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Sachsensumpf ist ein Schlagwort fur eine bislang nicht ganzlich aufgeklarte Affare um die angebliche Verwicklung hochrangiger Personlichkeiten aus Justiz Politik Verwaltung und Wirtschaft in die Prostitution Minderjahriger in Immobiliengeschafte und die damit in Zusammenhang stehenden kriminellen Machenschaften in Sachsen insbesondere in Leipzig Nach anderer Sichtweise soll es sich um das unzulassige Sammeln von falschen oder nicht nachweisbaren Vorwurfen und Geruchten durch das Referat fur Organisierte Kriminalitat des sachsischen Landesamts fur Verfassungsschutz LfV und die Verbreitung und Uberbewertung dieser Anschuldigungen durch Journalisten handeln 1 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Datensammlung durch Verfassungsschutz Referat OK 3 Offentliches Bekanntwerden der Akten 4 Relativierung der Vorwurfe durch Regierung und Justiz 5 Verleumdungsprozesse 6 Untersuchungsausschuss 7 Berichterstattung und juristische Folgen 8 Urteil 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenAm 28 Januar 1993 sturmte die Polizei in Leipzig ein illegales Wohnungsbordell das von dem ehemaligen Boxer Michael Wust in vielen Quellen auch mit Pseudonym Martin Kugler bezeichnet 4 betrieben und Jasmin genannt wurde Dort mussten in den Jahren 1992 und 1993 teils minderjahrige Zwangsprostituierte anschaffen 5 Die Madchen die zu diesem Zeitpunkt 13 bis 19 Jahre alt waren wurden befreit und vernommen Sie ausserten sich in Bezug auf Michael Wust und die Harte ihres Alltags im Jasmin unterschiedlich Einige der Madchen gaben ubereinstimmend zu Protokoll dass sie von Wust durch Einschuchterung Schlage und Vergewaltigung zur Prostitution gezwungen worden seien Michael Wust wurde 1994 wegen Menschenhandels in Tateinheit mit Zuhalterei Forderung der Prostitution und sexuellen Missbrauchs von Kindern zu vier Jahren und zwei Monaten Freiheitsstrafe verurteilt Der damalige Richter Jurgen Niemeyer sagte im Nachhinein Das Urteil war ein grosses Entgegenkommen aber gerade noch vertretbar 4 Im selben Jahr wurde in Leipzig der damalige Leiter der Rechtsabteilung der Leipziger Wohnungsbaugesellschaft LWB Martin Klockzin angeschossen Die Tater bekamen dafur eine lebenslange Freiheitsstrafe Kriminalhauptkommissar Georg Wehling der Leiter des Leipziger Kommissariats K26 gegen Organisierte Kriminalitat bemerkte jedoch dass gegen die Hintermanner des Attentates nicht richtig ermittelt worden war Bei einer erneuten Befragung der Tater im Jahr 2000 sagten diese aus dass Klockzin fruher Kunde im Bordell Jasmin gewesen sein soll was dieser bestreitet Wehling gab daraufhin die Anweisung die Akten zum Fall Jasmin noch einmal zu prufen So wurde festgestellt dass in dem gesamten Verfahren kein einziges Mal nach den Freiern gefragt worden war 4 Die spatere und immer noch unaufgeklarte Affare geht darauf zuruck dass die ehemaligen Zwangsprostituierten bei der Vernehmung durch Polizisten im Jahr 2000 den ehemaligen Vizeprasidenten des Leipziger Landgerichtes und ihren Richter im Prozess von 1994 Jurgen Niemeyer als einen fruheren Freier identifizierten Als einen weiteren Freier wollten die Frauen Norbert Roger erkannt haben der damals Staatsanwalt in Leipzig war und seit Januar 2011 Prasident des Landgerichts Chemnitz ist 6 Die Polizisten die die Vernehmung durchfuhrten wollten sich spater dazu nicht mehr offentlich aussern Datensammlung durch Verfassungsschutz Referat OK BearbeitenIm Jahr 2003 wurde beim sachsischen Landesamt fur Verfassungsschutz LfV ein Referat fur Organisierte Kriminalitat OK eingerichtet Diese Einheit hatte zehn Mitarbeiter