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Sichtfaktoren auch Einstrahlzahlen Formfaktoren Winkelverhaltnisse dienen bei der Berechnung des Strahlungsaustausches zwischen verschiedenen Flachen zur Beschreibung der gegenseitigen geometrischen Sichtverhaltnisse also der gegenseitigen Lage und Orientierung der Flachen Der den beiden Flachen 1 und 2 zugeordnete Sichtfaktor F 12 displaystyle F 12 gibt an welcher Bruchteil der von Flache 1 insgesamt diffus ausgesandten Strahlung direkt auf Flache 2 trifft Handelt es sich bei den Strahlung austauschenden Flachen um Schwarze Strahler oder um Graue Lambert Strahler beide Strahlertypen sind stets diffuse Strahler dann kann die Berechnung der ausgetauschten Strahlung durch Verwendung von Sichtfaktoren stark vereinfacht werden Auf nicht diffus strahlende Korper konnen Sichtfaktoren nur in Ausnahmefallen angewendet werden Die Berechnung von Sichtfaktoren erfordert die analytische oder numerische Integration uber die Raumwinkel unter welchen die Flachen einander sehen Geometrische Zusammenhange zwischen den Sichtfaktoren der beteiligten Flachen erlauben meist einige der gesuchten Sichtfaktoren aus bereits bekannten abzuleiten und so einen Teil der oft aufwandigen Integrationen zu umgehen Fur zahlreiche geometrische Anordnungen von Strahlerflachen konnen die zugehorigen Sichtfaktoren als Formeln oder Tabellen einschlagigen Sichtfaktor Katalogen entnommen werden Inhaltsverzeichnis 1 Strahlungsaustausch 1 1 Photometrisches Grundgesetz 1 2 Sichtfaktor 2 Reziprozitatsbeziehung 3 Additivitat 4 Sichtfaktor Algebra 4 1 Beispiel 5 Anwendung 6 Differentielle Sichtfaktoren 6 1 Zwei differentielle Flachen 6 2 Eine differentielle und eine endliche Flache 6 3 Beispiel 7 Veranschaulichung 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseStrahlungsaustausch BearbeitenPhotometrisches Grundgesetz Bearbeiten nbsp Zwei Flachen als gegenseitige Strahlungspartner im photometrischen GrundgesetzGemass dem photometrischen Grundgesetz offiziell radiometrisches und photometrisches Grundgesetz 1 hangt die von einem infinitesimalen Flachenelement d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp auf ein Flachenelement d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp ubertragene Strahlungsleistung d 2 F 12 displaystyle mathrm d 2 Phi 12 nbsp ab von der in Richtung d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp abgegebenen Strahldichte L 1 displaystyle L 1 nbsp von den Flachengrossen d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp und d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp von den Winkeln b 1 displaystyle beta 1 nbsp und b 2 displaystyle beta 2 nbsp um welche die Flachen gegen ihre gemeinsame Verbindungslinie geneigt sind und vom gegenseitigen Abstand r displaystyle r nbsp der Flachen d 2 F 12 L 1 cos b 1 cos b 2 d A 1 d A 2 r 2 displaystyle mathrm d 2 Phi 12 frac L 1 cdot cos beta 1 cos beta 2 mathrm d A 1 mathrm d A 2 r 2 nbsp Um die Strahlungsleistung zwischen endlich grossen Flachen A 1 displaystyle A 1 nbsp und A 2 displaystyle A 2 nbsp zu erhalten muss uber beide Flachen integriert werden F 12 A 1 A 2 L 1 cos b 1 cos b 2 d A 1 d A 2 r 2 displaystyle Phi 12 int A 1 int A 2 frac L 1 cdot cos beta 1 cos beta 2 mathrm d A 1 mathrm d A 2 r 2 nbsp Betrachtet man ausschliesslich diffus strahlende Flachen mit uberall