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Johann Heinrich Schule 13 Dezember 1720 in Kunzelsau 17 April 1811 in Augsburg nach seiner Erhebung in den Adelsstand ab 1772 Johann Heinrich Edler von Schule war im 18 Jahrhundert ein deutscher Kaufmann Erfinder Techniker Chemiker und Kattunfabrikant mit europaischer Bedeutung Als erster Unternehmer in Deutschland bedruckte er ab 1771 in seiner Manufaktur Kattunstoff mit Kupferplatten Er gilt als Begrunder der industriellen Textilproduktion auf diesem Gebiet Portrat Johann Heinrich von Schule Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schulesche Kattunfabrik 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchule war der Sohn eines Nagelschmieds Er wurde in Strassburg und in Kaufbeuren kaufmannisch ausgebildet und arbeitete dann als Bediensteter im Handel mit Tuchen 1745 zog es ihn nach Augsburg Er heiratete Catharina Barbara Cristell die Tochter seines Arbeitgebers und machte sich im Kattunhandel selbststandig Der Kattundruck war zu jener Zeit ein aufstrebendes Textilgewerbe das von England und Holland aus vordrang Er machte allerdings den heimischen Webern das Dasein immer schwerer die den feinen ostindischen Kattunen nicht Paroli bieten konnten Der Unternehmer liess seine Stoffe nach genauen Anweisungen von zwei Kattundruckereien in Augsburg und in Hamburg drucken Weil er moderne chemische Verfahren anwandte und weiterentwickelte sich technischer Neuerungen bediente und vor allem einen richtigen Riecher fur die Mode hatte waren seine auch kunstlerisch wertvollen Waren bald sehr begehrt In den 1740er und 1750er Jahren war Schule bei den Augsburger Webern wohlgelitten So nahm er 1756 von den Zunftangehorigen 17 369 Stucke ab verarbeitete sie und verkaufte sie nach Breslau Nachdem er 1759 durch eine Sondergenehmigung eine katholische Kattundruckkonzession erhalten hatte grundete Schule seine eigene Manufaktur Er importierte als erster Kontinentaleuropaer grosse Mengen hochwertiger Rohkattune aus England und Ostindien zur weiteren Verarbeitung Die heimischen Mengen reichten ihm nicht mehr Seine Abnehmer hatte er inzwischen in England Frankreich Russland Polen Portugal Spanien Italien und Holland Die aus den bedruckten Stoffen angefertigte Bekleidung wurde vorwiegend an den Hofen im adligen Milieu und im Grossburgertum getragen Von 1759 bis 1764 verarbeitete Schules Manufaktur knapp 76 000 Kattune Mengenmassige Einfuhrbeschrankungen seiner Grundstoffe durch die Freie Reichsstadt Augsburg waren dem Kattunfabrikanten egal Er ignorierte ohne Skrupel Gebote Verbote und Einigungsversuche Darauf entflammte ein Streit mit den Augsburger Webern die den Schutz des einheimischen Handwerkes und dessen Webwaren gesichert wissen wollten Bei einer Betriebskontrolle im Jahr 1765 wurden in seiner Manufaktur grosse Mengen verheimlichter auslandischer Kattuneinfuhren entdeckt 1766 wurde Schule dafur zu einer Geldstrafe von 10 600 Gulden verurteilt Seine importierten nicht deklarierten Waren wurden beschlagnahmt Verargert kehrte er deshalb der Fuggerstadt den Rucken Schule grundete eine Weberei und Stoffdruckerei in Heidenheim an der Brenz Diese Geschafte florierten jedoch nicht so wie in Augsburg Wenige Jahre darauf wurde Johann Gottlieb Meebold aus Sulz am Neckar Teilhaber Buntes Cattun nannte man zu dieser Zeit die dort hergestellten Produkte Der Name farbte ab auf das Unternehmen die Wurttembergische Cattunmanufactur WCM 1768 entschied Kaiser Joseph II in der Streitsache gegen die Augsburger Weberzunft fur die von Schule angefuhrten Kattunfabrikanten Schule erhielt sein Vermogen und die Erlaubnis fremde Rohkattune zu veredeln zuruck Er begab sich wieder nach Augsburg und liess vor den Stadtmauern nahe dem Roten Tor in den Jahren 1770 1771 die spater so genannte Schulesche Kattunfabrik errichten Joseph II erhob den Unternehmer am 4 Januar 1772 in den erblichen Adelsstand Schule erhielt ausserdem ein Privileg zur Produktion bestimmter Stoffmuster Niemand sonst konnte zu seiner Zeit die Muster so modisch geschmackvoll mit Gold und Silber ausmalen Schule erhielt deshalb von Maria Theresia Friedrich II und Konig Karl von Wurttemberg Angebote zur Niederlassung in ihren Territorien 1792 ubergab Schule den Betrieb seinen Sohnen kehrte aber 1802 wieder in die Unternehmensfuhrung zuruck Schule blieb auch in hohem Alter voller Tatendrang Von Augsburg aus liess der kaiserliche Rat 1808 in Heidenheim eine Fabrikantenvilla erbauen die 23 m lang und 12 m breit war Ein prachtiges schmiedeeisernes Tor beeindruckte schon am Eingang Bis zu seinem Tode drei Jahre spater konnte er nur wenige Male in diesem Gebaude anwesend sein Der wurttembergische Staat kaufte fur 5 000 Gulden das Gebaude im Jahr 1836 und brachte dort das Heidenheimer Finanzamt unter Schulesche Kattunfabrik Bearbeiten nbsp Fassade der ehemaligen Schuleschen Kattunfabrik heute HS Augsburg Nach seiner Ruckkehr aus Heidenheim liess Schule die bisherige Manufaktur niederreissen und ab 1770 fur Baukosten von fast einer