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Stefanie Engler 18 November 1910 in Wien 25 Juni 1943 in der Strafanstalt Plotzensee Berlin war eine osterreichisch deutsche Kommunistin sowie Widerstandskampferin gegen den Nationalsozialismus und ein Opfer der NS Kriegsjustiz Erkennungsfoto der Wiener Gestapo Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Tatigkeit 1 1 Betatigung im Widerstand wahrend des Zweiten Weltkriegs 1 2 Verhaftung Prozess Hinrichtung 2 Quellen 2 1 Literatur 2 2 Einzelnachweise 2 3 Anklage und Urteil 3 WeblinksLeben und Tatigkeit BearbeitenStefanie Engler stammte aus einer Wiener Arbeiterfamilie und war von 1924 bis 1926 Mitglied des Arbeiterturnvereins Von 1929 gehorte sie dem sozialdemokratischen Touristenvereins Die Naturfreunde an Betatigung im Widerstand wahrend des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Wahrend des Zweiten Weltkriegs arbeitete Engler als Schweisserin 1940 lernte sie den kaufmannischen Angestellten Leopold Fritzsche kennen mit dem sie sich verlobte Durch ihn wurde Engler Mitarbeiterin der Proko der Provinzkommission der Kommunistischen Partei Osterreichs deren Leiter zu dieser Zeit ihr Verlobter war Diese Untergrundorganisation stellte die Verbindung zwischen der Wiener Parteizentrale und den einzelnen kommunistischen Zellen in den Bundeslandern sicher um den Kampf der Partei gegen die nationalsozialistische Herrschaft zu organisieren In der folgenden Zeit ubernahm sie vor allem Aufgaben als Kurierin wobei sie unter anderem das in periodischen Folgen erscheinende Flugblatt Weg und Ziel sowie Exemplare der kommunistischen Tageszeitung Die Rote Fahne zu verbreiten half Engler ubernahm den Transport von Matrizen Schreibmaschinenpapier und Vervielfaltigungsapparate zur Anfertigung der Schriften die nur in geringer Stuckzahl von etwa 50 Kopien aufgelegt werden konnten Beide Druckschriften richteten sich gegen den Nationalsozialismus und den imperialistischen Krieg und riefen dazu auf den Krieg in einen Burgerkrieg zur Herbeifuhrung einer kommunistischen Herrschaft umzuwandeln 1 In einem Aufruf der Roten Fahne zum 1 Mai hiess es beispielsweise An diesem l Mai stohnen die Arbeiter Osterreichs unter dem Joch einer unerhorten Ausbeutung und Tyrannei Abertausende volksfremde Parasiten aus dem bluttriefenden Reich des Hitler Faschismus kamen um zu rauben was sie nur zu rauben vermochten Uberstundenprozente und Achtstundentag wurden gestohlen Sozialversicherung um ein Werkzeug des Betruges und der Ausbeutung verwandelt die Arbeiter zu scharfster Hetzarbeit angetrieben die Lohne direkt und indirekt gesenkt die Preise der Massenkonsumartikel ins Unermessliche erhoht Marx und Engels Lenin und Stalin sind unsere Lehrmeister Die russische Revolution ist unser Vorbild Von ihnen haben wir gelernt wie man fur das arbeitende Volk zu kampfen wie man den Sieg der Arbeiterschaft im eigenen Land zu wahren hat wie man die Befreiung der Welt vom Kapitalismus Imperialismus und Faschismus herbeifuhren wird Und so rufen wir dem osterreichischen werktatigen Volk an diesem 1 Mai unsere Parole zu Arbeiter und Bauern Werktatige aller Stande Vereinigt Euch Wir wollen Frieden Nieder mit dem Krieg Wir wollen keinerlei kapitalistische oder dynastische Fremdherrschaft Nieder mit Hitler Nieder mit Habsburg Wir fordern Gewissens und Glaubensfreiheit Wir fordern Arbeit fur friedlichen Aufbau und Wohlstand des Volkes Wir fordern hoheren Lohn fur ein menschenwurdiges Dasein Es lebe das revolutionare osterreichische Volk Es lebe die Unabhangigkeit aller vom deutschen Faschismus unterjochten Volker Es lebe die Arbeiterschaft der ganzen Welt Es lebe die Sowjetunion das Bollwerk des Friedens Verhaftung Prozess Hinrichtung Bearbeiten Ende 1940 gelang es der Geheimen Staatspolizei einen Spitzel namens Kurt Koppel in die kommunistische Untergrundorganisation in Osterreich einzuschleusen Nachdem dieser das Netzwerk der Kommunisten mehrere Monate lang ausspioniert hatte schritt die Geheimpolizei Anfang 1941 zur Tat Im Zuge einer umfangreichen Verhaftungswelle wurde die wichtigste und grosste nach 1934 verbliebene kommunistische Untergrundorganisation im Gebiet des ehemaligen Osterreichischen Staates zerschlagen Dabei wurden mehr als 500 Mitglieder der Untergrund KPD verhaftet darunter der Chef der illegalen Parteileitung Erwin Puschmann sowie auch Engler und ihr Verlobter Fritsche Die von Engler mitverbreiteten Aufrufe fuhrten dazu dass sie wegen des Vorwurfes sie habe sich der Wehrkraftzersetzung Landesverrat landesverraterische Feindbegunstigung und Vorbereitung zum Hochverrat schuldig gemacht im Februar 1943 vor dem 6 Senat des Berliner Volksgerichtshofs unter dem