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Die Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress CMEPSP nach ihren Leitern als Stiglitz Sen Fitoussi Kommission bezeichnet war eine Expertenkommission die im Auftrag der franzosischen Regierung unter Nicolas Sarkozy untersuchte mit welchen Mitteln sich Wohlstand und sozialer Fortschritt messen liessen ohne sich einseitig auf Einkommensgrossen wie das Bruttosozialprodukt zu stutzen Die Kommission wurde im Februar 2008 gebildet und Joseph E Stiglitz zu ihrem Vorsitzenden ernannt Amartya Sen fungierte als wissenschaftlicher Berater und die Koordination ubernahm der franzosische Okonom Jean Paul Fitoussi Insgesamt umfasste die Kommission 25 renommierte Wirtschafts und Sozialwissenschaftler Der Abschlussbericht der Kommission wurde im September 2009 vorgelegt Prasentiert und erlautert werden zwolf Empfehlungen welche sich auf die drei Themenbereiche Wirtschaftsindikatoren Lebensqualitat und Nachhaltigkeit Umwelt beziehen Erganzend gibt es eine Stellungnahme der drei leitenden Personlichkeiten die sich insbesondere mit der Aufgabenstellung vor dem Hintergrund der Finanzkrise ab 2007 auseinandersetzt Inhaltsverzeichnis 1 Executive Summary 2 Kommissionsmitglieder 3 Literatur 4 WeblinksExecutive Summary BearbeitenIn der Zusammenfassung des Abschlussberichts wird betont dass die Bedeutung statistischer Indikatoren fur die Beurteilung von Massnahmen zur Fortentwicklung der Gesellschaft immer mehr zunimmt Denn was gemessen wird beeinflusst das Handeln Falsche Messungen fuhren somit zu einer falschen Politik Bisherige Statistiken uber Wachstum Arbeitslosigkeit oder Inflation entsprechen dabei oft nicht den Wahrnehmungen der Burger Die haufige Fokussierung auf das Bruttoinlandsprodukt als alleinige Kennzahl fur die wirtschaftliche Entwicklung wird kritisiert So ist zum Beispiel das Wachstum des BIP kein ausreichender Indikator wenn zugleich die Ungleichheit zunimmt und ein wesentlicher Teil der Bevolkerung vom Wachstum nicht profitiert Mehr Staus auf den Autobahnen fuhren beispielsweise zu einem erhohten Benzinverbrauch der sich in einem hoheren BIP niederschlagt obwohl das Wohlbefinden der Betroffenen gesunken ist und sie weniger Geld fur den ubrigen Konsum zur Verfugung haben Das BIP als Indikator gibt keine Informationen uber Luftverschmutzung oder den Klimawandel Aufgabe ist es also nach einem sinnvollen Verfahren der Messung der Wohlfahrt zu suchen das auch die okologischen und sozialen Aspekte und die Frage der Nachhaltigkeit berucksichtigt Die Bedeutung der Aufgabe zeigt sich auch darin dass die Finanzkrise 2007 und die dann folgende Wirtschaftskrise von den bisherigen Berichten nicht vorhergesagt und alle politischen Entscheider von der Entwicklung uberrascht wurden Allerdings darf man auch die Prognosemoglichkeiten fur derartige Zusammenhange nicht uberschatzen Dennoch zeigt der Bericht auf dass man durch teilweise andere Daten und neue Indikatoren Hinweise auf Veranderungsbedarfe geben kann Zur Aufbereitung der Themen hat die Kommission drei Arbeitsgruppen gebildet Mit den oben genannten Schwerpunkten Fragen der klassischen Messung des Sozialprodukts Lebensqualitat NachhaltigkeitAls Ergebnis ihrer Arbeit spricht die Kommission zwolf grundsatzliche Empfehlungen aus Empfehlung 1 Beim Messen des Wohlbefindens well being sollten das Einkommen und der Konsum erfasst werden anstelle der bisherigen Messung der Produktion Das BIP druckt den Wert der Produktion fur den Markt in Geldeinheiten aus Dieser Wert kann aber nicht den Wohlstand einer Gesellschaft ausdrucken Der tatsachliche