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In der Pelzbranche wird mit wenigen Ausnahmen jeder behaarte Tierschwanz als Schweif bezeichnet Das Schweifdrehen war uber etliche Jahrzehnte ein wichtiger Handwerkszweig der deutschen Pelzindustrie ein Fachlexikon nennt die Verwendung sogar als zuzeiten ins Gigantische gestiegen 1 Verwendet wurden hierfur vor allem die bei der Pelzverarbeitung abfallenden Fellreste Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm es an Bedeutung schnell ab einer der letzten deutschen Schweifdreher gab vor 1984 in Leipzig im Alter von 90 Jahren seinen selbstandig ausgeubten Beruf auf 2 2009 gab die inzwischen 102 jahrige Herta Bottger aus Frankfurt an dass sie die einzige Frau in Europa ware die dieses Handwerk noch beherrsche Sie stammte ebenfalls aus Leipzig wo sie den Beruf bei ihrem Vater in dessen Fehschweiffabrik erlernt hatte 3 Uber eine eventuell ausserhalb Deutschlands noch existierende oder wiederbelebte Schweifdreherei scheint nichts bekannt Schweifdrehmaschine ca 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Allgemein 2 Verwendung 3 Anmerkung 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseAllgemein BearbeitenGarnierungen aus behaarten Fellschwanzen den Schweifen spielten in der Pelzmode immer eine mehr oder weniger grosse Rolle Die auffalligste und haufigste Verwendung fand seit dem fruhesten Mittelalter der Hermelinschweif an geschwanzter Hermelinkleidung Hermelinfell war Bestandteil der dem ritterlichen Stand und den Doktoren vorbehaltenen Kleidung Das auch im ubertragenen Sinn reine Weiss des Hermelin Winterfells hat dazu gefuhrt dass es durch Jahrhunderte als Symbol der Reinheit und Makellosigkeit ein Kennzeichen furstlicher oder richterlicher Gewalt war Bis heute ist der weisse Pelz mit den charakteristischen schwarzen Schwanztupfen Bestandteil manchen Kronungsornats 4 Die Materialien der Schweifdreher waren Reste unter anderem von Fuchsfellen Hasenfellen Kaninfellen Ziegenfellen Wolfsfellen oder Ahnlichem Es wurden auch Schweife aus ganzen Ziegenfellen gedreht die unter der Bezeichnung Fuchslinschweife gehandelt wurden 1 5 Um 1900 waren die sonst wenig begehrten Zibetkatzenfelle auf einmal sehr gesucht sie wurden skunksartig eingefarbt in schmale Streifen geschnitten und zu Schweifen gedreht und dienten als Ersatz fur die teuren Fuchsschweife 6 nbsp Originaltext ca 1905 Zum garnieren von Hermelin oder mit Hermelin besetzten Sachen lassen sich gefallige Motife aus Hermelin herstellen Fig I zeigt eine Frange als Abschluss einer Etole Es werden Streifen aus Hermelin der Lange nach geschnitten und rund ungefahr eine Schweifstarke uber eine Schnur verzogen Dann werden diese Schnure nach einem Muster auf ein Brett gesteckt mit Knoten aus Seiden oder Genillenpassementerie befestigt und als Abschluss Schweife angenath Diese Knoten aus schwarzer oder weisser Passementerie dienen um die zusammengehefteten Stellen zu bedecken und gleichzeitig als Zierde Fig 2 3 sind als Garnitur fur die Brust von Etolen oder Manteln gedacht Die Herstellung ist dieselbe Fig 4 5 sind als Besatze fur Kleider Brautkleider Ball u s w bestimmt Die Einfasstreifen sind einfach Pelz die Vergitterung rund verzogen gedacht nbsp Die Schauspielerin Genevieve Lantelme mit Garnituren aus Hermelin und Marderschweifen nach 1900 Die maschinelle Ausstattung der Betriebe bestand im Wesentlichen ausser der Schweifdrehmaschine und allerdings in viel kleinerem Ausmass aus den gleichen Maschinen wie die der Pelzzurichter und Pelzfarber Das waren Zentrifugen Lautertonnen Schutteltonnen und Farbfasser 7 Ein Kurschnerfachzeitschrift beschrieb nach 1900 die Schweif