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Schmock jidd שמא ק shmok ist ein aus dem Jiddischen stammendes Wort das entweder einen Tolpel bezeichnet oder einen unangenehmen Menschen mit weiteren bestimmten Eigenschaften meist einen Mann der gehobenen Gesellschaft Auch eine Verwendung im Sinne von leeres geschwollenes Gerede ist belegt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Charakterisierung 2 Ursprung 3 Wortfamilie 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 Siehe auch 7 WeblinksCharakterisierung BearbeitenJe nachdem welcher Typus gemeint ist ergeben sich unterschiedliche Charakterisierungen Der Tolpel handelt kurios oder extrem umstandlich und macht Dinge durch eine unabwendbare Kompliziertheit schwer oder gar nicht erreichbar was insgesamt normalerweise in einem belustigenden Schauspiel endet Spottische Bezeichnung fur einen extravertierten Menschen der sich einerseits in der Gesellschaft gut zurechtfindet andererseits entweder durch ein rechthaberisches belehrendes oder durch ein opportunistisches Verhalten negativ auffallt Der Schmock ist haufig eitel oder auch arrogant gleichzeitig aber weder besonders intelligent noch gutaussehend oder geistreich Sein Ausseres ist haufig ubertrieben modisch dabei allerdings unpassend Der Schmock ist verwandt mit dem Stereotyp des Snobs oder des Neureichen Ursprung BearbeitenDie Etymologie des Wortes bleibt letztlich ungeklart Einige Quellen leiten das Wort von einem jiddischen Wort schmo mit der Bedeutung Tolpel oder Idiot ab Im heutigen umgangssprachlichen Jiddisch bedeutet schmok sowohl Penis als auch Dummkopf Esel 2 Im deutschen Sprachraum taucht der Schmock laut dem Duden erstmals als Name einer Figur aus Gustav Freytags Lustspiel Die Journalisten von 1852 auf 3 und steht seither als eine mittlerweile veraltete Bezeichnung fur einen opportunistischen Zeitungsschreiber der jede Meinung vertritt wenn man ihn dafur bezahlt Er ist damit ein Gegenbild zum Ideal des nur der Wahrhaftigkeit verpflichteten Journalisten Tatsachlich ist der Ausdruck Schmock zwar durch Gustav Freytags Erfolgskomodie im deutschen Sprachraum sprichwortlich geworden die erste Erwahnung findet sich allerdings bereits ein Jahr zuvor in einem Artikel den der Freytag Freund Jacob Kaufmann 1814 1871 mit offenbar geringfugigen Erganzungen Freytags in dessen Zeitschrift Die Grenzboten unter dem Titel Das Ghetto von Prag veroffentlichte 4 Die als Schmock bezeichnete Person stellt bei Kaufmann keine per se negative oder lacherliche Gestalt dar Vielmehr handelt es sich um eine Aussenseiterfigur mit judischen Wurzeln der die Mehrheitsgesellschaft gleichermassen mit Mitleid sowie einem Gefuhl der Differenz begegnet Kaufmanns ambivalente Bestimmung des Schmocks als moderne Sozialfigur klingt zwar in Gustav Freytags Lustspiel noch in Ansatzen an gerat jedoch gegenuber der humoristischen Funktionalisierung der Figur sowie einer stereotypisierten mit antisemitischen Klischees arbeitenden Darstellung in den Hintergrund 5 Mit Verweis auf das Stuck von Gustav Freytag verwendet Friedrich Torberg in seinem Buch Die Tante Jolesch 6 Schmock als zumindest in der Prager Gesellschaft bekanntes Synonym fur Snob Karl Kraus lasst in seinem Mammutdrama Die letzten Tage der Menschheit den Dichter Ludwig Ganghofer auftreten Dieser war als hurrapatriotischer Kriegsberichterstatter im Ersten Weltkrieg eingesetzt Ihn lasst Kraus darauf anspielend sagen Erst war ich Schmock im Blatt Jetzt bin ich Schmock im Wald Jetzt find ich glanzend meinen Unterhalt In Bayern merken s nicht Wie sehr ich bin verschmockt Da merken s nur dass ich Bin blondgelockt 7 Auf das Prager Judentum als Vorlaufer fur den Gebrauch des Wortes weist Pfeifer 1996 hin dort habe der Ausdruck einen verschrobenen Phantasten bezeichnet 8 Der Ausdruck der Gelehrtheit oder Belesenheit findet besonders in donauschwabischen Regionen entlang des Sud Karpaten Gurtels Verwendung und hat hier durchaus eine negative Konnotation Wortfamilie BearbeitenNeben dem am weitesten bekannten Substantiv Schmock kommt auch das Adjektiv schmockisch oder schmocksch das Verb schmocken sowie das Partizipaladjektiv verschmockt vor Literatur BearbeitenPhilipp Bottcher Gustav Freytag Konstellationen des Realismus Berlin New York 2018 ISBN 978 3 11 053930 1 S 261 283 Einzelnachweise Bearbeiten Dieter E Zimmer Die Wortlupe Beobachtungen am Deutsch der Gegenwart Hoffmann und Campe Hamburg 2006 ISBN 3 455 09531 3 S 74 Da heisst es bezogen auf den Kulturjargon Was herauskommt ist der gleiche Schmock aber jetzt nicht mehr susslich sondern sauerlich Harry Chajim Bochner Solon Scholem Beinfeld Hrsg arumnemik jidisch englisch werterbuch Comprehensive Yiddish English Dictionary afn jessod fun jidisch franzejsisch werterbuch based on the Dictionnaire yiddish francais Paris Bibliotheque Medem 2002 fun by Yitskhok Niborski Berl Bernard Vaisbrod Schimen Simon Neuberg Indiana University Press Bloomington Indianapolis 2013 ISBN 978 0 253 00983 8 S 685 Duden Deutsches Universalworterbuch 6 uberarbeitete und erweiterte Auflage Dudenverlag Mannheim Leipzig Wien Zurich 2007 ISBN 3 411 05506 5 Vgl Philipp Bottcher Gustav Freytag Konstellationen des Realismus Berlin New York 2018 S 262 265 Vgl Philipp Bottcher Gustav Freytag Konstellationen des Realismus Berlin New York 2018 S 261 283 Friedrich Torberg Die Tante Jolesch Munchen 1977 dtv ISBN 3 423 01266 8 S 93 f Karl Kraus Die letzten Tage der Menschheit Tragodie in funf Akten mit Vorspiel und Epilog Hrsg von Christian Wagenknecht Suhrkamp Frankfurt am Main 1986 S 168 1 Akt 23 Szene Herbert Pfeiffer Das grosse Schimpfworterbuch Uber 10000 Schimpf Spott und Neckworter zur Bezeichnung von Personen Eichborn Frankfurt 1996 ISBN 3 8218 3444 7 Siehe auch BearbeitenJiddismus Schmoock BKS Weblinks BearbeitenChristoph Gutknecht Sprachgeschichte n Journalisten und andere Schmocks Eines der popularsten jiddischen Schimpfworter verdanken wir den Polen In juedische allgemeine de 30 September 2013 nbsp Wiktionary Schmock Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schmock amp oldid 238311688