und wurde von der vormaligen Staatsanwaltin Simone Henneck inzwischen Skroch geleitet 2 Einer der vom Referat OK bearbeiteten Fallkomplexe der intern unter dem Operationsnamen Abseits registriert wurde hatte angebliche mafiose Strukturen in Leipzig zum Gegenstand Dazu gehorten der Verdacht illegaler Grundstucksgeschafte in den 1990er Jahren Prostitution Erpressbarkeiten sowie Vernetzungen zwischen Politik Justiz und Kriminellen Diesem Komplex wurde auch der Mordanschlag auf Klockzin im Jahr 1994 zugeordnet In den Jahren 2004 bis 2006 stellte das Referat OK zu diesem Beobachtungskomplex 15 600 Seiten Akten die etwa 100 Ordner fullen zusammen 2 7 Die Zustandigkeit des Inlandsgeheimdienstes fur dieses Ressort war jedoch von Anfang an umstritten Im Juli 2005 erklarte der sachsische Verfassungsgerichtshof das damalige Landesverfassungsschutzgesetz fur teilweise verfassungswidrig 8 und schrankte damit auch die Zulassigkeit der Beobachtung der organisierten Kriminalitat durch den Dienst ein 2 Auf der Grundlage eines Prufberichtes vom 12 August 2005 der den Bezug zur freiheitlich demokratischen Grundordnung bei allen Fallkomplexen fur gegeben ansah beschloss der damalige sachsische Innenminister Thomas de Maiziere CDU die Beobachtung der organisierten Kriminalitat einschliesslich des Fallkomplexes Abseits durch den Verfassungsschutz fortzusetzen 9 Berichten zufolge schatzte de Maiziere die Arbeit Hennecks und ihrer Abteilung sehr 2 Er liess aber weder strafrechtliche Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft veranlassen noch informierte er den Landtag uber die vorliegenden Erkenntnisse Aus dem Prufbericht soll hervorgehen dass der sachsische Verfassungsschutz bereits im zweiten Quartal 2005 von angeblichem sexuellem Missbrauch von Kindern durch namentlich bekannte Leipziger Staatsanwalte und Richter Kenntnis gehabt habe 10 Offentliches Bekanntwerden der Akten BearbeitenInfolge einer Anderung des Verfassungsschutzgesetzes wurde das Referat OK im Mai 2006 wieder aufgelost Bereits zuvor leitete der Sachsische Datenschutzbeauftragte Andreas Schurig im Marz 2006 eine Uberprufung ein wie viele Daten das Referat OK des LfV gesammelt hatte da es ja nur noch ein begrenztes Mandat zur Beobachtung organisierter Kriminalitat gehabt hatte Er kam zu dem Schluss dass einige Unterlagen dort rechtswidrig gesammelt worden waren und vernichtet werden mussten Die Parlamentarische Kontrollkommission PKK des Sachsischen Landtags beschloss jedoch am 15 Mai 2007 in Ubereinstimmung mit Albrecht Buttolo der im November 2005 de Maiziere als Innenminister nachgefolgt war dass das Material nicht geloscht sondern zur weiteren Aufklarung der ermittelten Sachverhalte verwendet werden sollte Ebenfalls im Mai 2007 erschienen erste Medienberichte uber den Inhalt von Akten des Referats OK zum sogenannten Fallkomplex Abseits Darin tauchten auch die Namen Niemeyer und Roger als mogliche Kunden des Kinderbordells auf 7 In einer Rede auf einer Sondersitzung des Sachsischen Landtags am 5 Juni 2007 bestatigte Innenminister Buttolo die Existenz aktiver und gefahrlicher krimineller Netzwerke in Sachsen in die auch lokale Amtstrager verwickelt seien Dies wurde als sogenannte Mafia Rede bekannt 11 Die Bundesanwaltschaft wurde eingeschaltet sie gab jedoch im Juni 2007 bekannt dass sie keinen Anfangsverdacht fur die Existenz einer kriminellen Vereinigung sehe 12 Die Staatsanwaltschaft Dresden begann wegen Strafvereitelung im Amt gegen Jurgen Niemeyer zu ermitteln Ende Juni bis Anfang Juli 2007 bekam sie vom Verfassungsschutz Akten aus dem Dossier Abseits III uberstellt 13 Relativierung der Vorwurfe durch