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Bahir oder Sefer Ha Bahir ס פ ר ה ב ה יר hebraisch Buch des hellen Glanzes ist ein anonymes Werk der judischen Mystik Kabbala das pseudepigraphisch dem Tannaiten Nechonja ben ha Qana einem Zeitgenossen des Jochanan ben Sakkai zugeschrieben wird Diese Zuschreibung basiert auf den Anfangsworten des Buches R Nechunja ben ha Qana sagte Es ist auch bekannt als Midrasch des Rabbi Nechunja ben ha Qana מ ד ר ש ר ב י נ חו נ י א ב ן ה ק נ ה Das Buch Bahir wurde erstmals im 12 Jahrhundert in Sudfrankreich veroffentlicht Historiker vermuten als Autor Rabbi Jitzchaq Saggi Nehor der auch bekannt ist als Isaak der Blinde Gegen dessen Verfasserschaft spricht allerdings dass der Ausdruck Ejn Sof das Unendliche als Gottesbezeichnung nicht im Bahir vorkommt obwohl diese Bezeichnung im Werk von Isaak dem Blinden zu finden ist Inhaltsverzeichnis 1 Titel 2 Autorschaft 3 Publikationsgeschichte 4 Inhalt 4 1 Abteilungen 4 2 Sefirot 4 3 Die Schopfung 4 4 Reinkarnation 5 Ausgaben und Kommentare 6 Weblinks und Referenzen 7 EinzelnachweiseTitel BearbeitenNachmanides zitiert als einer der ersten in seinem Kommentar zur Tora 1 Buch Mose 1 das Sefer ha Bahir unter dem Titel Midrasch R Nechunja ben ha Qana mit dem Eroffnungssatz R Nechunja ben ha Qana sagte Unter mittelalterlichen Kabbalisten wurde das Werk bekannt unter dem Namen Sefer ha Bahir Dieser Ausdruck wurde aus dem Eroffnungsteil genommen Ein Vers sagt Und jetzt sieht man das Licht nicht welches leuchtet bahir am Himmel Hi 37 21 EU Autorschaft BearbeitenKabbalisten sehen in R Nechunja einem Rabbiner aus der Zeit der Mischna der um das Jahr 100 lebte den Autor des Sefer ha Bahir Mittelalterliche Kabbalisten berichten dass das Sefer ha Bahir ihnen nicht als einheitliches Buch vorlag sondern in einzelnen Teilen welche sie zerstreut in Rollen und Buchlein fanden Der zerstuckelte und gebrochene Charakter der Texte des Sefer ha Bahir unterstutzt diese Vermutung So wird manchmal eine Diskussion in der Mitte eines Satzes abgebrochen oder plotzlich von einem zum nachsten Thema gesprungen Die historisch kritische Forschung pladiert fur eine spatere Datierung hinsichtlich der Komposition des Sefer ha Bahir Manche Forscher glauben dass es im 13 Jahrhundert von Isaak dem Blinden geschrieben wurde oder aus seiner Schule stammt Da ihrer Meinung nach der erste Satz Und jetzt sieht man das Licht nicht welches leuchtet bahir am Himmel Hi 37 21 EU fur sich allein ohne Verbindung zu den folgenden steht sehen sie in ihm eine Anspielung auf die Blindheit des Autors Moderne Erforscher der Kabbala vermuten dass zumindest Teile des Sefer ha Bahir eine Aufnahme des alteren Werkes Sefer Raza Rabba sind Dieses altere Buch wird in einigen Werken der Geonim genannt jedoch existiert keine vollstandige Abschrift des Sefer Raza Rabba Dennoch konnen Zitate aus diesem Werk in manchen alten Schriften gefunden werden Viele Kabbala Forscher sind der Uberzeugung dass das Sefer ha Bahir gnostische Elemente zu seinem Vorgangerwerk hinzufugte Einer der wichtigsten Diskussionspunkte der modernen Forschung ist die Frage wie viel gnostisches Gedankengut die Kabbala beeinflusst hat Mehr zu dieser Diskussion kann in den Werken von Gershom Scholem und Moshe Idel gefunden werden Es gibt eine gewisse Affinitat zwischen der Symbolsprache des Sefer ha Bahir auf der einen Seite und den gnostischen Spekulationen uber die Aonen auf der anderen Eine grundsatzliche Frage bei der Erforschung dieses Werkes ist ob diese Affinitat zuruckgeht auf eine bis jetzt noch unbekannte historische Verbindung zwischen Gnostizismus aus der Zeit von Mischna und Talmud und den Quellen welche fur das Sefer ha Bahir benutzt wurden Publikationsgeschichte BearbeitenKabbalisten glauben dass die mundliche Uberlieferung des Sefer ha Bahir auf das 1 Jh zuruckgeht und halten es fur moglich dass