Lebensstandard ergibt sich aus dem Einkommen Der Produktionswert kann zum Beispiel durch Preisveranderungen oder Exporte von Einkommen und Konsum deutlich abweichen Empfehlung 2 Starkere Beachtung der Perspektive der HaushalteUntersuchungen haben gezeigt dass reale Haushaltseinkommen sich zum Teil langsamer entwickelt haben als das BIP Eine wesentliche Ursache ist die Staatsquote und die Tatsache dass der Staat zunehmend Leistungen insbesondere im Bereich Bildung und Gesundheit erbringt die zuvor im privaten Sektor und ohne Entgelt erbracht wurden Aus diesem Grund wird eine getrennte Darstellung des Haushaltssektors fur sinnvoll erachtet Zusatzlich wird empfohlen Preisindizes nach Haushaltsgruppen zu differenzieren Empfehlung 3 Berucksichtigung des Zusammenhangs von Einkommen und Konsum mit dem vorhandenen VermogenEinkommen und Konsum sind zwar grundlegend zur Beurteilung des Lebensstandards aber Sparvorgange oder der Verbrauch von Vermogen konnen das Bild verzerren Dies gilt auch auf der Ebene von Volkswirtschaften Zur Beurteilung bedarf es Bilanzen in denen das Vermogen erfasst wird Die Beurteilungen des Vermogens sollte mit Kennzahlen zur Nachhaltigkeit und zum Risiko gestutzt werden Dazu konnen auch nicht monetare Kennziffern sinnvoll sein Empfehlung 4 Mehr Aufmerksamkeit auf die Einkommensverteilung die Vermogensverteilung und den Verteilung von KonsumDurchschnitts oder Gesamtgrossen sind nicht ausreichend die bestehenden Verhaltnisse zu beurteilen So kann ein durchschnittliches Wachstum des Einkommens ohne Wirkung bei einem Teil der Bevolkerung verbunden sein Hierzu sind mehr Informationen uber die Verhaltnisse in den unteren und oberen Bereichen der Bevolkerung notig Die Kommission empfiehlt die Darstellung des Medianeinkommens anstelle eines arithmetischen Durchschnittswertes Zusatzlich sollten auch Angaben zur Verteilung des Wirtschaftswachstums nach unterschiedlichen soziookonomischen Gruppen gemacht werden um die Entwicklung der Einkommensschere aufzeigen zu konnen Fur sinnvoll erachtet wird hier die Berechnung des Gini Koeffizienten Empfehlung 5 Erweiterung der Einkommensmasse auf informelle TatigkeitenIm Laufe der Zeit ist es zu wesentlichen Verschiebungen gekommen So werden heute immer mehr Leistungen am Markt angeboten die fruher im privaten Bereich und ohne Entgelt stattgefunden haben wie zum Beispiel die Pflege von Alten und Kranken Indem nun diese Tatigkeiten in der Einkommensstatistik erfasst werden erhoht sich der ausgewiesene Wohlstand obwohl sachlich keine Anderung erfolgt ist Davon ist auch der Vergleich zwischen Landern betroffen wobei in den weniger entwickelten Landern der Anteil der in Haushalten unmittelbar erzeugten Guter noch wesentlich hoher ist Als Mass des Wohlbefindens ist zudem auch auf die verfugbare Freizeit zu achten Die Kommission betont dass das Wohlbefinden Well being mehrdimensional zu bestimmen ist Als Dimensionen die nicht allein durch das Einkommen ausgedruckt werden konnen nennt sie materieller Lebensstandard Einkommen Konsum Vermogen Gesundheit Bildung personliche Tatigkeiten einschliesslich Arbeit Politische Stimme und Governance Soziale Verbindungen und Beziehungen Umwelt gegenwartige und kunftige Bedingungen Unsicherheit sowohl okonomisch als auch physisch Empfehlung 6 Die Lebensqualitat hangt von den objektiven Bedingungen und den Verwirklichungschancen englischcapabilities der Menschen ab Es sollten Schritte gemacht werden um die Kennziffern uber Gesundheit Erziehung personliche Aktivitaten und Umweltbedingungen der Menschen zu verbessern Vor allem sollten sich nennenswerte