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Schindelfabrik ist der Titel eines Landschaftsgemaldes mit Staffage zu dem die russische Malerin Marianne von Werefkin in Oberau an der Loisach Skizzen anfertigte 1 Das daraufhin entstandene Bild wurde 1958 2 von dem damaligen Museumsdirektor Clemens Weiler von der Fondazione Marianne Werefkin fur das Museum Wiesbaden erworben Es tragt die Inventar Nummer M 774 Marianne von Werefkin Schindelfabrik Inhaltsverzeichnis 1 Technik Masse und Titel 2 Bildbeschreibung 3 Oberstdorf oder Oberau 4 Literatur 5 EinzelnachweiseTechnik Masse und Titel BearbeitenDie Malerei des Gemaldes ist eine Mischtechnik auf Malpappe 3 Die Farbe besteht im Wesentlichen aus Tempera 4 Die Masse des Hochformats betragen 105 80 cm Zu dem Gemalde existieren zwei Bleistiftzeichnungen 5 und eine Gouache 6 Letztere ist beschriftet Schindelfabrik 1910 An welchem Ort die Skizzen entstanden ist nicht verzeichnet Bildbeschreibung Bearbeiten Bei der Schindelfabrik handelt es sich um ein Motiv vor dem Werefkin und Alexej Jawlensky gemeinsam arbeiteten Die Baronin behandelte es als Gemalde nur einmal Fur Jawlensky dagegen wurde es zu einem Sujet das er in der Folgezeit immer wieder aufgriff und neu formulierte Werefkin machte daraus ein Landschaftsbild das sie ikonologisch bedeutungsvoll in das der Landschaft wesensfremde Hochformat brachte Das Bild ist voller Gegensatzlichkeiten Die Berge mit hellen Gipfeln erwecken Sehnsucht oder Fernweh und ziehen den Betrachter an Der dunkle Berg links wirkt wie eine schwere Last die die beiden Bauten unter ihm zu erdrucken droht Er wird durchbohrt von der aufwarts zum Himmel fahrenden Vertikale eines rotorangenen Schornsteins Dieser scheint mit einem schwarzen Deckel verschlossen zu sein Kein Rauch entsteigt dem Schlot der auf Leben in den Fabrikgebauden hindeuten konnte Alle Offnungen der Hauser sind verschlossen oder verschanzt Selbst die grossen Rohren im Vordergrund die ihre Funktion darin haben dass sie einen Durchlass gewahren liegen quer Sie halten den Blick des Betrachters ins Bild der Werefkin auf Wo auch immer das Auge versucht in die Bildtiefe einzudringen wird er gebremst So konnte ein Weg den Betrachter in das rechte Gebaude hineinfuhren Doch ein Arbeiter kommt ihm entgegen um sich ihm zugleich durch Haltung und Geste zu verschliessen Schwer zu deuten ist dass Werefkin den Arbeiter dem Bildbetrachter die Zunge entgegenstrecken lasst Hinter ihm ist der hochrechteckige Einlass zu dem Fabrikgebaude verbarrikadiert Zwar gluht ein machtiger Haufen von rotgelben Schindeln rechts im Bild und verspricht an van Goghs Maltechnik erinnernd Vitalitat Das Gelb des fensterlosen Baus links erscheint dagegen kalt und leblos 7 Oberstdorf oder Oberau BearbeitenLange Jahre vermutete man die Schindelfabrik stelle eine Situation in Oberstdorf 8 dar wo sich Werefkin und Jawlensky mit der Familie Kardowsky trafen Abgesehen davon dass die beiden Kunstlerpaare Oberstdorf erst 1912 9 besuchten hat man ubersehen dass Jawlensky ebenfalls sehr ahnlich im Motiv wie Werefkins Schindelfabrik 1910 zweimal eine Fabrik mit hochaufragendem roten Schornstein malte 10 Die eine ist betitelt Oberau Fabrik sowohl im Werkverzeichnis von Weiler 11 als auch in dem spateren des Jawlensky Archivs 12 Bei ihr handelt es sich um die 1889 gegrundete Fabrik des Oberauer Andreas Kienzerle der im Ersten Weltkrieg gefallen ist 13 Die Berge im Hintergrund gehoren zu den Ammergauer Bergen Die Fabrik wie sie in Oberau nur hiess wurde inzwischen nach mehreren Branden im Jahre 1999 weitgehend abgerissen 14 Als sich Werefkin mit Jawlensky und Sohn Andreas Wassily Kandinsky und Gabriele Munter 15 von Mitte August bis zum 30 September 16 1908 in Murnau aufhielten fuhrten sie Ausfluge 17 mit der Kutsche zu Dorfern in der Umgebung 18 oder per Bahn unter anderem nach Oberau 19 Damals schon war Wassily Kandinsky von der Fabrik des Kienzerle fasziniert Auf seinem Gemalde Herbststudie bei Oberau 20 von 1908 zeigt er in Fernsicht den langen roten Schornstein der Fabrik im linken Drittel des Bildes Eine lange blaue Rauchfahne verlasst den