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Sigcum Eigenschreibweise SIGCUM auch bezeichnet als Converter M 228 war eine wahrend des Zweiten Weltkriegs entwickelte und kurzzeitig eingesetzte amerikanische Rotor Schlusselmaschine Aufgrund von durch die Amerikaner selbst erkannten kryptographischen Schwachen wurde sie nach kurzer Zeit abgelost Exponat im Nationalen Kryptologischen Museum der USA Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAusloser zur Entwicklung dieser Schlusselmaschine war der dringende Bedarf der United States Army also des Heeres der Vereinigten Staaten von Amerika ihren weltweiten Fernschreibverkehr beispielsweise zwischen den USA und Australien oder dem Vereinigten Konigreich zu verschlusseln Dazu wurden die beiden renommierten Kryptologen William Friedman 1891 1969 und Frank Rowlett 1908 1998 im Jahr 1942 kurz nach Ausbruch des Krieges 7 Dezember 1941 mit der zugigen Entwicklung beauftragt Beide hatten bereits Jahre zuvor die Sigaba entwickelt eine Rotor Chiffriermaschine zur Verschlusselung von Funkspruchen Diese wurden ublicherweise mithilfe des Morsecodes uber Funk gesendet Zur effizienten Verschlusselung von Fernschreiben hingegen die mithilfe des Baudot Codes basierend auf funf Bit ubertragen wurden war die Sigaba nicht gut geeignet nbsp Die Codierung von Fernschreiben basiert auf den 5 Bit des Baudot Codes wie hier in den einzelnen Spalten auf dem Lochstreifen zu sehen Er tragt den Klartext ZCZC WIKIPEDIA 1234567890 NNNN Statt also Buchstaben durch andere Buchstaben zu ersetzen wie es bei der Sigaba geschah und auch bei der deutschen Enigma Maschine bot es sich zur Verschlusselung von Fernschreiben an die 5 Bit Zeichen mit funf Schlusselbits zu verknupfen Nach diesem Prinzip arbeiteten auch die etwa zur gleichen Zeit entstandenen deutschen Schlusselfernschreibmaschinen von Lorenz und Siemens Friedman und Rowlett einigten sich darauf fur den zu entwickelnden Fernschreib Verschlusselungszusatz wie bei der Sigaba funf Chiffrierwalzen Rotoren zu nutzen Daruber hinaus entschieden sie um die Fertigung der neuen Maschine zu vereinfachen genau dieselben Walzen wie bei der Sigaba zu verwenden Jede Walze weist auf beiden Seiten 26 elektrische Kontakte auf die durch 26 isolierte Drahte im Inneren auf damals geheime Weise paarweise miteinander verbunden sind Der von der einen Seite uber eine Kontaktplatte in die Walze eintretende Strom verlasst sie wieder auf der anderen Seite uber eine andere Kontaktplatte So wird die zur Verschlusselung benotigte Permutation Vertauschung erreicht Anders als bei der Sigaba wurde hier jedoch nicht nur eine einzige Leitung aktiviert entsprechend einem der 26 Grossbuchstaben des lateinischen Alphabets sondern genau die Halfte aller Leitungen also dreizehn gleichzeitig Die Signale durchlaufen den Walzensatz aus funf hintereinandergeschalteten Rotoren und ergeben am Ausgang dreizehn verwurfelte aktive live und dreizehn inaktive dead Kontakte Davon werden funf als pseudozufallige Schlusselbits genutzt und mit dem Klartext im Fall der Verschlusselung beziehungsweise dem Geheimtext Zeichen im Fall der Entschlusselung verknupft Als mathematische Verknupfung wurde bei der Sigcum wie auch bei anderen Maschinen ublich die XOR Verknupfung genutzt und mithilfe eines Mischers realisiert Wie bei einem mechanischen Kilometerzahler dreht sich mit jedem Zeichen eine der Walzen weiter und nach 26 Zeichen erfolgt der Ubertrag und es dreht sich zusatzlich eine zweite Walze weiter Nach 26 26 Zeichen dreht sich eine dritte Walze Nach 26 26 26 Zeichen dreht sich eine vierte Walze und nach 26 26 26 26 Zeichen schliesslich dreht sich die funfte Walze Auf diese Weise wird erreicht dass sich die Verschlusselung innerhalb einer Periode von 265 oder 11 881 376 Zeichen fur jedes weitere Zeichen andert polyalphabetische Substitution Jeder der funf Rotoren kann von Hand auf eine von 26 Anfangspositionen