konstanter Strahldichte so ist die Strahldichte L 1 displaystyle L 1 nbsp an allen Ausstrahlorten und in allen Ausstrahlrichtungen dieselbe und kann als Konstante vor die Integrale gezogen werden F 12 L 1 A 1 A 2 cos b 1 cos b 2 d A 1 d A 2 r 2 displaystyle Phi 12 L 1 cdot int A 1 int A 2 frac cos beta 1 cos beta 2 mathrm d A 1 mathrm d A 2 r 2 nbsp Die Integrale hangen jetzt nur noch von der gegenseitigen geometrischen Konfiguration der beteiligten Flachen ab Sichtfaktor Bearbeiten Berucksichtigt man ferner dass die laut Voraussetzung diffus also in alle Richtungen des Halbraums gleichmassig mit der Strahldichte L 1 displaystyle L 1 nbsp strahlende Flache A 1 displaystyle A 1 nbsp insgesamt die StrahlungsleistungF 1 p L 1 A 1 displaystyle Phi 1 pi L 1 A 1 nbsp abgibt siehe Strahldichte dann folgt fur den Sichtfaktor zwischen beiden Flachen gemass dessen Definition F 12 F 12 F 1 1 p A 1 A 1 A 2 cos b 1 cos b 2 r 2 d A 1 d A 2 displaystyle F 12 frac Phi 12 Phi 1 frac 1 pi A 1 int A 1 int A 2 frac cos beta 1 cos beta 2 r 2 mathrm d A 1 mathrm d A 2 nbsp Diese Integrale konnen fur gegebene Flachenpaare A 1 displaystyle A 1 nbsp und A 2 displaystyle A 2 nbsp ein fur alle Mal ausgefuhrt und tabelliert werden Beachtet man dass das Flachenelement d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp von d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp aus betrachtet den Raumwinkel d W 2 cos b 2 d A 2 r 2 displaystyle mathrm d Omega 2 cos beta 2 mathrm d A 2 r 2 nbsp aufspannt bzw analog fur d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp so vereinfachen sich die Integrale zu F 12 1 p A 1 A 1 W 2 cos b 1 d W 2 d A 1 1 p A 1 A 2 W 1 cos b 2 d W 1 d A 2 displaystyle begin aligned F 12 amp frac 1 pi A 1 int A 1 int Omega 2 cos beta 1 mathrm d Omega 2 mathrm d A 1 amp frac 1 pi A 1 int A 2 int Omega 1 cos beta 2 mathrm d Omega 1 mathrm d A 2 end aligned nbsp Ein Sichtfaktor ist also im Wesentlichen das Integral uber den von einer der Flachen aufgespannten Raumwinkel gewichtet mit dem Cosinus des Einfallswinkels auf der anderen Flache Zwei Flachen d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp und d A 2 displaystyle mathrm d A 2 prime nbsp haben auch wenn sie unterschiedlich weit von d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp entfernt liegen und verschieden stark gegen die Sichtlinie geneigt sind denselben Sichtfaktor bezuglich d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp wenn sie von d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp aus gesehen denselben Raumwinkel aufspannen und unter demselben Einfallswinkel b 1 displaystyle beta 1 nbsp gesehen werden Reziprozitatsbeziehung BearbeitenVertauscht man in der Definitionsgleichung des Sichtfaktors F 12 displaystyle F 12 nbsp die Indizes 1 und 2 so erhalt man den Sichtfaktor fur den Strahlungstransport von 2 nach 1 orts und richtungsunabhangiges L 2 displaystyle L 2 nbsp vorausgesetzt F 21 F 21 F 2 1 p A 2 A 2 A 1 cos b 2 cos b 1 r 2 d A 2 d A 1 displaystyle F 21 frac Phi 21 Phi 2 frac 1 pi A 2 int A 2 int A 1 frac cos beta 2 cos beta 1 r 2 mathrm d A 2 mathrm d A 1 nbsp Aus dem Vergleich der beiden Gleichungen folgt die Reziprozitatsbeziehung der Sichtfaktoren A 1 F 12 A 2 F 21 displaystyle A 1 cdot F 12 A 2 cdot F 21 nbsp Ist einer der beiden Sichtfaktoren bekannt so erlaubt diese Beziehung sofort