www.wikidata.de-de.nina.az
Die Stella war ein Dampfschiff der britischen Eisenbahngesellschaft London and South Western Railway L amp SWR Das 1890 in Dienst gestellte Fahrschiff beforderte zwischen Southampton und den britischen Kanalinseln neben Passagieren auch Fracht und Post Am 30 Marz 1899 rammte das Schiff in dichtem Nebel und bei voller Geschwindigkeit 15 Meilen vor Saint Peter Port ein zur Felsengruppe der Casquets gehorendes Riff und sank innerhalb von acht Minuten Von den 217 Menschen an Bord kamen 105 ums Leben Der Untergang der Stella ist bis heute eines der schwersten Schiffsunglucke der britischen Kanalinseln Stella SchiffsdatenFlagge Vereinigtes Konigreich Vereinigtes KonigreichSchiffstyp PassagierschiffRufzeichen LWKQHeimathafen SouthamptonEigner London and South Western RailwayBauwerft J amp G Thomson ClydebankBaunummer 252Stapellauf 15 September 1890Verbleib 30 Marz 1899 im Armelkanal gesunkenSchiffsmasse und BesatzungLange 77 1 m Lua Breite 10 7 mTiefgang max 4 6 mVermessung 1 059 BRT733 NRTMaschinenanlageMaschine 2 dreizylindrige Dreifachexpansions DampfmaschineMaschinen leistung 720 nhpHochst geschwindigkeit 19 5 kn 36 km h Propeller 2TransportkapazitatenZugelassene Passagierzahl 712SonstigesRegistrier nummern 97219 Inhaltsverzeichnis 1 Das Schiff 2 Die letzte Fahrt 2 1 Beginn der Reise 2 2 Kollision und Untergang 3 Nachspiel 4 Das Wrack 5 Literatur 6 WeblinksDas Schiff BearbeitenDas 1 059 BRT grosse Dampfschiff Stella wurde 1890 auf der Werft J amp G Thomson gebaut Der schlanke eiserne Schiffsrumpf wurde zum Erreichen hoher Geschwindigkeiten konstruiert Das Schiff wurde durch zwei dreizylindrige Verbunddampfmaschinen und zwei Festpropeller angetrieben und erreichte eine Geschwindigkeit von bis zu 19 5 Knoten 36 1 km h Die Maschinenleistung lag bei 5700 PSi 360 nhp Im Oktober 1890 erfolgte die Fertigstellung Eigner war die seit 1838 operierende Eisenbahngesellschaft London and South Western Railway L amp SWR mit Hauptsitz in London die uber ein ausgedehntes Schienennetz in Sudengland verfugte Das Unternehmen betrieb ausserdem eine Flotte von Passagier und Frachtschiffen die auf dem Armelkanal verkehrten und franzosische Hafenstadte und die britischen Kanalinseln mit Stadten an der Sudkuste Englands verbanden Die Stella und ihre Schwesterschiffe Frederica und Lydia waren die ersten Schiffe der London and South Western Railway die mit Doppelpropellern versehen wurden Sie waren die modernsten Schiffe der L amp SWR Flotte bei denen sehr auf Komfort und Geschwindigkeit geachtet wurde Alle drei Schiffe waren mit elektrischem Licht separaten Waschraumen fur Frauen sowie einem Rauchsalon und einem Damensalon ausgestattet Taufpatin beim Stapellauf im September 1890 war eine Miss Chisholm Der Bau des Schiffs hatte 62 000 Pfund Sterling gekostet wobei es nur mit 30 000 Pfund Sterling versichert war Im November 1890 wurde die Stella in Dienst gestellt Sie fuhr in einem regelmassigen Linienverkehr von Southampton an der Kuste von Hampshire nach Guernsey und Jersey den beiden grossten der britischen Kanalinseln Die Stella war mit funf Rettungsbooten und zwei Faltbooten der Berthon Boat Company ausgestattet und verfugte zudem uber ein Sortiment von 754 Schwimmwesten und 36 Rettungsbojen Obwohl das Schiff bis zu 712 Reisende an Bord nehmen konnte war in den Rettungsbooten nur Platz fur 148 Personen Die letzte Fahrt BearbeitenBeginn der Reise Bearbeiten Am Donnerstag dem 30 Marz 1899 um 11 25 Uhr lief die Stella vom Eastern Dock Nr 4 in Southampton unter dem Kommando von Kapitan William Reeks aus An Bord waren 174 Passagiere und 43 Besatzungsmitglieder Es war die erste Fahrt der neuen Saison und zudem der Tag vor Karfreitag sodass sich viele Osterurlauber auf dem Schiff befanden die die Feiertage auf den Kanalinseln verbringen wollten