Schlot und zeigt an dass die Industrieanlage in Betrieb war als Kandinsky Oberau besuchte Literatur BearbeitenClemens Weiler Marianne von Werefkin In Ausstellungskatalog Marianne Werefkin 1860 1938 Stadtisches Museum Wiesbaden 1958 Bernd Fathke Marianne Werefkin Gemalde und Skizzen Ausst Kat Museum Wiesbaden 1980 Bernd Fathke Marianne Werefkin Munchen 2001 ISBN 978 3 7774 1107 1 Brigitte Rossbeck Marianne von Werefkin Die Russin aus dem Kreis des Blauen Reiters Munchen 2010 ISBN 978 3 88680 913 4 Bernd Fathke Marianne Werefkin Clemens Weiler s Legacy In Marianne Werefkin and the Women Artists in her Circle Tanja Malycheva und Isabel Wunsche Hrsg Leiden Boston 2016 englisch S 8 19 ISBN 978 9 0043 2897 6 S 8 19 hier S 14 19 JSTOR 10 1163 j ctt1w8h0q1 7Einzelnachweise Bearbeiten Bernd Fathke Marianne Werefkin Clemens Weiler s Legacy in Tanja Malycheva Isabel Wunsche Hrsg Marianne Werefkin and the Women Artists in her Circle Leiden Boston 2016 S 8 Ulrich Schmidt Werefkin Marianne In Stadt Museum Wiesbaden Gemaldegalerie Katalog Wiesbaden 1967 o S Ulrich Schmidt Werefkin Marianne In Stadt Museum Wiesbaden Gemaldegalerie Katalog Wiesbaden 1967 o S Bernd Fathke Katalogverzeichnis In Ausst Kat Marianne Werefkin Gemalde und Skizzen Museum Wiesbaden 1980 S 103 Skizzenbuch b Nr 29 Fondazione Marianne Werefkin Ascona Skizzenbuch a Nr 21 Fondazione Marianne Werefkin Ascona Diese Bildbeschreibung wurde auf der Grundlage der Ausfuhrungen in Bernd Fathke Marianne Werefkin Munchen 2001 ISBN 978 3 7774 1107 1 verfasst Die als wortlich gekennzeichneten Zitate sind der S 144 dieses Werks entnommen Clemens Weiler Marianne von Werefkin In Ausst Kat Marianne Werefkin 1860 1938 Stadtisches Museum Wiesbaden 1958 o S Volker Rattemeyer Hrsg Das Geistige in der Kunst Vom Blauen Reiter zum Abstrakten Expressionismus Museum Wiesbaden 2010 S 88 Zieglgansberger Hrsg Ausst Kat Horizont Jawlensky 1900 1914 Alexej von Jawlensky im Spiegel seiner Begegnungen Museum Wiesbaden 2014 Kat Nr 173 Abb S 269 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Koln 1959 S 82 Maria Jawlensky Lucia Pieroni Jawlensky Angelica Jawlensky Hrsg Alexej von Jawlensky Catalogue Raisonne of the oil paintings Bd 1 Munchen 1991 S 18 Volker Rattemeyer Hrsg Ausst Kat Jawlensky Meine liebe Galka Museum Wiesbaden Wiesbaden 2004 S 273 Angelica Jawlensky Bianconi Alexej von Jawlensky Momente eines gelebten Lebens 1864 bis 1914 In Ausst Kat Horizont Jawlensky 1900 1914 Alexej von Jawlensky im Spiegel seiner Begegnungen Museum Wiesbaden 2014 S 291 Maria Jawlensky Lucia Pieroni Jawlensky Angelica Jawlensky Hrsg Alexej von Jawlensky Catalogue Raisonne of the oil paintings Bd 1 Munchen 1991 Nr 342 S 284 Abb 270 u Nr 343 S 284 Abb S 271 Clemens Weiler Alexej Jawlensky Kopfe Gesichte Meditationen Hanau 1970 S 154 Nr 1136 Maria Jawlensky Lucia Pieroni Jawlensky Angelica Jawlensky Hrsg Alexej von Jawlensky Catalogue Raisonne of the oil paintings Bd 1 Munchen 1991 Nr 343 S 284 Abb S 271 Heinz Schelle Das goldene Au Eine Oberammergauer Chronik mit Bildern Oberau 1982 1991 Bildzuschriften S 83 und Gedenktafel S 111 Brief von Prof Dr Heinz Schelle vom 5 Juli 2001 an Dr Bernd Fathke Brigitte Salmen Hg Ausst Kat 1908 2008 Vor 100 Jahren Kandinsky Munter Jawlensky Werefkin in Murnau Murnau 2008 Vivian Endicott Barnett Biographie In Ausst Kat Das bunte Leben Wassily Kandinsky im Lenbachhaus Munchen 1995 S 191 Sandra Landau Vor den Augen tanzen die Bilder des Landlebens Marianne von Werefkins Murnauer Skizzen In Ausst Kat Marianne von Werefkin in Murnau Kunst und Theorie Vorbilder und Kunstlerfreunde Murnau 2002 S 53 ff Joachim F Giessler Auf den Spuren des Blauen Reiters Seehausen 1984 Giessler 8401 S Joachim F Giessler Fritz W Schmidt Radwandern Auf den Spuren des Blauen Reiters Riedhausen o J Oberau bekam 1889 seinen Bahnanschluss Vgl Heinz Schelle Das goldene Au Eine Oberauer Chronik mit Bildern Oberau 1991 S 31 Hans Konrad Roethel Jean K Benjamin Kandinsky Werkverzeichnis der Olgemalde 1900 1915 Bd I London 1982 Nr 248 S 237 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schindelfabrik amp oldid 200628044