und ohne weitere Rechnung den anderen zu ermitteln Additivitat BearbeitenEin Integral uber eine Flache kann in eine Summe von Integralen uber deren Teilflachen zerlegt werden Entsprechend kann auch ein Sichtfaktor in eine Summe von Teil Sichtfaktoren bezuglich der Teilflachen zerlegt werden Dies kann von Vorteil sein wenn uber die Teilflachen leichter integriert werden kann oder die einfacheren Teil Sichtfaktoren einer Tabelle entnommen werden konnen Sichtfaktor Algebra BearbeitenFindet der Strahlungsaustausch zwischen n displaystyle n nbsp Flachen statt welche einen geschlossenen Hohlraum bilden alle L i displaystyle L i nbsp als orts und richtungsunabhangig vorausgesetzt so folgt aus der Strahlungsbilanz fur die Flache i displaystyle i nbsp F i 1 F i 2 F i n F i displaystyle Phi i1 Phi i2 Phi in Phi i nbsp nach Division durch F i displaystyle Phi i nbsp die Summenregel j 1 n F i j 1 i 1 2 n displaystyle sum j 1 n F ij 1 quad i 1 2 n nbsp Der in der Summe auftretende Summand F i i displaystyle F ii nbsp beschreibt den Strahlungsaustausch der Teilflache i displaystyle i nbsp mit sich selbst Er ist fur ebene und konvexe Flachen stets Null kann fur konkave Flachen aber ungleich Null sein In einem von n displaystyle n nbsp Teilflachen gebildeten Hohlraum treten insgesamt n 2 displaystyle n 2 nbsp Sichtfaktoren auf Diese mussen nicht unbedingt alle einzeln durch Ausfuhren der oben angegebenen Integrale ermittelt werden n displaystyle n nbsp Sichtfaktoren konnen bestimmt werden indem die Summenregel auf jede der n displaystyle n nbsp Teilflachen angewendet wird Die Reziprozitatsbeziehung liefert weitere n n 1 2 displaystyle n n 1 2 nbsp Sichtfaktoren Es bleiben somit nur noch n 2 n n n 1 2 n n 1 2 displaystyle n 2 n n n 1 2 n n 1 2 nbsp Sichtfaktoren unabhangig voneinander zu bestimmen Diese Zahl verringert sich noch um die Anzahl der konvexen und ebenen Teilflachen fur die F i i 0 displaystyle F ii 0 nbsp ist 2 Beispiel Bearbeiten Man betrachte einen kugelschalenformigen Hohlraum welcher von der inneren Kugelflache 1 und der ausseren Kugelflache 2 begrenzt wird Zu bestimmen sind die Sichtfaktoren F 11 displaystyle F 11 nbsp F 12 displaystyle F 12 nbsp F 21 displaystyle F 21 nbsp und F 22 displaystyle F 22 nbsp 2 Da Flache 1 konvex ist folgt sofort F 11 0 displaystyle F 11 0 nbsp Die auf Flache 1 angewendete Summenregel liefert 1 F 11 F 12 0 F 12 F 12 displaystyle 1 F 11 F 12 0 F 12 F 12 nbsp die gesamte von der inneren Flache 1 abgegebene Strahlung fallt also auf die aussere Flache 2 Aus der Reziprozitatsbeziehung folgt F 21 A 1 A 2 F 12 A 1 A 2 r 1 r 2 2 lt 1 displaystyle F 21 frac A 1 A 2 F 12 frac A 1 A 2 left frac r 1 r 2 right 2 lt 1 nbsp Die auf Flache 2 angewendete Summenregel schliesslich ergibt F 22 1 F 21 1 A 1 A 2 1 r 1 r 2 2 displaystyle F 22 1 F 21 1 frac A 1 A 2 1 left frac r 1 r 2 right 2 nbsp F 22 displaystyle F 22 nbsp ist nicht gleich Null da Flache 2 konkav ist und ein Teil der von ihr abgegebenen Strahlung wieder an anderer Stelle auf sie selbst trifft In diesem Fall mit n 2 displaystyle n 2 nbsp bleibt also nur ein einziger Sichtfaktor F 21 displaystyle F 21 nbsp oder F 22 displaystyle F 22 nbsp aus den geometrischen Daten des Hohlraums zu bestimmen Diese Bestimmung kann bei diesem Beispiel sogar einfach durch Berechnung eines algebraischen Terms erfolgen also ohne