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Die romisch katholische Pfarrkirche St Bertinus in Poperinge niederlandisch Sint Bertinuskerk ist eine spatgotische Backstein Hallenkirche mit einem wuchtigen Westturm die etwa aus dem zweiten und dritten Viertel des 15 Jahrhunderts stammt Die Kirche ist im Stil der Backsteingotik der Kustenregion gebaut Das Baumaterial der Grundriss der Kirche und die architektonischen Ornamente weisen darauf hin St Bertinus Poperinge SudostansichtSie ist die alteste Pfarrkirche im Stadtzentrum und steht unter Denkmalschutz 1 Nordlich und westlich der Kirche befand sich fruher ein Friedhof Der nordliche Teil wurde 1548 aufgelassen als der Grote Markt vergrossert wurde Der westliche Teil wurde 1784 verkauft Edikt von Joseph II und von da an bebaut siehe die Ostseite der Vlamingstraat und das sudliche Ende der Priesterstraat Die heutige Grenze wird durch den Vroonhof und den Burgemeester Bertenplein gebildet Von der Kerkstraat aus hat man einen eindrucksvollen Blick auf das Westportal Das nordliche Seitenschiff mundet in die Donkergat die von den Hinterhausern und den Kopfsteinmauern der Hauser auf der Sudseite des Grote Markt begrenzt wird Das sudliche Seitenschiff steht seit dem Abriss von Anbauten im Jahr 1969 weitgehend frei Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Sudwestansicht nbsp InnenansichtDie erste Kapelle war der heiligen Katharina gewidmet Vermutlich wurde sie im 12 Jahrhundert durch ein geraumigeres romanisches Gotteshaus ersetzt das nach einer Brandkatastrophe im Jahr 1419 wieder aufgebaut und 1436 erneut durch einen Brand zerstort wurde Die heutige St Bertinus Kirche wurde wahrscheinlich erst danach gebaut Vermutlich erfolgte der Bau in einem einzigen Bauabschnitt wenn man das einheitliche Erscheinungsbild der Kirche betrachtet andererseits verweist das Vorhandensein alterer Elemente moglicherweise auf eine fruhere Situation siehe unten In der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts erlitt die Kirche Schaden durch den Bildersturm vor allem an der Kircheneinrichtung und den Skulpturen an den Aussenwanden Die erhaltenen Sockel in den Fenstern auf der Hohe des zweiten Gesimses der Strebepfeiler weisen auf die fur diesen Ort geplante Skulpturen hin die falls sie ausgefuhrt wurden moglicherweise durch den Bildersturm zerstort wurden Von etwa 1862 bis etwa 1902 erfolgten mehrere Bauarbeiten darunter der Bau einer neuen Sakristei 1863 Restaurierungsarbeiten an den Fassaden unter der Leitung des Architekten J Van Ysendijck Brussel am Westportal unter der Leitung des Architekten Vandenborre und an der Dachdeckung und dem Westturm 1909 unter der Leitung des Architekten J Carette Kortrijk Sowohl wegen der technischen Ausfuhrung als auch wegen des stilistischen Charakters waren diese Restaurierungsarbeiten bereits vor der Jahrhundertwende umstritten unter anderem im Bulletin des seances de la Gilde de St Thomas et de St Luc Dies galt auch fur die gleichzeitigen Restaurierungsarbeiten an den anderen Kirchen der Stadt Poperinge Weitere Restaurierungsarbeiten erfolgten nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg darunter das Tonnengewolbe des Architekten J Coomans Ypern aus dem Jahr 1923 Im Jahr 1970 erfolgten Restaurierungs und Instandsetzungsarbeiten unter der Leitung des Architekten P Pauwels Kortrijk an Dach Brustung Fialen Westportal und Innenraum In den Jahren 1977 1978 wurde nach dessen Entwurf eine neue Sudsakristei gebaut welche die abgerissene Sakristei von 1863 ersetzen sollte Architektur Bearbeiten nbsp Hauptchor nbsp Innenansicht nach WestenDer heutige Grundriss zeigt einen vierseitigen Westturm ein dreischiffiges Langhaus mit funf Jochen ein einjochiges nicht hervortretendes Querschiff mit Giebeln ein zweieinhalbjochiger Hauptchor mit dreiseitigem Abschluss und zwei Seitenchore mit