Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen (SRzG) – auch Stiftung Generationengerechtigkeit genannt – ist eine unabhängige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Stuttgart.
Struktur
Erster Vorsitzender der Stiftung ist Carl-Georg Christoph Luft, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE. Der Vorstand wird durch eine Gruppe junger, sogenannter Botschafterinnen und Botschafter unterstützt. Die Arbeit der Stiftung wird von einem Kuratorium begleitet und durch einen wissenschaftlichen Beirat und Wissenschaftler unterstützt, unter anderem durch Ernst Ulrich von Weizsäcker, Franz Josef Radermacher, Hans Joachim Schellnhuber, Ortwin Renn und Rolf Kreibich.
Forderungen
Die SRzG befürwortet ein altersunabhängiges Wahlrecht, nach dem jeder wählen dürfte, sobald er dies selbst möchte und dazu fähig ist.
Die Stiftung setzt sich seit 1999 für die Verankerung der Generationengerechtigkeit im Grundgesetz ein. So veröffentlichte sie beispielsweise 2003 das Handbuch Generationengerechtigkeit und initiierte anschließend mit der Veranstaltung einer Reihe von Workshops für Bundestagsabgeordnete unter 40 Jahren ein parteiübergreifend Zuspruch findendes Projekt unter Federführung von Jens Spahn (CDU), Daniel Bahr (FDP), Sabine Bätzing (SPD) und Alexander Bonde (Bündnis 90/Die Grünen), das 2006 in einem interfraktionellen Gesetzesentwurf resultierte. Dieser sah unter anderem die Aufnahme eines Artikels 20b in das Grundgesetz vor:
„Der Staat hat in seinem Handeln das Prinzip der Nachhaltigkeit zu beachten und die Interessen künftiger Generationen zu schützen.“
Der Gesetzesentwurf wurde dadurch, dass er vor Ablauf der 16. Legislaturperiode nicht verabschiedet wurde, obsolet.
Im Juni 2023 startete die SRzG auf der Onlineplattform Change.org eine Petition zur Abschaffung der Abgeordnetenpension.
Essay-Preis
Die Stiftung vergibt einen Preis für wissenschaftliche Essays, die sich mit ausgewählten Anliegen der Stiftung befassen. Das Preisgeld wurde von 15.000 DM (2001) auf mittlerweile insgesamt 10.000 Euro erhöht. Es kommt nicht von der Stiftung selbst, sondern von der Stiftung Apfelbaum.
Auszeichnungen
Im Mai 2000 wurde die Stiftung mit der Theodor-Heuss-Medaille ausgezeichnet. Im November 2001 erhielt sie die Bürgermedaille der Stadt Oberursel. 2005 bekam sie einen Stiftungspreis des Landes Hessen. 2008 erhielt die SRzG den Integrationspreis der Stiftung Apfelbaum. Im Mai 2011 wurde die Stiftung von der EU-Kommission im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes ausgezeichnet. 2014 wurde sie mit dem internationalen „Our Task“-Award ausgezeichnet und 2018 wurde sie in der nationalen Kategorie mit dem „Energy Globe Award“ ausgezeichnet.
Veröffentlichungen (Auswahl)
Die SRzG gibt seit 2002 die unter igjr.org verfügbare englischsprachige elektronische Fachzeitschrift Intergenerational justice review (ISSN 2510-8824) heraus, die von 2009 bis 2016 auch unter dem Namen Intergenerational justice review: IGJR (ISSN 2190-6335) in Druckform sowie bis 2015 als Journal für Generationengerechtigkeit (ISSN 1617-1799) in deutscher Sprache erschien. Zudem veröffentlicht die Stiftung seit 2006 die unregelmäßig erscheinende Schriftenreihe SRzG-Studie(n) (ZDB-ID 2502672-0).
Weitere Herausgeberschaft:
- Die 68er - warum wir Jungen sie nicht mehr brauchen. Kore, Freiburg i. Br. 1998, ISBN 978-3-933056-65-8.
- Was bleibt von der Vergangenheit? Die junge Generation im Dialog über den Holocaust. Ch. Links, Berlin 2001, ISBN 978-3-86153-192-0 (Mit einem Beitrag von Roman Herzog).
- Handbuch Generationengerechtigkeit. Oekom, München 2003, ISBN 978-3-936581-09-6.
- Wahlrecht ohne Altersgrenze? Verfassungsrechtliche, demokratietheoretische und entwicklungspsychologische Aspekte. Oekom, München 2008, ISBN 978-3-86581-098-4.
Weblinks
Einzelnachweise
- Susanne Garsoffky, Britta Sembach: Der tiefe Riss: Wie Politik und Wirtschaft Eltern und Kinderlose gegeneinander ausspielen. Pantheon, 2017, ISBN 978-3-641-18340-0, Kapitel 4, Fußnote 48 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Botschafter*innen. In: generationengerechtigkeit.info. Abgerufen am 11. Dezember 2019.
- Beirat. In: generationengerechtigkeit.info. Abgerufen am 27. Januar 2020.
- Kuratorium der SRzG. Abgerufen am 5. Februar 2018.
- Thorsten Winkelmann, Julia Zimmermann: Mehr Demokratie wagen? Wählen mit 16 Jahren. In: GWP – Gesellschaft. Wirtschaft. Politik. Band 69, Nr. 4, 2020, S. 501–510.
- „Generationsgerechte Verfassung“ gefordert. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 15. Mai 1999, Politik, S. 7.
- Wulf Schmiese: Kräftig Geld ausgeben auf fremde Rechnung. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. 27. Juli 2003, S. 4.
- Mehr Gerechtigkeit: Gruppe junger Bundestagsabgeordneter will die „Generationengerechtigkeit“ als Staatsziel festschreiben. In: Der Spiegel. Nr. 34, 2004, Panorama, S. 20.
- Jörg Tremmel: Generationen-Gerechtigkeit in der Verfassung. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 16. Februar 2005 (bpb.de).
- Katja Rath, Martin Benner: Ein Grundrecht auf Generationengerechtigkeit? In: Verfassungsblog. 7. Mai 2021, abgerufen am 28. Oktober 2023.
- BT-Drs. 16/3399
- Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes zur Verankerung der Generationengerechtigkeit (Generationengerechtigkeitsgesetz) (G-SIG: 16019347). Deutscher Bundestag, abgerufen am 28. Oktober 2023.
- Statt Rente: Abgeordnete gönnen sich eigene Altersversorgung. In: Focus Online. 4. Oktober 2023, abgerufen am 5. Oktober 2023.
- Tipps und Termine. In: Die Zeit, Nr. 44-2001 (25. Oktober 2001).
- Demographie-Preis vergeben. In: Behörden Spiegel, Heft 02/2012.
- Theodor-Heuss-Preis 2020
- Ringe unter den Augen. Ein leicht melancholischer Dank für den Theodor-Heuss-Preis. In: Süddeutsche Zeitung. 8. Mai 2000, Feuilleton, S. 16.
- Stadt würdigt Engagement für Europa. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 17. November 2001, Rhein-Main-Zeitung/Hochtaunus – Main-Taunus, S. 84.
- Integrationspreis. Stiftung Apfelbaum, abgerufen am 28. Oktober 2023.
- Energy Globe Awards national. Abgerufen am 22. September 2023.