Ausfuhrung des definierenden Integrals dies stellt jedoch nicht den Normalfall dar Anwendung BearbeitenVoraussetzung fur die Anwendung von Sichtfaktoren ist dass die von den beteiligten Flachen ausgehende Strahldichte auf jeder Flache konstant ist und richtungsunabhangig diffus abgegeben wird Diese Voraussetzung ist insbesondere erfullt wenn die beteiligten Flachen Schwarze Strahler mit jeweils raumlich konstanter Temperatur sind da Schwarze Strahler zwangslaufig auch diffuse Strahler sind In diesem Fall ist der Strahlungsaustausch besonders einfach zu berechnen da jede Schwarze Teilflache alle auftreffende Strahlung absorbiert und keinerlei reflektierte Strahlung zu berucksichtigen ist Liegen zwei Schwarze Strahler 1 und 2 mit dem gegenseitigen Sichtfaktor F 12 displaystyle F 12 nbsp vor so ist die von 1 ausgehende und bei 2 eintreffende Strahlungsleistung gegeben durch F 12 F 12 F 1 displaystyle Phi 12 F 12 cdot Phi 1 nbsp Nun ist aber die von der gesamten Sendeflache in alle Richtungen abgegebene Strahlungsleistung F 1 displaystyle Phi 1 nbsp nichts anderes als die mit der Flache multiplizierte spezifische Ausstrahlung des Strahlers welche im Falle eines Schwarzen Strahlers mit Hilfe des Stefan Boltzmann Gesetzes berechnet werden kann F 1 s A 1 T 1 4 displaystyle Phi 1 sigma cdot A 1 cdot T 1 4 nbsp s displaystyle sigma nbsp Stefan Boltzmann KonstanteT 1 displaystyle T 1 nbsp absolute Temperatur der Flache 1Es ist also F 12 A 1 F 12 s T 1 4 displaystyle Phi 12 A 1 cdot F 12 cdot sigma T 1 4 nbsp Da der Empfanger ebenfalls ein Schwarzer Strahler mit dem Reflexionsgrad Null ist wird die gesamte auftreffende Strahlung absorbiert Die Eigenemission Grauer Lambert Strahler mit raumlich konstanter Temperatur erfullt ebenfalls die Voraussetzung konstanter und diffuser Strahldichte Hier setzt sich jedoch im Allgemeinen die von jeder Teilflache abgegebene Strahldichte zusammen aus der Eigenemission der Flache und einem reflektierten Anteil jener Strahlung die von den anderen Teilflachen her eintrifft und ihrerseits sowohl deren Eigenemissionen als auch reflektierte Anteile enthalt Dies erfordert die Aufstellung entsprechend detaillierter Gleichungssysteme siehe z B Radiosity Differentielle Sichtfaktoren BearbeitenBisher wurden Sichtfaktoren zwischen endlichen Flachen behandelt Sie dienten zur Ermittlung der von einer der Flachen auf die andere ubertragenen in Watt gemessenen Strahlungsleistung In der Praxis treten jedoch haufig auch differentielle Flachen auf etwa wenn die von einer Strahlungsquelle mit der Flache A 1 displaystyle A 1 nbsp an einem bestimmten Punkt mit der infinitesimalen Flache d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp erzeugte Bestrahlungsstarke also eine in Watt pro Quadratmeter gemessene Leistungsdichte ermittelt werden soll Differentielle Flachen erster Ordnung sind z B infinitesimal dunne aber endlich oder unendlich lange Streifen Kreisringe und Ahnliches Sie dienen oft als Ausgangspunkt fur Integrationen uber endliche Flachen Differentielle Flachen zweiter Ordnung sind infinitesimal kleine Flachenstucke wie sie beispielsweise im fotometrischen Grundgesetz bereits verwendet wurden In der Notation kann am jeweiligen Index des Sichtfaktors kenntlich gemacht werden ob es sich um eine endliche oder differentielle Flache handelt z B F d 1 2 displaystyle F d1 2 nbsp