Bemuhungen darauf richten robuste und zuverlassige Kennziffern fur soziale Verbindungen politische Stimmrechte und Unsicherheit die Aussagen uber die Lebenszufriedenheit ermoglichen zu entwickeln und einzufuhren Die fur die Lebensqualitat relevanten Informationen reichen uber die Selbsteinschatzung und Wahrnehmung der Betroffenen einschliesslich der Handlungsmoglichkeiten englisch functionings und Freiheiten hinaus Tatsachlich bedeutsam sind die Verwirklichungschancen der Menschen das heisst der Umfang ihrer Moglichkeiten und die Freiheiten innerhalb dieses Umfangs wahlen zu konnen Nur die Guterverfugbarkeit ist keine ausreichende Messgrosse fur die Lebensqualitat Zur Erfassung der Dimensionen des Wohlbefindens bedarf es nicht nur objektiver sondern auch subjektiver Messungen Die bestehenden Lucken in den Informationen hieruber mussen erfasst und die statistische Basis muss erweitert und angepasst werden Empfehlung 7 Die Indikatoren zur Lebensqualitat in allen angesprochenen Dimensionen sollen Ungleichheiten in einer verstandlichen Weise bewerten Die Indikatoren sollten nicht nur uber die Zeit sondern auch zum interpersonellen Vergleich fur sozio okonomische Gruppen Gender und Generationen eingesetzt werden wobei ein besonderes Augenmerk auf aktuelle Entwicklungen wie Immigration gelegt werden sollte Sowie auf das Fortbestehen von Mustern uber Generationsfolgen betrachtet Empfehlung 8 Die Studien sollten so ausgelegt werden dass die Verbindungen der verschiedenen Bereiche der Lebensqualitat fur die einzelne Person bewertet werden kann und diese Informationen sollten Eingang in die Gestaltung der Massnahmen in den verschiedenen Feldern finden Durch die Herstellung von Querverbindungen konnen die Auswirkungen einzelner Massnahmen auf die Lebensqualitat in anderen Bereichen erfasst werden Daher sollten in den Untersuchungen verschiedener Felder Daten erhoben werden die die Herstellung der Querverbindungen zulassen Empfehlung 9 Statistische Amter sollten die benotigten Informationen so zur Verfugung stellen dass die Querverbindung zwischen den verschiedenen Dimensionen der Lebensqualitat zusammengefasst und die Bildung verschiedener Indizes ermoglicht wird Der Bedarf der Statistiker liegt nicht nur in einer Vielfalt von Indikatoren sondern auch in der Moglichkeit die ausgewahlten Indikatoren so zusammenzufuhren dass die Wirkung einzelner Effekte in einem Gesamtindikator analysiert werden kann Empfehlung 10 Sowohl objektive als auch subjektive Masse liefern Schlusselinformationen uber die Lebensqualitat Statistische Behorden sollten Erhebungen einrichten die sich mit der Bewertung des Lebens mit freudvollen englischhedonistic Erfahrungen und Vorlieben der Menschen befassen Die Forschung hat gezeigt dass es auch Moglichkeiten gibt aussagekraftige und vertrauenswurdige Masse fur die subjektive Bewertung der Lebensqualitat zu definieren Das subjektive Wohlbefinden ist durch verschiedene Aspekte wie die kognitive Bewertung des eigenen Lebens Glucklichkeit Zufriedenheit bestimmt ebenso durch positive Gefuhle wie Spass und Stolz oder durch negative Emotionen wie Leid und Sorge die alle in messbaren Grossen erfasst werden konnen Die bisherigen erfolgreichen Ergebnisse in kleineren Untersuchungen sollten auf eine breitere Basis gestellt werden Empfehlung 11 Die Bewertung der Nachhaltigkeit bedarf eines wohl identifizierten Armaturenbretts an Indikatoren Das unterscheidende Merkmal der Komponenten dieses Armaturenbretts sollte darin bestehen dass sie als Abweichungen von einem bestehenden Vorrat englischstock vorhandene Vermogenswerte interpretiert