Das Unternehmen hatte einen speziellen Osterausflug angeboten Gegen 14 00 Uhr wurde es zunachst diesig Kurz danach dampfte das Schiff in eine dichte Nebelbank Fast die gesamte Strecke wurde in dichtem Nebel zuruckgelegt Die Geschwindigkeit wurde mehrmals herabgesetzt aber bald wieder erhoht Die Stella naherte sich Guernsey trotz des anhaltenden Nebels mit voller Geschwindigkeit denn Kapitan Reeks wollte Guernsey punktlich um 17 30 Uhr und Jersey um 19 30 Uhr erreichen Er liess zwar das Schiffshorn in regelmassigen Abstanden ertonen andere Vorsichtsmassnahmen wurden aber nicht ergriffen Kurz vor 16 00 Uhr konnte der Ausguck Felsen direkt voraus ausmachen und das Nebelhorn des nahen Casquets Leuchtturms horen Unmittelbar nachdem das Ruder der Stella hart nach Backbord gelegt und die Maschinen auf Volle Kraft zuruck gestellt worden waren kam es zur Grundberuhrung Kollision und Untergang Bearbeiten 15 Meilen vor Saint Peter Port und acht Meilen westlich von Alderney rammte die Stella im dichten Nebel bei einer Geschwindigkeit von 18 Knoten den unter Wasser liegenden Granitfelsen Black Rock der zur gefahrlichen Felsengruppe der Casquets gehorte Nach dem ersten Aufprall loste sich das Schiff wieder von den Felsen und prallte erneut dagegen Der Rumpf wurde auf der halben Lange aufgerissen sodass schnell grosse Mengen Seewasser in die Schiffshulle hereinbrachen Wahrend des Untergangs kam es zur Explosion der Dampfkessel Vier der funf Rettungsboote konnten erfolgreich zu Wasser gelassen werden An der Backbordseite kenterte aber ein vollig uberfulltes Rettungsboot gleich nach dem Aufsetzen auf das Wasser Die Situation an Bord war den Verhaltnissen entsprechend diszipliniert und geordnet Zwar gab es unter den Passagieren auch Zeichen von Angst und Panik viele Uberlebende berichteten spater aber vornehmlich von heroischen Szenen und dem vorbildlichen Verhalten der Mannschaft Die Manner hielten sich zuruck und liessen Frauen und Kindern den Vortritt Dennoch blieb nicht genugend Zeit um das Schiff vollstandig zu evakuieren Acht Minuten nach der Kollision kenterte die Stella und ging unter Zwei der Rettungsboote wurden gegen 8 00 Uhr vormittags am 31 Marz von der Vera die ebenfalls der London and South Western Railway gehorte gefunden und nach Saint Helier auf der Insel Jersey gebracht Die Insassen der beiden anderen Boote wurden von der Lynx der Great Western Railway gerettet die sie in Saint Peter Port auf Guernsey an Land setzte Das gekenterte Rettungsboot das die See wieder aufgerichtet hatte wurde 27 Stunden nach dem Untergang von dem franzosischen Schlepper Marsouin gesichtet Es befanden sich noch acht Uberlebende darin 86 Passagiere darunter mindestens 18 Frauen und vier Kinder sowie 19 Besatzungsmitglieder darunter die beiden Stewardessen Ada Preston und Mary Rogers starben durch die Katastrophe insgesamt 105 Menschen Auch Kapitan Reeks der Erste Offizier R B Wade und der Chefingenieur L Love kamen ums Leben 88 Passagiere und 24 Crewmitglieder uberlebten Obwohl die Bewohner der 17 Meilen entfernten Kanalinsel Sark dumpf die Kesselexplosionen hatten horen konnen waren sich die Diensthabenden des Casquets Leuchtturms der Tragodie zunachst vollkommen unbewusst Dies anderte sich erst als der Dampfer Honfleur eintraf um nach weiteren Uberlebenden zu suchen Nachspiel BearbeitenDer Untergang der Stella ist neben dem der Hilda 1905 mit 125 Toten eines der grossten Dampferunglucke der Kanalinseln Das Ereignis sorgte fur Schlagzeilen und Diskussionen Es folgte eine Untersuchung durch den Board of Trade die ab dem 27 April 1899 unter dem Vorsitz von R H B Marsham in der Middlesex Guildhall in Westminster abgehalten wurde Es wurde angeprangert dass sich die London and South Western Railway und ihre grosste Rivalin die Great Western Railway einen Wettstreit