www.wikidata.de-de.nina.az
Das Spencer Gewehr ist ein Unterhebelrepetierer das 1860 von Christopher Spencer entwickelt und im Amerikanischen Burgerkrieg sowie in den folgenden Indianerkriegen eingesetzt wurde Die als Spencer Repeating Rifle bekannte Waffe verschiesst Randfeuerpatronen mit Kaliber 52 Sie hat ein sieben Schuss fassendes Rohrenmagazin im Kolben und einen aussenliegenden Hahn der vor dem Abfeuern jeweils gespannt werden muss 1 2 Spencer KarabinerChristopher Spencer Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Technik 3 Munition 4 Der Blakeslee Schnelllader 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie ersten brauchbaren Repetiergewehre fur Metallpatronen waren das amerikanische Henry Gewehr Modell 1860 und das von Christopher Spencer 1860 patentierte Spencer Gewehr Schon vor dem Amerikanischen Burgerkrieg testete die U S Armee einige Spencer Gewehre die Beschaffung in grosser Zahl wurde jedoch vom Chef des Beschaffungsamtes Chief Ordnance Oberst James Ripley mit der Begrundung der Munitionsverschwendung und des hohen Gewichtes der Waffe abgelehnt Ab 1862 schaffte die in puncto Beschaffung von der Armee unabhangige U S Navy 1 009 Spencer Gewehre fur ihre Marinesoldaten an Als Rostschutz wurden entweder eine Zinnschicht oder ein Gemisch aus Bienenwachs Leinol und Terpentinol aufgebracht Ein Testschiessen nach dem Beginn des Krieges vor Abraham Lincoln fuhrte ab 1863 zur Beschaffung von 11 000 Gewehren fur die Infanterie und etwa 50 000 Karabinern fur die Kavallerie Hergestellt wurden die Waffen bei der Spencer Repeating Rifle Company in Boston Massachusetts und bei der Burnside Rifle Company in Providence Rhode Island Rasch zeigte sich die Uberlegenheit der feuerstarken Waffe z B bei der Schlacht von Hoover s Gap im Juni 1863 in der John T Wilder s Lightning Brigade die Vorteile der Repetierer gegenuber den einschussigen Waffen des Gegners demonstrierte Nachdem im Umfeld der Schlacht von Gettysburg zwei Regimenter unter Brigadegeneral George Armstrong Custer in Gefechten bei Hanover und East Cavalry Field Spencer Gewehre erfolgreich eingesetzt hatten wurden fur berittene Truppen besser geeignete Spencer Karabiner an Kavallerie und Dragonerregimenter der Unionstruppen vermehrt abgegeben und gegen die schlechter bewaffneten Truppen der Sudstaaten eingesetzt Von Soldaten der Konfoderation erbeutete Spencergewehre konnten wegen Munitionsmangels nur beschrankt eingesetzt werden da im Suden keine passende Munition hergestellt wurde Mit einer Schussfolge von 20 Schuss pro Minute war das Spencer jedem anderen Gewehr uberlegen einzig das Henry Gewehr hatte eine hohere Kadenz Nachteilig hingegen war die schwachere Munition des Henry Gewehrs zudem war es mit dem unten offenen Magazin anfallig gegen Verschmutzung Ein wesentlicher Nachteil des Spencers war die Federhulse des Magazins die als nicht integrierter Teil der Waffe verloren gehen konnte Nach dem Krieg wurde der Spencer Karabiner in den Indianerkriegen eingesetzt unter anderem mit Erfolg im Gefecht bei Beecher Island spater jedoch durch den Springfield Model 1873 Einzellader ersetzt Da die Kavallerie weit entfernt von ihren Stutzpunkten gegen Indianer eingesetzt wurde kann der Tausch von Repetiergewehren gegen Einzellader auch mit der knapp vorhandenen Munition erklart werden 1876 in der Schlacht am Little Bighorn waren pro Trooper nur 50 Karabinerpatronen am Mann und 50 in der Satteltasche verfugbar dazu kamen noch 18 Revolverpatronen Viele der ausgemusterten Spencer Karabiner gingen an Frankreich wo sie im Deutsch Franzosischen Krieg 1870 71 eingesetzt wurden In den spaten 1860er Jahren wurde die Firma an die Fogerty Rifle Company und letztendlich an die Winchester Repeating Arms Company verkauft Technik Bearbeiten nbsp Spencer Karabiner Magazineinsatz Federhulse Patronen nbsp Schnittzeichnung des Spencer SystemsDas Spencer Gewehr ist ein Unterhebelrepetierer mit einem vertikalen Blockverschluss der mit dem hinter ihm liegenden