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Das Siemens Martin Verfahren dient der Aufbereitung von Roheisen fur die Gewinnung von Stahl und gehort zu den sogenannten Herdfrischverfahren Benannt wurde das Verfahren nach den drei Brudern des beruhmten Werner von Siemens Friedrich Otto und Wilhelm sowie dem franzosischen Eisenhuttenmann Pierre Martin Das Siemens Martin Verfahren war das bevorzugte Stahlherstellungsverfahren von seiner Erfindung im Jahr 1864 bis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts Querschnittsskizze eines Siemens Martin KonvertersAbgelost wurde das Siemens Martin Verfahren Mitte des 20 Jahrhunderts durch das Linz Donawitz Verfahren Inhaltsverzeichnis 1 Siemens Martin Ofen 2 Verfahrensweisen 2 1 Ablauf 3 Bedeutung und Entwicklung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseSiemens Martin Ofen Bearbeiten nbsp Siemens Martin OfenVor dem Siemens Martin Verfahren wurde Stahl in Tiegelofen erzeugt es stellt eine Weiterentwicklung dieser Verfahren dar Um hohere Temperaturen von 1800 Grad Celsius zu erreichen wurden Generatorgase und Ole als Katalysatoren bzw Brennstoffe verwendet Das Verfahren beruhte auf einem speziellen Ofenaufbau einem Oberofen einem vom Gewolbe uberspanntem Schmelzraum und dem Unterofen Im Oberofen wird flussiges Roheisen Roheisenmasseln oder Schrott chargiert Im Oberofen wird mit ol oder gasbetriebenen Brennern der Schmelzraum beheizt Im Unterofen sind die sogenannten Regenerativkammern zur Luft und auch zur Gasvorwarmung untergebracht Die Ausmauerung des Ofens besteht aus basischem Feuerfestmaterial Magnesiumoxid Sinterdolomit 1 Die zur Verbrennung notwendige Luftmenge wird in Regenerativkammern auf ca 1200 Grad Celsius erhitzt Das Gas wird getrennt davon in einer anderen Kammer ebenfalls erwarmt allerdings auf ein geringeres Temperaturniveau Dies geschieht fur beide Medien durch ein Gitterwerk aus aufgeheizten feuerfesten Steinen in den Regenerativkammern Die erhitzte Luft sowie das vorgewarmte Gas werden durch jeweils getrennte Kanale einem von zwei Ofenkopfen zugefuhrt vermischen sich dort und die Verbrennung findet statt Die heissen Abgase werden dann uber den gegenuberliegenden Ofenkopf in das zweite Regenarativkammersystem geleitet Dabei wird das Gitterwerk der Kammern durch die Abgase aufgeheizt Ist ein dann bestimmtes Temperaturniveau erreicht wird durch eine Wechselklappe der kalte Luft und Gasstrom umgelenkt und durch diese aufgeheizten Kammern dem zweiten Ofenkopf zur Verbrennung zugefuhrt die Stromungsrichtung also umgekehrt So wird das zuvor durch die kalten Medien abgekuhlte erste Gitterwerk nun mit den Abgasen welche bei der Verbrennung jetzt am zweiten Ofenkopf erzeugt werden wieder aufgeheizt Bei Erreichen eines bestimmten Temperaturniveaus wird dann die Durchstromungsrichtung in den Kammern erneut umgekehrt Dieser Wechsel findet in regelmassigen Zeitintervallen statt Auf diese Weise konnten erhebliche Energieeinsparungen erzielt und dauerhaft Temperaturen gehalten werden die uber der Schmelztemperatur von Stahl lagen Verfahrensweisen BearbeitenNach den verwendeten Ausgangsmaterialien fur das Schmelzverfahren kann unterschieden werden in Schrott Roheisen Verfahren Zugabe von 25 festem oder flussigem Roheisen zu 75 Schrott Roheisen Erz Verfahren Gemisch aus etwa 75 flussigem Roheisen und 25 Eisenerz oder Walzzunder Schrott Kohlungs Verfahren Aufkohlung von Schrott durch Holzkohle Koks oder ElektrodenkohleAn das Einschmelzen schliesst sich das Frischen an Damit werden unerwunschte Anteile wie vor allem Kohlenstoff aber auch Phosphor und Schwefel verringert Der notwendige Sauerstoffeintrag erfolgt durch den Sauerstoffuberschuss der Brennerflamme oder aus dem Erz Im Prinzip spielt sich der gleiche Vorgang wie beim Puddelverfahren ab jedoch friert die Schmelze mit zunehmender Entkohlung durch den Anstieg der Liquidustemperatur nicht ein Die hohen Ofentemperaturen gewahrleisten ein Flussigbleiben bis zum Ende des Frischprozesses sodass auch das beim Puddeln erforderliche Ruhren entfallt 2 Ablauf Bearbeiten Der Schmelzprozess gliedert sich in