werden konnen Ein monetarer Index der Nachhaltigkeit hat seinen Platz in einem solchen Armaturenbrett aber nach dem derzeitigen Stand der Aussagefahigkeit englischstate of the art sollte er im wesentlichen auf die monetaren Aspekte der Nachhaltigkeit konzentriert bleiben Das Messen und Bewerten der Nachhaltigkeit ist fur die Kommission ein Aspekt mit herausragender Bedeutung Dies ist aber aufgrund der Komplexitat des Themas schwierig und wird noch starker erschwert weil zwischen den verschiedenen Landern noch keine Einheitlichkeit zur Bestimmung der Nachhaltigkeit vorliegt Nachhaltigkeit muss neben der aktuellen Untersuchung des Wohlbefindens gesondert untersucht werden Eine Vermischung der Themen kann zu falschen Ruckschlussen fuhren In den Indikatoren fur die Nachhaltigkeit mussen die verschiedenen Vorrate an naturlichen Ressourcen menschlichen sozialen und physischen Kapitalien zum Ausdruck kommen Die Reduktion von Nachhaltigkeitsindikatoren auf monetare Grossen scheitert daran dass es fur verschiedene Aspekte keine mit einem Marktwert bewertbare Grundlagen gibt Selbst wenn es solche Werte gabe ware zudem nicht sichergestellt dass die aktuelle Bewertung der Sichtweise in der Zukunft entspricht Empfehlung 12 Der Umweltgesichtspunkt der Nachhaltigkeit benotigt eine gesonderte Folgeuntersuchung basierend auf einer wohl ausgewahlten Anzahl physikalischer Indikatoren Vor allem besteht Bedarf fur einen klaren Indikator der die Nahe zu gefahrlichen Graden der Umweltbelastung zum Beispiel Klimawandel oder Uberfischung beschreibt Zur Auswahl adaquater Indikatoren bedarf es einerseits der Kompetenz von Naturwissenschaftlern andererseits sind die Anforderungen global so dass das Vorgehen einzelner nationaler Statistikbehorden unzureichend bleiben muss Zum weiteren Vorgehen betont die Kommission dass sie ihren Bericht als einen Anfang betrachtet der zu weiteren Forschungen fuhren und durch Diskussionen in der Fachwelt weiterentwickelt werden sollte Kommissionsmitglieder BearbeitenBina Agarwal University of Delhi Indien Kenneth Arrow Universitat Stanford USA Anthony Atkinson Nuffield College Grossbritannien Francois Bourguignon Paris School of Economics Jean Philippe Cotis Insee Nationale Statistikbehorde Frankreichs Paris Angus Deaton Universitat Princeton USA Kemal Dervis United Nations Development Programme UNDP New York Marc Fleurbaey Universitat Paris 5 Frankreich Nancy Folbre University of Massachusetts USA Jean Gadrey Universitat Lille Frankreich Enrico Giovannini OECD Paris Roger Guesnerie College de France Paris Geoffrey Heal Columbia University New York James Heckman Universitat Chicago USA Claude Henry Institut d etudes politiques de Paris Daniel Kahneman Universitat Princeton USA Alan B Krueger Universitat Princeton USA Justin Yifu Lin Weltbank Washington D C Andrew Oswald University of Warwick Grossbritannien Robert D Putnam Harvard University USA Nick Stern London School of Economics Grossbritannien Philippe Weil Institut d etudes politiques de ParisLiteratur BearbeitenJoseph Stiglitz Amartya Sen und Jean Paul Fitoussi Mismeasuring Our Lives The New Press New York 2010 ISBN 978 1 59558 519 6Weblinks BearbeitenWebsite der Commission on the Measurement of Economic Performance and Social Progress Vorschlag aus Frankreich Weg mit dem BIP Artikel von Michael Klasgen in der Suddeutschen Zeitung 14 September 2009 Statistik Wirtschaftsleistung falsch bewertet Artikel von Stefan Brandle in der Frankfurter Rundschau 15 September 2009 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stiglitz Sen Fitoussi Kommission amp oldid 192668329