Widerlager im Verschlussgehause verriegelt wird Das Verschlusssystem ist schwenkbar auf einer quer durch das Verschlussgehause gehenden Achse gelagert und wird durch den kombinierten Ladehebel Abzugsbugel betatigt Das Magazin liegt im Kolben und fasst sieben Patronen Durch die Abwartsbewegung des Ladehebels wird der Verschlussblock nach unten gezogen und damit entriegelt daraufhin schwenkt das Verschlusssystem nach hinten dabei wird der Hulsenauswerfer betatigt Die Fuhrung der ausgeworfenen Hulse erfolgt durch ein fingerformiges federbelastetes Element uber dem Verschlussblock Durch Federdruck wird die nachste Patrone in Ladeposition gebracht und beim Schliessen des Verschlusses in die Kammer gefuhrt Zum Abfeuern der Waffe muss daraufhin der aussenliegende Hahn gespannt werden Der Schlag des Hahns wird durch den im Verschluss liegenden Zundstift auf die rechte Seite des Hulsenrandes ubertragen 3 Zum Laden des Magazins wird der Fuss der Federhulse aus seinem Widerlager in der Kolbenkappe geschwenkt und die Federhulse dann aus dem Kolben gezogen die Patronen werden mit der Geschossspitze voran nacheinander in die Magazinbohrung geschoben Die Federhulse wird dann wieder in den Kolben eingeschoben und verriegelt Die Infanteriegewehre Lauflange 30 inch 762 mm sind mit einer Bajonetthalterung versehen Der Lauf des Karabiners misst 20 inch 508 mm links hinter dem Verschlusskasten ist ein Sattelring angebracht Die im Burgerkrieg verwendeten Waffen hatten Laufe mit sechs Zugen Ab 1867 wurde das Kaliber der Waffen in der Springfield Armory reduziert indem ein Einsatzlauf im Kaliber 50 mit drei Zugen in den zuvor ausgebohrten Lauf eingesetzt wurde Diese Gewehre erhielten eine Magazinabschaltung Patent Stabler die es ermoglichte die Waffe als Einzellader zu verwenden und die Patronen im Magazin in Reserve zu behalten Zu erkennen ist die Magazinabschaltung als kleiner Schwenkhebel vor dem Abzug Wurde er quergestellt liess sich der Verschlussblock absenken und der Verschlusstrager teilweise zuruckschwenken weit genug die Hulse ausziehen aber nicht weit genug eine neue Patrone aus dem Magazin zuzufuhren Bei diesen Waffen wurden die Kanten um die Offnung oben am Verschlussgehause abgerundet um das Einlegen der Patronen zu erleichtern zusatzlich erhielt der Auszieher eine Feder die ihn nach Ausziehen der leeren Hulse in seine Ausgangsposition brachte Da Spencer an Stabler Lizenzgebuhren fur die Verwendung seiner Magazinabschaltung zahlen musste die bei Regierungsauftragen allerdings vom Zeugamt erstattet wurde entwickelte Spencer eine eigene Magazinabschaltung die aus einer schwenkbaren Platte auf der Patronenfuhrung bestand Wurde die Platte seitlich weggeschwenkt verhinderte sie wie die Stabler Magazinabschaltung ein vollstandiges Schwenken des Verschlusstragers Munition BearbeitenDie im Burgerkrieg verwendete Munition im Kaliber 52 wurde offiziell als No 56 oder 56 56 bezeichnet und ist heute unter der Bezeichnung 56 56 Spencer bekannt Spencer Patronen wurden auf dem zivilen Markt der USA bis in die 1920er Jahre angeboten Die Bezeichnung 56 56 bezog sich auf den vorderen und hinteren Hulsendurchmesser von 14 2 mm Das Ogivalgeschoss der 56 56 hatte ein Gewicht von 350 bis 360 grains entsprechend etwa 23 g Der Geschossdurchmesser betrug knapp 14 mm Mit einer Schwarzpulverladung von 42 bis 45 grains entsprechend etwa 2 8 g wurde eine Mundungsgeschwindigkeit von 370 m s erreicht beim kurzeren Karabiner lag sie etwas darunter Die Munition fur die spater umgebauten Spencer Gewehre hatte bei einem 512 inch 13 mm Geschoss und gleicher Pulverladung eine etwas hohere Mundungsgeschwindigkeit Ein Grund fur den Ersatz des Spencers durch die Springfield Gewehre und Karabiner lag in der ab 1873 eingefuhrten wesentlich starkeren 45 70 Government Patrone mit einer Mundungsgeschwindigkeit von 425 m s und einer Geschossenergie von 2370 Joule gegenuber den 1526 Joule des Spencer Gewehres Der Blakeslee Schnelllader BearbeitenUblicherweise