um die Gunst der zahlenden Klientel lieferten und ihre Schiffe dadurch moglichen Risiken aussetzten Auch die Tatsache dass es zu wenige Platze in Rettungsbooten gab wurde kritisiert Die 44 jahrige Stewardess Mary Ann Rogers wurde als Heldin der Katastrophe gefeiert Sie fuhrte Passagiere an Deck gab ihre Schwimmweste ab und lehnte einen Platz in einem der Boote ab aus Angst es dadurch zu uberfullen Sie ging betend mit dem Schiff unter In der Ladys Chapel der Liverpool Cathedral wurde ihr zu Ehren 1908 ein Buntglasfenster eingebaut das ihr Portrat zeigt Daneben existieren noch weitere Ehrenmaler fur Rogers So ist sie zum Beispiel auch im 1900 errichteten Memorial of Heroic Deeds im Postman s Park in London verewigt das von George Frederic Watts geschaffen wurde Zwei Uberlebende der Geschaftsfuhrer der Londoner Niederlassung der American Line James Parton und die britische Sangerin Greta Williams veroffentlichten ihre Augenzeugenberichte Die Uberlebende Marie Bailey hielt ihre Erinnerungen an die Tragodie in ihrem Buch A Terrible Experience herausgegeben in London von Riddle Taylor amp Smith fest Die britischen Dichter und Schriftsteller William McGonagall und Alfred Austin verarbeiteten das Ungluck in Gedichten Am 1833 von Konigin Victoria eroffneten Kai The Royal Pier in Southampton steht heute ein Denkmal das von der irischen Journalistin Feministin und Tierrechtsaktivistin Frances Power Cobbe initiiert und mitfinanziert wurde 1999 wurden anlasslich des 100 Jahrestags des Untergangs Gedenkbriefmarken veroffentlicht Das Wrack BearbeitenDas Wrack der Stella wurde erst im Juni 1973 eine Meile westlich der Casquets von den beiden Tauchern Richard Keen von der Insel Guernsey und Fred Shaw von der Insel Alderney gefunden 49 43 15 3 N 2 23 59 5 W 49 7209155 2 3998696 Koordinaten 49 43 15 3 N 2 23 59 5 W Die beiden Manner hatten eigentlich nach dem Wrack der Victory gesucht einem Linienschiff der Royal Navy das 1744 mit 1 100 Menschen an Bord vor den Casquets untergegangen war Das Wrack der Stella liegt in 49 m Tiefe und befindet sich an einem anderen Punkt als ursprunglich vermutet wurde Das Schiff liegt aufrecht auf dem Kiel und ist weitestgehend intakt Um eine Plunderung der Uberreste zu vermeiden wurde die Stella zu Beginn der 1990er Jahre unter Denkmalschutz gestellt und unterliegt der Verantwortlichkeit des Forschungszentrums Maritime Trust of Alderney John Ovenden ein Amateurtaucher von der Insel Jersey filmte das Wrack im Sommer 1992 ausfuhrlich Das Videomaterial wurde Teil der TV Dokumentation The Wreck of the Stella die von der BBC in Grossbritannien vom Discovery Channel in den USA und vom NDR in Deutschland ausgestrahlt wurde Ovenden veroffentlichte 1999 ausserdem ein gleichnamiges Fachbuch uber die Stella Literatur BearbeitenJohn Ovenden und David Shayer The Wreck of the Stella Titanic of the Channel Islands Guernsey Museums and Galleries Saint Peter Port 1999 David Couling Wrecked on the Channel Islands Stanford Maritime London 1982 Richard Mayne Mailships of the Channel Island 1771 1971 Picton Publishing Chippenham 1971 Kenneth C Barnaby Some Ship Disasters and the Causes Hutchinson London 1968 Alfred H Miles The Bravest Deed I Ever Saw Stories of Personal Experience Hutchinson London 1905Weblinks BearbeitenWebsite der Stella mit Daten Berichten Namenslisten und Bildern englisch Illustrierte Zusammenfassung der Geschichte und des Untergangs der Stella englisch PDF Datei 1 20 MB Detaillierte Beschreibung der letzten Fahrt und zur Heldin der Katastrophe der Stewardess Mary Rogers englisch Die Stella in der Clydebuilt Ships Database englisch Bericht der New York Times vom 1 April 1899 englisch Eintrag im Schiffsverzeichnis Miramar Ship Index englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stella Schiff amp oldid 232317979