Sichtfaktoren auf eine differentielle Flache sind selbst differentielle Grossen z B d F 1 d 2 displaystyle mathrm d F 1 d2 nbsp Zwei differentielle Flachen Bearbeiten Die Strahlungsleistung welche die Flache d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp mit der Strahldichte L 1 displaystyle L 1 nbsp in den von ihr uberblickten Halbraum abgibt ist p L 1 d A 1 displaystyle pi L 1 mathrm d A 1 nbsp Die davon auf die Flache d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp treffende Strahlungsleistung ist durch das fotometrische Grundgesetz gegeben Das Verhaltnis beider ist d F d 1 d 2 L 1 cos b 1 cos b 2 d A 1 d A 2 r 2 p L 1 d A 1 cos b 1 cos b 2 p r 2 d A 2 cos b 1 d W 2 p displaystyle mathrm d F d1 d2 frac L 1 cos beta 1 cos beta 2 mathrm d A 1 mathrm d A 2 r 2 pi L 1 mathrm d A 1 frac cos beta 1 cos beta 2 pi r 2 mathrm d A 2 frac cos beta 1 mathrm d Omega 2 pi nbsp Durch Vergleich dieses Ausdrucks mit dem Ausdruck fur den umgekehrten Strahlungsfluss der sich durch Vertauschen der Indizes ergibt erhalt man die Reziprozitatsbeziehung d A 1 d F d 1 d 2 d A 2 d F d 2 d 1 displaystyle mathrm d A 1 cdot mathrm d F d1 d2 mathrm d A 2 cdot mathrm d F d2 d1 nbsp Eine differentielle und eine endliche Flache Bearbeiten Ist die Sendeflache d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp differentiell so ist die abgegebene Strahlungsleistung wiederum p L 1 d A 1 displaystyle pi L 1 mathrm d A 1 nbsp wahrend das fotometrische Grundgesetz nun uber die endliche Empfangsflache A 2 displaystyle A 2 nbsp integriert werden muss F d 1 2 A 2 L 1 cos b 1 cos b 2 d A 1 r 2 d A 2 p L 1 d A 1 A 2 cos b 1 cos b 2 p r 2 d A 2 A 2 cos b 1 d W 2 p A 2 d F d 1 d 2 displaystyle F d1 2 frac int A 2 L 1 cos beta 1 cos beta 2 mathrm d A 1 r 2 mathrm d A 2 pi L 1 mathrm d A 1 int A 2 frac cos beta 1 cos beta 2 pi r 2 mathrm d A 2 int A 2 frac cos beta 1 mathrm d Omega 2 pi int A 2 mathrm d F d1 d2 nbsp Betrachtet man den umgekehrten Strahlungsfluss so ist die Sendeflache A 2 displaystyle A 2 nbsp endlich und sie gibt die Strahlungsleistung A 2 p L 2 d A 2 displaystyle textstyle int A 2 pi L 2 mathrm d A 2 nbsp ab Das fotometrische Grundgesetz ist ebenfalls uber A 2 displaystyle A 2 nbsp zu integrieren d F 2 d 1 A 2 L 2 cos b 1 cos b 2 d A 1 r 2 d A 2 A 2 p L 2 d A 2 d A 1 A 2 A 2 cos b 1 cos b 2 p r 2 d A 2 d A 1 A 2 A 2 cos b 1 d W 2 p d A 1 A 2 A 2 d F d 1 d 2 displaystyle mathrm d F 2 d1 frac int A 2 L 2 cos beta 1 cos beta 2 mathrm d A 1 r 2 mathrm d A 2 int A 2 pi L 2 mathrm d A 2 frac mathrm d A 1 A 2 int A 2 frac cos beta 1 cos beta 2 pi r 2 mathrm d A 2 frac mathrm d A 1 A 2 int A 2 frac cos beta 1 mathrm d Omega 2 pi frac mathrm d A 1 A 2 int A 2 mathrm d F d1 d2 nbsp Der Vergleich der beiden so erhaltenen Sichtfaktoren liefert die Reziprozitatsbeziehung d A 1 F d 1 2 A 2 d F 2 d 1 displaystyle mathrm d A 1 F d1 2 A 2 mathrm d F 2 d1 nbsp Sichtfaktoren zwischen einer differentiellen und einer endlichen Flache sind oft einfacher zu ermitteln als Sichtfaktoren zwischen zwei endlichen Flachen da anstelle eines Doppelintegrals nur ein Integral uber eine Flache ausgefuhrt werden muss Beispiel Bearbeiten nbsp Welcher Bruchteil der Warmeabstrahlung des Erdbodens kommt bei einem Betrachter an dessen untere Gesichtsfeldhalfte vom Boden eingenommen wird Dieses Beispiel zeigt die Anwendung der