und Boadrehmaschine 8 Bei dem Aufdrehen von Boas aus rauchem Pelzwerk wie Bar Wolf Fuchsschweife u s w wird als Fullung gewohnlich eine starke Schnur oder ein breites festes Band verwendet das mit aufgelostem Kautschuk bestrichen wird Nachdem das untere Ende des Boas an die Schnur festgenaht wurde beginnt von unten angefangen das Aufrollen des Fellbandes Indem man mit einer Hand das Fellband fest aufrollen lasst streicht man mit der Anderen die Haare nach unten damit moglichst wenig zwischen die Ringe eingeklebt werden Ist jedoch ein Boa aus flacherem Pelz wie beispw Pekan oder Zobelschweife zu drehen so ist zunachst notwendig ein Fullung uber einen Holzstab herzustellen die dem Boa die notwendige Starke verleiht Es ist immer anzuraten das Fellband zunachst probeweise auf den Stab zu drehen um sich den Effekt des fertigen Boas vor Augen zu fuhren Ist der Stab als die genugende Starke befunden worden reibt man ihn etwas mit Seife ein und spannt ihn in die Maschine Ueber den Stab nun spannt man einen Streifen Atlas oder glattes festes Band mit Stecknadeln fest und rollt einen Zwirnfaden daruber Dann werden die Nadeln herausgezogen Kautschuk aufgestrichen und der Boa aufgedreht Nachdem er genugend getrocknet ist wird der Stab herausgezogen und der dadurch entstandene leere Raum mit Wolle ausgefullt die man in der Starke des Holzstabes mittels einer schweren Nadel eingleiten lasst Dann werden die beiden Halften aneinandergenaht und die Enden durch Ansetzen eines passenden Stuckes geschlossen Gedrehte Boas mussen immer mit grosser Vorsicht gut ausgekammt und mehrmals eingestrichen werden Grosstenteils wurden die ungegerbten Fehschweife anfangs nur in Schweife gedreht die zu Besatzen an Stolen Muffen und anderem verwendet wurden Ende der 1880er Jahre bis Mitte 1895 wurden aus den Fehschweifen fast ausschliesslich lange Boas gedreht die hauptsachlich nach England gingen Etwa seit 1910 wurden daraus auch lange Streifen als Besatz gefertigt 9 Die schlangenformigen in einer Spitze endenden Boas aus Fell sowie Federboas waren insbesondere in den 1880er Jahren eine grosse Mode Fehschweifboas waren gegenuber solchen aus Straussenfedern oder anderen Naturprodukten relativ preiswert sie wurden haufig bis zu einer Lange von 2 75 Metern hergestellt 10 Auch waren die Muffe Schulterkragen Capes und Stolas aus gedrehten Fehschweifen durchaus dankbar im Tragen Philipp Manes fiel ein grosser Schal auf der nach zwanzig Jahren noch wie neu wirkte 11 Anfangs wurden auch die Fehschweife noch mit der Hand auf Schnuren zusammengesetzt Es war eine unerlassliche Bedingung dass diese Schnure aus bestem Material bestanden ganz glatt waren und nicht den geringsten Knoten enthielten So bezahlte man den fur damalige Zeiten hohen Preis von 3 50 Mark fur 500 Gramm Schnur 12 Die Schweifdrehmaschine fur den Kurschner wurde an anderer Stelle so beschrieben Bei der Verarbeitung der Pelze bedient sich der Kurschner einer einfachen Drehvorrichtung mittels welcher er durch spiralformiges Aufwinden dunner Fellstreifen von Hasenwammen Ziegen usw einen Walzenkoper zusammenwindet der wie eine Rundburste aussieht Die Achse dieses Zylinders wird durch einen Hanffaden gebildet Die Vorrichtung lasst sich an jedem Nahmaschinengestell anbringen und durch dessen Tretmechanismus bedienen 13 In seinen Memoiren schreibt der Leipziger Rauchwarenkaufmann Walter Krausse uber den Grunder seines Unternehmens den sehr innovativen Rauchwarenhandler Friedrich Erler Ob Gottl Friedr Erler auch die Schweifdrehmaschine erfunden hat auf der sich spater eine weitere jetzt selbstandige Industrie aufbaute konnte ich nicht feststellen Eine bei unserer