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Der Satz von Diaconescu Goodman Myhill benannt nach Radu Diaconescu N D Goodman und J Myhill ist ein Satz aus der mathematischen Logik der zeigt dass der Satz vom ausgeschlossenen Dritten aus dem Auswahlaxiom hergeleitet werden kann Der ursprungliche Beweis von R Diaconescu aus dem Jahre 1975 behandelte die Situation in Topoi 1 Die hier wiedergegebene Version geht auf Goodman und Myhill zuruck 2 Man spricht daher auch vom Satz von Goodman Myhill Manche Autoren sprechen aber auch einfach vom Satz von Diaconescu Inhaltsverzeichnis 1 Formulierung des Satzes 2 Bedeutung fur den Intuitionismus 3 Beweis des Satzes 4 Bemerkungen zum Beweis 5 EinzelnachweiseFormulierung des Satzes BearbeitenVor dem Hintergrund der intuitionistischen Zermelo Fraenkel Mengenlehre folgt aus dem Auswahlaxiom der Satz vom ausgeschlossenen Dritten Das Auswahlaxiom wird ublicherweise mit AC engl axiom of choice bezeichnet und der Satz vom ausgeschlossenen Dritten mit LEM engl law of the excluded middle Damit lautet der Satz von Diaconescu Goodman Myhill in Kurzform A C L E M displaystyle mathrm AC Rightarrow mathrm LEM nbsp Bedeutung fur den Intuitionismus BearbeitenIn der intuitionistischen Mathematik wird eine Oder Aussage A B displaystyle A lor B nbsp nur dann akzeptiert wenn man einen Beweis fur A displaystyle A nbsp oder einen Beweis fur B displaystyle B nbsp hat Eine Begrundung fur A B displaystyle A lor B nbsp ohne zu wissen welche der Aussagen nun wahr ist wird abgelehnt Der Satz vom ausgeschlossenen Dritten LEM behauptet dass A A displaystyle A lor neg A nbsp fur jede Aussage A displaystyle A nbsp gilt Die intuitionistische Logik verwendet LEM nicht als Axiom aber auch nicht seine Negation Das heisst sie lasst die Frage offen Fur bestimmte Aussagen A displaystyle A nbsp lasst sich jedoch A A displaystyle A lor neg A nbsp beweisen eine solche Aussage heisst entscheidbar Der Satz von Diaconescu Goodman Myhill zeigt daher dass das Auswahlaxiom fur einen Intuitionisten nicht akzeptabel sein kann 3 Allerdings wird das Auswahlaxiom auch ganz unabhangig von diesem Satz abgelehnt denn es behauptet die Existenz gewisser Funktionen ohne diese vorweisen zu konnen Beweis des Satzes BearbeitenDer kurze Beweis ist intuitionistisch sehr interessant und soll daher kurz besprochen werden 4 5 Man betrachte zu einer beliebigen Aussage A displaystyle A nbsp die mittels Aussonderungsaxiom definierten Teilmengen von 0 1 displaystyle 0 1 nbsp U x 0 1 A x 0 0 1 displaystyle U x in 0 1 A lor x 0 subseteq 0 1 nbsp und V x 0 1 A x 1 0 1 displaystyle V x in 0 1 A lor x 1 subseteq 0 1 nbsp die definitionsgemass bewohnt sind Nach dem Paarmengenaxiom existiert die Menge U V displaystyle U V nbsp Nach dem Auswahlaxiom gibt es eine auf U V displaystyle U V nbsp definierte Funktion f U V U V 0 1 displaystyle f colon U V to U cup V 0 1 nbsp mit f U U displaystyle f U in U nbsp und f V V displaystyle f V in V nbsp Es gilt U V 0 1 displaystyle U cup V 0 1 nbsp da 0 U displaystyle 0 in U nbsp 1 V displaystyle 1 in V nbsp und U V 0 1 displaystyle U V subseteq 0 1 nbsp Nach Definition der Mengen U displaystyle U nbsp und V displaystyle V nbsp bedeutet das f U 0 A f V 1 A displaystyle f U 0 lor A land f V 1 lor A nbsp und daher per Distributivitat f U 0 f V 1 A displaystyle f U 0 land f V 1 lor A nbsp Aus f U 0 f V 1 displaystyle f U 0 land f V 1 nbsp folgt A displaystyle neg A nbsp Angenommen A displaystyle A nbsp galte so ware U V displaystyle U V nbsp und somit 0 f U f V 1 displaystyle 0 f U f V 1 nbsp was 0 1 displaystyle 0 neq 1 nbsp widerspricht Insgesamt ergibt das A A displaystyle A lor neg A nbsp wie gewunscht Da die Aussage A displaystyle A nbsp beliebig war ist damit der Satz vom ausgeschlossenen Dritten aus dem Auswahlaxiom hergeleitet Bemerkungen zum Beweis BearbeitenDie Definition der Mengen U displaystyle U nbsp und V displaystyle V nbsp mutet auf den ersten Blick ungewohnlich an da die Aussage A displaystyle A nbsp nichts mit x 0 1 displaystyle x in 0 1 nbsp zu tun hat Das spielt aber bei der Anwendung des Aussonderungsaxioms keine Rolle Ist A displaystyle A nbsp wahr dann sind die definierenden Bedingungen von U displaystyle U nbsp und V displaystyle V nbsp fur x 0 displaystyle x 0 nbsp und x 1 displaystyle x 1 nbsp erfullt und beide Mengen sind gleich 0 1 displaystyle 0 1 nbsp Ist A displaystyle A nbsp falsch dann ist U 0 displaystyle U 0 nbsp und V 1 displaystyle V 1 nbsp Wenn wir aber nicht wissen ob A displaystyle A nbsp oder A displaystyle neg A nbsp gilt dann wissen wir nicht ob U V displaystyle U V nbsp aus einem oder aus zwei Elementen besteht In der Mengenlehre lasst sich in intuitionistischer Logik fur endliche bewohnte Mengen auch ohne Auswahlaxiom eine Auswahlfunktion angeben die involvierten Mengen U displaystyle U nbsp V displaystyle V nbsp und U V displaystyle U V nbsp sind aber nach intuitionistischen Begriffen nicht endlich sondern lediglich endlich aufzahlbar Endlich heisst eine Menge die gleichmachtig zu 0 n 1 displaystyle 0 ldots n 1 nbsp fur eine naturliche Zahl n N displaystyle n in mathbb N nbsp ist wohingegen fur endlich aufzahlbare Mengen lediglich eine endliche Obergrenze existieren muss sprich es gibt eine naturliche Zahl n displaystyle n nbsp sodass sich 0 n 1 displaystyle 0 ldots n 1 nbsp surjektiv auf die Menge abbilden lasst Die Begriffe sind in klassischer Logik aquivalent mussen intuitionistisch aber unterschieden werden Fur endlich aufzahlbare Mengen lasst sich allgemein intuitionistisch ohne Auswahlaxiom keine Auswahlfunktion finden Einzelnachweise Bearbeiten R Diaconescu Axiom of choice and complementation Proc Amer Math Soc 1975 Band 51 Seiten 175 178 N D Goodman J Myhill Choice Implies Excluded Middle Zeitschrift fur Mathematische Logik und Grundlagen der Mathematik 1978 Band 24 Seite 461 Jorg Neunhauserer Einfuhrung in die Philosophie der Mathematik Springer Verlag 2019 ISBN 978 3 662 59554 1 Seite 102 Der Satz von Diaconescu Goodman Myhill im Proof Wiki Der Satz von Diaconescu Goodman Myhill auf nLab Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz von Diaconescu Goodman Myhill amp oldid 234590373