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Der Schwebebahnunfall von Wuppertal ereignete sich am 12 April 1999 auf der Schwebebahnstrecke in der Nahe der Schwebebahnstation Robert Daum Platz Bei dem Entgleisen des Wagens 4 vom Typ GTW 72 kamen funf Menschen ums Leben 47 wurden schwer verletzt Es ist das schwerste Ungluck in der Geschichte der Wuppertaler Schwebebahn und das bisher einzige mit todlichen Folgen Die Unfallstelle am 12 April 1999 Inhaltsverzeichnis 1 Unfallhergang 2 Ablauf der Rettungsmassnahmen 3 Ablauf der Bergungsmassnahmen 4 Untersuchungen 5 Juristische Konsequenzen 6 Technische Konsequenzen 7 Sonstiges 8 Quellen 8 1 Literatur 8 2 Urteile 8 3 Weblinks 9 EinzelnachweiseUnfallhergang BearbeitenIn Wuppertal Elberfeld fuhr das Gelenkfahrzeug bei Streckenkilometer 7 gegen 05 45 Uhr als erster Zug des Tages mit einer Geschwindigkeit von rund 30 km h in ein vorubergehend auf der Fahrschiene am Tragegerust angebrachtes stahlernes Bauteil Kralle Bei diesem Aufprall riss das erste von vier Drehgestellen vom Wagendach Die Schwebebahn neigte sich darauf nach rechts entgleiste und sturzte aus fast zehn Metern Hohe in die Wupper Dabei fiel der vordere Teil des Zuges auf eine Fernwarmeleitungsbrucke welche die Wupper an der Unglucksstelle uberquerte Das am Traggerust zunachst zuruckgebliebene abgerissene Drehgestell sturzte unmittelbar darauf auf den in der Wupper liegenden Zug und durchschlug den Wagenkasten 1 Ablauf der Rettungsmassnahmen Bearbeiten nbsp Die Unglucksstelle im Jahr 2005 zu sehen ist die FernwarmeleitungsbruckeMitarbeiter der benachbarten Firma ELBA kletterten nach dem lauten Knall uber ein Baugerust in den Fluss und begannen mit der Rettung der Unfallopfer Auch der verletzte Fahrer der Schwebebahn half sofort bei der Rettung der Fahrgaste Ein Anwohner der uber Notruf die Polizei informierte erntete nach eigenen Angaben zunachst Gelachter da ein Absturz eines Zuges der Schwebebahn als undenkbar galt 2 Schliesslich waren mehr als 150 Helfer von Feuerwehren und Rettungsdiensten mit zwolf Notarzten im Einsatz um die Verletzten an der nur schwer zuganglichen Stelle zu retten und medizinisch zu versorgen Auch Pfarrer wurden als Notfallseelsorger zur Betreuung der unter Schock stehenden Menschen alarmiert Die Verletzten wurden in zwei benachbarte Gebaude und ein Zelt gebracht das die Feuerwehr in einer Unterfuhrung aufgeschlagen hatte Weitere Verletzten Sammelstellen wurden in einer Fabrik und in einer schnell aufgebauten Zeltstadt auf einem Parkplatz eingerichtet Aus Konferenzraumen im Erdgeschoss einer Bank wurde ein erstes Lazarett Das nahe Ferdinand Sauerbruch Klinikum nahm die ersten Patienten auf Der Robert Daum Platz an dem sich die Bundesstrasse 7 und die Landesstrasse 427 kreuzen wurde zum Landeplatz fur drei Rettungshubschrauber Im Stadtischen Klinikum Barmen wurden alle Routine Operationen verschoben und alle verfugbaren Arzte zur Notversorgung bereitgehalten Drei Stunden nach dem Ungluck waren bereits alle 47 Verletzten mit Knochenbruchen Prellungen und Schnittverletzungen in Krankenhausern in Wuppertal Remscheid und Solingen untergebracht Zwei Manner konnten nur noch tot aus