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Als Schlacht um Schuscha 1992 wird die Eroberung der aserbaidschanischen Stadt Susa eingedeutscht Schuscha in Bergkarabach durch armenische Streitkrafte am 9 Mai 1992 bezeichnet In der aserbaidschanischen Geschichtsschreibung wird dieses Ereignis als Besetzung von Susa aserbaidschanisch Susanin isgali in der armenischen Historiographie als Befreiung von Schuschi armenisch Շուշիի ազատագրումը Schuschii asatagrumy gefuhrt Im Zuge des erneuten Ausbruchs des Bergkarabachkonflikt 2020 wurde die Stadt von der aserbaidschanischen Armee zuruckerobert Ein wiederhergestellter armenischer T 72 Panzer steht als Denkmal auf einem Hugel an der Strasse die von Stepanakert nach Susa fuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Angriff und Einnahme 3 Folgen und internationale Reaktionen 4 Literatur und EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenMit dem Zerfall der Sowjetunion Ende 1991 trat die seit Jahren eskalierende armenisch aserbaidschanische Auseinandersetzung in ihre kriegerische Phase ein Zu Sowjetzeiten galt Susa als einzige grosse aserbaidschanische Enklave innerhalb des mehrheitlich von Armeniern bevolkerten Autonomen Gebiets Bergkarabach das wiederum zur Aserbaidschanischen Sozialistischen Sowjetrepublik gehorte Von den 17 Tausend Einwohnern die die Stadt vor dem Sturm der Armenier zahlte waren 98 Prozent Aserbaidschaner 1 Die armenische Bevolkerung der Stadt war bereits zuvor im September 1988 vertrieben worden 2 Bereits ab Anfang 1991 befand sich die Stadt mit einigen Hundert Verteidigern in armenischer Einkesselung und war praktisch von der Aussenwelt abgeschnitten Zum Zeitpunkt des Angriffs war Elbrus Orudschow Militarkommandant von Susa auf aserbaidschanischer Seite Seit Oktober 1991 nahmen aserbaidschanische Einheiten von der 1300 Meter uber dem Meeresspiegel gelegenen Stadt die tiefer liegende und nur 5 bis 7 Kilometer nordliche befindliche Hauptstadt Stepanakert aserbaidschanisch Xankendi unter anderem auch mit Grad Raketen unter Beschuss Durch den kontinuierlichen Beschuss hatte sich die Einwohnerzahl Stepanakerts bis Mai 1992 von ursprunglich 70 000 auf nur noch 20 000 reduziert 3 Die Einnahme der Stadt war daher von entscheidender strategischer Bedeutung fur die armenische Seite Angriff und Einnahme Bearbeiten nbsp Die nach Susa fuhrende Strasse wo das Treffen zwischen Awscharjans und Agarunows Panzern stattfand Gemass Ara Sahakjan dem ehemaligen Vize Parlamentssprecher Armeniens liebaugelte der Sicherheitsrat Armeniens seit geraumer Zeit mit dem Gedanken Susa zu besetzen um die Kontrolle uber den Latschin Korridor zu erlangen und die direkte Landverbindung zwischen Armenien und Bergkarabach herzustellen 4 Eine umfassende militarische Unterstutzung erhielt dabei Armenien von Russland 5 Der Angriffsplan zur Eroberung der Stadt bekam den Namen Hochzeit in den Bergen und wurde vom General Arkadi Ter Tadewosjan der bereits zuvor am Massaker von Chodschali mitwirkte entworfen Der spatere Prasident Armeniens Robert Kotscharjan nahm ebenfalls an der Operation teil Die Aserbaidschaner wurden bei der Verteidigung der als uneinnehmbar geltenden Festungsstadt Susa von einem Bataillon tschetschenischer Freiwilligen unter Fuhrung des islamistischen Terroristen Schamil Bassajew unterstutzt 6 In der Nacht zum 8 Mai 1992 ersturmten armenische Einheiten die Stadt Die Schlacht dauerte einen Tag lang und forderte bis zu 300 Tote Unter den Gefallenen war auch der judischstammige Panzerkommandant Albert Agarunov der posthum zum Nationalhelden Aserbaidschans erklart wurde 7 Die mangelnde Organisation der Verteidigung das Fehlen einer einheitlichen Armeefuhrung und die politischen Machtkampfe in Baku besiegelten das Schicksal von Susa Laut aserbaidschanischen Augenzeugen habe das armenische Militar beim Beschuss der Stadt gezielt auch zivile Objekte ins Visier genommen 8 Nach der Besetzung wurde die Stadt geplundert und in Brand gesteckt 9 Folgen