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Die Schifflistickmaschine oder auch Schiffchenstickmaschine ist eine besondere Konstruktion einer Stickmaschine Sie wurde von Isaak Grobli 1863 erfunden Im Gegensatz zur bis zu jenem Zeitpunkt verbreiteten Handstickmaschine bei der der Faden an einer doppelspitzigen Nadel ganz durch das Gewebe gefuhrt wurde verwendet die Schifflistickmaschine das gleiche Verfahren wie die kurz vorher erfundene Nahmaschine Auf der Ruckseite des Stoffes gibt es pro Nadel ein Schiffchen das den Faden aufnimmt und beim nachsten Stich wieder zuruckfuhrt Stick oder Nahschiffchen Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Geschichte 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksPrinzip Bearbeiten Hauptartikel Funktionsweise der Nahmaschine Die meisten der Schifflistickverfahren verwenden einen zweiten Faden im Schiffchen der als Unterfaden fungiert Weil das Verfahren daher dem des Webens mit dem Weberschiffchen sehr ahnlich ist hat es diesen Namen erhalten Der Nadel oder Oberfaden wird bei jedem Stich mit dem Unter oder Schiffchenfaden verschlungen Die Nadel auf der Vorderseite hat an ihrem vorderen Ende eine Ose durch die der Oberfaden gefuhrt ist Beim Zuruckgehen bildet sich dort eine Schlinge durch die das Schiffchen oder Teile davon den Faden aufnimmt und um den Unterfaden herumfuhrt Eine Schiffchenstickmaschine enthalt eine grosse Anzahl Nadeln und eine ebenso grosse Zahl an Schiffchen auf der gegenuberliegenden Seite des Stoffes 1 Die Nadeln sind auf der Vorderseite fest eingespannt Bewegt wird wie bei der Handstickmaschine mittels Pantografen der vertikal eingespannte Stickboden und in geringem Masse die Schiffchen auf der Ruckseite Im Gegensatz zur Handstickmaschine werden die Nadeln jedoch nicht vollstandig durch den Stoff bewegt Der Vorteil der mit zwei Faden arbeitenden Schifflistickmaschine ist dass deutlich langere Faden als beim Handstickverfahren eingesetzt werden konnen Muss bei der Handstickmaschine der Faden nach jedem Stich vollstandig durch den Stoff gezogen werden ist dies bei der Schifflistickmaschine nicht mehr notwendig was die Arbeitsgeschwindigkeit deutlich erhoht Durch die im Schiffchen sitzenden verhaltnismassig grossen Spulen kann auch langer ohne Pause gestickt werden Geschichte BearbeitenDie erste Schifflistickmaschine war 1863 von Isaak Grobli 1822 1917 erfunden worden Er entwickelte bei Benninger in Uzwil einen Prototyp um Interessenten fur dieses System zu gewinnen 1864 fand dann die Maschinenfabrik J J Rieter in Winterthur Interesse an der Erfindung und sicherte ihre Mitbeteiligung an der Weiterentwicklung zu In den folgenden Jahren war Grobli bei Rieter mit der Verbesserung der Maschine beschaftigt Ab 1868 kamen die ersten Maschinen in Einsatz Der Durchbruch gelang allerdings erst anfangs der 1870er Jahre 1875 wurden die ersten Maschinen ins Ausland geliefert nach Glasgow 1876 dann nach New York Bis 1880 konnte Rieter uber 300 Schifflistickmaschinen absetzen Damals trat auch die Konkurrenz auf den Plan in der Schweiz durch Saurer in Arbon und Martini in Frauenfeld In Deutschland war es in Sachsen dem wichtigsten Konkurrenzgebiet zur Textilindustrie in der Ostschweiz und der St Galler Stickerei im Speziellen Dort waren es die Maschinenfabriken J C amp H Dietrich in Plauen spater VOMAG und die in Chemnitz Kappel ansassige Maschinenfabrik Kappel Ihnen gelangen entscheidende