Firma noch vorhandene ziemlich ursprunglich anmutende Maschine mochte dies aber vermuten lassen 14 Anfangs gab es nur einzelne Schweifdreher einige grossere Produktionen bestanden in den 1870 1880er Jahren in Berlin Nach einer Aussage aus dem Jahr 1913 waren die Schweif und Boadreher allerdings bereits auf der Ostermesse des Jahres 1833 lebhafte Kaufer natureller Fehschweife neben den bereits damals bereits erfundenen preismachenden Fellspekulanten ohne Fachkenntnisse 15 Der Handel mit Fellstucken wurde schon immer weitgehend von griechischen Handlern ausgeubt die ihre in Deutschland eingekaufte Ware in ihre Heimat in die beiden Kurschnerorte Kastoria und das nahe gelegene Siatista exportierten So lag um 1911 auch die Fabrikation von imitierten Hermelinschweifen und Skunksschweifen ganz in griechischen Handen 6 Skunksschweife machten den teureren Fehschweifen bald erhebliche Konkurrenz 10 Es entstand nun insbesondere in Leipzig eine eigene Schweifindustrie in der Hochstzeit nach 1900 beschaftigten sich 26 Betriebe damit Die bekanntesten davon waren Otto Jahnichen amp Co L Nomis amp Co Gebr Jahrling G Berger Buslik G m b H die Raja Werke AG u a 1 Bis auf die Herstellung von Ziegenschweifen verlagerte sich auch die Berliner Schweifproduktion nach Leipzig und bediente von dort den gesamten Weltmarkt 6 der grosse Abnehmer war anfangs England 7 in Amerika begann man sich erst etwa Anfang der 1920er Jahre nennenswert dafur zu interessieren 10 Allerdings warb 1897 der Leipziger Max Rabe bereits in einer amerikanischen Fachzeitschrift fur seine gedrehten Feh und Fuchsschweife und Fellreife 16 1929 bestanden noch 16 Leipziger Schweiffabriken 17 Die Firmen B Buslik Leon Nomis und S Goldstaub erlangten spater auch als Konfektionare Bedeutung 11 Fur viele der Unternehmen bedeutete die Judenverfolgung des Nationalsozialismus das Aus Auch der wesentliche Berichterstatter uber die deutsche Rauchwarenwirtschaft einschliesslich der Schweifdreherei Philipp Manes wurde mit dem letzten Transport aus dem Ghetto Theresienstadt ins Vernichtungslager KZ Auschwitz Birkenau uberfuhrt und dort ermordet nbsp Alter Restbestand gefarbter gedrehter Fehschweife eines Fellhandlers ca 2005 Mit dem Ruckgang der geschwanzten Hermelinmode wurden gedrehte Fehschweife der wichtigere Handelsartikel die Fehschweifdreher bildeten eine eigene Branche in der Pelzfabrikation Mehrere tausend fleissiger Hande waren damit beschaftigt die ganze Welt mit diesem Spezialartikel zu versehen Diesen Wirtschaftszweig hatte Ende der 1840er Jahre der Rauchwarenfarber Wilhelm Pratorius in Leipzig eingefuhrt sein Werkmeister Wilhelm Seidler der nach dem fruhen Tod Pratorius mit der Hand der Witwe Pratorius auch von dem Geschafte Besitz ergriffen hatte fuhrte das Geschaft weiter Die Firma bestand noch 1940 wo sie unter dem alten Namen vom Obermeister der Kurschnerinnung Oscar Wencke im Sinne des Begrunders weiter gefuhrt wurde 18 nbsp Anzeige des Leipziger Schweifdrehers W Grunreif 1922 Eine weitere besonders bedeutende Fehschweifdreherei war die 1888 von Wilhelm Grunreif gegrundete Firma W Grunreif 9 Grunreif hatte seine Kenntnisse von Wilhelm Pratorius erworben Er war in der Lage seinen Betrieb ausschliesslich mit dieser Spezialarbeit aufrechtzuerhalten 11 Der Stammbetrieb in Leipzig beschaftigte in eigener Fabrik durchschnittlich 300 Mitarbeiter Fur Kleinkonfektion aus Schweifen besass die Firma bald so etwas wie eine Monopolstellung in der Rauchwarenbranche bei Millionenumsatzen konnte sie bis zu 85 Prozent exportieren insbesondere nach England Italien der Schweiz und in die Nordstaaten Wegen des besonders nach dem Ersten Weltkrieg