Reziprozitatsbeziehung zwischen einer differentiellen und einer endlichen Flache Eine flachige diffuse Strahlungsquelle A 2 displaystyle A 2 nbsp mit der konstanten Strahldichte L 2 displaystyle L 2 nbsp fulle die eine Halfte des Gesichtsfeldes des Aufpunkts d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp aus Zu bestimmen ist die resultierende Bestrahlungsstarke B 1 displaystyle B 1 nbsp am Punkt d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp Man denke beispielsweise an einen Punkt auf einer Gebaudewand dessen untere Gesichtsfeldhalfte von Warme abstrahlendem Erdboden eingenommen wird Wie viel der vom Erdboden in alle Richtungen abgestrahlten Warme trifft bei diesem Punkt ein Die Strahlungsquelle ist A 2 displaystyle A 2 nbsp der Strahlungsempfanger ist d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp Es erscheint daher zunachst naheliegend das Problem unter Verwendung des Sichtfaktors d F 2 d 1 displaystyle mathrm d F 2 d1 nbsp zu losen Die insgesamt von Flache A 2 displaystyle A 2 nbsp in alle Richtungen abgegebene Strahlungsleistung ist F 2 p L 2 A 2 displaystyle Phi 2 pi L 2 A 2 nbsp Die auf d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp einfallende Strahlungsleistung d F 2 d 1 displaystyle mathrm d Phi 2 d1 nbsp ergibt sich daraus durch Verwendung des Sichtfaktors von A 2 displaystyle A 2 nbsp auf d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp d F 2 d 1 F 2 d F 2 d 1 displaystyle mathrm d Phi 2 d1 Phi 2 cdot mathrm d F 2 d1 nbsp Bei der Berechnung dieses Sichtfaktors ware jedoch uber die unendlich ausgedehnte Sendeflache A 2 displaystyle A 2 nbsp zu integrieren wobei fur jedes Flachenelement d A 2 displaystyle mathrm d A 2 nbsp der in Richtung Empfangspunkt zielende Abstrahlwinkel b 2 displaystyle beta 2 nbsp sowie der Auftreffwinkel b 1 displaystyle beta 1 nbsp am Empfangspunkt zu ermitteln waren d F 2 d 1 d A 1 A 2 A 2 cos b 1 cos b 2 p r 2 d A 2 displaystyle mathrm d F 2 d1 frac mathrm d A 1 A 2 int A 2 frac cos beta 1 cos beta 2 pi r 2 mathrm d A 2 nbsp Das Auftreten differentieller Grossen ist ausserdem der Anschaulichkeit nicht zutraglich Einfacher und vor allem auch anschaulicher als die Berechnung eines differentiellen Sichtfaktors ist die Ermittlung des umgekehrten Sichtfaktors Dieser ist siehe vorigen Abschnitt F d 1 2 A 2 cos b 1 cos b 2 p r 2 d A 2 1 p W 2 cos b 1 d W 2 displaystyle F d1 2 int A 2 frac cos beta 1 cos beta 2 pi r 2 mathrm d A 2 frac 1 pi int Omega 2 cos beta 1 mathrm d Omega 2 nbsp so dass nur das mit dem Cosinus des Einfallswinkels gewichtete Integral uber den Raumwinkel W 2 displaystyle Omega 2 nbsp zu fuhren ist den die Flache A 2 displaystyle A 2 nbsp von Punkt d A 1 displaystyle mathrm d A 1 nbsp aus gesehen aufspannt Es treten ausser im Integral keine differentiellen Grossen auf Die Berechnung ist einfach Das gesamte Gesichtsfeld spannt den Raumwinkel 2 p displaystyle 2 pi nbsp auf 3 ein Integral uber diesen Raumwinkel gewichtet mit dem Cosinus des Einfallswinkels hat den Wert p displaystyle pi nbsp 4 Hier ist nur uber das halbe Gesichtsfeld zu integrieren das vorliegende Integral hat also den Wert p 2 displaystyle pi 2 nbsp und es ist F d 1 2 1 p p 2 1 2 displaystyle F d1 2 frac 1 pi cdot frac pi 2 frac 1 2 nbsp Insgesamt ergibt sich B 1 d F 2 d 1 d A 1 F 2 d F 2 d 1 d A 1 F 2 d A 1 A 2 F d 1 2 d A 1 F 2 F d 