Damit ergibt sich die Bedeutung Avle Sohn des Tarchun Die Person ganz links ist Rath ein jugendlicher Apollon der im Heiligtum von Pyrgi kultisch verehrt wurde Uber dem jungen Priester steht PAVA TARCHIESPava entspricht wohl dem romischen Bacchus und ist im Etruskischen synonym zur Gottheit Fufluns Pava konnte aber auch Junge bedeuten Tarchies ist bisher auf keiner Inschrift bezeugt Gelegentlich wird eine Verbindung zwischen Tarchies und Tages vermutet dem etruskischen Gott der Weisheit der Tarchun die Kunst der Weissagung vermittelt haben soll Dagegen spricht dass Tages von Cicero als kindliches Wesen beschrieben wird die Person auf dem Spiegel aber einen Mann darstellt Zudem ist nicht Tarchun sondern dessen Sohn Avle unter den Anwesenden Deutung Bearbeiten nbsp Pava Tarchies bei der Leberschau Im Hintergrund die beobachtende Ucernei und die aufgehende Sonne Offenbar findet die dargestellte Leberschau am fruhen Morgen bei Sonnenaufgang statt Dafur sprechen die aufgehende Sonne im Hintergrund und das Viergespann von Thesan der Gottin der Morgenrote im oberen Feld Der Flugeldamon im unteren Feld konnte die endende Nacht oder die Unterwelt darstellen Ebenso denkbar ist dass durch die stutzende Haltung des Flugelwesens der mythische Charakter der Szene hervorgehoben werden soll Die Leberschau wird anscheinend unter freiem Himmel durchgefuhrt Darauf weisen die dargestellten Pflanzen und Felsbrocken hin Die heroische Nacktheit der beiden Personen am Rand versinnbildlicht ihre Gottlichkeit Rath verkorpert den geheiligten Ort an dem das Ritual durchgefuhrt wird In einem Apollonhain spielt sich also in Gegenwart der Gotter Rath und Veltune eine mythische Leberschau ab Die beiden Priester Avile Sohn des Tarchun und Pava Tarchies sind fur die Etrusker offenbar historische Personen eines in die Fruhzeit zuruckreichenden wichtigen Ereignisses und werden hier als mythische Gestalten dargestellt In den Namen Tarchun und Tarchies verbirgt sich mit tarch der Kern des etruskischen Namens von Tarquinia Daher konnte es sich bei der Szene um eine nicht uberlieferte Variante des Grundungsmythos von Tarquinia oder ein anderes fur die Stadt bedeutendes Ereignis handeln Die Leberschau als wichtigste Kulthandlung um mit den Gottern zu kommunizieren steht im Mittelpunkt des Tarchon Spiegels Es wird gelegentlich spekuliert dass die Szene Tages zeigt wie er Tarchun und dessen Frau Tanaquil in der Kunst der Leberschau unterweist Tages galt als Sohn oder Enkel von Jupiter dem der anwesende Gott Voltumna entspricht In diesem Zusammenhang wird Pava als Kind ubersetzt und Tarchies mit Tages gleichgesetzt Ucernei muss nicht der Name einer mythologischen Gestalt sein sondern konnte auch der Name der Frau sein der dieser Spiegel gehorte Gewohnlich erhielten etruskische Frauen solche Bronzespiegel zur Hochzeit als Geschenk Nach ihrem Tod wurde ihnen dieser Spiegel in der Regel mit in das Grab gegeben Vielleicht wird auf dem Spiegel gezeigt wie zum Anlass der Hochzeit ein Haruspex dargestellt in einem mythologischen Kontext eine Leberschau durchfuhrt und der Braut die Zeichen fur ihre Ehe deutet Literatur BearbeitenGiuliano Bonfante Larissa Bonfante The Etruscan Language An Introduction 2 Auflage Manchester University Press Manchester New York 2002 ISBN 0719055407 S 208 218 Larissa Bonfante Etruscan mirrors and the grave In Marie Laurence Haack Hrsg L ecriture et l espace de la mort Epigraphie et necropoles a l epoque preromaine Publications de l Ecole francaise de Rome Rom 2016 ISBN 9782728310951 S 284 308 hier S 295 online Nancy Thomson de Grummond Etruscan Myth Sacred History and Legend University of Pennsylvania Philadelphia PA 2006 ISBN 9781931707862 S 26 27 Nancy Thomson de Grummond Hrsg A Guide to Etruscan mirrors Archaeological News Tallahassee FL 1982 ISBN 0943254000 S 123 Friedhelm Prayon Die Etrusker Jenseitsvorstellungen und Ahnenkult Philipp von Zabern Mainz 2006 ISBN 3805336195 S 7 9 Herbert Alexander Stutzer Die Etrusker und ihre Welt Uberarbeitete und erweiterte Auflage DuMont Koln 1992 ISBN 3770131282 S 156 157 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bronzespiegel von Tuscania amp oldid 225193601