gestiegenen Exportanteils errichtete man eine Tochtergesellschaft in London Nach dem Ableben des Grunders wurde der Betrieb von Robert Topfer in erweitertem Umfang fortgefuhrt Bei dem verheerenden Luftangriff auf Leipzig im Jahr 1943 kam auch Robert Topfer ums Leben die Geschaftsraume mit allen Lagern wurden vollig zerstort Seine Tochter Herta Bottger fuhrte die Firma weiter Sie stellte in der Zeit der Materialknappheit den Betrieb nach langeren Versuchen auf die Verwendung von Kaninabfallen um Nach dem Zweiten Weltkrieg war die jetzt in Frankfurt am Main ansassige Firma schliesslich die letzte noch tatige Schweifdreherei in der deutschen Bundesrepublik 19 Im Nachkriegsjahr 1949 hiess es in einer Fachzeitschrift Wie haufig fehlt aber an den zu verarbeitenden Pelztieren der passende Schweif Als Spezialitat liefert die Firma H Bottger K G Frankfurt M Weissfrauenstrasse 12 welche auch Auslieferungslager der altbekannten Leipziger Schweiffabrik W Grunreif ist Schweife aller Art in den verschiedensten Grossen Farben und Sorten 20 Kolliers aus gedrehten Schweifen mit Rosetten nbsp nbsp nbsp nbsp Anzeige der Wiener Kurschner Zugehor Firma Arthur Dietzold mit einem gedrehten Schweif ca 1936 Die Entwicklung der Fehschweifdrehereien wurde als Beispiel herausgestellt wie sehr die Leipziger Rauchwarenwirtschaft sich wandeln und auf neue Bedurfnisse einstellen konnte Mit der Mode anderte sich der Beschaftigungsgrad und die Beschaftigungsweise dieser Spezialindustrie stark Ab Mitte der 1880er Jahre wurden alle Fehschweife die uberhaupt im Handel zu erhalten waren fur Boas verwendet Im Jahr 1896 begann die Verarbeitung von kurzeren gedrehten Fehschweifkolliers die in Posamenten Rosetten endeten oder spater auch in mehrere Schweife verzweigten R Topfer der Mitinhaber der Firma W Grunreif machte 1919 eine fur die Fehschweifproduktion bedeutende Erfindung Sie ermoglichte es gedrehte Fehschweife als Flache zu attraktiven Kragen Schals Capes und Muffen zu verarbeiten Da er sich das Verfahren nicht patentieren liess fand es sehr schnell Nachahmer 12 Bis zum Ersten Weltkrieg wurde der grosste Teil der rohen Fehschweife in Russland gekauft wo grosse Fabriken zur Fehzurichtung bestanden Ein vergleichsweise kleiner Teil wurde erst in Deutschland abgeschnitten In beiden Fallen wurden die Schweife nach den Herkunftsgebieten sortiert gehandelt 10 Der Erlos aus dem Verkauf eines Schweifes deckte zeitweilig die Zurichtkosten des Fehfelles 21 In den 1920er Jahren versuchte Topfer die jetzt staatlichen russischen Fellhandler erneut dazu zu bewegen die Fehschweife extra anzubieten damit die Fabrikanten moglichst gleichmassig mit Ware beliefert werden konnten Um die Zeit wurden die Felle im Handel nicht mehr so schnell abgesetzt und blieben mitsamt der Schweife liegen bei den Schweifdrehern entstand dadurch eine Warenknappheit die auch zu erheblichen Preisschwankungen fuhrte Die Russen lehnten den Wunsch mit der Begrundung ab dass die Schweife an den Fellen bleiben mussten damit die Kaufer die Provenienz des Felles am Schweif erkennen konnen 22 Grossere Fehschweiffabriken verarbeiteten pro Tag die erstaunliche Zahl von 12 000 Schweifen Als diese Mengen nicht mehr ausreichten wurden Fuchsschweife dem gleichen Zweck zugefuhrt 11 Bereits 1989 farbte die Firma L Walters Nachfolger AG in Markranstadt 1 200 100 Fuchsschweife im nachsten Jahr waren es nur noch 500 000 23 Hatten sich die Unternehmen anfangs weitgehend auf Feh oder Fuchsschweife spezialisiert stellten sie beginnend um 1930 beide Produkte in ihren Betrieben her Zu der Zeit begann man auch die Schweife zu eulanisieren sie mottenfest zu machen 7 Gegen Ende des 