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Die Judische Gemeinde in Oberaula im nordhessischen Schwalm Eder Kreis bestand vom 17 Jahrhundert bis in die Zeit des Nationalsozialismus Inhaltsverzeichnis 1 Gemeindeentwicklung 2 Einrichtungen 2 1 Synagoge 2 2 Schule 2 3 Friedhof 3 Holocaustopfer 4 Fussnoten 5 Weblinks 6 LiteraturGemeindeentwicklung BearbeitenJuden sind in Oberaula erstmals im Jahre 1611 erwahnt 1 Im Jahre 1646 sind zwei 1671 vier judische Haushaltungen im Ort bezeugt Wann ein Minjan erreicht war ist nicht bekannt Im Jahre 1774 bestanden erst funf Haushaltungen 1776 wird dann von acht Familien berichtet Da jedoch auch im benachbarten Schwarzenborn schon mindestens seit dem 18 Jahrhundert judische Familien ansassig waren bildeten diese mit den Glaubensbrudern in Oberaula vielleicht schon bald eine Gemeinde Im 19 und 20 Jahrhundert ist diese Gemeindeverbindung der judische Familien aus Schwarzenborn 2 Frielingen 3 und Hausen 4 mit der Gemeinde in Oberaula jedenfalls beurkundet Die Anzahl der judischen Einwohner von Oberaula war in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts am grossten ebenso wie ihr prozentualer Anteil an der Gesamtbevolkerung Um die Wende zum 20 Jahrhundert begann dann eine leichte Abwanderung in die grosseren Stadte und auch nach Ubersee aber noch bis 1933 blieb die Zahl der judischen Einwohner Oberaulas relativ konstant Infolge der schnell einsetzenden Repressalien Berufsverbote Boykotte und immer weiter greifenden Entrechtung verminderte sich die Gemeinde drastisch durch Ab und Auswanderung Anfang 1939 verblieben noch 39 judische Einwohner die aber nach der Plunderung und Verwustung ihrer Synagoge wahrend der Novemberpogrome 1938 beschlossen das Dorf zu verlassen 15 von ihnen gelang es noch rechtzeitig nach Palastina in die USA oder nach Frankreich zu fliehen Die letzten judischen Einwohner verliessen Oberaula im August 1940 Jahr Einwohner gesamt JudischeEinwohner Anteilin Prozent1835 45 1861 921 106 11 5 1871 811 82 10 1 1885 823 91 11 1 1895 788 90 11 4 1905 857 70 8 2 1925 1113 79 7 1 1933 1197 79 6 6 1939 1231 39 3 2 Einrichtungen BearbeitenZu den Gemeindeeinrichtungen gehorten eine Synagoge ein rituelles Bad Mikwe eine judische Schule und ein Friedhof sowie der Israelitische Mannerverein und der Israelitische Frauenverein beide wohltatigen Zwecken gewidmet Synagoge Bearbeiten Die Gemeinde hatte moglicherweise bereits seit dem 18 Jahrhundert nicht nur einen Betsaal sondern eine Synagoge die 1837 durch den Bau einer neuen Synagoge in der damaligen Haintorgasse heute Friedigeroder Strasse ersetzt wurde Der zweistockige Fachwerkbau mit der Frauenempore im Obergeschoss und getrennten aber unmittelbar nebeneinander befindlichen Eingangsturen fur Manner und Frauen wurde am 15 September 1837 eingeweiht und war 101 Jahre lang Mittelpunkt des judischen Gemeindelebens Wahrend der Novemberpogrome 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge verwustet und teilweise zerstort auch auf dem Friedhof der Gemeinde gab es Verwustungen Da die noch verbliebenen Gemeindemitglieder daraufhin wegzuziehen beschlossen wurde das Gebaude der Synagoge verkauft und danach als Wohnhaus genutzt 1969 wurde es abgebrochen und das Grundstuck wurde eingeebnet Seit 1989 befindet sich an der benachbarten Pfarrscheune der Evangelischen Kirchengemeinde eine Gedenktafel mit einer stilisierten Abbildung der ehemaligen Synagoge Ersatz fur eine funf Jahre zuvor am Standort der ehemaligen Synagoge angebrachte provisorische Gedenktafel Schule Bearbeiten Die Israelitischen Elementarschule war in einem Privathaus untergebracht Der von der Gemeinde angestellte Lehrer war zugleich Vorbeter und Schochet Schlachter Im Jahre 1869 gab es 18 Schuler 1890 war ihre Zahl auf 29 angestiegen Danach fiel die Zahl der Schuler stetig ab 1901 waren es 19 1925 nur noch sechs ein weiteres Kind das eine andere Schule besuchte erhielt nur Religionsunterricht und 1931 32 ebenfalls noch sechs Die Schule wurde am 1 April 1933 zwangsweise geschlossen Friedhof Bearbeiten nbsp Judischer Friedhof OberaulaDer Friedhof ist der alteste erhaltene judische Friedhof im ehemaligen Landkreis