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Der Siechhof von Eichstatt gilt als einzige komplett erhaltene spatmittelalterliche Anlage eines Leprosoriums und ist deshalb als Baudenkmal von nationalem Rang eingestuft Eichstatt Siechhof von Norden gesehenEichstatt Siechhof von Sudosten gesehenEichstatt Siechhof von Nordwesten gesehenInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Literatur 4 WeblinksLage BearbeitenUblicherweise wurden Siech en hofe Leprosorien wegen der Ansteckungsgefahr ausserhalb von Stadten errichtet Der Eichstatter Siechhof liegt auch heute noch am Rand der Stadt jenseits der Altmuhl und der sie begleitenden Bundesstrasse 13 am Fusse des sudlichen Talhanges auf leicht erhohtem und damit hochwasserfreien Terrain Geschichte BearbeitenIm Siechhof der furstbischoflichen Residenzstadt Eichstatt wurden die Sondersiechen die an der unheilbaren Seuche Lepra am Aussatz Erkrankten untergebracht Im Kern geht die Eichstatter Leproserie in das 14 Jahrhundert zuruck Sie besteht rechnet man das im Giebelbereich mit Fenstern versehene Geschoss hinzu aus einem dreigeschossigen grosseren Gebaude mit Kalkplattendach und einer nach Osten ausgerichteten heute profanierten und im Innern umgestalteten 1705 06 mit Schmuckgiebeln versehenen Kapelle St Lazarus und Magdalena mit rechteckigem Ostchor Hinter diesen Gebauden liegt ein langgestreckter 1417 neu errichteter Wirtschaftsbau zum Teil in Fachwerkbauweise aufgerichtet und ebenfalls mit Legschiefer gedeckt Das unregelmassige Rechteck dieser Anlage schloss im Sudosten ein 1851 abgebrochener Winkelbau ab Erstmals ist der Siechhof als domum leprosorum Haus der Leprosen urkundlich 1307 unter dem Eichstatter Bischof Philipp erwahnt er regierte 1306 bis 1322 Grunder war ein Bruder Heinrich Wer am Aussatz erkrankt war wurde hierher isoliert die Ausburgerung aus der Stadt geschah im Rahmen einer kirchlichen Zeremonie Angehorige und die Stadt selber besorgten die wirtschaftliche Absicherung des Siechhofes durch Schenkungen und regelmassige Almosen aber auch durch Zustiftungen und Verkaufe von Hofen Ackern Wiesen und Waldern Zweimal wochentlich durften die Eichstatter Leprosen in der Stadt betteln wobei sie mit einer Klapper auf sich aufmerksam zu machen hatten damit die Gesunden ihnen nicht zu nahe kamen Fur die Verwaltung waren die vom Magistrat bestellten Siechenpfleger verantwortlich deren Namen vom 14 bis zum 16 Jahrhundert luckenlos uberliefert sind Erster Pfleger war der Grunder der beruhmteste Pfleger durfte 1536 der Eichstatter Bildhauer Loy Hering gewesen sein Aus religiosen und disziplinaren Grunden lebten die Insassen bruderschaftsahnlich jedoch ohne Ordensanbindung zusammen Im 15 Jahrhundert zeigte die Isolationspraxis allmahlich Wirkung so dass man in den Siechhof nunmehr auch andere Kranke oder Bedurftige aufnahm wodurch sich die Anlage von der Isolationsstation zum stadtischen Armenhaus und Altersheim wandelte Soweit man Vermogen hatte konnte man sich als Pfrundner einkaufen deren Versorgung war besser als die der Elenden Als die Zahl der Insassen immer weiter zuruckging die Zahl der Pfrundner war ohnehin auf 13 beschrankt wurde das Hauptgebaude zum Wohnhaus eines Siechenbauern und spater nach einer grundlegenden Renovierung 1705 zum Benefiziatenhaus als Wohnung eines Geistlichen fur die Siechenkapelle Diese wurde in der Barockzeit um ein Dachreiter mit einer Zwiebelhaube hinter dem Ostgiebel erganzt Funktionslos geworden wurde das Turmchen im 19 Jahrhundert abgebrochen Mit der Sakularisation wurde die stadtische Einrichtung 1806 der koniglich bayerischen Stiftungsadministration unterstellt die Kapelle profaniert und durch den Einbau einer Zwischendecke in Stall und Lager unterteilt Reste der Bemalung u a eines Jungsten Gerichts haben sich erhalten die Ausstattung ist verschollen 1812 ging das Anwesen in Privathande uber die Besitzer wechselten bis 1861 mehrmals Die Wirtschaftsbauten und die Kapelle wurden bis 1955 landwirtschaftlich genutzt und stehen seitdem leer wahrend das Benefiziatenhaus in Mietwohnungen aufgeteilt ist Zunehmender Verfall machte 1999 eine denkmalpflegerische Notsicherung des Stadels erforderlich Literatur BearbeitenDagmar Dietrich Der ehemalige Siechhof in Eichstatt In Das Jura Haus 11 2005 06 S 43 66 Madalena Schick Enhalb der Pruckh Jenseits der Brucke Siedlungs und Sozialgeschichte der Spitalvorstadt Eichstatt Eichstatt 2000 ISBN 3 928689 19 3 S 203 206 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Siechhof Eichstatt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des Siechhofs nach Schick mit Fotos48 886392 11 186362 Koordinaten 48 53 11 N 11 11 10 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Siechhof Eichstatt amp oldid 235897083