www.wikidata.de-de.nina.az
Die St Poltner Stadtmauer war fur ungefahr 600 Jahre die Stadtmauer der osterreichischen Stadt St Polten Die Befestigungsanlage wurde vermutlich von 1253 bis etwa 1286 errichtet und bestand bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts St Polten mit Stadtmauer auf dem unteren Bild 1679Die Stadtmauer bestand aus einer dickeren inneren Mauer daran anschliessend einem Zwinger von etwa 4 m Breite danach einer dunneren ausseren Mauer schliesslich einem etwa 16 m breiten Stadtgraben und ganz aussen einer weiteren Mauer Die inneren Maueranlagen war mit etlichen mehrstockigen und befestigten Wehrturmen versehen und besassen drei grosse Stadttore samt Vorbauten Es sind nur wenige Uberreste der Befestigungsanlage erhalten doch wurde sie auf Fotos und zahlreichen historischen Bildnissen festgehalten Bei den Resten handelt es sich um zwei Zwingerturme in der Dr Karl Renner Promenade und einen kurzen Mauerabschnitt in derselben Strasse Inhaltsverzeichnis 1 Stadtentwicklung St Poltens 2 Datierung des Baubeginns und der Fertigstellung der Mauer 3 Bestandteile der Befestigungsanlage 4 Abriss der Anlage 5 Sichtbare Uberreste 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenStadtentwicklung St Poltens BearbeitenIn der Zeit direkt nach der Erbauung der Befestigungsanlage lagen zahlreiche Grundstucke innerhalb der Mauern noch brach Erst nach der Errichtung der Ummauerung liessen sich mehr Menschen in St Polten nieder So stieg die Anzahl der Hauser in St Polten von 1324 bis 1367 um mehr als 50 Erst fur die 2 Halfte des 14 Jahrhunderts kann man also von einer Abgeschlossenheit der ersten Etappe der baulichen Entwicklung der Altstadt sprechen 1 Datierung des Baubeginns und der Fertigstellung der Mauer BearbeitenMit dem Bau der Befestigungsanlage wurde Mitte des 13 Jahrhunderts begonnen wahrscheinlich ab 1253 Man nimmt dieses Datum an da in diesem Jahr dem Furstbischof des Bistums Passau Berthold von Pietengau in einem Schiedsspruch zugestanden wurde seine Stadte St Polten und Eferding so zu befestigen wie es seiner Kirche ihm und seinen Nachfolgern nutzlich erschien 2 1276 wurde die Bewilligung durch Konig Rudolf von Habsburg erneut bestatigt und eine Urkunde aus dem Jahr 1284 berichtet von der finanziellen Belastung des St Poltner Klosters das den Mauerabschnitt vom Kremser zum Wiener Tor auszufuhren und infolgedessen auch fur die notigen Einquartierungen zu sorgen hatte Fertiggestellt wurde die St Poltner Stadtmauer so nimmt man an spatestens 1286 Auf dieses Jahr kommt man da seit 1286 erstmals und seitdem ofters von Bauten berichtet wird die sich innerhalb der Stadtmauern befunden haben sollen 3 Bestandteile der Befestigungsanlage Bearbeiten nbsp Der hohere Turm links war der Torturm des Linzer Tors in der Bildmitte der Stadtgraben darin der befestigte Vorbau des Linzer Tors der durch Steinbrucken mit der Stadt und dem ausserhalb gelegenen Ufer verbunden war 1792Mauern Zwinger und GrabenDie Befestigungsanlage bestand von Anfang an aus einer die Stadt begrenzenden ersten Wehrmauer dem Bering von 1 5 m Dicke Dieser erste relativ hohe Mauerring war Ende des 13 Jahrhunderts wahrscheinlich bereits fertiggestellt und mit kleinen Turmen versehen Bis zum Ende des 15 Jahrhunderts wurde die Anlage erweitert und hat bis dahin ihre endgultige Gestalt angenommen An die innere grossere Mauer schloss sich ein 4 m breiter Freiraum der Zwinger an Auf der anderen Seite des Zwingers befand sich eine kleinere erst 1548 errichtete 4 zweite Wehrmauer die Zwingermauer von nur 0 6 m Dicke An diese anschliessend wurde die Anlage von einem zeitweise wasserfuhrenden etwa 16 m breiten Stadtgraben umgeben Der Stadtgraben wurde noch einmal von einer Kontermauer umgeben 3 nbsp Das Kremsertor um 1810TurmeZur Befestigungsanlage gehorten etliche Turme wie etwa der Dicke Turm am Ende der Hessstrasse heute Hessstrasse 14 der Ledererturm am Ende der Ledererstrasse oder der Teichturm Der Dicke Turm war nicht mit einem Tor ausgestattet sondern diente ausschliesslich als Verteidigungsanlage Bevor er abgerissen wurde stand er mindestens bis 1860 5 Im Bereich des Ledererturms auch Wasserturm befand sich zusatzlich zu den befestigten Stadttoren ein weiterer Durchgang der allerdings hauptsachlich fur