dem Wrack geborgen werden die Leiche einer Frau wurde von der Wupper weggeschwemmt und erst Stunden nach dem Unfall gefunden Zwei weitere Personen erlagen spater ihren Verletzungen 3 4 In allen funf Fallen trat der Tod als Folge der schweren und durch den Absturz der Schwebebahn erlittenen Verletzungen ein 5 Ablauf der Bergungsmassnahmen BearbeitenDie betroffenen Gerustteile und das Schwebebahn Wrack wurden auf Anordnung der Staatsanwaltschaft zunachst beschlagnahmt Die Bergung des abgesturzten Schwebebahnzuges wurde am 13 April 1999 vorbereitet und gestaltete sich sehr schwierig So konnte der bisherige Rettungsweg neben einem Buro und Wohnhaus nicht als Standort fur den erforderlichen 300 Tonnen Kran genutzt werden da eine Tiefgarage statische Probleme aufwarf Am anderen Ufer der Wupper bot sich der Hof der Firma ELBA an obwohl der direkte Zugang zur Unglucksstelle durch ein Produktionsgebaude versperrt war Der Kran wurde dort im Laufe des Tages in Position gebracht und ein Bagger in die Wupper gelassen In Vorbereitung der eigentlichen Bergung musste dann die Stahlkonstruktion der Fernwarmeleitung auf die die Schwebebahn geprallt war abgetrennt werden Zwischenzeitlich wurden mehrere Halogen Scheinwerfer am Schwebebahngerust montiert und ein Lichtmastwagen der Polizei in Position gebracht Bei einsetzender Dunkelheit wurde der Unfallort hell beleuchtet Die Arbeiten wurden in der Nacht zum 14 April 1999 weitergefuhrt Von dem 22 Tonnen schweren Gelenkzug wurden zunachst drei Fahrgestelle mit einem Gewicht von je ca 3 5 Tonnen abgeschraubt Diese Teile wurden im Tagesverlauf von dem Kran uber die Werkshallen der Firma ELBA auf einen in der gesperrten Ernststrasse abgestellten Sattelschlepper gehoben Das vierte Fahrgestell welches bei dem Ungluck abgerissen und in die Kabine der Schwebebahn gesturzt war musste spater geborgen werden Jetzt konnte das erste grosse hintere Teil des Gelenkzuges gelost und aus dem Wupperbett gehoben werden Bis zum Abend wurde auf diese Art und Weise der Schwebebahnzug in drei Teile zerlegt und in eine Halle der Generaloberst Hoepner Kaserne auf Lichtscheid transportiert Das Schienenstuck des Schwebebahngerustes an dem die verhangnisvolle Kralle befestigt war wurde am Freitag 16 April 1999 entfernt und sichergestellt 6 Untersuchungen BearbeitenSeit November 1997 wurde im Zuge der Renovierungsarbeiten zum 100 jahrigen Jubilaum der Schwebebahn 2001 jeweils an Wochenenden die gesamte Tragkonstruktion komplett ausgetauscht Die an der Leitschiene montierten Stahlkrallen dienten der Stabilitat des Gerustes wahrend dieser Arbeiten In der Nacht vor dem Unfall wurden Bauarbeiten beendet bei denen Teile des Gerustes wenige Pfeiler von der Unglucksstelle entfernt ausgetauscht wurden Bei den Arbeiten war man so in Verzug geraten dass erst zehn Minuten vor dem Start der ersten Bahn aus Richtung Vohwinkel die Baustelle geraumt wurde Dabei war das Bauteil im Gleis vergessen worden Der TUV Rheinland Berlin Brandenburg wurde beauftragt die gesamten Ablaufe des Umbaus im Streckenabschnitt Pestalozzistrasse Ohligsmuhle vom 9 bis 12 April 1999 vom Beginn bis zur Streckenfreigabe und deren Dokumentation 7 sowie