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Sarah Goldberg geboren am 1 Januar 1921 in Warta gestorben am 10 Juni 2003 in Brussel war eine polnisch belgische Widerstandskampferin Sie stand in engem Kontakt mit der sogenannten Roten Kapelle 1 war Mitglied verschiedener Widerstandsorganisationen in Belgien Sie uberlebte das KZ Auschwitz Birkenau und das KZ Ravensbruck und wurde im April 1945 von der Roten Armee befreit Nach dem Krieg gehorte sie zu den ersten Mitgliedern der belgischen Sektion von Amnesty International Sarah Goldberg kurz nach Kriegsende Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 1 1 Wahrend des Zweiten Weltkriegs 1 2 Rekrutierung durch die Rote Kapelle 1 3 Festnahme 1 4 Nach dem Krieg 2 Posthume Wurdigung 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBiografie BearbeitenSarah Goldberg stammt aus einer armen und frommen judischen Familie Ihre Mutter Eve Jentka Eisenstein starb an Typhus als sie neun Monate alt war Sie wuchs bei ihrer alteren Schwester und ihrem Schwager auf die beide Sozialisten waren und sie entsprechend erzogen Der Vater Berek Goldberg war ein Cohen ein anerkanntes Mitglied in der judischen Gemeinde der als Weiser galt Er wanderte nach Lodz aus wo er sich im judischen Viertel niederliess Er heiratete am 6 Dezember 1928 Gevetka Frenkiel Nach Pogromen emigrierte Berek Goldberg im August 1929 nach Belgien wo er Strickwaren und Kurzwaren verkaufte Die judische Bevolkerung in Brussel zahlte 1939 etwa 30 000 die in Antwerpen 50 000 Mitglieder Der Historiker Nathan Weinstock schrieb Unter judischen Arbeiteraktivisten war der kommunistische Einfluss vorherrschend Sie waren sowohl in Brussel als auch in Antwerpen gut etabliert betrieben einen Sportverein Yask Yiddishe Arbeter Sport Club und gaben eine Reihe von Zeitungen heraus 2 1936 im Alter von 15 Jahren trat Sarah Goldberg beeinflusst von ihrer Schwester Esther und ihrem Schwager Marcus Lustbader dem von kommunistischen Aktivisten gefuhrten Sportverein Unite bei Sie beteiligte sich an Solidaritatskampagnen zugunsten der Internationalen Brigaden in Spanien die das republikanische Spanien gegen den Franco Putsch verteidigten verkaufte an der Schule Abzeichen fur die spanische Republik und riskierte damit ihre Ausweisung Ihr Vater Berek Goldberg und seine Frau Gevetka Frenkiel wurden am 26 September 1942 mit dem Konvoi Nr 11 vom 26 September 1942 deportiert und zwei Tage spater in den Gaskammern von Auschwitz ermordet 3 Wahrend des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen 1940 fluchtete Sarah Goldberg nach Frankreich nach Saint Ferreol in der Region Toulouse Dort erfuhr sie dass der Polizeikommissar einer kleinen Stadt eine Burokraft suchte und bewarb sich Bei ihrer Arbeit kopierte sie insgeheim Listen von Personen die aus Lagern wie Gurs und Le Vernet geflohen waren schrieb die Namen heraus und gab sie an Parteileute weiter Der Kommissar schopfte Verdacht und uberwachte sie fortan Nach ihrer Ruckkehr nach Belgien gehorte sie den Jeunes Gardes Socialistes Unifies Vereinigte Sozialistische Jugendgarde an die an der Verteilung von Flugblattern und Untergrundzeitungen beteiligt waren Rekrutierung durch die Rote Kapelle Bearbeiten nbsp Vom britischen Geheimdienst erstelltes Diagramm der Gurewitsch Gruppe die zwischen Juli 1940 und Dezember 1941 in Belgien operierte Es zeigt die aktiven Mitglieder des Spionagenetzes Da Goldberg nie in diesem Netzwerk aktiv wurde ist ihr Name nicht aufgefuhrt Im Juni 1941 wurde sie von Hermann Isbutzki kontaktiert einem ehemaligen Mitglied der Naftali Botwin Kompanie innerhalb der Internationalen Brigaden in Spanien und arbeitete unter dem Namen Lilly in einer Widerstandsgruppe die von den Nationalsozialisten als Teil der Roten Kapelle angesehen wurde 4 Sie erfuhr nicht um welche Organisation es sich handelte und wusste nur dass es ein Geheimdienst war