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Als Spiegel Urteil bezeichnet man in der deutschen Rechtswissenschaft das Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 5 August 1966 1 In diesem Urteil hat das Bundesverfassungsgericht die offentliche Aufgabe der Presse fur die demokratische Willensbildung herausgestellt und effektive Vorkehrungen fur den Schutz des freien Pressewesens eingefordert Inhaltsverzeichnis 1 Sachverhalt 2 Zusammenfassung des Urteils 3 Aus den Grunden 4 Folgen des Urteils 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSachverhalt Bearbeiten Hauptartikel Spiegel Affare Das Magazin Der Spiegel hatte am 10 Oktober 1962 unter dem Titel Bedingt abwehrbereit uber die militarische Situation in Deutschland und der Nato berichtet Wegen Verdachts des Landesverrats wurde daraufhin gegen Rudolf Augstein als Verleger und gegen den verantwortlichen Redakteur Conrad Ahlers sowie weitere Spiegel Redakteure Haftbefehl und ein Durchsuchungsbeschluss erlassen Die Raume des Spiegel Verlags in Hamburg und Bonn wurden daraufhin durchsucht umfangreiches Material wurde beschlagnahmt Der Spiegel Verlag erhob Verfassungsbeschwerde gegen die Anordnung von Durchsuchung und Beschlagnahme Zusammenfassung des Urteils BearbeitenDas Bundesverfassungsgericht wies die Verfassungsbeschwerde zuruck Das Gericht stellt fest dass die Presse im demokratischen Staat eine offentliche Aufgabe erfullt Das freie Pressewesen ist wesentlicher Faktor im demokratischen Willensbildungsprozess Aus der Pressefreiheit in Art 5 Abs 1 Satz 2 Grundgesetz folgt daher auch eine Institutsgarantie fur ein freies Pressewesen Diese umfasst einerseits die privatwirtschaftliche Struktur der Presseunternehmen beinhaltet aber andererseits auch eine staatliche Verpflichtung die Gefahr von durch Pressekonzentration entstehenden Meinungs und Informationsmonopolen abzuwehren Nachdem das Gericht die Bedeutung der Presse und der Pressefreiheit abstrakt gewurdigt hat wird die konkrete Einschrankung der Pressefreiheit durch die Durchsuchung und Beschlagnahme aufgrund der Strafprozessordnung gegenuber der Sicherheit des Staates und dem Verdacht des Landesverrates abgewogen Obwohl das Bundesverfassungsgericht anerkennt dass die Bevolkerung auch uber wichtige Vorgange in der Verteidigungspolitik informiert werden muss bewertet es hier den Verdacht des Landesverrats als gravierender und sieht die Durchsuchung und Beschlagnahme als angemessenes Mittel an dem Verdacht nachzugehen Damit kommt hier dem Bestand des Staates das hohere Gewicht zu Die Verfassungsbeschwerde wurde bei Stimmengleichheit abgewiesen Die Verfassungsrichter die die Begrundung nicht mittrugen hatten die Pressefreiheit hoher bewertet Aus den Grunden Bearbeiten Eine freie nicht von der offentlichen Gewalt gelenkte keiner Zensur unterworfene Presse ist ein Wesenselement des freiheitlichen Staates insbesondere ist eine freie regelmassig erscheinende Presse fur die moderne Demokratie unentbehrlich In ihr artikuliert sich die offentliche Meinung In der reprasentativen Demokratie steht die Presse zugleich als standiges Verbindungs und Kontrollorgan zwischen dem Volk und seinen gewahlten Vertretern in Parlament und Regierung Presseunternehmen mussen sich im gesellschaftlichen Raum frei bilden konnen Sie arbeiten nach privatwirtschaftlichen Grundsatzen und in privatrechtlichen Organisationsformen Sie stehen miteinander in geistiger und wirtschaftlicher Konkurrenz in die die offentliche Gewalt grundsatzlich nicht eingreifen darf doch liesse sich etwa auch an eine Pflicht des Staates denken Gefahren abzuwehren die einem freien Pressewesen aus der Bildung von Meinungsmonopolen erwachsen konnten Folgen des Urteils BearbeitenAls Folge des Urteils wurden Regelungen zur Pressekonzentrationskontrolle im GWB aufgenommen Siehe auch BearbeitenPressefreiheit Medienrecht Presserecht Presse Cicero UrteilWeblinks BearbeitenText der Entscheidung des BundesverfassungsgerichtsEinzelnachweise Bearbeiten BVerfGE 20 162 bis 230 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spiegel Urteil amp oldid 232486215