Vorsitz des Volksgerichtsrats Robert Hartmann und des Oberlandesgerichtsrats Wladimir alias Waldemar Fikeis angeklagt wurde Als Beisitzern wirkten der SS Brigadefuhrer Friedemann Goetze der SA Brigadefuhrer Daniel Hauer der Polizeiprasident Heinrich von Dolega Kozierowski und als Vertreter des Oberreichsanwalts der Staatsanwalt Karl Figge an dem Verfahren mit Obwohl es der Reichsanwaltschaft nicht gelang einen Beweis fur Englers Mitwirkung an der Verbreitung der Flugschrift Weg und Ziel Nr 4 nachzuweisen und es ihrer Verteidigung bedingt gelang den Eindruck zu erwecken dass sie lediglich aus Liebe zu ihrem Verlobten Fritzsche in der kommunistischen Organisation tatig gewesen sei wobei sie realiter eine von sich aus agierende Aktivistin der KPO war 2 3 entschied das Gericht entsprechend der rigiden Schuldsprechungspraxis der NS Justiz wahrend des Zweiten Weltkriegs gegen sie Im Urteil vom 26 Februar 1943 wurde sie fur schuldig befunden und zum Tode verurteilt In der vom Landgerichtsrat Hartmann formulierten Urteilsbegrundung die zeittypisch von zahlreichen herabsetzenden Ausserungen in Bezug auf die Verurteilten durchzogen ist wurde sie zudem fur ehrlos erklart Im Urteil hiess es u a Ihre Mitwirkung bei der Verbreitung zahlreicher Flugblatter uber mehrere Gaue des Donau und Alpenlandes und bei der Vorbereitung fur die Herstellung von Flugblattern uberhaupt und dies alles dazu wahrend des Krieges stempelt ihre Tatigkeit als besonders gefahrlich Ein minder schwerer Fall der Vorbereitung zum Hochverrat scheidet daher von jeder Erorterung aus Die Tat und das Verschulden der Angeklagten wiegen vielmehr so schwer dass die Harte der Zeit die gebieterisch die Ausmerzung aller Staatsfeinde erfordert bei der gemass 83 Abs 3 StGB zu bemessenden Strafe eine andere Wahl als die Todesstrafe nicht zulasst Sie wurde verhangt und es werden der Angeklagten wegen der Ehrlosigkeit ihres Verhaltens uberdies die burgerlichen Ehrenrechte fur immer aberkannt 32 StGB Als Verurteilte treffen die Angeklagte die Kosten 465 StPO Die Hinrichtung wurde schliesslich am 25 Juni 1943 in der Strafanstalt Berlin Plotzensee mit dem Fallbeil vollstreckt Englers Verlobter Fritzsche war bereits am 21 September 1942 zum Tode verurteilt worden Die an dem Verfahren gegen Engler mitwirkenden Juristen konnten ihre Karriere nach 1945 grosstenteils in der BRD fortsetzen Der Volksgerichtsrat Robert Hartmann wurde Leiter des Amtsgerichtes Konigswinter Der die Anklage fuhrende Staatsanwalt Karl Figge arbeitete bis zu seinem Tod 1972 als Rechtsanwalt und Notar beim Amtsgericht Schwelm 4 Gegen den Oberlandesgerichtsrat Fikeis wurde zwar nach dem Krieg eine Voruntersuchung wegen 101 102a StG missbrauchliche Urteile des Senates fur Hoch und Landesverratssachen eingeleitet Das Hauptverfahren konnte jedoch nicht eroffnet werden und wurde aufgrund 412 StPO abgebrochen da er bereits 1945 verstorben war Der Verbleib der Schoffen Hauer und Kozierowski nach 1945 ist ungeklart Goetze starb 1946 in Stade Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Wolfgang Neugebauer Der osterreichische Widerstand 1938 1945 Edition Steinbauer Wien 2008 ISBN 3 902494 28 X S 87 Dokumentationsarchiv des Osterreichischen Widerstandes Widerstand und Verfolgung in Wien 1934 1945 Bd 2 1938 1945 Osterreichischer Bundesverlag Wien 1984 ISBN 3 215 05368 3 S 210f Stefanie Engler Mitglied der Provinzkommission der KPO In Stefan Eminger Ernst Langthaler Klaus Dieter Mulley Nationalsozialismus in Niederosterreich Opfer Tater Gegner Studien Verlag Innsbruck u a 2021 Nationalsozialismus in den osterreichischen Bundeslandern 9 ISBN 978 3 7065 5571 5 S 283f Einzelnachweise Bearbeiten Stefanie Engler In Gedenkstatte Plotzensee Abgerufen am 3 Dezember 2023 Geschichte der KPO www kpoe steiermark at S 299 ff abgerufen am 22 August 2017 Soldat der gerechten Sache www klahrgesellschaft at abgerufen am 22 August 2017 Neues Deutschland Ausgabe vom 25 02 1969 www nd archiv de abgerufen am 22 August 2017 Anklage und Urteil Bearbeiten Anklage und Urteil des Volksgerichtshofs vom 26 Februar 1943 gegen Stefanie Engler PDF 4 87 MB Weblinks BearbeitenEintrag zu Engler bei der Digitalisierung der Erkennungsdienstliche Kartei der Gestapo Wien Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 3 Dezember 2023 PersonendatenNAME Engler StefanieKURZBESCHREIBUNG osterreichisch deutsche Kommunistin sowie Widerstandskampferin gegen den Nationalsozialismus und Opfer der NS KriegsjustizGEBURTSDATUM 18 November 1910GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 25 Juni 1943STERBEORT Strafanstalt Plotzensee Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stefanie Engler amp oldid 239705520