die bestehende Organisation zur Gewahrleistung eines sicheren Schwebebahnbetriebs nach Abwicklung wiederkehrender Baumassnahmen zum abschnittsweisen Austausch des Schwebebahngerustes zu untersuchen und zu begutachten 8 Im nachfolgenden Prozess wurde deutlich dass der Schwebebahnabsturz nicht durch einen technischen Defekt oder einen Systemfehler sondern allein aufgrund nachlassiger Abbauarbeiten zum Ende der Bauarbeiten jener Nacht und mangelnder Kontrolle dieser Arbeiten geschehen war Eine den Unfall verhindernde Probefahrt war weder vorgesehen noch gesetzlich vorgeschrieben Juristische Konsequenzen BearbeitenIn seinem Urteil vom 31 Januar 2002 4 StR 289 01 wurden die Revisionen der verurteilten Angeklagten vom Bundesgerichtshof im Revisionsverfahren als unbegrundet verworfen Die Freispruche durch das Landgericht Wuppertal des fur das Sicherheitskonzept zustandigen Betriebsleiters teils aus Rechtsgrunden teils aus tatsachlichen Grunden von dem Vorwurf der fahrlassigen Totung und der fahrlassigen Korperverletzung wurden aufgehoben Die Angeklagten die fur die bahntechnische Aufsicht bzw fur die Bauuberwachung zustandig waren ihre Kontrollpflichten jedoch nicht ordnungsgemass ausubten wurden vom Landgericht jeweils wegen fahrlassiger Totung in funf rechtlich zusammentreffenden Fallen in Tateinheit mit fahrlassiger Korperverletzung in 37 rechtlich zusammentreffenden Fallen zu Bewahrungsstrafen verurteilt 9 Die Sache wurde bezuglich der freigesprochenen Angeklagten an eine andere Kammer des Landgerichts Wuppertal zuruckverwiesen In diesem Verfahren wurde einer der Arbeiter zu einer Bewahrungsstrafe von 4 Monaten verurteilt das Verfahren gegen die 3 anderen Arbeiter gegen eine Geldbusse von 500 Euro eingestellt 10 Die Wuppertaler Stadtwerke AG zahlte als Betreiberin der Schwebebahn rund 1 3 Millionen Deutsche Mark Schadensersatz Schmerzensgeld Heilbehandlungs und Beerdigungskosten sowie Kosten fur psychotraumatologische Hilfe durch Facharzte an die Hinterbliebenen und Betroffenen Die Gesamtkosten die dem Unternehmen durch das Ungluck entstanden beliefen sich auf weit uber acht Millionen Deutsche Mark 11 Technische Konsequenzen BearbeitenDen von den Mitarbeitern der Wuppertaler Stadtwerke AG Schwebebahnwerkstatt durchgefuhrten Reparaturarbeiten waren umfangreiche statische Berechnungen zur Aufstellung von Stutzgerusten und den Auswirkungen des Unfalls auf das Gerust von externen Ingenieurburos und Sachverstandigen vorausgegangen Zahlreiche Sicherheitsprufungen wurden durchgefuhrt darunter eine spezielle Inspektion des gesamten Gerustes einschliesslich Stutzen und Messfahrten mit den funf in der Zwischenzeit haupt und zwischenuntersuchten Gelenkzugen Umfangreiche Rangierarbeiten in den Endstationen Vohwinkel und Oberbarmen waren erforderlich um die Zuge wieder in Ausfahrtstellung zu bringen 12 Mit den vorbereitenden Arbeiten zur Reparatur der beschadigten Gerustteile an der Unfallstelle wurde am 31 Mai 1999 begonnen nachdem einige Tage zuvor der fur den Austausch der Gerustteile erforderliche Kran auf dem Gelande der Firma ELBA aufgestellt wurde Die eigentlichen Reparaturarbeiten mit dem Austausch von rund funf Metern