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Das Schlossel in Dossenheim im Rhein Neckar Kreis war ein reprasentatives von einem Park umgebenes Barockgebaude aus dem 18 Jahrhundert sudwestlich der Evangelischen Kirche Es wechselte mehrfach den Besitzer bevor es ab etwa 1920 als Armenhaus genutzt und 1929 von der Gemeinde erworben wurde Zur NS Zeit wurden in dem Gebaude ein Kindergarten und in einem Nebengebaude ein HJ Heim eingerichtet Das Gebaude blieb Kindergarten bis 1968 und wurde 1970 abgerissen An der Stelle des Gebaudes befindet sich heute die Wohnsiedlung Stadthauser Schlossel Das gelegentlich auch als altes Schlossel bezeichnete Gebaude ist nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls in Dossenheim liegenden Alten Schlossel einer traditionellen Bezeichnung fur die so genannte Kronenburg Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Einzelnachweise 4 LiteraturGeschichte BearbeitenUber den Ursprung des Gebaudes gibt es unterschiedliche Angaben Eine Quelle nennt einen Dr Israel als moglichen Erbauer und gibt das Baujahr 1722 an 1 wahrend man in den 1930er Jahren der Annahme war dass das Gebaude von einer wohlhabenden Hugenottin erbaut wurde 2 Die ersten Hugenotten in Dossenheim nach dem Dreissigjahrigen Krieg sind 1654 belegt 3 Im fruhen 19 Jahrhundert befand sich das Gebaude im Besitz der Eheleute Albert 1776 1856 und Maria Lorenz 1763 1850 die in Dossenheim reich begutert waren und aus deren Nachlass Stiftungen fur eine neue Kirchenorgel und zum Bau der neogotischen Friedhofskapelle ergingen Die Grabsteine jener Eheleute bilden heute die altesten Grabmale auf dem Dossenheimer Friedhof 4 Anschliessend war das Gebaude ab etwa 1870 im Besitz eines Herrn Schmich Hierbei handelt es sich entweder um einen Husarenmajor 5 oder um einen der beiden Burgermeister Jakob Schmich und Johann Philipp Schmich 4 Von jenem Herrn Schmich kam das Gebaude an den Ratsschreiber Karl Weiss und von diesem 1919 an einen Major Freyer 4 Das Dossenheimer Wohnungsamt beschlagnahmte Raume im Freyer schen Anwesen fur Wohnzwecke nach der Wohnungsmangelverordnung und brachte darin sozial schwache Personen unter Im Januar 1929 erwarb die Gemeinde Dossenheim das Anwesen 6 Die Personen die im Schlossel einquartiert waren wurden mehrfach aktenkundig So wurde bei einem Nachbarschaftsstreit im Marz 1930 ein Bewohner von einem anderen mit der Schrotflinte angeschossen 7 Oft blieben auch die Mietzahlungen aus oder wurde Mull und Unrat im Haus gelagert 6 Die Gemeinde erwog daher bereits im September 1929 wieder den Verkauf des Anwesens und die Parzellierung des zugehorigen grossen Hausgartens in Bauplatze 6 Das Badische Vermessungsamt in Heidelberg war jedoch der Ansicht dass das Gebaude bei einer etwaigen Ausbesserung und farbigen Gestaltung eines der schonsten Ortsbilder Dossenheims darstellt und der Garten daher nicht mit wesensfremden Bauten uberbaut werden durfe 6 Auch das Bezirksamt schloss sich der Meinung des Vermessungsamtes an und untersagte eine Parzellierung 6 Das Gebaude blieb weiterhin Armenhaus zwischenzeitlich neu aufgekommene Ausbauplane fur die historischen Scheunen und Schuppen wurden wieder verworfen 6 Dem NS Burgermeister von Dossenheim war das Armenhaus von 1933 an ein Dorn im Auge und er versuchte die Bewohner anderweitig unterzubringen was vorerst nicht gelang Stattdessen wurde 1935 der zum Schlossel gehorige Holzschuppen zu einem HJ Heim ausgebaut Das Schlossel selbst wurde 1937 nachdem man die bisherigen Bewohner umquartiert hatte zu einem NSV Kindergarten umgebaut Der Kindergarten bezog im Wesentlichen nur das Erdgeschoss wahrend man das Obergeschoss ebenfalls fur Zwecke