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Das Schupmann Medial Fernrohr ist ein von Ludwig Schupmann 1851 1920 entwickelter Teleskoptyp Es handelt sich um ein katadioptrisches optisches System in dem Elemente eines Fernrohrs mit Elementen eines Spiegelteleskops zur Beseitigung von Farbfehlern kombiniert werden Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Konstruktionsprinzip 3 Anwendungsgeschichte 4 Literatur 5 WeblinksHintergrund BearbeitenDurch unterschiedliche Lichtbrechung erzeugt jede Linse einen mehr oder weniger starken Farbfehler der die Leistung eines Teleskops herabsetzt Diese Fehler konnen beim Linsenfernrohr durch die Kombination unterschiedlicher Glaser ausgeglichen werden s Achromat und Apochromat Zu Schupmanns Zeiten wiesen die sogenannten Flintglaser jedoch einen Gelbstich auf und waren relativ instabil Die Herstellung grosser fehlerfreier Glaslinsen ist extrem schwierig mit zunehmender Dicke absorbieren die Glaser zunehmend Licht Daruber hinaus benotigen Refraktoren mit grossen Brennweiten viel Platz die Brennweite entspricht der Lange des Tubus Reflektoren Spiegelteleskope weisen dagegen keine Farbfehler auf und konnen kurzer gebaut werden da der Strahlengang gefaltet wird Allerdings waren seinerzeit Spiegeldurchmesser von mehr als 60 cm problematisch da sich die Spiegel unter ihrem Eigengewicht durchbogen massive Montierungen erforderlich waren die Spiegelflachen schnell anliefen und deshalb mehrmals jahrlich neu verspiegelt werden mussten Zu Anfang des 20 Jahrhunderts war nicht klar welchem System Linse oder Spiegel die Zukunft im professionellen Bereich gehorte Konstruktionsprinzip BearbeitenSchupmann ersann einen Teleskoptyp der die Vorteile beider Systeme kombinieren sollte Dazu ordnete er korrigierende Linsen und Spiegel hinter der Objektivlinse an die samtliche Farbfehler beseitigten Seine Uberlegungen zu dem Thema veroffentlichte er 1899 in seinem Werk Die Medial Fernrohre Eine neue Konstruktion fur grosse astronomische Instrumente worin er zwei technische Losungen des Problems beschrieb den Medial Refraktor medial bedeutet dabei in der Mitte zwischen einem Refraktor und einem Reflektor und den Brachymedial Refraktor ein Teleskop in sehr kurzer Bauweise Im gleichen Jahr liess er einen Medial Refraktor in den USA zum Patent anmelden Die Objektivlinse beim Medial Refraktor besteht aus Kronglas mit einem geringen Brechungsindex und ist schwach bikonvex geschliffen Hinter der Objektivlinse befindet sich eine Feldlinse die mit einem total reflektierenden Prisma verbunden ist Durch den Strahlengang im Prisma werden die Lichtstrahlen unterschiedlicher Farbe so gefuhrt dass sie an der folgenden Korrektionsoptik wieder vereint werden Ausserdem lenkt es den Lichtstrahl rechtwinklig ab was zu einer angenehmen Einblickposition fuhrt Auch die Feldlinse korrigiert die Farbabweichungen teilweise Das Licht trifft anschliessend auf einen Manginspiegel bestehend aus einem konvex konkaven Linsenpaar dessen hinterste Flache verspiegelt ist Vom Manginspiegel aus gelangt das Licht uber ein Okular zum Auge des Betrachters Beim Durchgang des Lichtes durch die optischen Anordnungen werden die verschiedenen Wellenlangenbereiche des Lichts wieder zu weissem Licht vereinigt Nachteilig ist dass die Konstruktion Lichtverluste von 0 2 bis 0 3 Grossenklassen verursacht Anwendungsgeschichte Bearbeiten1901 wurde erstmals ein grosserer Medial Refraktor hergestellt von der Firma Reinfelder amp Hertel in Munchen an der Urania Sternwarte in Berlin unter professionellen Bedingungen getestet und mit dem 30 cm Refraktor der Sternwarte verglichen Man lobte zwar die sehr gute Abbildungsqualitat