1 2 A 2 p L 2 A 2 1 2 A 2 p L 2 2 displaystyle B 1 frac mathrm d Phi 2 d1 mathrm d A 1 frac Phi 2 cdot mathrm d F 2 d1 mathrm d A 1 frac Phi 2 cdot frac mathrm d A 1 A 2 F d1 2 mathrm d A 1 frac Phi 2 cdot F d1 2 A 2 frac pi L 2 A 2 cdot frac 1 2 A 2 frac pi L 2 2 nbsp Betrachtet man anstelle der Strahldichte L 2 displaystyle L 2 nbsp des Erdbodens dessen spezifische Ausstrahlung M 2 p L 2 displaystyle M 2 pi L 2 nbsp dann ergibt sich der einfache Zusammenhang B 1 M 2 2 displaystyle B 1 frac M 2 2 nbsp Strahlt also beispielsweise der warme Erdboden mit einer spezifischen Ausstrahlung von 400 W m so erzeugt er auf der Fassade eine Bestrahlungsstarke von 200 W m Allgemein gilt B 1 F 2 A 2 F d 1 2 M 2 F d 1 2 displaystyle B 1 frac Phi 2 A 2 F d1 2 M 2 F d1 2 nbsp Dieser Zusammenhang wird oft benotigt wenn die durch flachige Strahlungsquellen an einem Empfangspunkt erzeugte Bestrahlungsstarke ermittelt werden soll Die Formel kommt obwohl der Empfangspunkt eine differentielle Flache ist ohne unanschauliche differentielle Grossen aus wenn sie unter Verwendung des umgekehrten Sichtfaktors formuliert wird Veranschaulichung Bearbeiten nbsp Das Fischaugen Diagramm zeigt eine schematische Szene mit Erdboden grun Himmel blau und einem Gebaude grau Als Beispiel zur geometrischen Veranschaulichung von Sichtfaktoren sei folgende Situation betrachtet Zur Untersuchung der nachtlichen Betauung einer Fassade ist fur einen gegebenen Punkt auf deren Oberflache die nachts aus der Umgebung auf diesen Punkt einfallende Warmestrahlung zu berechnen Die Umgebung besteht aus Erdboden in der unteren Halfte des Gesichtsfeldes Himmel in der oberen Halfte und einem im Gesichtsfeld befindlichen Nachbargebaude Das nebenstehende Diagramm zeigt diese Umgebung aus Sicht des Aufpunktes Dargestellt ist das Gesichtsfeld des Punktes in einer fischaugen artigen Projektion der Erdboden ist grun der Himmel blau und das Gebaude perspektivisch verzerrt grau eingezeichnet Ebenfalls eingezeichnet sind Linien gleichen Einfallswinkels von 0 in der Bildmitte bis 90 am kreisformigen Gesichtsfeldrand Das Gesichtsfeld spannt den Raumwinkel 2 p displaystyle 2 pi nbsp auf Ohne das Gebaude nahmen sowohl Erde als auch Himmel jeweils den Raumwinkel p displaystyle pi nbsp ein und hatten den Sichtfaktor siehe obiges Beispiel Das Gebaude spannt jedoch den Raumwinkel W 1 21 displaystyle Omega 1 21 nbsp auf durch numerische Integration bestimmt W 2 W 2 d W 2 1 21 displaystyle Omega 2 int Omega 2 mathrm d Omega 2 1 21 nbsp so dass fur die teilweise verdeckte Erde der Raumwinkel 2 92 und fur den Himmel der Raumwinkel 2 16 verbleiben Zur Bestimmung der jeweiligen Sichtfaktoren mussen die Integrale uber die Raumwinkel wiederholt werden jetzt jedoch mit dem Cosinus des Einfallswinkels als zusatzliche Gewichtung Der mittlere Teil des Gebaudes liegt im Zentrum des Gesichtsfeldes Einfallswinkel 0 und erhalt daher das Gewicht 1 die ausseren Teile werden jedoch unter grosseren Einfallswinkeln gesehen und daher etwas starker abgewichtet das gewichtete Integral W g 2 displaystyle Omega g2 nbsp hat den Wert 0 99 W g 2 W 2 cos b 1 d W 2 0 99 displaystyle Omega g2 int Omega 2 cos beta 1 mathrm d Omega 2 0 99 nbsp Himmel und Erde erstrecken sich bis zum Rand des Gesichtsfeldes wo sie wegen des flachen Einfallswinkels stark abgewichtet werden Das gewichtete Integral