und internationale Reaktionen BearbeitenDie Besetzung von Susa durch armenische Separatisten traf den damaligen Prasidenten Armeniens Lewon Ter Petrosjan zu einem ungunstigen Zeitpunkt Zusammen mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Jagub Mammadow befand sich dieser in Teheran Das Ziel war die Gesprache uber ein gemeinsames Kommunique zu fuhren welches die Grundprinzipien des Friedensabkommens zwischen Armenien und Aserbaidschan hatte festlegen sollen Doch bereits bei der Abreise aus Teheran erfuhr Mammadow uber die Besetzung von Susa durch Armenier Somit waren die Vermittlungsbemuhungen Irans zum Scheitern verurteilt 10 Dies fuhrte zu einem diplomatischen Skandal und einer ernsthaften Abkuhlung der Beziehungen zwischen Jerewan und Teheran Der Fall der strategisch wichtigen Festung verscharfte die politischen Turbulenzen in Baku immer weiter Die Parteien begannen mit Vorwurfen der gegenseitigen Inkompetenz und des Verrats auszutauschen Der Verteidigungsminister Aserbaidschans Rahim Gasijew wurde des Hochverrats und der Ubergabe der Stadt an den Feind beschuldigt und zum Tode verurteilt Spater wurde diese Entscheidung in lebenslange Haft umgewandelt 2005 wurde er begnadigt und auf freien Fuss gesetzt 11 Eine der verheerenden Folgen fur Aserbaidschan war ausserdem die Besetzung der Stadt Lacin nur 10 Tage nach dem Verlust von Susa welche den ersten Landweg von Armenien nach Bergkarabach eroffnete und dessen Blockade aufhob Auf einer ausserordentlicher Sitzung der turkischen Regierungsmitglieder nannte der turkische Premierminister Suleyman Demirel die Annexion von Susa als einen weiteren Akt des armenischen Terrorismus gegen Aserbaidschaner Er betonte die Turkei konne nicht mehr in der Rolle eines externen Beobachters bleiben Die Stimmen wurden lauter Ankara musse an der Seite Aserbaidschans militarisch eingreifen 12 Doch der Oberbefehlshaber der GUS Streitkrafte Marschall Jewgeni Schaposchnikow warnte vor der Intervention einer dritten Partei ins Kriegsgeschehen die zu unvorhersehbaren Folgen fuhren konne 13 Literatur und Einzelnachweise Bearbeiten Elchin Amirbayov Shusha s Pivotal Role in a Nagorno Karabagh Settlement PDF Harvard University Caspian Studies Program Policy Brief No 6 2001 abgerufen am 6 Januar 2020 englisch Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan through Peace and War Hrsg New University Press 2013 S 47 englisch Rachel Denber Robert K Goldman Bloodshed in the Caucasus escalation of the armed conflict in Nagorno Karabakh Hrsg Human Rights Watch 1992 S 34 englisch Tatul Akopyan Karabahskij dnevnik zelyonoe i chyornoe ili ni vojny ni mira Antares Erevan 2010 ISBN 978 9939 51 170 2 russisch Drobizheva Leokadia Rose Gottemoeller Catherine McArdle Kelleher Ethnic Conflict in the Post Soviet World Case Studies and Analysis M E Sharpe New York 1998 ISBN 978 1 56324 741 5 englisch Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan through Peace and War Hrsg New University Press 2013 S 179 181 englisch Albert Agarunov nacionalnyj geroj Azerbajdzhana 4 April 2018 abgerufen am 6 Januar 2020 russisch Rachel Denber Robert K Goldman Bloodshed in the Caucasus escalation of the armed conflict in Nagorno Karabakh Hrsg Human Rights Watch 1992 S 31 englisch Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan through peace and war New York University Press New York London 2003 S 190 191 Tomas de Vaal Glava 11 Avgust 1991 maj 1992 gg Nachalo vojny In Glavy iz russkogo izdaniya knigi Chernyj sad 11 Juli 2005 abgerufen am 6 Januar 2020 russisch V Azerbajdzhane pomilovany politzaklyuchennye 21 Marz 2005 abgerufen am 6 Januar 2020 russisch Demoyan Gajk Turciya i Karabahskij konflikt v konce XX nachale XXI vekov Istoriko sravnitelnyj analiz Erevan 2006 russisch Carey Goldberg Moscow Sees War Threat if Outsiders Act in Karabakh In Los Angeles Times 21 Mai 1992 abgerufen am 6 Januar 2020 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht um Schuscha 1992 amp oldid 211935210