der fur die Sowjetunion arbeitete Sie wusste auch dass diese Art von Widerstand lebensgefahrlich war und Geheimhaltung erforderte Ihr Name taucht im Organigramm des Netzwerks von Ende 1941 auf ebenso wie in der in ihren Memoiren veroffentlichten Liste der 28 Uberlebenden des Netzwerks Innerhalb dieser Organisation wurde sie von Anatoli Markowitsch Gurewitsch einem engen Mitarbeiter von Leopold Trepper 5 als Funkerin ausgebildet und berichtete direkt an ihn Trepper hatte im Auftrag des sowjetischen militarischen Nachrichtendienstes GRU eine Widerstandsgruppe aufgebaut Gurewitsch betrieb unter dem Decknamen Sukolow die Tarnfirma Simexco uber die codierte Nachrichten per Funk in die Sowjetunion ubermittelt wurden 6 Als das deutsche Spezialkommando die Brusseler Zentrale entdeckte entging Sarah Goldberg durch Gluck und dank der Vorsichtsmassnahmen der Verhaftung Zur Tarnung arbeitete sie wahrend ihrer Tatigkeit fur die Widerstandsorganisation als Sekretarin des Brusseler Hutgeschafts Modiste de la Reine Ihr Bruder und ihr Schwager wurden verhaftet und gefoltert ihre Eltern wurden deportiert und umgebracht Der Schwager von Sarah Goldberg Marcus Lustbader der nicht Teil des Netzwerks gewesen war wurde verhaftet und nach Breendonk gebracht wo er von der Gestapo gefoltert wurde er wurde nach Auschwitz dann nach Buchenwald deportiert und 1945 repatriiert Nachdem Hermann Isbutzki im August 1942 verhaftet und die Organisation zerschlagen worden war wandte sich Sarah Goldberg an ihre alten Freunde von der Gruppe L Unite Laib Rabinowicz Rosa vermittelte den Kontakt zu Jacob Gutfrajnd Albin dem Kommandeur der 1 judischen Kompanie des Mobile Corps of Armed Partisans in Brussel Sie nahm an zahlreichen Aktionen der Partisanen teil unter anderem machte sie Verrater oder Kollaborateure ausfindig die oft von den Partisanen erschossen wurden 3 Sie nannte sich Denise und trug ein goldenes Kettchen mit einem Kreuz um den Hals liess sich in einer Fabrik einstellen die Uniformen fur die Wehrmacht herstellte ubernahm auch abenteuerliche Rollen um Geld zu beschaffen das unter anderem fur versteckte Kinder und Erwachsene benotigt wurde Als judische Partisanen den schwer verletzten Jacob Gutfrajnd aus dem Krankenhaus Etterbeek befreiten gelang dies weil sie die Polizisten abgelenkt hatte Sie kundschaftete auch Wege und Gewohnheiten des Spitzels judischer Herkunft Icek Glogowski bekannt unter dem Namen Jacques aus der fur die Gestapo arbeitete 7 Festnahme Bearbeiten Nach einer Denunziation wurde sie am Vorabend einer Sabotageaktion gegen die Eisenbahn von der Gestapo am 4 Juni 1943 an ihrem illegalen Aufenthaltsort in Forest zeitgleich mit ihrem Verlobten Henri Wajnberg Jules und ihrer Freundin Laja Bryftreger Rabinowitch festgenommen Sie wurden erst in das Hauptquartier der Gestapo in der Avenue Louise in Brussel gebracht danach wurde alle drei in das Sammellager der Dossin Kaserne von Saint Georges in Mechelen verlegt 8 Sarah Goldberg wurde auf der Deportationsliste des Transports XXI unter der Nummer 525 eingetragen Dieser Konvoi umfasste zunachst 1 563 Personen darunter 208 Kinder zehn Deportierte entkamen vor der Grenze aber drei von ihnen wurden erschossen Der Konvoi verliess Mechelen am 31 Juli 1943 in Richtung Auschwitz Birkenau und kam am 1 August 1943 an Sarah Goldberg ist unter der eintatowierten Nummer 518258 registriert 9 Sie arbeitete beim Schuh Kommando und litt an vielen Krankheiten Typhus Ruhr Furunkel Skorbut trotz mehrerer Selektionen konnte sie uberleben 10 Ihr Verlobter Henri Wajnberg wurde am 25 Januar 1944 in einer Gaskammer getotet 8 Am 18 Januar 1945 nahm sie an den sogenannten Todesmarschen von Auschwitz Birkenau teil und kam am 22 Januar 1945 im KZ Ravensbruck an am 26 Februar 1945 in das Aussenlager Malchow einem Ravensbruck Kommando und dann nach Leipzig 11 Eine Gruppe von Freundinnen und