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Die Schlacht an der Jakobsfurt einer Furt uber den Jordan auf dem Gebiet des heutigen Israel dauerte vom 24 bis zum 30 August 1179 Sie markierte den Wendepunkt bei der Ruckeroberung des Heiligen Landes durch die Truppen Saladins 1 Saladins Truppen nahmen im Verlauf dieser Schlacht die noch im Bau befindliche Kreuzfahrerburg Chastellet du Gue de Jacob ein und zerstorten sie bis auf die Grundmauern Mit dem Bau der Burg die den Ubergang uber den Jordan kontrollieren sollte war erst 1178 begonnen worden Schlacht an der JakobsfurtLuftaufnahme der Kreuzfahrerburg Chastellet du Gue de Jacob von der sudlichen SeiteDatum 24 bis 30 August 1179Ort Jakobsfurt im heutigen IsraelAusgang Sieg der AyyubidenKonfliktparteienKonigreich Jerusalem Templerorden AyyubidenBefehlshaberBalduin IV Saladin Salah ad Din Truppenstarkecirca 1500 unbekanntVerluste800 getotete Kombattanten 700 in Gefangenschaft unbekanntKonflikt zwischen Kreuzfahrern und Ayyubiden 1177 1187 Montgisard Jakobsfurt Karak Cresson Hattin Jerusalem Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Strategische Bedeutung 3 Chastellet an der Jakobsfurt 4 Die Schlacht bei der Jakobsfurt und der Sieg Saladins 5 Nach der Schlacht 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte BearbeitenDer seit 1169 in Agypten regierende kurdische Feldherr Saladin war einer der machtigsten Gegner der Kreuzfahrerstaaten Nach der erfolglosen Belagerung von Gaza im Jahr 1170 und Vorstossen in den Jemen errang Saladin 1174 die Herrschaft uber Damaskus 2 Zur selben Zeit erodierte die Fuhrungskraft der Franken da 1174 der Konig von Jerusalem Amalrich I verstarb Sein noch minderjahriger Sohn Balduin IV der daraufhin den Thron bestieg konnte nur eingeschrankt den Regierungsgeschaften nachgehen 3 Innere Machtstreitigkeiten uber die zukunftige Thronfolge banden zusatzliche Krafte weil Balduin IV wegen einer Lepraerkrankung als heiratsunfahig galt Die Aussichten Saladin wirksam entgegenzutreten waren unter diesen Umstanden gering 4 Trotzdem konnte Balduin IV zunachst am 25 November 1177 bei Montgisard einen grossen Sieg in der Schlacht erringen in dessen Folge Saladin die Flucht nach Agypten antrat und von dort erst im Spatfruhling 1178 nach Damaskus zuruckkehrte um mit dem dortigen Heer frankische Gebiete unter Druck zu setzen 5 Er wollte nach den Lehren von Montgisard nicht mehr die im Kampf uberlegene frankische Truppe im Herzen des Konigreichs Jerusalem angreifen sondern stattdessen entfernte Frontstellungen und schwach verteidigte Burgen der Franken bedrangen Die Franken dagegen trachteten danach eigene Frontlinien auszubauen und feindliches Territorium zu uberfallen um so der militarischen Bedrohung durch die Muslime zu begegnen Dazu gehorte es auch dicht an muslimisch beherrschten Gebieten schnell neue Kreuzfahrerburgen zu errichten 6 Strategische Bedeutung BearbeitenHauptzweck der Kreuzfahrerburgen war die Absicherung der von den Franken eroberten Gebiete an strategisch gunstigen Stellen Zu diesen gehorten insbesondere die wenigen Furten uber den Jordan die fur eine heranruckende Streitmacht gangbar waren ansonsten war der Fluss eine naturliche Verteidigungslinie Gerade die nordlich des Sees Genezareth gelegene Jakobsfurt die fur die Kreuzfahrer zudem religiose Bedeutung besass da nach biblischer Uberlieferung Jakob seinen Bruder Esau an dieser Stelle getroffen hatte 7 war in mehrfacher Hinsicht von strategischer Bedeutung Zum einen lag sie nur eine Tagesreise von Damaskus entfernt und bedrohte somit das dort von Saladin stationierte Heer Zum anderen lag die Furt auf einem der Hauptwege von Damaskus nach Akkon Daher konnte eine Kontrolle der Furt die Kommunikation zwischen Damaskus und Saladins Hauptstutzpunkten in Agypten empfindlich beeintrachtigen 7 Deren wirksame Kontrolle hatte uberdies ein schnelles Eindringen feindlicher Krafte in Galilaa verhindert und die sudwestlich gelegene Templerburg Safed vor einer direkten Bedrohung geschutzt Chastellet an der Jakobsfurt Bearbeiten nbsp Unbearbeitete Steine deuten auf eine Fertigstellung der Mauer in grosser Eile hinDie Planungen den Ubergang an der Jakobsfurt mit einer machtigen Kreuzfahrerburg nach den damals modernsten Massstaben zu sichern wurden von Balduin IV ab dem Jahre 1178 mit grosser Anstrengung vorangetrieben 8 Nach Wilhelm von Tyrus versuchte Balduin seit dem Oktober 1178 unter Einsatz eines