jedoch wurde Lichtverlust durch die vielen Flachen das Teleskop hatte zehn lichtbrechende und zwei spiegelnde Flachen und das enge Gesichtsfeld bemangelt Daruber hinaus gab es erhebliche Schwierigkeiten ein Mikrometer an dem Gerat zu befestigen Schupmann erprobte zehn Jahre lang Verbesserungen bevor er sich an die Fertigung eines weiteren grossen Instruments traute In der Zwischenzeit gelang den Amerikanern George Ellery Hale und George Willis Ritchey am Mount Wilson Observatorium der Bau eines Reflektors von 1 5 m Durchmesser dessen Abbildungsqualitat alle vorhandenen Refraktoren ubertraf Damit stand fest dass zukunftig die grossen Observatorien der Welt mit Reflektoren ausgerustet wurden und Schupmanns System verlor an Bedeutung Zu Schupmanns Freunden gehorte Philipp Fauth der bedeutendste visuelle Beobachter des Mondes und Verfechter der Welteislehre 1911 liess Schupmann auf Fauths Wunsch einen Medial Refraktor mit 38 5 cm Offnung anfertigen Das Instrument zeigte eine hervorragende Abbildungsqualitat und wurde bis 1941 von Fauth zur Anfertigung von Mondkarten genutzt Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde es zerstort 1917 wurde ein etwas kleineres Modell mit 32 5 cm Offnung angefertigt das ausgiebig von den Mitarbeitern der Sternwarte Konigsstuhl getestet und ebenfalls als exzellent befunden wurde Das Gerat befindet sich heute auf der Universitatssternwarte Pfaffenwald Anton Kutter der Erfinder des Schiefspieglers baute drei Schupmann Mediale von 12 2 bis 27 cm Offnung Schupmanns Vorstellung war grosse Teleskope von mehr als 1 m Offnung fur den professionellen Bereich zu schaffen Dies liess sich jedoch nicht realisieren Trotz der guten Leistungen konnten sich die Medial Fernrohre letztendlich nicht durchsetzen Dies mag auch daran liegen dass zehn Monate nach Schupmanns Tod die Zeitschrift fur Instrumentenkunde uber die Teleskope berichtete Der Artikel der nicht mehr von Schupmann gegengelesen werden konnte war unverstandlich und enthielt zahlreiche Fehler In den USA existiert jedoch eine Fangemeinde von Amateurastronomen die Medial Fernrohre nach Schupmann selbst baut Der Rolfsche Refraktor in Rathenow auch Rathenower Refraktor ist ein Schupmann Medial Fernrohr mit 70 cm Offnung und einer Brennweite von 20 6 m Es wurde von dem Ingenieur und Hobbyastronomen Edwin Rolf von 1949 bis 1953 privat gebaut Das unter Denkmalschutz stehende renovierte Fernrohr befindet sich heute auf dem Gelande des Optikparks Rathenow Erst 50 Jahre spater wurden zwei grossere Fernrohre gebaut die die optische Konfiguration eines Schupmann Medials besitzen Es sind das schwedische 1 m Swedish Solar Telescope das 2002 auf der kanarischen Insel La Palma errichtet wurde und der amateurastronomische John Wall 30 inch Refractor in England Literatur BearbeitenLudwig Schupmann Die Medial Fernrohre Eine neue Konstruktion fur grosse astronomische Instrumente B G Teubner Leipzig 1899 K Graff Ueber das auf der Uraniasternwarte in Berlin ausgeprobte Medialfernrohr In Astronomische Nachrichten Bd 158 Nr 18 1902 ISSN 0004 6337 S 279 282 doi 10 1002 asna 19021581803 L Schupmann Das Medial Fernrohr zu Landstuhl In Astronomische Nachrichten Bd 196 Nr 8 1913 S 101 106 doi 10 1002 asna 19131960803 Susanne M Hoffmann Das Riesen Schupmannteleskop von Rathenow Hohepunkt oder Sackgasse der Technikgeschichte tredition Berlin 2015 ISBN 978 3 7323 4385 0 Weblinks BearbeitenEnglischsprachige Seite von Schupmann Fans Seite der Universitat Stuttgart zur Funktionsweise Website uber das schwedische 1 m Sonnenteleskop auf La Palma Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schupmann Medial Fernrohr amp oldid 237810957