Genossinnen die auf dem Todesmarsch zusammenbleiben konnten half ihr zu uberleben Nach dem Krieg Bearbeiten Am 23 April 1945 wurde sie am Ufer der Elbe von der Roten Armee befreit Sie war in einem schlechten Gesundheitszustand und ohne jegliches Einkommen Vom 9 Oktober 1945 bis zum 31 Dezember 1945 lebte sie in einem Heim in Blankenberge von Februar bis Ende September 1946 arbeitete sie fur den gemeinnutzigen Verein Hilfe fur judische Kriegsopfer Im Juni 1948 wurde sie in Belgien eingeburgert und erhielt die belgische Staatsburgerschaft am 18 Juni 1953 Sie heiratete am 5 November 1949 den Lederwarenhandler Jacques Icek Goldberg 12 Sie wurde eines der ersten Mitglieder der belgischen Sektion von Amnesty International mit der Mitgliedsnummer 31 12 Posthume Wurdigung Bearbeiten2001 kurte das Judische Sakulare Gemeindezentrum sie zusammen mit Maurice Pioro der ebenfalls nach Auschwitz deportiert wurde zum Mensch des Jahres 12 In den letzten Jahren ihres Lebens widmete sie sich den Komitees zur Verteidigung von Migranten ohne Papiere die in Haftanstalten eingesperrt waren sie berichtete auch in mehreren Schulen uber die Deportation in die nationalsozialistischen Konzentrationslager Am 7 Juni 2013 wurde in der Brusseler Gemeinde Woluwe Saint Lambert eine Sarah und Jacques Goldberg Gasse eingeweiht Eine Krippe in dieser Gemeinde tragt auch den Namen von Sarah Goldberg 13 Auszeichnungen BearbeitenMai 1949 Medaille de la Resistance fur ihr selbstloses politisches Handeln 12 Literatur BearbeitenJose Gotovitch Archives des Partisans armes Bruxelles Centre de Recherches et d Etudes historiques de la 2e guerre mondiale 1974 Leopold Trepper Die Wahrheit Autobiographie des Grand Chef der Roten Kapelle Reihe Unerwunschte Bucher Ahriman Verlag Freiburg 1995 ISBN 978 3 89484 554 4 Maxime Steinberg Hrsg Extermination sauvetage et resistance des juifs de Belgique Bulletin periodique de documentation Nr 4 Brussel April 1979 Jehuda Bauer They chose life Jewish resistance in the Holocaust New York und Jerusalem American Jewish Committee Institute of Human Relations 1982 Memorial de la deportation des Juifs de Belgique Presente par Serge Klarsfeld et Maxime Steinberg Brussel und New York Union des deportes juifs en Belgique et Filles et Fils de la Deportation 1982 Maxime Steinberg La Traque des juifs 1942 1944 Brussel 1986 Ingrid Strobl Sag nie du gehst den letzten Weg Frauen im bewaffneten Widerstand gegen Faschismus und deutsche Besatzung Fischer Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 596 24752 7 Les Enfants des Partisans juifs de Belgique Temoignage de Sarah Goldberg In Les Enfants des Partisans juifs de Belgique Hrsg Partisans armes juifs 38 temoignages Brussel 1991 Marcel Nejszatan Hrsg Campagne de discredit contre les partisans juifs Reponse a l historien Maxime Steinberg Saraing 1992 David Diamant Jeune Combat La Jeunesse Juive dans la resistance Paris 1993 Les juifs de Belgique De l immigration au genocide 1925 1945 Centre de Recherches et d etudes historiques de la seconde guerre mondiale Brussel 1994 Le Passage du temoin Portraits photographiques et temoignages de rescapes des camps de concentration et d extermination nazis Editions La Lettre volee et la Fondation Auschwitz Brussel 1995 S 106 107 Ingrid Strobl Die Angst kam erst danach Judische Frauen im Widerstand 1939 1945 Frankfurt am Main 1998 ISBN 3 596 13677 6 R Baumann Sarah Goldberg une vie de lutte pour tous les siens In Regards n 490 30 Januar 2001 S 14 16 Christiane Goldenstedt Les femmes dans la Resistance Reihe Annette Kuhn Valentine Rothe Hrsg Frauen in Geschichte und Gesellschaft Band 43 Herbolzheim 2006 ISBN 3 8255 0649 5 Christiane Goldenstedt Liberte j ecris ton nom Motive franzosischer und belgischer Widerstandskampferinnen Spirale der Zeit 6 2009 Schriften aus dem Haus der Frauengeschichte Bonn S 62 65 Bernard Dandois Goldberg Sura