gestellt werden Ferner kann eingestellt werden welcher sich als schneller Rotor mit jedem Zeichen drehen soll welcher als zweitschnellster drittschnellster und so weiter Insgesamt standen bei der Sigaba und somit auch bei der Sigcum zehn unterschiedliche Walzen zur Auswahl die jeweils direkt oder invers eingesetzt werden konnten In Summe ergaben sich somit 20 18 16 14 12 Moglichkeiten fur die Einrichtung des Walzensatzes Multipliziert mit den 265 moglichen Anfangsstellungen verfugt die Sigcum somit uber einen Schlusselraum von 20 18 16 14 12 26 26 26 26 26 oder 11 497 369 927 680 Moglichkeiten entsprechend etwas mehr als 43 Bit Damit erschien Friedman und Rowlett ihre Maschine kryptographisch ausreichend sicher zu sein Nach Prasentation der Maschine bei der Signal Security Agency SSA dem damaligen Geheimdienst der US Army mit Sitz in Arlington Hall nahe Washington D C wurde schnell die Serienfertigung der nun als M 228 offiziell bezeichneten Maschine durch die Teletype Corporation einem Hersteller von Fernschreibern mit Sitz nahe Chicago aufgenommen Anfang Januar 1943 wurden die ersten Exemplare geliefert und sofort fur die Strecke von Washington nach Algier eingesetzt Klugerweise uberwachten die Amerikaner auf Anregung von Rowlett ihren eigenen Funkverkehr Nachdem mehrere Tage lang keinerlei Auffalligkeiten beobachtet werden konnten und der Funkverkehr reibungslos und fehlerfrei abgewickelt wurde gab es nach knapp einer Woche einen Vorfall Algier meldete dass die Entschlusselung nicht gegluckt sei Daraufhin gab der Bediener in Washington den zu verschlusselnden Text ein zweites Mal in die Maschine ein Vorschriftswidrig verwendete er dabei aber nicht einen neuen unverbrauchten Schlussel sondern den alten verbrauchten ein zweites Mal Die mehrfache Verwendung eines Schlussels wird im Englischen als Depth bezeichnet Der deutsche Fachbegriff ist Klartext Klartext Kompromittierung Einen Schlussel mehrfach zu verwenden stellt fur Maschinen dieser Art einen Kardinalfehler dar der zum Bruch des Geheimtextes und sogar zur volligen Blossstellung des Chiffriersystems fuhren kann Deshalb war die Mehrfachverwendung ein und desselben Schlussels ausdrucklich verboten Aber Verbote werden nicht immer befolgt Rowlett versuchte noch die Sendung zu verhindern aber es war schon zu spat die Aussendung war bereits geschehen Er sicherte sich die dazugehorigen Protokolle und untersuchte sie kryptanalytisch Innerhalb nur weniger Nachtstunden gelang ihm die vollstandige Entzifferung des Textes und daruber hinaus die Rekonstruktion der Walzenverdrahtung Daraufhin informierte er umgehend seinen Vorgesetzten General Frank E Stoner 1894 1966 und sorgte so dafur dass die M 228 sofort aus dem Verkehr gezogen wurde 1 In der Folge wurde die Maschine modifiziert und kryptographisch verbessert So entstand die M 228 M auch bezeichnet als SIGHUAD Fur Nachrichten der hochsten Geheimhaltungsstufe wurde die auf dem kryptographisch sicheren Einmalschlussel Verfahren englisch One Time Pad kurz OTP basierende SIGTOT benutzt Literatur BearbeitenStephen J Kelley The SIGCUM Story Cryptographic Failure Cryptographic Success Cryptologia 1997 21 4 S 289 316 doi 10 1080 0161 119791885940Weblinks Bearbeiten nbsp Commons SIGCUM Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien M 228 SIGCUM auf JProc ca englisch Converter M 228 or SIGCUM auf Quadibloc com englisch Einzelnachweise Bearbeiten Stephen J Kelley The SIGCUM Story Cryptographic Failure Cryptographic Success Cryptologia 1997 21 4 S 289 316 doi 10 1080 0161 119791885940Rotor Schlusselmaschinen Albatross B 21 B 211 CCM CD 57 CX 52 Enigma Fialka HC 9 Heberns Electric Code Machine HX 63 KL 7 Kryha Lacida Lorenz SZ 42 Tunny M 130 M 209 M 325 Nema OMI Portex RM 26 San shiki Kaejiki SG 39 SG 41 Siemens T52 Sturgeon Sigaba Sigcum Singlet Typex Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sigcum amp oldid 222111536