19 Jahrhunderts kamen die Pelzkolliers in Mode Fellschals in Tierform und verdrangten die Fell und auch die Federboas fast ganz 12 Die Fehschweife wurden bereits vor dem Gerben vom Rauchwarenhandler oder vom Zurichter vom Rohfell getrennt Der Schweifdreher gab sie zum Zurichten meist auch zu einem anschliessenden Farben Auf der Schweifdrehmaschine wurden sie dann zu Schweifen verschiedener Starke auf das 1 bis 15fache gedreht wodurch sie ein volleres Aussehen erhielten Die gedrehten Schweife oder auch Schweifboas wurden zum Trocknen und Haaraufrichten in den Keller gehangt und anschliessend mit der Schere egalisiert Schweife mit dem hochsten Materialverbrauch waren die kraftigsten In fruhen Jahren wurde jedes Starkefach mit einem Groschen 10 Pfennig berechnet Die Streifen wurden bis zu einem Meter Lange hergestellt und von der Fehschweifkonfektion gekauft die daraus Capes Garnituren Besatze u s w herstellte Auch der Kurschner um 1900 wendete das Schweifdrehen in seiner Werkstatt an Der Fehschweif ist zweizeilig das heisst das Haar geht in zwei Richtungen Um das zu verschonern durchzog er den feuchtgemachten Schweif mit Hilfe einer langen Nadel mit einem Bindfaden und drehte ihn Dadurch sah der Schweif rund aus und das Haar fiel gleichmassig nach allen Seiten Damit er dabei nicht zu kurz wurde schnitt er oft vorher zwei oder drei Schweife zu einem langen Schweif zusammen 24 25 26 In den grosseren Betrieben waren die einzelnen Arbeitsgange spezialisiert bis zum Versand war das fertige Produkt durch bis zu zehn Paar Hande gegangen Es gab Madchen die nur das Leder aufschnitten Schlitzen genannt Andere sortierten die Schweife nach Haarlange Rauche und Farbe zusammen Legerinnen wieder andere nahten die Schweife zusammen Naherinnen Weitere Arbeiterinnen machten die zusammengenahten langeren und kurzeren Streifen fur den Dreher fertig 7 Auch die Pinselohren des Fehfells wurden verwendet Schwarz eingefarbt dienten sie als Abschluss der gedrehten imitierten Hermelinschweife 27 Am 14 Juli 1921 wurde in Leipzig die Vereinigung Deutscher Schweiffabrikanten e V V D P als Interessenvertretung der Branche gegrundet Bei der Grundung gehorten ihr 12 Firmen an im Jahr 1927 waren es 34 Unternehmen 10 der Mitglieder waren in Leipzig ansassig 24 auswarts 28 Das 1893 gegrundete Unternehmen Fr W Forster Leipzig Boa und Schweiffabrik brachte 1926 neben seinen Spezialitaten in Feh Fuchs Ziegen Fuchselin Wolf Opossum und Waschbarschweifen Schuppen zur Neuheitenausstellung einen neuen Artikel unter dem Namen Skunksettebesatzstreifen auf den Markt in allen modernen Farben lieferbar 29 1925 bot der Rauchwarengrosshandler Jonni Wende gedrehte Fuchsschweife fur 3 bis 6 Reichsmark an naturbelassene fur 4 bis 7 Reichsmark 30 Kurz nach Beginn der 1930er Jahre begann die Nachfrage nach Schweifen in einem fur die betroffenen Unternehmen bedrohlichen Umfang abzunehmen Mit Hilfe von abgewanderten Mitarbeitern aber auch durch die Beihilfe Leipziger Schweiffabrikanten waren in London Paris Brussel und zuletzt in Prag Schweiffabriken entstanden England ehemals ein grosser Abnehmer hatte Zollschranken errichtet Ausserdem war die Moderichtung fur die Verwendung von Schweifen ungunstig geworden anstelle von Kleinteilen wurden Pelzjacken und mantel verkauft Die Veranderung liess sich an dem Verfall der Schweifpreise nachvollziehen In den Jahren 1926 bis 1931 kostete Kilo Schweife etwa 50 Mark mehr oder weniger im Jahr 1934 gab es die gleiche Ware fur etwa 3 bis 5 Mark also etwa den 15 Teil des jahrelang bestandenen Preises Der Anteil des Arbeitslohns machte inzwischen mehr als die Halfte des Warenwertes aus Die Schweifdreher