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Der Selekt des Nurnberger Patriziats ist eine 1799 gegrundete Interessensgemeinschaft der Nurnberger Patrizier Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrunde 1 1 Geschichte 1 2 Grundvertrag 1 3 Kaiserliche Subdelegationskommission 2 Selekt des Nurnberger Patriziats 3 Siehe auch 4 Einzelnachweise 5 LiteraturHintergrunde BearbeitenGeschichte Bearbeiten Bereits im Lauf des Dreissigjahrigen Kriegs versuchte der Innere Rat die im Banco Publico deponierten Gelder der Nurnberger Kaufmannschaft als Zwangsanleihen zu beschlagnahmen Diese Massnahme forderte den massiven Protest der Grosskaufleute heraus die im Handelsvorstand organisiert waren Sie zwangen den Rat die bereits entnommenen Gelder zuruckzuzahlen Da die seit 1603 vom Rat eingesetzten Marktvorsteher die seitens der Kaufmannschaft im Bancoamt die Banco Publico beaufsichtigten die Absichten des Rats nicht verhindern konnten bildeten die Kaufleute 1635 einen unabhangigen Ausschuss aus dem der Rat die zwolf Marktadjunkten auswahlen konnte Diese Marktadjunkten wegen der Anzahl auch Zwolfer genannt wurden den Marktvorstehern beigeordnet und hatten Recht auf Buchereinsicht und ubten somit die Bankaufsicht aus Aus diesem Kollegium sollten sich zukunftig auch die ehrenamtlichen Marktvorsteher rekrutieren Grundvertrag Bearbeiten Nach dem Dreissigjahrigen Krieg also im 17 und dem fruhen 18 Jahrhundert ging die Nurnberger Handels und Kaufmannschaft gegen die Alleinherrschaft des Patriziats vor Die Kaufleute und Marktvorsteher ergriffen 1785 ausgelost durch eine Extrasteuer erneut die Initiative und brachten 1786 die Genannten des Grosseren Rates hinter sich Sie uberreichten Kaiser Joseph am 24 April 1786 ein von 112 Nurnberger Genannten unterzeichnetes Bittschreiben eine sog Supplik in dem vor allem auf den drohenden Staatsbankrott und die Anmassungen der Ratsoligarchie hingewiesen wurde Der Vorderste Losunger Verwalter der stadtischen Steuern 1 Paul Albrecht Rieter von Kornburg hatte die Missstande bereits Ende des 17 Jahrhunderts im Inneren Rat angeprangert war aber am Widerstand des Rates gescheitert Es folgte eine von Julius Friedrich von Malblanc ausgearbeitete formliche Klage Die Klage wurde zwar abgewiesen aber die Opposition hatte sich formiert Da die Finanzsituation des Losungamts Steueramt trotz verschiedener Massnahmen unter anderem auch durch umfangreiche Kreditkundigungen immer problematischer wurde konnte 1792 die Einsetzung einer Okonomieverbesserungsdeputation und 1793 eines Okonomieverbesserungs und Rechnungs Revisions Kollegiums durchgesetzt werden Es wurde der Entwurf einer Neugestaltung der Stadtverfassung erarbeitet auf dessen Grundlage am 13 Februar 1794 der Grundsatzvertrag unterzeichnet wurde Der Grundvertrag regelte die Stellung des Inneren Rats und des Genanntenkollegiums das nun als eigene Institution anerkannt war sowie des Rechnungs Revisions Kollegiums neu Dem auf eine Mitgliederzahl von 250 festgesetzten Genanntenkollegium sollten 70 Patrizier 20 Gelehrte 20 Reichsstadtische Beamte 70 Handwerker und 70 Kaufleute angehoren Das Genanntenkollegium das sich nun unter Fuhrung der Kaufleute eine eigene Verwaltung schaffte hatte das Mitspracherecht bei allen Steuerangelegenheiten bei Staatsvertragen Verausserungen des Staatsvermogens und der Aufnahme von Krediten Zur Geschaftsfuhrung wurde ein 17 kopfiger Engerer Ausschuss gebildet dem wiederum sieben Patrizier vier Marktvorsteher ein burgerlicher Konsulent Berater zwei Kaufleute und drei Handwerksmeister angehorten Das Gremium konnte nun selbst entscheiden wann es zusammentrat Alle seine Beschlusse mussten vom Inneren Rat ratifiziert werden Dies sowie unklare Kompetenzabgrenzungen zwischen den drei Institutionen die nun das Stadtregiment ausubten verhinderten weitgehend Veranderungen Sie blockierten sich gegenseitig Kaiserliche Subdelegationskommission Bearbeiten Nach den Wirren des Eierkuchenaufstandes und der ersten Koalitionskriege unternahm das Patriziat 1797 den Versuch mit Hilfe einer Kaiserlichen Subdelegationskommission die als Oberregierung fungieren sollte zur alten Stadtverfassung zuruckzukehren Nach anfanglichem Widerstand stimmte das Genanntenkollegium am 6 April 1797 der Berufung einer Subdelegationskommission zu die starkere Eingriffe in die schwerfallige Amterorganisation der Reichsstadt ermoglichte Bereits am 7 Dezember 1797 wurden die reichsstadtischen Beamten ihres Eides auf den Rat entbunden und auf die Kaiserliche Subdelegationskommission vereidigt Der Rat war nur noch in der Aussenpolitik autark Aufgrund von Entscheidungen des eingesetzten