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Das Scherzo Nr 1 h Moll op 20 das Frederic Chopin zwischen 1830 und 1831 nach anderen Angaben 1831 bis 1832 komponierte ist das erste aus einer Reihe von vier Scherzi Es ist Thomas Albrecht gewidmet und gehort mit seinen wilden fieberhaften Achtel Passagen und jahen Stimmungswechseln zu den entfesseltsten Stucken des Chopinschen Œuvres Chopin Portrat von Eugene Delacroix Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Hintergrund 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDas Scherzo beginnt Presto con fuoco mit zwei spannungsvollen Fortissimo Akkorden die wie ein Aufschrei wirken und sich uber jeweils vier Takte erstrecken Sodann beginnen wilde wirbelnd emporschiessende dynamisch sich steigernde Achtel Figuren die von einer erregt synkopischen Figur der Linken begleitet werden und an ein bedrohliches Gurgeln und Brodeln erinnern Diese Bewegung wird nach einem Abwartslauf weiteren Aufschwungen und drei Fortissimo Akkorden in Takt 43 zweimal von dusteren Bassmotiven kontrastiert denen in den Takten 52 und 54 eine Art pochendes Schicksalsmotiv folgt Nach einer rasanten Steigerung uberrascht das mittlere Trio Molto piu lento in H Dur ab Takt 157 mit einem erschutternden fast magisch wirkenden Stimmungsgegensatz Chopin zitierte das polnische Weihnachtslied Lulajze Jezuniu lulajze lulaj Schlaf mein Jesulein schlaf dessen innige Melodie durch einen raffinierten Klaviersatz klanglich bereichert wird indem den Tonen ein nachschlagendes dominantisches fis im hoheren Register folgt Nach dreimaligem Erklingen der Weihnachtsmelodie leiten zwei jahe Fortissimo Akkorde die an den heftigen Beginn erinnern ab Takt 205 die Ruckkehr des ungestumen Hauptteils ein der ohne Ruhepause ab Takt 325 in eine dramatische Coda mundet Die Steigerung risoluto e sempre piu animato kulminiert in einem grellen zehntonigen Akkord uber dem Dominantorgelpunkt Fis der neunmal forte fortissimo angeschlagen wird Nach einer wilden Abwartsbewegung einem aufwarts rasenden von beiden Handen gespielten chromatischen Lauf von Vladimir Horowitz in Doppeloktaven gesetzt und heftigen Akkorden endet das Werk Hintergrund BearbeitenDer Widmungsempfanger Thomas Albrecht war Sekretar bei der sachsischen Gesandtschaft in Paris sowie Weinhandler und ein enger Freund des Komponisten der auch die Patenschaft bei der Taufe von Albrechts Tochter Therese ubernahm Sein Vorgesetzter war Graf Hans Heinrich von Konneritz der von 1828 bis 1848 als sachsischer Gesandter in Paris tatig war Noch 1850 wird Thomas Albrecht als sachsischer Konsul und Handelsagent in Paris genannt 1 Der erste Scherzo ist nach weit verbreiteter Auffassung autobiographisch zu erklaren Es entstand in einer schwierigen Lebenssituation deren seelische Auswirkungen sich in dem aufgewuhlten und pathetischen Gestus der Musik widerspiegeln Chopin befand sich auf einer Konzertreise in Wien als am 29 November in Warschau der Novemberaufstand ausbrach und bald niedergeschlagen wurde Man riet dem polnischen Patrioten davon ab in seine Heimat zuruckzukehren So blieb er in Osterreich und reiste spater uber Stuttgart nach Paris Wie er einem Freund mitteilte litt er seelisch unter den Umstanden Wahrend er in den Salons ruhig bliebe tobe und donnere er zu Hause am Klavier Der Einfall zu dem Werk soll ihm in Wien gekommen sein In Stuttgart wo er von der Niederschlagung des Aufstandes und der geplanten Vergeltung durch die Russen erfuhr setzte er die Arbeit an dem Scherzo fort und vollendete es in Paris 2 Die Scherzi heben sich wie viele andere seiner Werke von Vorgangermodellen ab und konnen wie die Balladen als eine Gattungsneugrundung betrachtet werden indem Chopin den Beethovenschen Satztypus der an die Stelle des Menuetts getreten war aus dem Sonatenzyklus loste und verselbstandigte 3 Auch andere zeitgenossische Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy wahlten die Bezeichnung Scherzo fur kurzere Stucke in denen sie die lebhafte Motorik dieser musikalischen Form ubernahmen Im Gegensatz zu ihnen bezog Chopin sich deutlicher auf Beethovens Gegenuberstellung von scherzo und trioartigen Abschnitten Weblinks BearbeitenScherzo Nr 1 h Moll op 20 Noten und Audiodateien im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Staats Handbuch fur das Konigreich Sachsen 1850 Leipzig o J S 262 Digitalisat Joachim Kaiser Frederic Chopin Die vier Scherzi fur Klavier Kaisers Klassik 100 Meisterwerke der Musik Schneekluth Augsburg 1997 S 394 Chopin Fryderyk Franciszek in Komponisten Lexikon Metzler Stuttgart 2003 S 129 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Scherzo Nr 1 Chopin amp oldid 237987570