wurden die Patronen fur den Spencer Repetierer in den damals ublichen Patronentaschen Leder mit Holzeinsatz mit Bohrungen fur die einzelnen Patronen mitgefuhrt Zu den ersten Navy Modellen wurden jeweils eine spezielle Patronentasche geliefert die innen in zwei Facher aufgeteilt war jedes Fach fasste drei Pappschachteln mit je sieben Patronen Dazu hatte diese Patronentasche ein kleines Fach fur ein Kombinationswerkzeug sowie Reinigungsgerat Das Nachladen der Spencer Repetierer mit einzelnen Patronen aus der Patronentasche nahm einige Zeit in Anspruch und senkte die Feuergeschwindigkeit Ein Reiter musste dabei seinen Karabiner die Federhulse und die Zugel seines Pferdes in der linken Hand halten wahrend er mit der rechten nachlud Um das Nachladen zu beschleunigen entwickelte Oberst Erastus Blakeslee eine neue Patronentasche fur den Spencer Repetierer mit dem seine Einheit die First Connecticut Cavalry ausgerustet war Es handelte sich um eine langliche lederne Tasche rechteckigen Querschnitts mit Umhangeriemen und einem Aussenfach fur Kombinationswerkzeug und Reinigungsgerat Innen befand sich ein Holzeinsatz in den sechs Langsbohrungen eingebracht waren Jede der Bohrungen nahm eine Metallrohre auf die sieben Patronen fasste Im US Patent Nr 45 469 das Blaskeslee am 20 Dezember 1864 erhielt waren die Metallrohren noch an beiden Enden offen und hatten eine Federsperre die ein Herausfallen der Patronen verhinderte Tatsachlich wurden die Metallrohren einfach mit einem geschlossenen Ende hergestellt Um den Spencer Repetierer mit der Blakeslee Patronentasche zu laden entnahm der Schutze wie ublich die Federhulse hielt die Waffe mit der Mundung nach unten und offnete die Patronentasche Er fasste eine der Metallrohren am oberen offenen Ende zog sie heraus und schuttete die Patronen in das Magazinrohr Nach dem Verstauen der leeren Metallrohre setzte er wie ublich die Federhulse wieder in die Waffe Die ersten 500 Blakeslee Patronentaschen bestellte das Zeugamt bereits am 20 September 1864 1866 wurden weitere 32 000 Blakeslee Patronentaschen mit 10 Rohren das sogenannte Kavallerie Modell und 1000 mit 13 Rohren das sogenannte Infanterie Modell beschafft die in den folgenden Indianerkriegen Verwendung fanden Die Blakeslee Patronentasche war ein beliebtes Zubehor zu den Spencer Repetierern und erhielt von den damit ausgerusteten Soldaten den Namen Blakeslee Schnelllader Blakeslee Quickloader Literatur BearbeitenEarl J Coates Dean S Thomas An Introduction To Civil War Small Arms Thomas Publications Gettysburg PA 1990 ISBN 0 939631 25 3 Marfe F Delano Barbara C Mallen Echoes of Glory Arms and Equipment of the Union Time Inc Book Company New York NY 1991 ISBN 0 8094 8855 8 Norm Flayderman Flayderman s Guide to Antique American Firearms and Their Values F W Media Inc 2007 ISBN 978 0 89689 455 6 Roy M Marcot Spencer Repeating Firearms Rowe Publications Rochester NY 1983 ISBN 0 9707608 2 5 John E Parsons John S Dumont Firearms in the Custer Battle The Tele Telegraph Press Harrisburg PA 1953 LCCN 53 010563 Bernhard von Poten Handworterbuch der gesamten Militarwissenschaften Band 9 Sievershausen bis Zymotische Krankheiten Velhagen amp Klasing Bielefeld 1880 archive org W H B Smith Joseph E Smith The Book of the Rifles Stackpole Company Harrisburg PA 1965 LCCN 63 012562 John Walter Dictionary of Guns amp Gunmakers 2015 PDF 511 kB Memento vom 18 Mai 2017 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten John Walter Dictionary of Guns amp Gunmakers Seiten 86 ff Eintrag Spencer PDF 706 kB Memento vom 9 Februar 2018 im Internet Archive Norm Flayderman Flayderman s Guide to Antique American Firearms and Their Values Seiten 633 ff online Vorschau Bernhard von Poten Spencergewehr In Handworterbuch der gesamten Militarwissenschaften Band 9 Sievershausen bis Zymotische Krankheiten Velhagen amp Klasing Bielefeld 1880 S 41 42 Textarchiv Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Spencer Gewehr amp oldid 238586102