beklagten ausserdem dass ein Grossteil ihrer Auftrage jetzt von Kurschnern kamen die einen Schweif passend zu einem vielleicht gefarbten und verblichenen alten Pelzkollier suchten und ihn dann womoglich wieder zuruckschickten weil der Kurschner ihn nicht als gut genug dazupassend in der Farbe der Haarlange oder Qualitat empfand 31 Der Leipziger Pelzveredler Walter Starke wies etwa 1939 darauf hin dass beim Umfarben von Pelzen die gedrehten Schweife vorher zu entfernen sind gedrehte Schweife zerfallen beim Farben 32 Der Leipziger Schweifdreher Max Schodel schildert 1984 wie er trotz Materialproblemen in der Mangelwirtschaft der DDR vorwiegend aus Kaninfellresten Schweife herstellte Die passend sortierten Pelzstucken wurden in einen Zentimeter breite Streifen geschnitten und zusammengenaht Ein solcher drei Meter langen Streifen bestand aus etwa 80 Stucken das daraus gedrehte Produkt war dann etwa einen Meter lang Das so vorbereitete Material wurde fur mehrere Stunden in feuchte Tucher eingeschlagen um das Leder zugiger zu machen Das Drehen geschah auf der Spezialmaschine Der dort eingespannte Faden wurde mit Leim bestrichen ebenso die Lederseite des Fellstreifens Die beiden Spannvorrichtungen wurden mechanisch uber eine Riementransmission angetrieben mit einem Trittbrett ahnlich wie bei einer fussbetriebenen Nahmaschine Die Arbeit erforderte grosse Sorgfalt und Fingerfertigkeit damit sich der Streifen gleichmassig und dicht um den Faden wickelte Die maximale Lange fur einen Schweif bei voller Ausnutzung der Maschinenbreite betrug drei Meter Nach dem Herausnehmen aus der Maschine wurden die losen Haare ausgeklopft und das Fell feucht eingestrichen Die von Schodel benutzte Schweifdrehmaschine war bereits etwa 100 Jahre alt Universal Werkbank mit eingelegter Klopfwelle und Schweifdreh Vorrichtung 1914 nbsp Als Klopfmaschine nbsp Arbeitstisch mit eingelegter Schweifdrehvorrichtung in Betrieb Verwendung BearbeitenHermelinschweife wurden wie erwahnt ursprunglich als Standes und Statussymbol auf aus Hermelinfell gearbeiteter Kleidung eingesetzt spater des Ofteren auch auf Kleidung aus Fehfell einer etwas niedriger angeordneten Standeskleidung Auf alten Bildern und an alten Plastiken insbesondere des Heiligen Johannes Nepomuk Schutzpatron der Brucken finden sich auf seinem Umhang der Mozzetta aus Fehfell unterschiedlich manchmal Feh ein andermal Hermelinschweife In neuerer Zeit etwa seit dem 19 Jahrhundert verburgerlichte die Pelzmode immer mehr sie wurde erschwinglicher Pelze wurden jetzt allgemein mit dem Haar nach aussen getragen und Hermelin und Fehfell war nicht mehr nur hochgestellten Personlichkeiten vorbehalten Um 1900 war fast jeder Hermelinpelz mit Schweifen garniert Es gab Fellschals die bis zu 14 aufgesetzte Kopfe Aufputzkopfchen und Schweife hatten Eine grosse Mode waren auch Fellkolliers das sind Schals in Tierform mit Kopf Pfoten und Schwanz Da die naturlichen Schweife oft hierfur unbrauchbar waren mussten sie aus Fellresten imitiert werden 1 Um die 1920er Jahre begann man die gedrehten Schweife flachig weiterzuverarbeiten zu Kragen Capes Schals und andere Kleinteilen Fellschweife wurden als Anhanger an Schlusselbunden Taschen und anderen Gebrauchsgegenstanden in den letzten Jahrzehnten unterschiedlich stark genutzt In den 1970er Jahren war ein Fuchsschweif ein Symbol fur prollige Opel Manta Fahrer die damit ihre Autoantennen schmuckten Auch ein Bonanza Fahrrad war zur gleichen Zeit ohne Rotfuchsschweif eigentlich nicht komplett 33 Bei der derzeit wieder starken Nachfrage nach Fellschweifen ist es eher verwunderlich dass dieser Handwerkszweig zumindest in China dem derzeitigen