den Schweinetrieb genutzt wurde das sogenannte Sautor oder Mockentor 3 Der Ledererturm war vier Geschosse hoch und ragte somit weit uber die Stadtmauer hinaus Dort wo er stand war die Mauer zusatzlich noch mit einer halbrunden Bastion verstarkt befestigt womit sich auch eine Ausbuchtung des Stadtgrabens nach Suden hin ergab Der Ledererturm war mit einer Rinne mit dem Gebiet jenseits des Stadtgrabens verbunden uber welche der Ledererbach ins Turmgewolbe und dann durch die Stadt St Polten floss Uber der Rinne befand sich ein Steg mit Gelander uber den der stadtische Schweinehirt die Schweine auf die Stadtweide getrieben haben soll 1807 wurde der Ledererturm abgetragen nach Protesten der Bevolkerung konnte die Stadtmauer aber erst 1817 durchbrochen und an der Stelle ein neues Tor nach aussen eroffnet werden 6 Ein Torturm der Teichturm befand sich nordlich des heutigen Platzes Am Bischofsteich an das Eckhaus der heutigen Klostergasse und Parkpromenade anschliessend Er wurde nach einer Initiative des St Poltner Verschonerungsvereins im Jahr 1871 abgetragen 7 Tore nbsp Ein Teil der Stadttoranlage des Wiener Tors vor 1887Es gab drei grosse Haupttore durch die man in die Stadt aus und eingehen konnte das Kremser Tor zuvor als porta Chremsensis bezeichnet im Norden das Wiener Tor porta wiennensis im Osten und das Linzer Tor zuvor porta superior dann Wilhelmsburger Tor dann Linzer Tor im Sudwesten Fur die Erhaltung des Kremser Tores war das St Poltner Chorherrenstift verantwortlich 3 Im 13 Jahrhundert erbaut wurde das Kremser Tor im Urbar von 1324 erstmals erwahnt Es bestand aus einem Torturm auf der Hohe der heutigen Kremsergasse 41 und einem im 16 Jahrhundert errichteten Vorwerk Dieses Vorwerk lag wie eine Insel im Strassengraben und war durch zwei steinerne Brucken mit dem Torturm und auf der anderen Seite mit der Strasse nach Krems verbunden 1816 wurde das Vorwerk abgerissen und der Platz vor dem Torturm planiert Der Torturm wurde 1857 wahrend des Baus der Westbahn abgerissen Die in der Stadt gelegene Kremsergasse war ursprunglich nur eine Nebengasse und entwickelte sich erst nach dem Bau des St Poltner Hauptbahnhofs zu einer frequentierten und zentralen Strasse der Altstadt 8 Das Linzer Tor ostlich der heutigen Linzer Strasse 30 und 32 bestand aus einem im 13 Jahrhundert errichteten hohen Torturm und einem 1548 errichteten vieleckigen Vorbau Dieser Vorbau wurde 1803 04 abgerissen der Turm erst 1835 4 Das Wiener Tor wurde ebenfalls im 13 Jahrhundert errichtet und verfugte uber zwei Torturme Der innere hohe und schmale Turm auf der Hohe der heutigen Wiener Strasse 46a 46b und 47 hatte einen massiven Unterbau der etwa so hoch war wie die ihn umgebenden Hauser Stadtauswarts also ostlich dieses Turms befand sich ein Torbau mit zwei Toroffnungen auf dessen Dach ein gedeckter Gang verlief Daran schloss sich der Zwinger an noch einmal ausserhalb lag der aussere Torturm Das Wiener Tor wurde zwischen 1778 und 1787 abgerissen in der Folge wurden die Hauser Wiener Strasse 48 49 50 und 51 erbaut 9 Abriss der Anlage Bearbeiten nbsp Stadtplan von 1887 auf dem die Lage der ehemaligen Befestigungsanlage deutlich zu erkennen ist1848 wurde die Schleifung der Stadtmauer beschlossen um das Wachstum der Stadt nicht weiter zu behindern Zur Zeit ihres Bestehens definierte sie die Ausdehnung St Poltens und noch heute markieren die Strassen die an ihrer Stelle entstanden die Begrenzung der St Poltner Altstadt Ausserhalb der Anlage wurden bis 1848 kaum Gebaude errichtet Ausnahmen waren die Muhlen entlang des Muhlbaches erste fruhindustrielle Ansiedlungen wie die Kattunfabrik St Polten die Schiessstatte und das Siechhaus Erst der Beschluss von 1848 die bereits verfallene und militarisch bereits funktionslose Stadtmauer abzutragen hatte zur Folge dass sich St Polten raumlich ausdehnte Die erste wesentliche Durchformung des modernen Stadtkorpers fiel dann aber erst in die Jahrzehnte der Grunderzeit ab etwa 1870 10 Auf einem Stadtplan von 1887 ist gut zu erkennen dass zu dieser Zeit immer noch sehr wenige Gebaude ausserhalb der ehemaligen Befestigungsanlage gebaut worden waren Nachdem zwei der drei grossen Stadttore bereits zuvor gefallen war geschah mit dem Kremser Tor bald nach 1848 dasselbe Der Beschluss von 1848 