mehrere Abschnitte die nicht streng zu trennen sind und deren Gesamtzeit ca 8 Stunden bedurfte Ofenpflege Torkretieren des Oberofens Ofenberaumung Sauberhalten der Gewolbe und Vorderwande Kontrolle der Messtechnik ca 0 5 h Einsetzen Chargieren der metallischen Einsatze und Zusatze fur die Schlackebildung ca 2 h Einschmelzen Verflussigen des Einsatzes ca 3 5 h Fertigmachen Arbeit zur Einstellung der Abstichanalyse und Abstichtemperatur ca 1 5 h Desoxydieren und Legieren Abstich bei Erreichen der erforderlichen Temperatur und Analyse ca 6 17 min Unmittelbar nach dem Abstich erfolgt das Vergiessen des flussigen Stahls in Kokillen Nach dem Erstarren werden die Blocke Brammen zur Weiterverarbeitung ins Walzwerk transportiert Durch diesen hier langsam ablaufenden Prozess mehrere Stunden konnte der gewunschte Kohlenstoffgehalt sehr genau eingestellt werden Das Verfahren eignet sich v a fur die Erzeugung unlegierter Stahle Der sogenannte Siemens Martin Stahl wird im Anschluss aus dem Ofen chargiert abgestochen Trotz Massentauglichkeit der Stahlerzeugung handelte es sich mit acht Stunden um eine langsame Methode im Vergleich zu den etablierten Verfahren nach Bessemer und Thomas Der Ofen bedurfte einer zeitintensiven Pflege wahrenddessen keine Produktion stattfinden konnte Nach der Pflege wurden zwei Stunden lang Einsatze und Zusatze fur die Schlackebildung eingesetzt Anschliessend wurde der Einsatz fur 3 5 Stunden verflussigt durch das Verfahren des Einschmelzens Weitere 1 5 Stunden wurden verwendet um den Ofen vorzubereiten Die Abstichtemperatur und die Abstichstichprobe wurden in diesem Zuge uberpruft und ermittelt Die letzten Minuten des Verfahrens dienten der Entziehung des Sauerstoffs der Legierung von Elementen und der Durchfuhrung eines Abstiches nach Erreichen der erforderlichen Temperatur 1 Bedeutung und Entwicklung BearbeitenSiemens Martin Stahlerzeugung in kt je Jahr 3 Jahr USA Frankreich Deutschland1880 102 0 351885 135 0 2751890 521 251 3871895 1155 376 11891900 3272 645 21451905 8579 756 32521907 10976 1001 4252Das Siemens Martin Verfahren lieferte einen qualitativ hoherwertigen Stahl der jedoch wegen des aufwendigeren Prozesses etwas teurer war Einst waren die Siemens Martin Ofen mit einer Abstichmasse d h fur die Herstellung von 10 Tonnen Stahl konzipiert worden Durch die wirtschaftliche Massennutzung des Siemens Martin Verfahrens wurde die Abstichmasse in vereinzelten Landern wie z B den USA auf 600 Tonnen ausgeweitet Auf der Weltausstellung Paris 1867 erhielten die Martins fur ihren hervorragenden Stahl und die Gebruder Siemens fur den Ofen hochste Auszeichnungen Das Verfahren wurde nach der Erfindung in den spateren Jahren des 19 Jahrhunderts fur das kontinuierliche Erschmelzen von Glas insbesondere fur die Massenproduktion adaptiert konstruktiv sowie in Hinsicht auf energetische Effizienz weiterentwickelt und ist noch heute Stand der Technik 75 der Stahl Erzeugnisse weltweit sind in den 40er Jahren des 20 Jahrhunderts aus dem Siemens Martin Stahl erzeugt worden Der Grossteil des Stahls wurde bis 1960 mit diesem Verfahren hergestellt da man damit auch ausgezeichnet Schrott verwerten konnte 1993 wurde in Brandenburg an der Havel der letzte deutsche Siemens Martin Ofen aus wirtschaftlichen Grunden stillgelegt Er ist heute als technisches Denkmal erhalten und Mittelpunkt des Industriemuseums Brandenburg an der Havel 3 4 Literatur BearbeitenErnst Cotel Der Siemens Martin Ofen Hrsg Springer Berlin Heidelberg 1927 ISBN 978 3 662 29140 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b Christoph Lobbing 100 Jahre bedeutend fur die Stahlgewinnung Das Siemens Martin Verfahren In Technikmuseen in Deutschland 20 Mai 2020 abgerufen am 19 Dezember 2021 Siemens Martin Verfahren In www giesserei praxis de Abgerufen am 19 Dezember 2021 a b Technologie Siemens Martin Verfahren in Brandenburg 2002 abgerufen am 13 Dezember 2021 Industriemuseum Brandenburg Siemens Martin Stahlherstellung Abgerufen am 13 Dezember 2021 deutsch Video Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siemens Martin Verfahren amp oldid 237184372