zwei geraden Jochen und flachem Abschluss auf der Hohe des dritten sudlichen Seitenjochs befindet sich zwischen zwei Strebepfeilern eine vorspringende Taufkapelle 19 Jahrhundert Auf der Hohe des sudlichen Seitenchors befinden sich ein nordlicher Lagerraum und eine moderne Sakristei auf einem polygonalem Grundriss Die Kirche ist ein gelber Backsteinbau unter Verwendung von Natursteinen fur den Sockel Atrecht Sandstein die Konsolen die Gesimse die Portale die Fialen und das Masswerk in den Fenstercouronnements und darunter Wiederverwendeter Eisensandstein aus der ehemaligen romanischen Kirche findet sich hauptsachlich im Sockel der Nordfassade Ausserdem scheint die Verwendung von Tournai Stein fur die Eckturme des Westturms die Kapitelle und die sudlichen Rippen des Kirchenschiffs auf eine altere Datierung dieser Elemente hinzuweisen moglicherweise auf das 14 Jahrhundert Das Bauwerk ist mit Schiefergiebeldachern gedeckt Ein vierseitiger Westturm mit vier Stockwerken die durch Blendarkaden und Masswerkfenster gekennzeichnet sind akzentuiert das Bauwerk Der Turm ist durch einen stark gegliederten Unterbau Sockel und zwei Etagen gekennzeichnet mit ubereinanderliegenden machtigen abgestuften Eckstrebepfeilern mit bekronender Fiale die die freistehenden Ecken stutzen Ausserdem gibt es vier halbkreisformige Eckturme die teilweise eingebaut und bis zur Mitte des dritten Stockwerks auf der Ostseite verlangert wurden Diese Eckturme die nach ihrer Anordnung und ihrem Baumaterial Tournai Stein moglicherweise alter sind gehen auf der Hohe des dritten Stocks in flache uberhangende Strebepfeiler uber die in den ubereinanderliegenden Eckstrebepfeilern des vierten Stocks enden Ein Treppenturm ist in die sudliche Turmwand integriert Erschlossen wird das Bauwerk durch ein spatgotisches Westportal aus weissem Stein Es zeigt einen vertieften Spitzbogen unter durchbrochener Brustung zwischen den schweren Eckstreben verzierte Archivolten mit Blattkranzen Bogenfeld und Kielbogen mit spatgotischem Blendmasswerk Verdachung mit Gesimsen und Endkappen zwei gekuppelte rechteckige Turen mit einer Statue des heiligen Bertin unter einem Baldachin am Trumeau Das erste Turmgeschoss wird durch eine spitzbogiges zweibahniges Fenster in der Nord und Sudfassade unterbrochen Das zweite und dritte Obergeschoss wird durch gemauerte Lanzetten belebt und zeigt zweibogige Lanzetten mit Masswerk unter verbindenden Gesimsen Jede Turmseite hat zwei spitzbogige Galerien mit spatgotischem Masswerk unter anderem mit Fischblasenmotiven und Traufgesims Eine geschlossene Brustung mit kunstvollen polygonalen Ecken auf profilierten Kragsteinen mit einem umlaufenden Backsteinfries zieht sich um den Turm Die durchbrochene Laterne unter glockenformiger Turmhaube aus Schiefer stammt vermutlich aus dem 18 Jahrhundert Die Seitenschiffe tragen Westgiebel mit bekronendem Zinnenkranz unterbrochen durch einen Rundbogen im Norden und spitz zulaufende vierteilige Fenster zwischen gleichartigen Flugeln im Suden ein durchgehendes Traufgesims im Einklang mit den Giebelenden ist verziert mit aufsteigenden spitz zulaufenden Flugeln mit eingeschriebenem Dreipass am Kopf Der Sudgiebel zeigt ein zugemauertes Spitzbogenportal unter einem Traufgesims ahnlich dem umgebenden Kranzgesims Die Nord und Sudgiebel sind mit sich kreuzenden Strebepfeilern und gegliederten Erkern versehen in Anlehnung an den freistehenden Westgiebel mit Spitzbogenblenden am Giebel der sich zu den Fialen der gemauerten Brustung mit Korbbogennischen fortsetzt und mit vertieftem spitzbogigem vierteiligem Fenster unter dem Traufgesims versehen ist Uber dem Sockel des ersten nordlichen Seitenschiffs befindet sich ein rechteckiger Fensterflugel in einem Bogenrahmen links davon ein verwitterter Giebelstein Das dritte Nordjoch mit Vorbau zwischen den Strebepfeilern teils aus Atrecht