Hauptproduktionsland fur Pelze offenbar nicht wiederbelebt wurde 2013 Schweifverwendungen gedrehte Schweife sind unter den naturlichen kaum herauszukennen nbsp Fuchsschweifboa Tanzerin Therese Elssler 1808 1878 nbsp Mantel aus Hermelinschweifen etwa Anfang 1900 nbsp Hermelinhut schal und muff mit Schweifen um 1910 nbsp Schweife als Schlusselanhanger Heidelberg 2011 Anmerkung BearbeitenIn der Pelzfachliteratur wird auch eine unnaturliche Schweifdrehung bei der Pelzverarbeitung beschrieben Hierbei handelt es sich nicht um das oben behandelte Schweifdrehen sondern um die Beobachtung dass sich bei rohen vor allem aber bei gegerbten Fellen die Schweife haufig spiralformig schraubig verdrehen insbesondere bei langhaarigen Schweifen Besonders auffallig ist dies beim Rotfuchs Sie entsteht meist vermutlich durch eine ungleiche Schrumpfung der Schweifhaut beim Trocknen oder durch das Herausdrehen des Schweifkorpers beim Entfleischen 34 Weblinks Bearbeiten nbsp Gedrehte Fehschweife Preisliste fur verschiedene Einfarbungen Drehdichten Qualitaten und Langen der Firma H Bottger Frankfurt am Main 1949Pelzreste Kurschner nbsp Commons Fellschweife Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Fellboas Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Johannes Nepomuk mit Pelzmozetta s dort auch Unterkategorien Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Alexander Tuma Pelz Lexikon Pelz und Rauhwarenkunde XXI Band Verlag Alexander Tuma Wien 1951 Stichworte Schweifdreher Schweiffabrikation Helga Frester Schweifdrehen ein vergessenes Gewerbe In Bruhl September Oktober 1984 VEB Fachbuchverlag Leipzig S 29 30 Zitat Max Schodel Pelzbesatz lautete es auf seinem Firmenschild im Leipziger Pelzviertel Pelzmarkt Newsletter des Deutschen Pelzverbandes Frankfurt Main August 2009 S 6 Paul Larisch Hermelin Reinheit und Gerechtigkeit In Die Kurschner und ihre Zeichen 1928 Selbstverlag Berlin S 48 51 Anmerkung Das Pelzlexikon XXI nennt gleichzeitig Kidfelle aus ganzen Ziegenfellen Kidfellen Fuchslinschweife gedreht das sind die Felle junger Ziegen Es ist nicht ohne Weiteres ersichtlich wie daraus Schweife insbesondere Fuchsschweifimitationen hergestellt werden konnen Eine Erwahnung von Philipp Manes verwirrt fast noch mehr Die Verwendung der Ziege blieb nicht nur auf die Herstellung von Decken beschrankt der Schweiffabrikant widmete ihr seine ganze Aufmerksamkeit fur billige Konfektionsartikel wurden Ziegenschweife in grossen Mengen angewandt sie kosteten nur wenige Pfennige Philipp Manes 2 Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbande 1900 1940 Versuch einer Geschichte Berlin 1941 Band 3 Durchschrift des Originalmanuskripts S 18 Kollektion G amp C Franke a b c Emil Brass Aus dem Reiche der Pelze 1 Auflage Verlag der Neuen Pelzwaren Zeitung und Kurschner Zeitung Berlin 1911 S 236 griechische Fellstuckenhandler 238 Fehschweife 576 Zibetkatzenfell a b c d Robert Topfer Die Technik der Schweif Fabrikation In Der Rauchwarenmarkt Leipzig 31 Marz 1939 S 3 Paul Larisch Josef Schmid Das Kurschner Handwerk Selbstverlag Paris III Teil Zweite verbesserte Auflage S 56 a b W Grunreif Leipzig In Jahrbuch der Kurschner Handschuhmacher Gerber Kappenmacher Sackler Praparatoren Und Rauhwaren Zurichter und Farber Landesinnung Wien Hrgr 1954 S 106 107 a b c d B P B The German Squirrel Tail Trade W Grunreif s Progress In The British Fur Trade April 1927 S 55 englisch a b c d Philipp Manes Die deutsche Pelzindustrie und ihre Verbande 1900 1940 Versuch einer Geschichte Berlin 1941 Band 1 Durchschrift des Originalmanuskripts S 19 21 22 Kollektion G amp C Franke a b c Ohne Autorenangabe Fehschweife Nachdruck