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Mit der Steinmetz Formel lassen sich Kernverluste induktiver Bauelemente berechnen Sie tragt den Namen ihres Entdeckers des deutsch amerikanischen Ingenieurs Karl Steinmetz der als erster diese Verluste durch Hysterese und Wirbelstrome berechnete 1 Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung der Formel 2 Hysterese Kurve 3 Steinmetzformel bei sinusformiger Erregung 4 Steinmetzformel bei nichtsinusformiger Erregung 5 Relativer Fehler 6 Verlustberechnung und Softwarewerkzeuge 7 EinzelnachweiseEntdeckung der Formel BearbeitenWirbelstrome die in den Eisenkernen von Transformatoren sowie den eisernen Spulenkorpern von Generatoren beziehungsweise Elektromotoren auftreten verursachten in den Anfangen der Elektrotechnik grosse Probleme weil sie zum einen den Wirkungsgrad der Anlagen verschlechterten und zum anderen zu einer Erwarmung der Bauteile fuhrten Der Aufbau der Spulenkorper aus voneinander isolierten Eisenplattchen anstelle eines massiven Eisenkorpers verringerte zwar die Wirbelstrome dennoch wurde in den Transformatoren viel elektrische Energie in Warme umgewandelt Weil namlich die Eisenkerne des Transformators unter dem Einfluss des magnetischen Wechselfeldes der Spulen magnetisiert werden und die Magnetisierung nicht vollstandig zuruckgeht wenn das Magnetfeld seine Richtung im Takt der Wechselstrom Frequenz andert bleibt eine Restmagnetisierung bestehen Die sogenannte Remanenz muss durch das umgepolte Magnetfeld erst uberwunden werden woraus die zusatzlichen Warmeverluste entstehen Die Losung hierfur fand Karl Steinmetz in der Hysterese 1 Hysterese Kurve Bearbeiten Hauptartikel Hysterese bei Ferromagnetismus nbsp typische HysteresekurveDie Atome ferromagnetischer Materialien haben ein magnetisches Moment Im unmagnetisierten Zustand sind die magnetischen Momente der Atome in alle Raumrichtungen ausgerichtet wobei Atome in begrenzten Zellen Weiss sche Zellen eine Vorzugsrichtung aufweisen Die Grenzen dieser Zellen bezeichnet man als Blochwande Legt man nun ein externes magnetisches Feld an werden die magnetischen Momente entlang der Magnetfeldrichtung ausgerichtet indem die Weiss schen Zellen mit magnetischem Moment in Feldrichtung auf Kosten benachbarter Zellen wachsen Man spricht auch vom Verschieben von Blochwanden In bestimmten Grenzen ist dies ein reversibler Prozess Bei Erhohung der Feldstarke springen die Blochwande von Fehlstelle zu Fehlstelle was nicht mehr reversibel ist Sind alle Zellen ausgerichtet werden bei einer weiteren Erhohung des Magnetfeldes die magnetischen Momente aus ihrer Kristallrichtung in die Feldrichtung gedreht Dieses Verhalten man spricht hier von Drehprozessen spiegelt sich in der Hysterese Kurve auch B H Kurve genannt wider deren Verlauf materialabhangig ist Im unteren Bereich der Neukurve herrschen reversible Blochwand Verschiebungen vor Im mittleren Bereich in dem die magnetische Flussdichte B displaystyle B nbsp nahezu linear mit der magnetischen Feldstarke H displaystyle H nbsp wachst erkennt man die irreversiblen Sprunge der Blochwande Im Sattigungsbereich bei dem das Ansteigen der magnetischen Flussdichte sehr viel langsamer erfolgt herrschen die Drehprozesse vor Zum Erreichen der Sattigungsflussdichte muss eine Sattigungsfeldstarke H s displaystyle H s nbsp anliegen Bei Reduzierung der Feldstarke bleiben viele der verschobenen Blochwande an Fehlstellen hangen die magnetische Flussdichte nimmt entlang einer anderen Kurve ab Es ist noch magnetischer Fluss vorhanden auch wenn die Feldstarke auf Null zuruckgegangen ist Um die sogenannte Remanenzflussdichte B R displaystyle B R nbsp auf Null zuruckzusetzen muss man eine bestimmte negative Feldstarke aufbringen die Koerzitivfeldstarke H C displaystyle H C nbsp 2 Steinmetzformel bei sinusformiger Erregung BearbeitenSteinmetz erkannte dass die Flache innerhalb der Hysterese Kurve den Kernverlusten in mW pro cm3 pro Zyklus entspricht und setzte diese Tatsache in folgende Formel um P c o r e k f a B b displaystyle P core k cdot f a cdot B b nbsp Dabei ist P c o r e displaystyle P core nbsp die mittlere Verlustleistung pro Volumeneinheit B displaystyle B nbsp der Spitzenwert der Induktion k displaystyle k nbsp die Kernkonstante und f displaystyle f nbsp die Frequenz der sinusformigen Messspannung Die Koeffizienten a displaystyle a nbsp und b displaystyle b nbsp sind materialabhangig Bei Ferriten beispielsweise liegt der Koeffizient a displaystyle a nbsp zwischen 1 1 und 1 9 der Koeffizient b displaystyle b nbsp im Bereich von 1 6 bis 3 2 Anhand der einfachen Steinmetz Formel lassen sich die