Grossteils des Jerusalemer Heeres und noch vor der Mobilisierung von Saladins Truppen in Damaskus das Westufer des Jordans mit der neu gegrundeten Burg Chastellet zu sichern Auf einem kleinen Hugel gelegen mit dem Haupttor zur Sudseite und drei weiteren Toren zu den anderen Seiten sollte die Burg vermutlich eine doppelte Ummauerung erhalten 9 Vorbildcharakter bei den Planungen durfte die uneingenommene Festung Krak des Chevaliers gehabt haben die mit ihren Verteidigungsturmen und ihrer kaum zu erobernden doppelten Ummauerung als eine der bestgeschutzten Festungen galt Das Chastellet an der Jakobsfurt wurde jedoch nie fertiggestellt da Saladin die von ihr ausgehende Bedrohung erkannte und rechtzeitig Gegenmassnahmen ergriff Zwar wird im mittelalterlichen Bericht des Wilhelm von Tyrus behauptet die Festung sei etwa sechs Monate nach Baubeginn fertiggestellt gewesen jedoch stutzen neuere archaologische Untersuchungen diese Darstellung nicht Vielmehr deuten sie darauf hin dass die unfertige Burg vor der Belagerung durch Saladins Truppen nur notdurftig und in grosser Eile befestigt wurde 8 Dass sie mehrere Verteidigungsturme und eine zweite Mauer besessen hatte konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden es erscheint in Anbetracht der Bauzeit auch als unwahrscheinlich Zur Zeit der Belagerung stand vermutlich nur ein Turm 10 Die Schlacht bei der Jakobsfurt und der Sieg Saladins BearbeitenBevor Saladin sich zu einer direkten Konfrontation mit dem an der Jakobsfurt stationierten Heer entschloss die ihn vielleicht hohe Verluste gekostet hatte versuchte er auf diplomatischem Wege Balduin IV vom weiteren Ausbau der Festung abzubringen Eine vollstandig ausgebaute Festung wie Krak des Chevaliers ware eine ernsthafte Bedrohung sowohl fur Damaskus als auch fur den weiteren Fortgang der Eroberungen gewesen deshalb versuchte Saladin Balduin IV mit dem Angebot hoher Geldsummen von diesem Bauvorhaben abzubringen Ein erstes Angebot von 60 000 Dinaren lehnte Balduin ab worauf Saladin die Summe auf 100 000 Dinar erhohte 10 Als auch dieses Angebot von Balduin abgelehnt wurde entschloss sich Saladin so schnell wie moglich mit seinen Truppen aus Damaskus anzugreifen und die Burg zu belagern Nach der Erfahrung bei Montgisard scheute Saladin einen Frontalangriff auf das vollstandig versammelte Jerusalemer Heer In den Monaten vor der eigentlichen Belagerung versuchten deshalb beide Seiten die Starke des Gegners auf die Probe zu stellen indem sie kleinere Kampfhandlungen im Umland austrugen 11 Ende April 1179 unternahm Saladin zum ersten Mal den Versuch die an der Jakobsfurt gelegene Burg Chastellet zu belagern musste jedoch wegen starker Gegenwehr bereits nach wenigen Tagen den Ruckzug in sein vor Banyas gelegenes Feldlager antreten Von dort aus unternahm er Uberfallangriffe auf die Nahrungsmittelversorgung in Galilaa und den Libanon 12 Balduin sammelte sein Heer und versuchte Saladin daran zu hindern musste jedoch in zwei Schlachten so grosse Verluste hinnehmen dass er sich nach Jerusalem zuruckzog um sein Heer neu aufzustellen So war beispielsweise der Grossmeister des Templerordens Odo von St Amand zusammen mit 270 Tempelrittern gefangen genommen worden 13 Dieses Zeitfenster nutzte Saladin um die Burg Chastellet einzunehmen noch vor dem Eintreffen von Balduins Heer das von der nahe gelegenen Stadt Tiberias am See Genezareth mit Truppenverstarkung angreifen sollte Am 24 August 1179 attackierte Saladin mit einem grossen Heer aus Damaskus die mit dem Bau beschaftigten Arbeiter von Chastellet Schatzungen zufolge verschanzten sich daraufhin 1500 Mann des Jerusalemer Heeres in der noch unfertigen Burg und leisteten den Truppen Saladins mittels Fernkampfeinheiten Widerstand 14 Noch nicht fertiggestellte Mauerbereiche wurden dazu notdurftig verbarrikadiert Saladin begann die Belagerung und liess die Franken in der Burg von arabischen Bogenschutzen die ostlich und sudlich der Burg Stellung nahmen mit einem Pfeilregen eindecken Auf der Ostseite des Jordans liess er ein Zeltlager errichten um einerseits Holz fur die Belagerung zu sammeln und anderseits die Burg mit schweren Belagerungswaffen zu beschiessen 15 Wahrend sich die Franken innerhalb der Burg verschanzten unterminierten die muslimischen Truppen die Mauer auf der Nordostseite Nach einem gescheiterten ersten Versuch bei dem der in kurzester Zeit angelegte Tunnel noch nicht lang und breit genug gewesen war