Verbesserungen der Maschine die bald auch in der Ostschweiz anzutreffen waren Noch vor 1900 hatte Saurer den technologischen Anschluss wiedergefunden und konnte nun selber Schifflistickmaschinen in sehr grosser Zahl verkaufen 1910 waren in der Schweiz 4862 Schifflistickmaschinen in Betrieb nicht eingerechnet die 757 Stickautomaten Zum Vergleich In jenem Jahr waren noch 15671 Handstickmaschinen in Betrieb ihr Bestand war aber seit 1890 deutlich im Ruckgang Die Zeit zwischen 1890 und 1910 gilt als Hochblute der St Galler Stickerei In dieser Zeit wurden auch viele Stickfabriken eroffnet denn im Gegensatz zu den Handstickmaschinen waren diese teuer und nur mit entsprechendem Fremdkapital zu finanzieren Entsprechend waren die meisten dieser neuen Maschinen in Fabriken untergebracht im Unterschied noch zur Handstickerei die vielerorts Heimarbeit war Die Schifflistickmaschine legte den Grundstein zur vollstandigen Mechanisierung der Stickerei War vorher die Stickmaschine nur ein Arbeitsgerat des Stickers das sich genau an seine Bewegungen zu halten hatte und das er vollstandig kontrollierte so musste sich jetzt der Sticker dem Takt der Maschine anpassen Das war mit ein Grund weshalb die sehr selbstbewussten Sticker sehr ungern auf die neue Technologie umsattelten 1898 gelingt Joseph Arnold Grobli 1850 1939 dem altesten Sohn von Isaak Grobli die Entwicklung des Stickautomaten Bei ihm wurde der Pantograph durch ein Lochkartenband ersetzt also dem Sticker die Aufgabe das Muster moglichst gekonnt auf das Tuch zu ubertragen abgenommen Damit war die Mechanisierung der Stickerei komplett und der Niedergang der Heimstickerei endgultig besiegelt Nur noch ganz wenige Handstickapparate fur besondere Zwecke blieben erhalten vor allem weil das Vorbereiten der Lochstreifen fur kleine Serien zu aufwendig war Fast alle heute noch verwendeten Stickmaschinen sind Schifflistickautomaten Sie verwenden heute naturlich aber vorwiegend eine direkte digitale Steuerung durch Computer statt Lochkarten Die Arbeitsweise historischer Schifflistickmaschinen kann heute in verschiedenen Stickereimuseen studiert werden Die gesamte technische Entwicklung der Hand und Schifflistickmaschine wird mittels funktionstuchtiger Maschinen vor allem in der Schaustickerei Plauen gezeigt Einzelnachweise Bearbeiten Patent EP1595990B1 Schiffchenstickmaschine Angemeldet am 24 November 2004 veroffentlicht am 24 Mai 2006 Anmelder Lasser AG Erfinder Franz Lasser Literatur BearbeitenAlbert Tanner Das Schiffchen fliegt die Maschine rauscht Weber Sticker und Fabrikanten in der Ostschweiz Unionsverlag Zurich 1985 ISBN 3 293 00084 3 Max Lemmemeier Stickereiblute In Sankt Galler Geschichte 2003 Band 6 Die Zeit des Kantons 1861 1914 Amt fur Kultur des Kantons St Gallen St Gallen 2003 ISBN 3 908048 43 5 Ernest Ikle La Broderie mecanique Edition A Calavas Paris 1931 Text im Internet unter Ernest Ikle abrufbar F Schoner Spitzen Enzyklopadie der Spitzentechniken VEB Fachbuchverlag Leipzig 1980 Schweizer Pioniere in Wirtschaft und Technik herausgegeben vom Verein fur wirtschaftshistorische Studien Zurich Band 15 Isaak Grobli 1964 Band 48 Drei Generationen Saurer 1988 Band 54 Friedrich von Martini 1992 Weblinks BearbeitenArtikel Nahmaschine im Meyers Konversationslexikon von 1905 Artikel Stickmaschine im Meyers Handlexikon von 1905 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schifflistickmaschine amp oldid 231850535