Reichshofrats wurde die Amterorganisation grundlegend neu gestaltet und die meisten Deputationen aufgehoben Die drei wichtigsten Behorden Losungamt Landpflegamt und Kriegsamt wurden aufgelost Sonderverwaltungen von Grundherrschaften zusammengelegt und die Verwaltungsorganisation vereinfacht Bis 1805 entstanden mit der Rentkammer dem Territorialamt dem Fraisch und Frevelamt und Polizeidepartement neue Zentralbehorden und auch die Gerichtsorganisation wurde vereinfacht Die Umsetzung der Entscheidungen gepragt durch Auseinandersetzung von Rat und Genanntenkollegium gestaltete sich allerdings als langwieriger Prozess Ein Dekret der Kaiserlichen Subdelegationskommission legte am 30 September 1805 eine Neugestaltung der Zusammensetzung des Rats fest Die 35 Senatoren des neuen Rates sollten von siebenundzwanzig Patriziern und acht Burgern gestellt werden Die drei Ratsdirektoren sollten den Vorsitz in viermonatigem Wechsel fuhren Aufgrund der unsicheren aussenpolitischen Situation verzogerte sich vieles zumal Nurnberg seit Marz 1806 erneut franzosisch besetzt war Die Rheinbundakte vom 12 Juli 1806 sah dann die Ubergabe Nurnbergs an die Wittelsbacher vor doch erst am 8 September 1806 reiste die Kaiserliche Subdelegationskommission ab Am 15 September 1806 ubernahm der Graf Friedrich Karl von Thurheim Nurnberg von dem franzosischen Beauftragten Joseph Mathias Fririon 2 Selekt des Nurnberger Patriziats BearbeitenAngesichts der Vorgeschichte der Aufgaben und Bestrebungen der Kaiserlichen Subdelegationskommission und der unsicheren Zukunftsaussichten war das Nurnberger Patriziat ab 1797 bestrebt seine eigenen Interessen zu wahren Ihm ging es um die Wahrung des Standes um das Kapital das die patrizischen Familien und ihre Stiftungen der Stadt geliehen hatten um ihren umfangreichen Grundbesitz um die Verhinderung eventueller Benachteiligungen bei der Einfuhrung neuer Steuersatze und um ihre eigenherrschaftlichen Rechte sowie die Jurisdiktion Um ebendiese Interessen zu wahren schlossen sich die ehemals alleinregierenden Familien zum Selekt des Nurnberger Patriziats zusammen Christoph Wilhelm Friedrich Stromer von Reichenbach der Assessor am Stadt und Ehegericht gab den Anstoss zur Errichtung des Selekts Zunachst schwebte ihm eine rein juristische Vertretung in Form eines Patrons des Patriziats vor wofur sich aber keine geeignete Person fand Aus diesem Grund entschied man sich 1799 drei Patrizier mit einem guten juristischen Hintergrundwissen per Urkunde als Interessenvertreter zu benennen Der Selekt des Nurnberger Patriziats wurde damit ins Leben gerufen Die ersten Vertreter des Selekt Christoph Wilhelm Friedrich Stromer von Reichenbach Assessor am Stadt und Ehegericht Johann Christoph Sigmund Kress von Kressenstein Losungsrat Martin Carl Wilhelm von Wolckern Pfleger des LandalmosenamtsChristoph Karl Sigmund Holzschuher von Harrlach 1777 1861 wurde 1800 als der erste Patron des Selekts benannt Alle mannlichen Angehorigen des Patriziats die entweder 24 Jahre alt verheiratet waren oder ein Amt bekleideten waren stimmberechtigt fur den Selekt Ab 1803 bestand er aus sieben gewahlten Mitgliedern Schon 1806 wurde die Anzahl wieder auf drei reduziert Von Anfang an vertrat der Selekt vor allem das Anliegen der patrizischen Familienstiftungen gegenuber der Subdelegationskommission ein Anliegen das sich im Kampf gegen die Bestimmungen des bayerischen Fideikommissedikts von 1808 fortsetzte und seitdem ausschliesslich auf die Familienstiftungen ausgerichtet blieb Der Selekt hat die Koalitionskriege den Ubergang Nurnbergs an Bayern die Revolution von 1848 sowie die einschneidenden Umbruche von 1918 und 1945 uberdauert und besteht noch heute als Vereinigung der ehemaligen Patrizierfamilien Siehe auch BearbeitenPatriziat Nurnberg Geschichte der Stadt NurnbergEinzelnachweise Bearbeiten Glossar Deutsch Neuhochdeutsch Memento des Originals vom 31 Dezember 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot webapp6 rrz uni hamburg de uni hamburg de Abgerufen am 30 Dezember 2013 Nurnberg wird in das Konigreich Bayern eingegliedert Website des Germanischen NationalmuseumsLiteratur BearbeitenChristoph von Imhoff Hrsg Beruhmte Nurnberger aus neun Jahrhunderten Nurnberg Hofmann 1984 425 S ISBN 3 87191 088 0 2 erg u erw Auflage 1989 459 S Neuauflage Edelmann GmbH Buchhandlung Oktober 2000 Michael Diefenbacher Selekt des Nurnberger Patriziats In Michael Diefenbacher Rudolf Endres Hrsg Stadtlexikon Nurnberg 2 verbesserte Auflage W Tummels Verlag Nurnberg 2000 ISBN 3 921590 69 8 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Selekt des Nurnberger Patriziats amp oldid 229410101