der HJ und des BDM hergerichtet hat Der Keller wurde zum Luftschutzraum umgebaut Im seitlichen Anbau an das Gebaude befanden sich unten eine Kuche im Obergeschoss zwei Wohnungen fur NS Schwestern Die Freiflachen wurden mit terrassenformigen Rasenflachen Liegehalle Sandkasten und Planschbecken versehen 8 Im Mai 1938 wurde das Gebaude unter Anwesenheit von Kreisleiter Seiler Gauamtsleiter Dinkel und weiterer Honoratioren seiner neuen Bestimmung ubergeben 9 Das Gebaude hat den Zweiten Weltkrieg unbeschadet uberdauert 1945 hat es die Gemeinde dem Diakonissen Verein angeboten der es weiterhin als Kindergarten nutzte zumal Gebaude und Freiflachen ja erst kurz zuvor umfassend renoviert worden waren 10 Mit der Erschliessung von Neubaugebieten nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Anzahl der Kindergartenkinder gleichzeitig dehnte sich Dossenheim weit vom Schlossel entfernt aus so dass viele Kinder den gesamten Ort durchqueren mussten um zum Schlossel zu gelangen Die evangelische Kirchengemeinde plante daher einen neuen zentral gelegenen Kindergarten am Kronenburger Hof Als dieser 1968 bezogen wurde gab man den Kindergartenbetrieb im Schlossel auf 11 Die Gemeinde gab das Gebaude im Zuge des Ausbaus der Dossenheimer Hauptstrasse noch im selben Jahr zum Abriss frei 12 Abgerissen wurde es dann 1970 13 Mit dem Abriss des Schlossels sollte nicht nur die Moglichkeit zur Verbreiterung der Hauptstrasse geschaffen werden sondern sollten auch Bauplatze fur moderne Wohngebaude entstehen Allerdings scheiterte die Bebauung knapp zwei Jahrzehnte an Nachbarschaftsinteressen Statt der Wohnbebauung entstand an der Stelle des Gebaudes zunachst nur ein Parkplatz 12 Erst ab 1989 entstand dann nach Planen des Architekten Ludwig Kletschke die heutige Bebauung der Stadthauser Schlossel im Winkel von Hauptstrasse und Wilhelmstrasse Der Innenhof des Quartiers wurde Kirchplatzl genannt 14 Beschreibung BearbeitenGemeinsam mit der Evangelischen Kirche und dem ebenfalls barocken Pfarrhaus bildete das Schlossel einst ein reprasentatives Ensemble in Dossenheim 15 Das Schlossel war ein eingeschossiges siebenachsiges Gebaude mit Mansarddach Die nach Westen hin liegende Hauptfassade war nicht symmetrisch gegliedert so dass Haustur und Fenster im Erdgeschoss in keinem regelmassigen Verhaltnis zueinander standen Auch die sieben nach Westen hin liegenden Fenster des Mansarddaches waren unsymmetrisch angeordnet Im Erdgeschoss und Dachgeschoss gab es jeweils sechs Raume 8 Spatestens ab dem Umbau zum Kindergarten 1937 38 wurde das Gebaude mit Kachelofen beheizt 8 Einzelnachweise Bearbeiten Dossenheim 1966 S 102 Volksgemeinschaft Heidelberger Beobachter 14 April 1938 Burgermeisterbericht von 1937 zitiert nach Burkhart 1996 S 51 a b c Burkhart 1996 S 51 Dossenheim 1929 S 52 Volksgemeinschaft Heidelberger Beobachter vom 14 April 1938 a b c d e f Gauss 1996 S 60 Gauss 1996 S 63 64 a b c Burkhart 1996 S 54 Burkart 1996 S 55 Gauss 1996 S 64 Gauss 1996 S 65 a b Gauss 1996 S 66 Burkart 1996 S 49 Gauss 1996 S 60 Gauss 1996 S 68 Gauss 1996 S 59 Literatur BearbeitenHeimatverein Dossenheim Hrsg Dossenheim Eine traditionsreiche Bergstrassengemeinde im Wandel ihrer Geschichte Dossenheim 1984 S 101 Christian Burkhart Dokumentation zum Dossenheimer Schlossel wahrend des Dritten Reiches in Heimatverein Dossenheim Heft 15 1995 Dossenheim 1996 S 49 58 Werner Gauss Wohnanlage Stadthauser Schlossel die altere und jungere Geschichte eines besonderen Wohnquartiers im Ortskern von Dossenheim in Heimatverein Dossenheim Heft 15 1995 Dossenheim 1996 S 59 69 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlossel Dossenheim amp oldid 195737032