dite Sarah In Academie royale des sciences des lettres et des beaux arts de Belgique Hrsg Nouvelle Biographie nationale de Belgique Band 11 Mardaga Luttich 2012 OCLC 826806656 S 159 162 academieroyale be PDF 269 kB abgerufen am 20 Juli 2023 Florence Herve Mit Mut und List Europaische Frauen im Widerstand gegen Faschismus und Krieg Koln 2020 Papy Rossa Verlag ISBN 978 3 89438 724 2 S 50 51 Siehe auch BearbeitenUberfall auf die Niederlande Belgien und LuxemburgWeblinks BearbeitenFrauen im Widerstand am Beispiel der Roten Kapelle Teil 1 In Geschichte Wissen vom 30 April 2012 abgerufen am 19 Juli 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Stefan Roloff Die Entstehung der Rote Kapelle und die Verzerrung ihrer Geschichte im Kalten Krieg In Karl Heinz Roth und Angelika Ebbinghaus Hrsg Rote Kapelle Kreisauer Kreise Schwarze Kapellen Neue Sichtweisen auf den Widerstand gegen die NS Diktatur 1938 1945 VSA Verlag Hamburg 2004 ISBN 978 3 89965 087 7 Alfred G Meyer Nathan Weinstock Le pain de misere Histoire du mouvement ouvrier juif en Europe Volume I 2 In The American Historical Review Band 92 Nr 5 Dezember 1987 ISSN 0002 8762 S 1201 doi 10 2307 1868524 a b Ingrid Strobl hat Sarah Goldberg und einige ihrer Mitkampferinnen interviewt und diese Interviews fur ihren Beitrag verwendet Ingrid Strobl Die Angst kam erst danach Judische Frauen im Widerstand 1939 1945 1 Auflage Fischer Frankfurt M 1998 ISBN 3 596 13677 6 S 137 161 Guillaume Bourgeois La veritable histoire de l Orchestre rouge Editions Nouveau Monde Paris 2017 ISBN 978 2 36942 549 6 S 69 Hans Coppi Die Rote Kapelle im Spannungsfeld von Widerstand und nachrichtendienstlicher Tatigkeit Der TrepperReport vom Juni 1943 PDF 7 4 MB In Vierteljahreshefte fur Zeitgeschichte Institut fur Zeitgeschichte Munchen 1996 S 431 abgerufen am 5 Juli 2023 44 Jahrgang 3 Heft Paul L Kesaris Personalities of the Rote Kapelle Victor Sokolov In Paul L Kesaris Hrsg The Rote Kapelle the CIA s history of Soviet intelligence and espionage networks in Western Europe 1936 1945 2 Auflage University Publications of America Frederick Md 1986 ISBN 978 0 89093 203 2 S 362 archive org abgerufen am 24 Juli 2023 Ingrid Strobl Die Angst kam erst danach Judische Frauen im Widerstand 1939 1945 Fischer Frankfurt M 1998 ISBN 3 596 13677 6 S 159 161 a b Les Enfants des Partisans juifs de Belgique Temoignage de Sarah Goldberg In Les Enfants des Partisans juifs de Belgique Hrsg Partisans armes juifs 38 temoignages Brussel 1991 getuigen be abgerufen am 16 Juli 2023 Barbara Pirlot Apres la catastrophe memoire transmission et verite dans les temoignages de rescapes des camps de concentration et d extermination nazis In Civilisations Nr 56 1 Dezember 2007 ISSN 0009 8140 S 21 41 doi 10 4000 civilisations 86 Joseph Goldstein Ehud Luz Makbilim Nifgashim In Antony Polonsky Hrsg Polin Studies in Polish Jewry Jews and the Emerging Polish State The Littman Library of Jewish Civilization Band 2 Liverpool University Press Liverpool 2008 S 444 447 Sarah Goldberg mit J M Chaumont et Y Thanassekos C est un deuil perpetuel In Bulletin de la Fondation Auschwitz Nr 28 1991 S 45 49 a b c d Bernard Dandois Goldberg Sura dite Sarah In Academie royale des sciences des lettres et des beaux arts de Belgique Hrsg Nouvelle Biographie nationale de Belgique Band 11 Mardaga Luttich 2012 OCLC 826806656 S 161 Sarah Goldberg Creche Woluwe Saint Lambert In Le guide des ecoles Abgerufen am 5 Juli 2023 franzosisch Normdaten Person VIAF 37116734 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 21 April 2023 PersonendatenNAME Goldberg SarahKURZBESCHREIBUNG polnische Widerstandskampferin der Resistance Mitglied der Roten KapelleGEBURTSDATUM 1 Januar 1921GEBURTSORT WartaSTERBEDATUM 10 Juni 2003STERBEORT Brussel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sarah Goldberg Widerstandskampferin amp oldid 237980532