fur die Erde hat nur noch den Wert 1 38 das fur den Himmel 0 77 Division der gewichteten Integrale durch p displaystyle pi nbsp liefert die Sichtfaktoren Fur das Gebaude ergibt sich der Sichtfaktor 0 32 F d 1 2 1 p W 2 cos b 1 d W 2 0 32 displaystyle F d1 2 frac 1 pi int Omega 2 cos beta 1 mathrm d Omega 2 0 32 nbsp Die Sichtfaktoren fur Erde und Himmel sind 0 44 bzw 0 24 Die Summe aller Sichtfaktoren ist 1 wie von der Summenregel verlangt Damit sind die geometrischen Einstrahlverhaltnisse erfasst Fur ein konkretes Beispiel sei angenommen dass Gebaude Erde und Himmel Graue Strahler mit der gemeinsamen Temperatur 20 C aber den Emissionsgraden e G 0 85 displaystyle varepsilon G 0 85 nbsp e E 0 95 displaystyle varepsilon E 0 95 nbsp und e H 0 75 displaystyle varepsilon H 0 75 nbsp seien Reflexionen werden vernachlassigt Nach dem Stefan Boltzmann Gesetz betragen die jeweiligen spezifischen Ausstrahlungen MG 356 W m ME 398 W m und MH 314 W m Die Bestrahlungsstarke des Aufpunkts ergibt sich zu B 0 32 356 0 44 398 0 24 314 W m 364 W m Ware das Nachbargebaude nicht vorhanden so ergabe sich lediglich die Bestrahlungsstarke B 0 5 398 0 5 314 W m 356 W m Ware die untersuchte Fassade in eine etwas andere Himmelsrichtung ausgerichtet so dass das Nachbargebaude naher am Rand des Gesichtsfeldes lage so bliebe der von diesem Gebaude aufgespannte Raumwinkel unverandert sein Sichtfaktor nahme aber ab da es in starker abgewichteten Teilen des Gesichtsfelds lage Literatur BearbeitenH D Baehr K Stephan Warme und Stoffubertragung 5 Auflage Springer Berlin 2006 ISBN 978 3 540 32334 1 Kap 5 Warmestrahlung R Siegel J R Howell J Lohrengel Warmeubertragung durch Strahlung Teil 2 Strahlungsaustausch zwischen Oberflachen und in Umhullungen Springer Berlin Heidelberg New York 1991 ISBN 3 540 52710 9 Kap 2 Strahlungsaustausch zwischen schwarzen isothermen Oberflachen B Gluck Strahlungsheizung Theorie und Praxis C F Muller Karlsruhe 1982 ISBN 3 7880 7157 5 Kap 5 Einstrahlzahlen PDF ausfuhrliche Beispiele R Siegel J R Howell Thermal Radiation Heat Transfer 4th edition Taylor amp Francis New York London 2002 ISBN 1 56032 839 8 Chapter 5 Configuration Factors for Surfaces Transferring Uniform Diffuse Radiation Weblinks BearbeitenJohn R Howell A Catalog of Radiation Heat Transfer Configuration Factors umfangreiche Tabellierung von Sichtfaktoren englisch Einzelnachweise Bearbeiten International Electrotechnical Commission IEC International Electrotechnical Vocabulary ref 845 25 088 basic law of radiometry and photometry abgerufen am 4 Juni 2021 a b H D Baehr K Stephan Warme und Stoffubertragung 5 Auflage Springer Berlin Heidelberg New York 2006 ISBN 978 3 540 32334 1 S 637 H a l b r a u m d W 0 p 2 0 2 p sin b d b d f 2 p 0 p 2 sin b d b 2 p displaystyle textstyle int mathrm Halbraum mathrm d Omega int 0 pi 2 int 0 2 pi sin beta mathrm d beta mathrm d varphi 2 pi int 0 pi 2 sin beta mathrm d beta 2 pi nbsp H a l b r a u m cos b d W 0 p 2 0 2 p cos b sin b d b d f 2 p 0 p 2 1 2 sin 2 b d b p 0 p sin h d h 2 p displaystyle textstyle int mathrm Halbraum cos beta mathrm d Omega int 0 pi 2 int 0 2 pi cos beta sin beta mathrm d beta mathrm d varphi 2 pi int 0 pi 2 frac 1 2 sin 2 beta mathrm d beta pi int 0 pi sin eta frac mathrm d eta 2 pi nbsp Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sichtfaktor amp oldid 222669521