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Die Siraya sind ein indigenes Volk in Taiwan das erstmals im 17 Jahrhundert von den Niederlandern beschrieben wurde Siraya Frau in traditioneller KleidungSprachen auf FormosaNeuausgabe von Gravius Het heylige Euangelium Matthei en Johannis 1 Sie leben im flachen Sudwesten der Insel in der Gegend von Tainan und sind heute weitgehend sinisiert Trotzdem streben sie seit einigen Jahren nach offizieller Anerkennung und ihre ethnische Identitat befindet sich in einem dynamischen Rekonstruktionsprozess Inhaltsverzeichnis 1 Sprache 2 Wirtschaft 3 Gesellschaft 4 Politik 5 Religion 6 Untergang der Siraya 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseSprache BearbeitenDie Siraya sprachen eine eigene Sprache die zu den austronesischen Sprachen gehorte Das Siraya gilt seit uber hundert Jahren als ausgestorben Es ist heute nur uber Materialien von niederlandischen Missionaren des 17 Jahrhunderts zuganglich 2 Wirtschaft BearbeitenDie Siraya lebten vom Ackerbau Ihre primaren Nahrungspflanzen waren Hirse und Reis die durch Fruchte und Gemuse erganzt wurden Dazu kam der Fang von Fischen und Meeresfruchten sowie die Jagd Es wurden keine Vorrate angelegt sondern immer nur so viel angepflanzt oder gesammelt wie die jeweilige Dorfgemeinschaft zum Leben brauchte Die Nahrungsmittelproduktion wurde grosstenteils von den Frauen organisiert verwaltet und verteilt Die Manner halfen mit wenn sie nicht auf einer ihrer sporadischen Kopfjager Fehden waren Das Land gehorte den Frauen einer Grossfamilie Klan Der Ackerbau beruhte auf Brandrodung Wenn der Boden nach einigen Jahren ausgenutzt war liess man ihn brach liegen und verlagerte das Dorf einige Kilometer weiter Gesellschaft BearbeitenDie Gesellschaft der Siraya bestand aus Klans Sippen die sich jeweils auf eine gemeinsame Vorfahrin beriefen Bis zu vier Generationen einer Mutterlineage lebten gemeinsam in einem Langhaus d h Grossmutter Mutter Tochter und Enkelin sowie Bruder Onkel und Sohne Es herrschte die so genannte Besuchsehe Ehemanner lebten nicht mit ihren Frauen zusammen sondern arbeiteten in ihrer eigenen Grossfamilie mit Nachts besuchten sie ihre Ehefrauen verliessen diese jedoch im Morgengrauen ohne gemeinsame Mahlzeit Ehepartner waren voneinander okonomisch unabhangig und einander in keiner Weise durch Pflichten oder Rechte verbunden Kinder verblieben in der Grossfamilie der Frau Heiraten wurden schnell arrangiert und ebenso einfach wieder aufgelost Um zu heiraten bat ein Mann seine Mutter oder Schwester sie mochte bitte zur Muttersippe der Auserwahlten gehen und dort ein Geschenk abgeben Wenn die Familie der Frau einverstanden war nahm sie das Geschenk an und die Hochzeit war ohne weitere Zeremonie rechtsgultig Der Mann durfte die Frau wahrend der Nacht besuchen bis entweder sie oder er dies nicht mehr wunschten Zur Zeit der niederlandischen Missionare im 17 Jahrhundert betrieben die Siraya eine einfache Art der Geburtenregelung Sippenmutter Mannerrat und Schamaninnen hatten beschlossen dass eine Frau erst nach dem 30 Lebensjahr ein Kind austragen durfte Wurde eine Frau fruher schwanger wurde das Kind abgetrieben Politik BearbeitenNach den Beschreibungen kannten die Siraya keine dauerhaften Anfuhrer oder Hauptlinge Der hollandische Missionar George Candidius beklagte sich in einem Brief von 1630 mehrmals uber diese Tatsache da er nicht einfach uber den Befehl eines bekehrten Anfuhrers ganze Dorfer bekehren konnte Er sah es als Hindernis dass jeder Siraya frei war zu glauben und zu tun was er wollte Das wichtigste soziale Unterscheidungsmerkmal waren keine Range Macht oder Besitz sondern das Alter Jedes Dorf bestehend aus mehreren Grossfamilien hatte einen Altestenrat Dieser hatte jedoch keine Exekutivgewalt konnte keine Anweisungen oder Befehle geben Der Altestenrat der aus ungefahr zwolf gewahlten Mannern bestand diskutierte uber anfallende Probleme suchte nach der besten Losung und schlug diese dann dem versammelten Dorf vor das wiederum die Vor und Nachteile des Vorschlages diskutierte Keiner musste sich der Entscheidung fugen jeder urteilte fur sich selbst ob er den Vorschlag annahm oder nicht Die Rechtsprechung beruhte auf Kompensation die durch Vermittler oder direkt zwischen den Beteiligten ausgehandelt wurde Neben dem Mannerrat oder Altestenrat hatte die Versammlung der Schamaninnen einen grossen Einfluss Religion BearbeitenDie Siraya verehrten eine Gottin Takangpada die im Osten lebte und ihren Begleiter oder Bruder Tamagisangach der im Westen lebte Daneben besass jede Dorfgemeinschaft ihren eigenen heiligen Ort wo sie ihren Ahnen Opfergaben darbrachten Tragerinnen der Religion waren die inibs die Schamaninnen der Dorfer Die Siraya scheinen keinen formalisierten Kultus gekannt zu haben jede Schamanin gestaltete Riten nach ihrem Gutdunken Das religiose Wissen wurde mundlich tradiert Untergang der Siraya