halben Million Gulden eine schlossahnliche Produktionsstatte errichten Es wurde die erste Kattunfabrik auf dem europaischen Festland Zuvor gab es Kattun Manufakturen nur in England Im Jahr 1771 erzeugte er bereits einen Umsatz von uber 3 Millionen Gulden bei einem Rohstoffeinsatz im Gegenwert von 805 000 Gulden Zum Vergleich Nach seinen eigenen Aufzeichnungen hatte er in den Jahren von 1745 bis 1766 in Augsburg einen gesamten Umsatz von 3 75 Millionen Gulden erwirtschaftet Der in seiner Fabrik erzeugte Stoff Augsburger Zitz wurde weltweit nachgefragt Das Geschaft florierte zehn bis zwolf Jahre lang enorm Mehr als 75 000 Kattunstucke verliessen das Werk Der Betrieb hatte bis ungefahr 1785 permanent etwa 3 500 lohnabhangig Beschaftigte und war zeitweise der grosste Arbeitgeber in Augsburg Doch in der Mitte der 1780er Jahre musste die Kattunfabrikation zuruckgefahren werden Schule litt zunehmend unter der Konkurrenz anderer Produzenten die seinen langjahrigen Vorsprung aufgeholt hatten und Textilien mit vergleichbarer Qualitat auf den Markt brachten Sein Musterbetrieb hatte das Entstehen weiterer Kattundrucker in Augsburg bewirkt wobei jeder zweite Prinzipal in seinem Werk eine Ausbildung erhalten hatte Seine Sohne ubernahmen 1792 die um ihren Absatz kampfende Firma 1802 kehrte noch einmal Schule selbst an die Fuhrung zuruck weil es den beiden Sohnen nicht gelungen war die Verlustzone zu verlassen Die politischen Umstande nach der Franzosischen Revolution und die napoleonischen Kriege fuhrten zum Wegbrechen der Absatzmarkte in Frankreich Italien Osterreich England und in Ubersee Die Schulesche Kattunfabrik wurde durch mangelnde Exportnachfrage nach dem Tode Schules vollends in die Pleite getrieben Kurz nach der Eroffnung der Bahnstrecke zwischen Munchen und Augsburg mit dem ersten Augsburger Bahnhof vor dem Roten Tor im Jahre 1840 wurde in einem Teil der Kattunfabrik ein Bahnhofshotel eingerichtet 1 Das Stammhaus der Augsburger Textilindustrie eines der schonsten Fabrikgebaude im vereinfachten Stile eines Barockschlosses wurde von anderen Textilunternehmen bis in die 1990er Jahre hinein zur Produktion genutzt Nach dem Konkurs der Firma Nagler amp Sohn stand es langere Zeit leer und wurde dann von einem Bautragerunternehmen erworben Wegen angeblicher Baufalligkeit wurden der Sud und der Nordtrakt der Dreiflugelanlage trotz Protesten 1996 abgebrochen Der Ostteil mit der denkmalgeschutzten Fassade blieb als Ruine stehen Der Freistaat Bayern erwarb das Gelande und hat darauf einen Neubau fur die Hochschule Augsburg unter Erhalt der historischen Bausubstanz errichtet Im historischen Kopfbau und in den neu errichteten Seitenflugeln aus Glas haben die Hochschulleitung sowie die Fakultaten fur Gestaltung und Informatik Arbeits und Lehrraume bezogen Aus der Entstehungszeit herubergerettet ist auch ein schmiedeeisernes Gitter das monumental im Westen den Innenhof der Kattunfabrik abschloss Es ist ein Blickfang im Staatlichen Textil und Industriemuseum in Augsburg Literatur BearbeitenGunther Gottlieb Hrsg Geschichte der Stadt Augsburg von der Romerzeit bis zur Gegenwart Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0283 4 Vera Scheel Die Schulesche Kattunfabrik Eine Diskussion um den Erhalt eines Augsburger Industriedenkmals in Augsburger Volkskundliche Nachrichten 1995 01 S 38 56 Volltext Wilhelm Vogt Schule Johann Heinrich von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 32 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 658 f Jacques Waitzfelder Der Augsburger Johann Heinrich von Schule Ein Pionier der Textilwirtschaft im 18 Jahrhundert Deichert Leipzig 1929 zugl Dissertation Universitat Wurzburg Wolfgang Zorn Handels und Industriegeschichte Bayerisch Schwabens 1648 1870 Wirtschafts Sozial und Kulturgeschichte des schwabischen Unternehmertums Augsburg 1961 Gregor Nagler Es sind welche darunter welche sich in Rom und Genua auszeichnen wurden Augsburger Burgerhauser im 18 Jahrhundert In Georg Haindl Herausgeber Die Kunst zu Wohnen Ein Augsburger Klebealbum des 18 Jahrhunderts Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2010 ISBN 978 3 422 07040 0 Seiten 30 ff Richard Winkler Schule Johann Heinrich Edler von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 23 Duncker amp Humblot Berlin 2007 ISBN 978 3 428 11204 3 S 635 637 Digitalisat Weblinks BearbeitenKurzbiografie Memento vom 12 Oktober 2007 im Internet Archive Einzelnachweise Bearbeiten Gertrud Seyboth Augsburg fruher und heute Presse Druck und Verlags GmbH Augsburg 1976 S 64 65 Normdaten Person GND 119455641 lobid OGND AKS VIAF 47571960 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schule Johann HeinrichALTERNATIVNAMEN Schule Johann Heinrich Edler vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Unternehmer KattunfabrikantGEBURTSDATUM 13 Dezember 1720GEBURTSORT KunzelsauSTERBEDATUM 17 April 1811STERBEORT Augsburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Heinrich Schule amp oldid 223780765 Schulesche Kattunfabrik