Sandstein teils aus Tournai Stein zeigt ein hoheres Fenster in profiliertem Spitzbogenrahmen mit Archivolte und wird uberfangen von halbrundem Giebel mit blattformigem Masswerk Dreipass mit zwei Engelskopfen im Bogen eine Traufleiste endet in einer Schnecke mit eingeschriebener Blattmaske das Portal hat feine Eisenbeschlage Die Giebel des Querschiffs werden an den Ecken von Strebepfeilern gestutzt die denen des Kirchenschiffs ahneln die aber hier von der Basis aus doppelt ausgefuhrt sind mit dazwischen liegenden Vierpassen im Masswerk Die zugemauerte Nordvorhalle ist mit zwei miteinander verbundenen doppeltem Portalen Naturstein mit Pfosten und Pfeilern aus Tournai Stein mit Blattkapitellen versehen der umschriebene Rundbogenrahmen mit gemauerter Archivolte daruber Halbsaulen aus Tournai Stein mit Blattkapitellen siehe Portal des nordlichen Seitenschiffs mit Verdachung aus Naturstein Das ebenfalls gemauerte Sudportal unter anderem aus Atrecht Sandstein ist aufwandiger gestaltet vertiefter rechteckiger Durchgang mit abgerundeten oberen Ecken und profiliertem Laufgang eingefugt in aufwandige Spitzbogeneinfassung ein gemauertes Bogenfeld mit Natursteinmasswerk mit Funf und Dreipassen mit einem mit Endknauf bekrontem Gesims passend zum umgebenden Kaffgesims Uber den Portalen befindet sich ein sechsteiliges Fenster dessen Verdachung mit einem Giebel verbunden ist der dem der westlichen Giebel der Seitenschiffe ahnelt Die Chorseitenschiffe und der dreiseitige Hauptchorschluss sind wie die Seitenschiffe gestaltet Die flachen Ostgiebel der Seitenchore ahneln den Giebeln des Querschiffs Im nordlichen Seitenchor hingegen ist das sechsteilige Ostfenster zugemauert und wird von zwei kleineren Spitzbogenfenstern flankiert der mittlere Flugel der Giebelseite enthalt ausserdem eine verwitterte Statue des Heiligen unter einem Baldachin Die gemauerte Korbbogennische im Winkel der nordostlich ausgerichteten Eckpfeiler hat ebenfalls einen steinernen Baldachin Der niedrige nordliche Lagerraum unter einem Schieferdach entspricht im Baustil dem des Armenhauses von Poperinge Der teilweise verputzte Innenraum zeigt den fur eine Hallenkirche typischen grosszugigen Charakter Mittel und Seitenschiff werden durch Spitzbogenarkaden aus Tournai Stein und Atrechter Sandstein im Suden und aus Backstein im Norden getrennt auf Saulen aus Atrecht Sandstein mit achteckigem Sockel und Tournai Knospenkapitellen der Schaft der beiden westlichen Saulen ist jedoch aus Atrechter Sandstein Die Westfassade des Mittelschiffs ist mit ostlichen Eckturmen aus dem Tournai Stein des Westturms gefertigt aber hier besteht der Aufbau aus Atrecht Sandstein Die Vierungspfeiler mit ihrem Spitzbogen sind ebenfalls aus dem letztgenannten Material im Sudosten befindet sich eine eingebaute Wendeltreppe deren Backsteinwande mit Verkleidungselementen belebt sind Die Mauern des Querschiffs sind nicht bis zur Einfriedung verlangert Mittel und Seitenchor sind durch gemauerte Spitzbogen auf verputzten Saulen getrennt deren Kapitelle mit Blumenkranzen verziert sind Die Kirche ist mit holzernen Spitztonnengewolben geschlossen mit strahlenformigem Rippenmuster in Hohe des Hauptchors und sternformigem Muster im Querschiff Die Sudfassade des Sudseitenchors zeigt eine steinerne Kredenz in Form einer Spitzbogennische unter einem Gesims mit Reliefdekor rechts davon eine doppelte Sakristeitur in einem Natursteinrahmen nbsp Kirchenvater Augustinus nbsp Christus der Erloser nbsp Beichtstuhle Detail Ausstattung Bearbeiten nbsp Die Geisselung ChristiDie Ausstattungsstucke stammen hauptsachlich aus dem 17 und 18 Jahrhundert Altere Ausstattungsstucke wurden wahrend des Bildersturms zerstort Im nordlichen Seitenschiff befindet sich das Gemalde Die Geisselung Christi Leinwand 18 Jahrhundert an der Westwand Im sudlichen Seitenschiff ist das Gemalde