BearbeitenAls die niederlandischen Kolonialherren nach Taiwan kamen hatten die indigenen Volker bereits ein Territorialproblem und versuchten auf verschiedene Weisen das Bevolkerungswachstum in den Griff zu bekommen Die Siraya und andere Ethnien des flachen Teils der Insel bekriegten sich in lokalen Fehden bei denen Kopfjagd vorkam Sowohl die Han als auch die niederlandischen Kolonialherren betrachteten die Siraya als minderwertige Barbaren die es zu zivilisieren galt Dies geschah insbesondere durch die Anstrengung von christlichen Missionaren aber auch durch geschicktes Ausnutzen der bereits vorher bestehenden Rivalitaten zwischen den indigenen Volkern Taiwans Der Missionar Candidius dessen Briefe erhalten geblieben sind beschrieb wie die Ritualplatze an denen die Siraya ihre Ahnen verehrten zerstort wurden Die Missionare uberzeugten die Kolonialverwaltung dass die Schamaninnen ein besonderes Hindernis bei der Eroberung der Insel seien Ihre Priesterinnen sind alte Frauen die das genaue Gegenteil von dem sagen was ich den Leuten unterweise Sie dulden es nicht dass der alte Zopf ihrer aberglaubischen Anbetung oder ihrer Praktiken geandert oder verachtlich gemacht wird schrieb Candidius Nachdem die Kolonialverwaltung ungefahr 250 Schamaninnen aus den Dorfern entfernt und in die Verbannung geschickt hatte war es fur die Missionare einfacher den Siraya ihre christlichen Moral Vorstellungen einzupflanzen und so die Kultur der Siraya zu untergraben Die Abtreibung wurde verboten die vorehelichen und ehelichen sexuellen Freiheiten eingeschrankt und die monogame Ehe eingefuhrt Insbesondere durch Letztere wurden die Grossfamilien die vormals die Grundzellen der Siraya Kultur darstellten auseinandergerissen Auch die traditionelle Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern wurde aufgehoben mit der Einfuhrung patrilinearer Kleinfamilien arbeiteten nun auch Manner im Ackerbau und nach niederlandischem Recht gehorte das Land dem Mann nicht mehr der Muttersippe Hinzu kam ein starker Bevolkerungsanstieg der zu weiteren sozialen und okologischen Problemen fuhrte Die Niederlander bestimmten in jedem Dorf einen Hauptling der als Stellvertreter der Kolonialverwaltung fungieren und ihren Willen in seinem Dorf umsetzen sollte Dazu wurde ein beliebiger unzufriedener Mann ausgewahlt der sich jedoch bereits zuvor in Fehden oder anderweitig bewahrt hatte Diesem war sein Dorf fortan Gehorsam schuldig Der Hauptling wurde mit einer hollandischen Flagge und einem Samtmantel ausgerustet und musste der Kolonialverwaltung Gehorsam schworen Daneben wurde eine Reihe von Gesetzen erlassen durch die die Lebensgrundlagen der Siraya zerstort wurden Sie durften bei Bevolkerungsanstieg keine neuen Dorfer mehr grunden und sich wenn der Boden ausgelaugt war nicht mehr anderswo ansiedeln Handelten die Siraya diesen Anweisungen zuwider verhangten die Kolonialherren drastische Strafen die durch die Hauptlinge oder andere Personen aus dem Volk der Siraya ausgefuhrt werden mussten Weitere Strafen wurden verhangt wenn die Siraya und andere indigene Volker die Han daran hinderten sich auf ihrem Land oder in ihren Dorfern anzusiedeln oder in ihren Waldern zu jagen Die Strafen bestanden in der Verwustung von Hausern und Feldern eines Dorfes oder im Kopfen von Aufruhrern Literatur BearbeitenJohn Robert Shepherd Marriage and Mandatory Abortion among the 17th century Siraya American Ethnological Society Monograph Series 6 American Anthropological Association Arlington VA 1995 ISBN 0 91316 771 1 Alexander Adelaar Reviving Siraya A Case for Language Engineering In Language Documentation amp Conservation Band 7 2012 ISSN 1934 5275 S 212 234 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Siraya Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien We have not Disappeared The Siraya People of Tainan County Memento vom 18 Mai 2015 im Internet Archive Culture TaiwanEinzelnachweise Bearbeiten William Campbell The Gospel of St Matthew in Formosan Sinkang dialect with corresponding versions in Dutch and English Edited from Gravius s edition of 1661 Trubner London 1888 Daniel Gravius Het Heylige Euangelium Matthei en Johannis Ofte Hagnau Ka d llig Matiktik Ka na sasoulat ti Mattheus ti Johannes appa Michiel Hartogh Amsterdam 1661 Daniel Gravius Patar Ki Tna Msing An Ki Christang Ka Tauki papatar en ato tmaeu ug tou Sou Ka Makka Si Deia Ofte t Formulier des Christendoms Met de Verklaringen van dien Inde Sideis Formosaansche Tale Michiel Hartogh Amsterdam 1662 In der Republik China Taiwan offiziell anerkannte und nicht anerkannte Nationalitaten und ethnische Gruppen Amis Atayal Babuza Bunun Hakka Han Hla alua Hoanya Hoklo Kakabu Kanakanavu Kavalan Ketagalan Makattao Paiwan Papora Pazeh Puyuma Qauqaut Rukai Saisiyat Sakizaya Sediq Siraya Taokas Tau Tavorlong Thao Truku Tsou Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siraya amp oldid 233932495