es schon vor der ersten Veroffentlichung im 12 Jh geheime Handschriften gegeben hat 1174 Sefer ha Bahir wird in einer Kabbalistenschule der Provence als Manuskript veroffentlicht und einer eingeschrankten Leserschaft zur Verfugung gestellt 1331 Der fruheste Kommentar zum Sefer ha Bahir wird von Rabbi Meir ben Schalom Abi Sahula geschrieben einem Schuler von Rabbi Schlomo ben Avraham Aderet Rashba dieser Kommentar wird anonym unter dem Titel Or ha Ganus veroffentlicht Am Ende des 15 Jh Das Sefer ha Bahir wird von Flavius Mitridates ins Lateinische ubersetzt seine Ubersetzung ist zwar wortreich aber nicht besonders genau 1651 Das Sefer ha Bahir wird in Amsterdam zusammen mit Majin ha Chochma das erste Mal in gedruckter Form veroffentlicht 1706 Das Sefer ha Bahir wird in Berlin zusammen mit Majin ha Chochma veroffentlicht 1784 Das Sefer ha Bahir wird in Sklav und Korets veroffentlicht 1800 Das Sefer ha Bahir wird in Lemberg veroffentlicht 1830 Das Sefer ha Bahir wird in Lemberg veroffentlicht 1849 Das Sefer ha Bahir wird an einem unbekannten Ort als Teil von Chamischa Chumsche Kabbala veroffentlicht 1865 Das Sefer ha Bahir wird in Lemberg veroffentlicht 1883 Das Sefer ha Bahir wird in Vilnius veroffentlicht 1913 Das Sefer ha Bahir wird in Vilnius veroffentlicht 1923 Eine deutsche Ubersetzung wird von Gershom Scholem veroffentlicht der 1922 zu diesem Thema promoviert hatte 1 1951 Das Sefer ha Bahir wird in Jerusalem veroffentlicht 1979 Eine englische Ubersetzung wird veroffentlicht 1980 Eine lateinische Ubersetzung Guillaume Postels wird von Francois Secret veroffentlicht 1983 Eine franzosische Ubersetzung Joseph Gottfarstein wird veroffentlicht 1994 Der hebraische Text wird anhand der Handschriften von Daniel Abrams veroffentlicht 2005 Die lateinische Ubersetzung von Flavius Mithridates wird zusammen mit einer kritischen Edition des hebraischen Textes von Saverio Campanini veroffentlicht Inhalt BearbeitenDas Sefer ha Bahir besteht aus funf Sektionen welche unterteilt sind in 200 kurze Paragraphen Es hat die Form eines exegetischen Midrasches im typischen Frage Antwort Stil als Dialog zwischen Schulern und Meister Die Hauptpersonen sind R Amora oder Amorai und R Rahamai oder Rehumai Manche Aussagen des Buches sind R Berechiah R Johanan R Bun zugerechnet Rabbiner die in spateren Midraschim erwahnt werden Das Sefer ha Bahir beinhaltet Kommentare welche die mystische Bedeutung von biblischen Versen erklaren Dabei geht es vor allem um die ersten Kapitel des Buches Bereschith 1 Buch Mose also um das Grundverhaltnis zwischen Gott und Welt Dieses wird auch durch viele weitere Zitate aus der Tora und deren Auslegung beleuchtet Daneben wird die Form der hebraischen Buchstaben und ihre Vokalisierung erlautert Auch Aussagen des Sefer Jezirah Buch der Schopfung werden aufgenommen und interpretiert Das Sefer ha Bahir ist reich an Gleichnissen in denen vor allem die Figur eines Konigs im Mittelpunkt steht mit deren Hilfe das Wesen und das Handeln Gottes illustriert wird Abteilungen Bearbeiten Sektion 1 1 16 beinhaltet Kommentare zu den ersten Versen des Buches Bereschith 1 Buch Mose und allgemeines uber die Schopfungserzahlung Sektion 2 17 44 spricht uber das Aleph Beth das hebraische Alphabet und erhalt ihre Inspiration vom Sefer Jezirah welches die Schopfung Buchstaben mit der in der Tora uberall prasenten Mystik verbindet Sektion 3 45 122 beinhaltet die sieben Stimmen und die Sefirot Sektion 4 124 193 wird gruppiert durch die Titel der zehn Sefirot Sektion 5 193 200 schliesst die Argumentation ab und nennt die Mysterien der Seele Sefirot Bearbeiten Das hebraische Wort Sefirot wurde zuerst im Sefer Jezirah verbunden mit den Ziffern von 1 bis 10 genannt und hatte dort noch nicht die Bedeutung die spatere Kabbalisten ihm gegeben haben Erst im Sefer ha Bahir findet man die erste Diskussion uber das