Regierung und Justiz BearbeitenAnfang Juli 2007 nach der Thematisierung der sogenannten sachsischen Korruptions oder Sachsensumpf Affare in verschiedenen uberregionalen Medien erklarte der Verfassungsschutz dessen Leitung kurz zuvor Reinhard Boos ubernommen hatte dass die Leiterin des Referats OK Simone Henneck die Akten manipuliert habe Sie soll suggeriert haben dass Berichte die ausschliesslich auf Informationen des Leipziger Kriminalhauptkommissars Georg Wehling basierten auch durch weitere neutrale Quellen gestutzt wurden Das Landesamt leitete interne Ermittlungen gegen Henneck ein Oberstaatsanwalt Christian Avenarius SPD der Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden teilte mit dass das Material des Polizisten kaum belastbare Tatbestande fur eine strafrechtliche Anknupfung enthielt 14 Am 6 August 2007 zwei Monate nach seiner sogenannten Mafia Rede distanzierte sich der Innenminister deutlich von dem zuvor Gesagten Er sei damals von der vollstandigen Richtigkeit der Materialien ausgegangen die nun aber angesichts erhebliche r handwerkliche r Mangel fraglich sei Datenbeschaffung und Datenauswertung sei zusammengefallen eine Kontrolle der Glaubwurdigkeit der Informationen nicht vorgenommen worden Die Berichte des Hauptkommissars hatten Prufungen durch Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt nicht standgehalten Viele Hinweise seien falsch bzw uberbewertet worden Von einem Sumpf konne keine Rede sein nicht einmal mehr von grosseren Pfutzen 15 16 Eine externe Prufkommission unter Leitung des pensionierten Richters am Bundesgerichtshof Dietrich Beyer der unter anderem der ehemalige Direktor des hessischen Verfassungsschutzes Lutz Irrgang angehorte konstatierte in ihrem Zwischenbericht gravierende Mangel bei der sachsischen Verfassungsschutzbehorde insbesondere im Referat OK Nachrichtendienstliche Vorschriften seien in erheblichem Ausmass verletzt worden die Fachaufsicht uber die Abteilung sei sowohl von der Behordenleitung als auch vom Innenministerium vernachlassigt worden Mitarbeiter des Referats hatten uber unzureichende nachrichtendienstliche Ausbildung verfugt zur Informationsbeschaffung seien ausgebildete Polizisten des mittleren Dienstes eingesetzt worden Auch die Referatsleiterin selbst hatte uber keine fachspezifische Aus oder Weiterbildung verfugt Quellenberichte seien nicht auf ihre inhaltliche Belastbarkeit gepruft selbst erkennbar unschlussige Informationen als zutreffend weiterverarbeitet worden Statt wie entsprechende Referate in Verfassungsschutzamtern anderer Lander Analysen und Lagebilder zur Beratung der Regierung anzufertigen und sich mit den Polizeibehorden abzustimmen habe die sachsische OK Einheit Verdachtsschopfung um jeden Preis betrieben wobei einzelne Mitarbeiter verbissen und mit Ubereifer operiert hatten Das Ergebnis sei ein Desaster 12 17 Verleumdungsprozesse BearbeitenIm Prozess von 2008 erklarten zwei der ehemaligen zur Prostitution gezwungenen Madchen dass es sich bei den hochrangigen Leipziger Juristen um ehemalige Freier im Jasmin handelte 13 Der verurteilte Zuhalter Michael Wust sagte aus dass seine Anwaltin sich mit dem Gericht auf eine milde Strafe geeinigt habe sofern Wust keine schmutzige Wasche wasche 18 Diese Behauptung widerrief Wust spater jedoch Die Staatsanwaltschaft hielt die Aussagen der Frauen fur unglaubhaft und stellte die Ermittlungen gegen die Juristen ein beide erhielten Schmerzensgeld vom Freistaat Sachsen Die ermittelnden Beamten wurden versetzt das Kommissariat K26 aufgelost Ausserdem wurden mehrere Verfahren gegen Georg Wehling den ehemaligen Leiter von K26 eingeleitet 8 eingestellt 