Ziegenhain die erste nachweisbare Bestattung fand 1694 statt Er liegt am Sudrand des Ortes an der Bundesstrasse 454 Hersfelder Strasse in Richtung Wahlshausen 50 51 15 N 9 28 24 O 50 8542 9 4734 und findet sich unter verschiedenen Gemarkungsbezeichnungen Juden Todtenhof der Sambel unter der Landstrasse und uber den Auewiesen Er wurde ab 1840 mehrfach erweitert und hat heute eine Grosse von 5879 m Der alteste Teil umfasste eine ebene Wiese im Bachgrund der Aula spater wurden in mehreren Schritten erst ein Hang dann weitere kleine Hangflachen und ein ebenes Flurstuck oberhalb des alten Graberfeldes hinzu erworben Die alteren Teile des Friedhofs liegen heute im Schatten eines lichten Eichenhains wahrend die ab 1903 angelegten Graberfelder von einer Grasnarbe ohne Baumbestand bedeckt sind Der Friedhof diente anfangs wohl nur den Juden aus Oberaula wurde aber schon bald zum Sammelfriedhof der judischen Gemeinden in anderen Orten der Gegend 5 Breitenbach am Herzberg Frielingen Hausen Muhlbach Neukirchen Ottrau Raboldshausen und Schwarzenborn 318 Grabsteine in unterschiedlichem Erhaltungszustand wurden in den Jahren 1980 und 1982 dokumentiert 6 aber die ursprungliche Belegung war wie aus Dokumenten hervorgeht wesentlich hoher und kann durchaus doppelt so hoch gewesen sein Die beiden letzten mit einem Grabstein gekennzeichneten Graber sind vom Marz 1937 Zwar enthalt das Sterberegister der Gemeinde danach noch drei weitere Sterbefalle der letzte im Februar 1938 und diese Beerdigungen fanden sicherlich noch auf dem Friedhof statt aber fur diese Verstorbenen konnten keine Grabsteine mehr gesetzt werden Der Friedhof wurde in der Pogromnacht am 9 November 1938 verwustet Im Marz 1984 wurde am Eingang zum Friedhof eine erste Gedenktafel angebracht sie wurde 1989 durch eine neue ersetzt Judische Friedhofe im Schwalm Eder Kreis Bad Zwesten Binsforth Borken Falkenberg Felsberg Frielendorf Fritzlar Gilserberg Grossropperhausen Guxhagen Haarhausen Homberg Jesberg Melsungen Merzhausen Neukirchen Niedenstein Niedergrenzebach Oberaula Obervorschutz Spangenberg Treysa Ungedanken ZuschenHolocaustopfer BearbeitenInsgesamt wurden soweit bisher bekannt 53 aus Oberaula stammende oder langere Zeit dort wohnhafte judische Personen in der NS Zeit umgebracht Aus Schwarzenborn erlitten mindestens acht Personen das gleiche Schicksal 7 Fussnoten Bearbeiten Greve S 163 In Schwarzenborn lebten 1865 60 1861 70 1905 noch 19 und 1932 nur noch acht judische Einwohner In Frielingen gab es 1835 18 und 1861 22 judische Einwohner Ab 1837 gehorten sie zur Gemeinde in Niederaula Greve S 162 In Hausen lebten 1744 vier 1816 17 vier und 1840 zehn judische Familien Greve S 162 1861 waren es 29 judische Einwohner 1905 24 1925 sieben und 1932 nur noch zwei Greve S 161 165 Grabstatten des Judischen Friedhofs Oberaula Judische Grabstatten in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Geschichte der judischen Gemeinde OberaulaWeblinks BearbeitenGeschichte der judischen Gemeinde Oberaula Geschichte der judischen Gemeinde bei www alemannia judaica de Als die Nachbarn fortgejagt wurden Memento vom 23 Januar 2016 im Internet Archive Grabstatten des Judischen Friedhofs Oberaula Judische Grabstatten in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Literatur BearbeitenBarbara Greve Ein Guter Ort der judische Friedhof Oberaula Forschungen zu einem Landfriedhof in Nordhessen In Zeitschrift des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde Band 117 118 2012 13 S 161 196 Paul Arnsberg Die judischen Gemeinden in Hessen Anfang Untergang Neubeginn Band 2 Societats Verlag Frankfurt am Main 1971 ISBN 3 7973 0213 4 S 149 150 Heinz Herget Harald Heynmoller Rainer Knoth Was uns an die letzten judischen Burger Oberaulas erinnert In Hartwig Bambey u a Hrsg Heimatvertriebene Nachbarn Beitrage zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain Band 2 Edition Hexenturm Schwalmstadt Treysa 1993 ISBN 3 92429 607 3 Marga Spiegel 100 Jahre 4 Leben Eine deutsche Judin erzahlt LIT Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 643 11767 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Oberaula amp oldid 239206403 Synagoge