in Die Pelzmotte Nr 3 Rifra Verlag Murrhardt Marz 1983 S 22 23 Primarquelle Die Pelzkonfektion Jahrgang 1926 A Ginzel Maschinen und Apparate der Rauchwarenveredlung In Der Rauchwarenmarkt Nr 3 4 Leipzig 16 Januar 1942 S 7 Walter Krausse Funfzig Jahre Kaufmann in der Reichsmessestadt Leipzig Selbstverlag Leipzig April 1941 S 60 Anmerkung Der bereits vorher als Kurschner und Einzelhandler selbstandig tatige Erler grundete 1876 zusammen mit dem Chemiker Adolph Sieglitz die Pelzfarberei Sieglitz amp Co spater die Sealbraunfarberei Erler amp Co die er bald wieder aufgab Die Stammfirma lief auch bis nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Namen des Firmengrunders Friedr Erler H Werner Die Kurschnerkunst Verlag Bernh Friedr Voigt Leipzig 1914 S 25 Inserat in Cloaks and Furs Nr 10 New York April 1897 S 47 Abgerufen am 29 Marz 2020 Kurt Nestler Rauchwaren und Pelzhandel Max Janecke Verlagsbuchhandlung Leipzig 1929 S 8 Carl Hulsse Rauchwaren Fehschweiffabrik Wilh Seidler In Walter Lange Hrsg Das 100jahrige Leipzig REGE Deutscher Jubilaums Verlag Leipzig 1928 1929 S 239 b B Rolf Bottger Firmengeschichtlicher Ruckblick auf einem Briefbogen der der Firma H Bottger KG Frankfurt am Main Buro Oberweg 46 undatiert 2 Blatt Sammlung G amp C Franke einem neben anderem beiliegenden Schreiben nach vom 17 Februar 1974 ist der Autor Rolf Bottger sein Manuskript fur einen Vortrag an der Bundes Pelzfachschule in Frankfurt am Main Fehschweife Brief Rolf Bottger Frankfurt an Richard Franke Murrhardt 1974 Geschaftliches In Rund um den Pelz Nr 4 Bergisch Gladbach 20 April 1949 S 25 Christian Franke Johanna Kroll Jury Frankel s Rauchwaren Handbuch 1988 89 10 uberarbeitete und erganzte Neuauflage Auflage Rifra Verlag Murrhardt 1988 S 181 Robert Topfer Situation der Schweifproduktion In Die Pelzkonfektion Februar 1930 S 27 Paul Pabst Der Rauchwarenhandel Inaugural Dissertation zur Erlangung der Doktorwurde der Hohen philosophischen Fakultat der Universitat Leipzig Berlin 1902 S 79 Paul Cubaeus Alexander Tuma Das Ganze der Kurschnerei 2 uberarbeitete Auflage A Hartleben s Verlag Wien Leipzig 1911 S 317 318 Dr Paul Schops u a Halbfabrikate aus Fellwerk In Das Pelzgewerbe Jg X Neue Folge 1959 Nr 2 Hermelin Verlag Dr Paul Schops Berlin u a S 62 Heinrich Hanicke Handbuch fur Kurschner Verlag von Alexander Duncker Leipzig 1895 S 34 35 Gisela Unrein Ein Kurschnermeister vom Bruhl erinnert sich VI Im Gesprach mit August Dietzsch In Bruhl Nr 29 3 Mai 1988 S 29 ISSN 0007 2664 Gottlieb Albrecht Der Pelzmarkt Leipzigs bei besonderer Berucksichtigung seines Rauchwarenhandels Inaugural Dissertation an der Hohen Rechts und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultat der Thuringischen Landesuniversitat Jena Bottrop 1931 S 25 26 Anmerkung Die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht Leipzig erfolgte am 18 Oktober 1921 Neuheitenausstellung des Reichsbundes der Deutschen Kurschner In Kurschner Zeitung Nr 15 Alexander Duncker Leipzig 21 Mai 1926 S 556 Firmenprospekt der Firma Jonni Wende Rauchwaren en gros Hamburg Dusseldorf Leipzig New York August 1925 S 14 Aus den Kreisen der Pelzindustrie Der Existenzkampf der Schweif Industrie In Der Rauchwarenmarkt Nr 28 Leipzig 11 April 1934 Fa Walter Starke Wegweiser fur den Kurschner mit Preis Verzeichnis Leipzig undatiert wahrscheinlich 1938 S 11 Inhaltsverzeichnis einestages spiegel de Bonanza Rader Pornoschaltung und Fuchsschwanz Abgerufen am 8 Januar 1913 K Toldt Unnaturliche Schweifdrehung bei der Pelzverarbeitung Verlag Dr Paul Schops Leipzig 1937 Buchdeckel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweifdrehen amp oldid 234010494