Auferweckung des Lazarus aus dem ersten Viertel des 18 Jahrhunderts an der Westwand angebracht Ein Gemalde Anbetung der Hirten stammt aus dem 17 Jahrhundert nbsp AltarIm Sudchor steht die Figur Ecce Homo Marmor 17 Jahrhundert am nordostlichen Vierungspfeiler ist eine Figur von St Bertin Holz aus dem 17 Jahrhundert zu finden eine Figur Unserer Lieben Frau von Foy Holz stammt aus dem fruhen 17 Jahrhundert mit Holzrahmen aus dem 18 Jahrhundert aus dem ehemaligen Birgittenkloster in Westvleteren Am sudostlichen Vierungspfeiler steht die Figur Christus der Erloser mit Weltkugel Holz restauriert aus dem 17 Jahrhundert An den Wanden der Seitenschiffe stehen Heiligenstatuen Holz und Stein aus dem 17 und 18 Jahrhundert darunter auch Grabdenkmaler wie die Inschrift auf dem Sockel verrat An der Westwand des nordlichen Seitenschiffs steht ein mit der Auferstehung gekrontes Grabmal zwischen den Grabmonumenten des Ecce Homo rechts und der Madonna links vom Anfang des 18 Jahrhunderts nbsp OrgelDer Hauptaltar aus marmoriertem Holz mit Bronzerelief und Silbertabernakel ist ein Werk aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Im Nordseitenchor steht ein Vorbaualtar Holz unter anderem mit einem Gemalde von J Desremaux Leprakranker das die Heilige Familie mit der Heiligen Anna Joachim dem kleinen Johannes und Engeln darstellt aus dem 18 Jahrhundert Ein Antependium Holz aus der Mitte des 18 Jahrhunderts steht am neuen Altar im Querschiff Kommunionbanke aus Eiche stehen im Haupt und Sudchor und stammen aus dem 17 bzw der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts Die feingearbeitete Kanzel aus Eiche stammt aus dem Dominikanerkloster in Brugge aus der Zeit um 1710 Vier Beichtstuhle Eiche stammen aus dem letzten Viertel des 17 Jahrhunderts zwei weitere aus dem ersten Viertel des 18 Jahrhunderts und zwei aus der Mitte des 18 Jahrhunderts sie zeigen unter anderem ikonographisch interessante Darstellungen zur Beichte im barocken Beichtstuhl im nordlichen Seitenschiff letztes Viertel des 17 Jahrhunderts erstes Viertel des 18 Jahrhunderts Das bemerkenswerte Chorgestuhl Eiche mit Apostelempore im Stil der Spatrenaissance von ca 1630 wurde im Laufe des 18 Jahrhunderts an die Westfassade des Kirchenschiffs gestellt in den Nischen stehen nicht originale Statuen 1862 Die Orgel enthalt alteres Material von Jan van der Belle 1674 in einem Gehause aus dem 19 Jahrhundert Sie hat nach mehreren Umbauten und Restaurierungen heute 46 Register auf drei Manualen und Pedal 2 Ein schmiedeeiserner Lettner aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts und ein holzerner Prozessionsbaldachin von 1755 von Christiaan Titeca Ypern im nordlichen Seitenchor gehoren ebenfalls zur Ausstattung Das Adlerpult aus Holz mit gemaltem Portrat von Dom Gerard Duval in einer Kartusche stammt aus dem 18 Jahrhundert Ein Grabstein aus dem ersten Viertel des 17 Jahrhunderts ist im nordlichen Seitenschiff zu finden Neue Glasmalereien nach dem Entwurf von A Brys Brugge sind im Haupt und im Nebenchor eingebaut nbsp Taufbecken nbsp Kanzel nbsp Kanzel Detail Literatur BearbeitenAnne Marie Delepiere Martine Huys Inventaris van het cultuurbezit in Belgie Architectuur Provincie West Vlaanderen Arrondissement Ieper Kanton Poperinge Bouwen door de eeuwen heen in Vlaanderen 11N2 Brussel Turnhout 1989 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sint Bertinuskerk Poperinge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zur Kirche St Bertinus auf der Tourismuswebsite von PoperingeEinzelnachweise Bearbeiten Die Beschreibung basiert wesentlich auf derjenigen im Eintrag im belgischen Denkmalregister Informationen zur Orgel auf orgbase nl Abgerufen am 8 Oktober 2021 50 855139 2 726389 Koordinaten 50 51 18 5 N 2 43 35 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title St Bertinus Poperinge amp oldid 225296820