sah vor Mauern und Stadtgraben zu beseitigen So begann man 1849 Grundstucke zu verkaufen Zwinger und Stadtgrabenparzellen im Suden zwischen Wiener und Linzer Tor wurden veraussert Verkauft wurde unter der Bedingung dass die Kaufer die Mauer abzureissen hatten Trotzdem blieben einige wenige Teile des Befestigungsrings vor allem an der Sudseite bis heute erhalten Im Suden ging der Abriss rasch voran im Norden erst seit dem Baubeginn des St Poltner Hauptbahnhofs 1856 11 Sichtbare Uberreste Bearbeiten nbsp Ein Zwingerturm und Reste einer daran anschliessenden Ledererwerkstatt in der Dr Karl Renner Promenade 29 2012 nbsp Ein Zwingerturm der Stadtmauer der heute in das Wohngebaude in der Dr Karl Renner Promenade 29 integriert ist 2011Die heute noch sichtbaren Reste sind ausserst sparlich In der Dr Karl Renner Promenade 23 hat sich ein Turm erhalten in der Dr Karl Renner Promenade 29 ein Turm und Reste der Mauer Der Turm auf Nr 29 ein Zwingerturm wurde im 16 Jahrhundert zur Anlage hinzugebaut und lag genau im Zwinger den er also unterbrach Im 18 Jahrhundert wurden in seinem Bereich von der direkt an der Stadtmauer errichteten Kattunfabrik St Polten Magazine und Trockenboden an die Mauer angebaut Spatere Besitzer der Fabrik trugen zwar den Zwinger ab liessen allerdings die Fabrik samt den von ihr wirtschaftlich genutzten Teilen der Befestigung stehen Im 19 Jahrhundert wurde der Turm Teil einer Ledererwerkstatt 1904 wurde diese zu einfachen Wohnungen umgebaut Eine Wohnungsgenossenschaft kaufte 1963 die Wohnungen und versuchte den sich bereits in schlechtem Zustand befindlichen Turm illegal abzureissen Dies wurde verhindert und der gesamte Bau von der Stadtgemeinde gekauft 1978 wurde renoviert danach nutzte ein Architekt den Turm als Buro Der Grundriss des dreistockigen Turms ist hufeisenformig Er besitzt ein flaches Kegeldach hat schmale Fenster und zwei Reihen von Schiessscharten uber die er vermutlich von Anfang an verfugte Mit seinem Traufgesims wurde der Turm erst im 18 Jahrhundert versehen ein rundbogiger Eingang an der Westseite stammt aus dem 19 Jahrhundert Noch spater wurden an der Nordseite ein quadratisches kleines und ein schmales hochrechteckiges Fenster eingesetzt Der gemalte Quaderdekor wurde rekonstruiert und stammt ursprunglich aus der Barockzeit Der Anbau im Osten zeigt Reste der Ledererwerkstatt an welche sich kurze Stucke der ehemaligen inneren Mauer und der schmaleren Zwingermauer anschliessen 12 Auch der Turm in der Dr Karl Renner Promenade 23 war ein Zwingerturm Er ist heute Teil eines dreistockigen Wohnhauses das ursprunglich 1850 erbaut wurde 12 Dort wo der Stadtgraben St Polten umgab fuhren heute die Promenaden um die Stadt 13 Literatur BearbeitenThomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften Berger Horn 1999 ISBN 3 85028 310 0 Thomas Karl Thomas Pulle Hrsg Stadt im besten Alter 850 Jahre Stadt St Polten Magistrat der Stadt St Polten St Polten 2009Weblinks Bearbeiten nbsp Commons St Poltner Stadtmauer Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S LXXV Der fur 1247 uberlieferte Baubeginn einer Ummauerung betrifft wahrscheinlich die Mauer des bischoflichen Fronhofs im Kapitelgarten Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S LXXIV a b c d Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S LXXIV a b Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 172 Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 145 Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 168 Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 121 und S 149 Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 152 Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 226 Thomas Pulle Stadtentwicklung St Polten In Thomas Karl Thomas Pulle Hrsg Stadt im besten Alter 850 Jahre Stadt St Polten 2009 S 39 Thomas Pulle Stadtentwicklung St Polten In Thomas Karl Thomas Pulle Hrsg Stadt im besten Alter 850 Jahre Stadt St Polten 2009 S 39f a b Thomas Karl u a Die Kunstdenkmaler der Stadt St Polten und ihrer eingemeindeten Ortschaften 1999 S 121 Thomas Pulle Stadtentwicklung St Polten In Thomas Karl Thomas Pulle Hrsg Stadt im besten Alter 850 Jahre Stadt St Polten 2009 S 50 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Poltner Stadtmauer amp oldid 237336134