Schienentrager Fahrschiene und Stromschiene begannen am Mittag des 2 Juni 1999 Es ist nun gangige Praxis nach solchen Arbeiten Probefahrten durchzufuhren auch wenn diese weiterhin nicht gesetzlich vorgeschrieben sind Der Schwebebahnbetrieb wurde am 8 Juni 1999 rund acht Wochen nach dem Ungluck wieder aufgenommen 13 Der verungluckte Wagen 4 wurde nach Beendigung der Ermittlungen verschrottet und nicht ersetzt 14 Sonstiges Bearbeiten nbsp Die GedenktafelAm 12 April 2000 enthullten Wuppertals Oberburgermeister Hans Kremendahl und der Vorstandsvorsitzende der Wuppertaler Stadtwerke AG Rolf Krumsiek in der nahe der Unfallstelle gelegenen Schwebebahnstation Robert Daum Platz eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Opfer 15 Quellen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Hans Jurgen Kuhlwetter Das erstinstanzliche Urteil im Wuppertaler Schwebebahnprozess In Eisenbahn Revue International Heft 6 2001 ISSN 1421 2811 S 283 287 Erich Preuss Eisenbahnunfalle bei der Deutschen Bahn Ursachen Hintergrunde Konsequenzen Stuttgart 2004 ISBN 3 613 71229 6 S 120 128 Urteile Bearbeiten Landgericht Wuppertal Az 21 KLs 411 Js 533 99 2 00 erstinstanzliches Urteil juris bundesgerichtshof de Bundesgerichtshof Urteil des 4 Strafsenats vom 31 Januar 2002 4 StR 417 01Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schwebebahnunfall in Wuppertal 1999 Sammlung von Bildern RP Online Bilder des Schwebebahnunglucks Bericht in der Tagesschau vom 12 April 1999 ab Min 11 55 Einzelnachweise Bearbeiten Schwebebahn sturzte in die Wupper Memento vom 12 Mai 2013 im Internet Archive Verkehrswirtschaft Pressearchiv Marie Luise Oertel Jahrhundertbauwerk Schwebebahn 1 Auflage Odenthal 2001 ISBN 3 00 008291 3 S 13 Schwebebahn Ungluck Ein schwarzer Tag fur Wuppertal Rheinische Post vom 2 April 2004 Frank Jansen Gespenstische Stille nach dem Ungluck In Tagesspiegel 12 April 1999 Online Az 21 KLs 411 Js 533 99 2 00 In Landgericht Wuppertal Aus dem Polizeibericht www home wtal de 15 April 2000 WSW Presse Info Nr 2 99 www home wtal de 15 April 1999 WSW TUV Gutachten liegt vor Experten zum Schwebebahnungluck vom 12 April 1999 www home wtal de 10 Juni 1999 Unfall der Wuppertaler Schwebebahn Freispruche von vier Monteuren aufgehoben Bundesgerichtshof Pressestelle des Bundesgerichtshofes 31 Januar 2002 Wuppertal Historie Absatz Absturz der Wuppertaler Schwebebahn Memento vom 6 Januar 2013 im Webarchiv archive today Gedenktafel fur Schwebebahnopfer enthullt WSW gedenkt des schwersten Schwebebahnunfalls genau vor einem Jahr www home wtal de 12 April 2000 Wuppertaler Schwebebahn fahrt wieder Probe und Testfahrten erfolgreich gelaufen www home wtal de 8 Juni 1999 Wuppertaler Schwebebahn fahrt wieder Probe und Testfahrten erfolgreich gelaufen www home wtal de 8 Juni 1999 12 April 1999 Wuppertaler Schwebebahn Nahe Robert Daum Platz Bahnen im Bergischen Gedenktafel fur Schwebebahnopfer enthullt WSW gedenkt des schwersten Schwebebahnunfalls genau vor einem Jahr www home wtal de 12 April 200051 2518 7 1327 Koordinaten 51 15 6 5 N 7 7 57 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schwebebahnunfall in Wuppertal 1999 amp oldid 238858672