Kernverluste von Induktivitaten berechnen deren Kernbauformen auf Industriestandard basieren Diese Standardkerne weisen die gleiche Geometrie auf weshalb auch ihre Kernkonstanten identisch sind Lediglich die entsprechenden Materialcharakteristika mussen in die Gleichung eingesetzt werden Eine Ausnahme dabei bilden allerdings Komposit Induktivitaten denn auch bei gleicher Kerngrosse variieren bei diesen Bauelementen die Geometrieparameter je nach Induktivitatswert Der Grund Anders als bei Ringkernkonstruktionen oder den sogenannten E Kernen wird bei einer Komposit Induktivitat der Kupferdraht zunachst zu einer Luftspule gewickelt Da jede Spule einen anderen Durchmesser und eine andere Hohe aufweist gelten fur jede Induktivitat andere Geometrieparameter und die Kernkonstanten mussen individuell ermittelt werden 3 Steinmetzformel bei nichtsinusformiger Erregung BearbeitenKomposit Induktivitaten werden haufig in nicht galvanisch getrennten DC DC Wandlern eingesetzt welche nicht mit sinusformigem Wechselstrom sondern mit gepulstem Gleichstrom arbeiten Zu der Tatsache dass der fur den Kernverlust mitverantwortliche Strom nun einen dreieckigen Zeitverlauf ausweist gesellt sich noch ein weiterer Verlustfaktor Der Einfluss der Betriebstemperatur Weil DC DC Wandler immer ofter auch bei hoheren Umgebungstemperaturen zum Einsatz kommen muss die Induktivitat nicht nur den Temperaturanstieg infolge interner Leistungsverluste verkraften sondern auch hohere Umgebungstemperaturen Dies beeinflusst den Eisenkern dahingehend dass Eisenpulver bei hoheren Temperaturen schneller altert wodurch die Kernverluste steigen Um die Auswirkungen der thermischen Alterung zu minimieren empfiehlt es sich die maximale Betriebstemperatur der Induktivitat unter 125 C zu halten 3 Um die Betriebsbedingungen an den oberen Temperaturgrenzen der jeweiligen Anwendung Schaltung zu bestimmen kann die fur sinusformige Signale geltende Steinmetz Formel auch unter Berucksichtigung der vorherrschenden Temperaturen angewandt werden P c o r e k f a B b c t 2 T 2 c t 1 T c t 0 displaystyle P core k cdot f a cdot B b c t2 T 2 c t1 T c t0 nbsp a displaystyle a nbsp und b displaystyle b nbsp sind wieder die sogenannten Steinmetz Frequenz beziehungsweise Steinmetz Induktionskoeffizienten welche fur Betriebsbedingungen spezifiziert sind k displaystyle k nbsp c t 1 displaystyle c t1 nbsp c t 2 displaystyle c t2 nbsp und c t 0 displaystyle c t0 nbsp sind Materialkonstanten f displaystyle f nbsp die Frequenz und T displaystyle T nbsp die Betriebstemperatur 4 Fur nicht sinusformige Signale gilt P c o r e f k f s i n e q a 1 B b c t 2 T 2 c t 1 T c t 0 displaystyle P core f cdot k cdot f sin e q a 1 cdot B b c t2 T 2 c t1 T c t0 nbsp Relativer Fehler Bearbeiten nbsp Beispiel fur den Fehler der Steinmetzformel bei Duty Cycle gt 50 f 100 kHz MnZn Kern Das sogenannte Volt µsec Produkt gibt den Maximalwert an bis zu dem Speicherdrosseln aufgrund ihrer magnetisch wirksamen Flache angesteuert werden konnen Oder anders ausgedruckt je hoher das Volt µsec Produkt desto hoher die Verluste Mit zunehmender Schaltfrequenz wird das notwendige Vµsec Produkt der Speicherdrossel geringer mit steigender Eingangsspannung jedoch grosser Da zur Berechnung der Kernverluste neben dem Volt µsec Produkt auch das Tastverhaltnis Duty Cycle und die Arbeitsfrequenz der Schaltung essenziell sind haben diese auch Einfluss auf die Genauigkeit der Steinmetz Formel Die Genauigkeit der Steinmetz Formel ist bei einem Duty Cycle von 50 schon geringer bei kleinen oder grossen Duty Cyclen konnen Fehler von uber 100 entstehen Ebenso fuhren eine Vernachlassigung der Harmonischen oder der DC Vormagnetisierung zu Ungenauigkeiten bei den errechneten Kernverlusten Ursachen dafur sind dass sich eine andere B H Kurve einstellt dass sich ein falsches Vmsec Produkt ergibt und die Temperaturabhangigkeit nicht berucksichtigt wird Verlustberechnung und Softwarewerkzeuge BearbeitenUm Entwicklern die Auswahl der passenden Induktivitaten zu erleichtern beziehungsweise die in Frage kommenden Bauelemente einzugrenzen bieten einige Hersteller passiver Bauelemente Tools zur Berechnung an mit denen sich auch die zu erwartenden Kernverluste ermitteln lassen Einzelnachweise Bearbeiten a b Udo Leuschner Energiewissen a b Dr Thomas Brander A Gerfer B Rall H Zenkner Trilogie der induktiven Bauelemente Kapitel Grundlagen a b Nicolas J Schade Core Losses in Composite Inductors Vishay Intertechnology Inc TDK EPC Kundenmagazin Components Oktober 2008 Thema Wirkungsgrade Steigern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steinmetzformel amp oldid 179544400