liess Saladin die holzernen Stutzbalken des Tunnels in Brand stecken woraufhin dieser beim zweiten Versuch mitsamt der daruber stehenden Mauer einsturzte 13 Zur schnellen Loschung des ersten Brandes hatte Saladin jedem Wassertrager einen Dinar fur jede Wasserladung versprochen denn die Zeit drangte Balduin IV war bereits mit einem grossen Heer unterwegs 16 Nach nicht einmal funftagiger Belagerung gelang es am 29 August 1179 dem arabischen Heer schliesslich durch die geschlagene Mauerbresche in die Festung einzudringen und die dortigen Franken noch vor Ankunft der Verstarkung aus Tiberias zu uberwaltigen 1 Man nimmt an dass im Verlauf der Schlacht etwa 800 Franken getotet und 700 gefangen genommen wurden darunter auch viele Handwerker am Burgbau 1 Wie hoch die Verluste auf Seiten der Truppen Saladins waren ist bis heute unbekannt Nach der Schlacht BearbeitenEin grosser Teil der gefangengenommenen Franken wurde von Saladin hingerichtet der sonst einen eher milden Umgang mit Gefangenen pflegte Gerade Fernkampfer konnten von Saladin kein gnadiges Urteil erwarten da sie der muslimischen Seite die grossten Verluste beigebracht hatten Saladin vernahm die Gefangenen personlich und verurteilte neben frankischen Kampfern auch Muslime zum Tode die zum Christentum konvertiert waren und den Templern geholfen hatten 1 Um die Festung unbrauchbar zu machen liess er die Leichen seiner Feinde mitsamt den getoteten Pferden in den Burgbrunnen werfen und so dessen Wasser vergiften 1 Die Mauern der Burg liess er schleifen den Rest in Brand setzen So erkannte die heranruckende Verstarkung aus Tiberias die sechs Stunden zu spat kam um noch wirksam in die Schlacht einzugreifen 17 schon von fern deren Ausgang und kehrte um Balduin IV erlebte den Verlust von Chastellet als eine grosse personliche Niederlage Einen weiteren Versuch die Jakobsfurt zu befestigen unternahm er nicht mehr Literatur BearbeitenRonnie Ellenblum Frankish Rural Settlement in the Latin Kingdom of Jerusalem Cambridge University Press Cambridge u a 1998 ISBN 0 521 52187 4 S 270 277 David Nicolle Crusader Castles in the Holy Land 1097 1192 Fortress 21 Osprey Oxford 2004 ISBN 1 84176 715 8 S 53 56 Joshua Prawer The Latin Kingdom of Jerusalem European colonialism in the Middle Ages Weidenfeld and Nicolson London 1972 ISBN 0 297 99397 6 Weblinks BearbeitenHomepage des Vadum Jacob Research Projects BBC Time Watch Dokumentarfilm von Thomas AsbridgeEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 273 Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge Kohlhammer Urban Taschenbucher Bd 86 10 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 018679 5 S 151 152 Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge Kohlhammer Urban Taschenbucher Bd 86 10 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 018679 5 S 156 157 Hans Eberhard Mayer Geschichte der Kreuzzuge Kohlhammer Urban Taschenbucher Bd 86 10 vollig uberarbeitete und erweiterte Auflage Kohlhammer Stuttgart 2005 ISBN 3 17 018679 5 S 160 161 Steven Runciman Geschichte der Kreuzzuge dtv 4670 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1995 ISBN 3 423 04670 8 S 718 719 Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 262 a b Malcolm Barber Jacob s Ford In Alan V Murray The Crusades An Encyclopedia Band 2 D J ABC CLIO Santa Barbara CA u a 2006 ISBN 1 576 07862 0 S 649 a b Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 264 Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 264 265 a b Thomas Asbridge The Crusades War for the Holy Land Simon amp Schuster London 2010 ISBN 978 0 7432 6860 8 S 312 Steven Runciman Geschichte der Kreuzzuge dtv 4670 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1995 ISBN 3 423 04670 8 S 719 720 Steven Runciman Geschichte der Kreuzzuge dtv 4670 Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1995 ISBN 3 423 04670 8 S 720 a b Thomas Asbridge The Crusades War for the Holy Land Simon amp Schuster London 2010 ISBN 978 0 7432 6860 8 S 313 Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 271 273 Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 271 Ronnie Ellenblum Crusader Castles and Modern Histories Cambridge University Press Cambridge u a 2007 ISBN 0 521 86083 0 S 272 Thomas Asbridge The Crusades War for the Holy Land Simon amp Schuster London 2010 ISBN 978 0 7432 6860 8 S 314 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht an der Jakobsfurt amp oldid 227853677