kabbalistische Konzept der Sefirot als gottliche Attribute oder Krafte des emanierten Gottes Die Schopfung Bearbeiten Die Welt ist nach dem Sefer ha Bahir nicht Produkt eines Schopfungsaktes So wie Gott existiert dieses Buch schon seit aller Ewigkeit nicht nur in Potenz sondern auch in Aktualitat Die Schopfung besteht zumeist aus der Erscheinung die aus der ersten Sefira Or ha Ganus oder wie sie auch genannt wird Keter Eljon aus Gott hervorgeht Diese Sefira gebar die Chochma Weisheit von welcher die Bina Intelligenz emanierte Von diesen dreien den obersten Sefirot und von den ersten Prinzipien des Universums emanierten eine nach der anderen die sieben unteren Sefirot Aus diesen wiederum ist alles materielle Sein geformt Die zehn Sefirot sind jeweils miteinander verbunden und jede einzelne hat einen aktiven und einen passiven Teil im Prozess des Bekommens und des Weitergebens der Emanierungen Der Ausfluss der einen Sefira in die andere wird symbolisiert durch die Form der Buchstaben des hebraischen Alphabets So reprasentiert das Gimel ג geformt wie ein Rohr mit Offnungen an jedem Ende die Sefira welche Starke von der einen Seite bekommt und an die andere weitergibt Die zehn Sefirot sind die Energie Gottes die Form in der sein Sein sich manifestiert Reinkarnation Bearbeiten Das Sefer ha Bahir ubernimmt die Vorstellung von Reinkarnation um die Theodizee zu losen Der Gerechte war moglicherweise in seinem vorherigen Leben bose und der Bose gerecht Ausgaben und Kommentare BearbeitenEines der besterhaltenen Manuskripte der ursprunglichen Form des Sefer ha Bahir wurde 1331 von Meir ben Solomon Abi Sahula geschrieben sein Kommentar zum Sefer ha Bahir wurde anonym unter dem Namen Or ha Ganus Das verborgene Licht veroffentlicht Sefer ha Bahir wurde von Gershom Scholem im Rahmen seiner Ende Januar 1922 abgeschlossenen Dissertation 2 ins Deutsche ubersetzt Scholem nutzte dabei Pico della Mirandolas Ausgabe von 1486 Die Ubersetzung erschien 1969 in Neuauflage Das Buch Bahir Ein Schriftdenkmal aus der Fruhzeit der Kabbala auf Grund der kritischen Neuausgabe von Gerhard Scholem Reihe Quellen und Forschungen zur Geschichte der judischen Mystik hrsg von Robert Eisler Drugulin Vlg Leipzig 1923 Neuausgabe Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 4 Aufl 1989 ISBN 3 534 05049 5 Eine Ubersetzung ins Englische wurde von Aryeh Kaplan vorgenommen Eine kritische Ausgabe hat Saverio Campanini herausgegeben The Book of Bahir Flavius Mithridates Latin Translation the Hebrew Text and an English Version edited by Saverio Campanini with a Foreword by Giulio Busi Torino Nino Aragno Editore 2005 ISBN 88 8419 239 0 Dazu siehe auch G Busi S M Bondoni S Campanini Hrsg The Great Parchment Flavius Mithridates Latin Translation the Hebrew Text and an English Version Biblioteca cabbalistica di G P della Mirandola 1 Turin Nino Aragno 2004 ISBN 88 8419 189 0 Weblinks und Referenzen BearbeitenThe original Hebrew text of Bahir at wikisource org 1 2 Vorlage Toter Link mysticalkeys com Englische Ubersetzung von R Aryeh Kaplan als PDF Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven 1 2 Vorlage Toter Link home utah edu Volltext Ubersetzung Seite nicht mehr abrufbar Suche in Webarchiven Auslegungen zum Sefer ha BahirEinzelnachweise Bearbeiten Betty Scholem Gershom Scholem Mutter und Sohn im Briefwechsel 1917 1946 Munchen C H Beck sche Verlagsbuchhandlung S 539 Gershom Sholem Von Berlin nach Jerusalem Jugenderinnerungen erweiterte Fassung aus dem Hebraischen von Michael Brocke und Andrea Schatz Judischer Vlg Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 633 54086 5 Das Buch wurde 2016 als Band 555 der Bibliothek Suhrkamp neu aufgelegt ISBN 978 3 518 24065 6 S 175 Normdaten Werk GND 4211523 1 lobid OGND AKS LCCN n84074787 VIAF 182676640 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sefer ha Bahir amp oldid 224554907