1 freigesprochen 7 Er wurde vom Dienst beurlaubt Gegen die ehemaligen Zwangsprostituierten die als Zeuginnen im Prozess gegen die Juristen ausgesagt hatten wurde am 15 Dezember 2011 vor dem Amtsgericht Dresden der Prozess wegen Verleumdung eroffnet 19 20 Der Prozess gegen sie begann offiziell am 6 Marz 2012 21 22 wurde durch vielfache Vertagungen erst im November 2012 aufgenommen am dritten Verhandlungstag unterbrochen dann ausgesetzt und Anfang September 2013 vorlaufig eingestellt 23 In einem Artikel im Spiegel wurden daraufhin noch einmal Details zu den Aussagen der beiden Belastungszeuginnen die die beiden Juristen als Freier wiedererkannt haben wollen zusammengefasst Demnach hatten mehrere Gutachter sie als glaubwurdige Zeuginnen eingestuft So wurde in dem Artikel unter anderem der Hallenser Strafrechtsprofessor Joachim Renzikowski zitiert es sei ein sehr gewichtiges Indiz wenn Zeuginnen unabhangig voneinander zwei Personen identifizieren Auch habe einer der beiden Juristen behauptet nie eine randlose Brille getragen zu haben wie die Zeuginnen es bei dem Freier Ingo angaben Als das Leipziger Stadtmagazin Kreuzer ein Foto des Richters Niemeyer aus der fraglichen Zeit veroffentlichte auf dem er eine nahezu rahmenlose Brille tragt habe er sich laut Protokoll damit verteidigt dass diese ja nicht ganz randlos gewesen sei Das alles konstatiert der Artikel ware im Laufe des Prozesses gegen Kopp und E womoglich thematisiert worden 24 Untersuchungsausschuss BearbeitenEin Zusammenhang mit den Ungereimtheiten um sogenannte herrenlose Grundstucke die in Leipzig wahrend der vergangenen Jahre zu Hunderten veraussert wurden konnte bislang nicht nachgewiesen werden wird aber von einer Gruppe von Parlamentariern des Sachsischen Landtages untersucht Gepruft wird ob die gleichen Personenkreise verwickelt sind die bei den Sachsensumpf Vorwurfen eine Rolle spielen 25 Beim Landtagsuntersuchungsausschuss zum Sachsensumpf vertritt die Stadt Leipzig ein Nein zur Akteneinsicht Oberburgermeister Jung beruft sich auf ein Gutachten wonach die Herausgabe rechtswidrig ware weil die Leipziger Akten nicht zum Untersuchungsauftrag des Ausschusses gehorten 26 Simone Skroch vormals Henneck fruhere Leiterin des Referats OK beim LfV bestatigte als Hauptzeugin im Untersuchungsausschuss des Landtages Anfang Marz 2013 Hinweise auf das Bestehen fortwirkender Strukturen des ehemaligen Ministeriums fur Staatssicherheit MfS in vielschichtiger Verbindung mit Organisierter Kriminalitat Skroch nannte die Bereiche Wirtschaft offentliche Verwaltung und das Rotlichtmilieu Es habe tatsachlich Anhaltspunkte dafur gegeben dass durch Personen aus dem Bereich der OK bewusst und zielgerichtet Situationen der Erpressbarkeit teilweise in Verbindung mit Bestechung und Korruption herbeigefuhrt werden Das Ziel habe darin bestanden bestimmte Personengruppen wie Angestellte Beamte Politiker und andere Vertreter des offentlichen Lebens in Abhangigkeitsverhaltnisse zu bringen Noch im Marz 2013 sah sich Skroch mit Disziplinar und Ermittlungsverfahren konfrontiert 27 Am 2 Juli 2014 legten die Fraktionen SPD Grune und Linke im Sachsischen Landtag zum Ende des Untersuchungsausschusses ihr gemeinsames Minderheitsvotum zum Thema Sachsensumpf vor Auch sie konstatierten dass keine tragfahigen Beweise fur die Existenz korruptiver Netzwerke gefunden worden seien Allerdings bemangelten sie dass die Staatsregierung die Aufklarung nicht ernsthaft betrieben sondern sogar gezielt verhindert habe Dabei seien mehrere betroffene Mitarbeiter in ihrer beruflichen und sozialen Stellung regelrecht vernichte t worden 28 Berichterstattung und juristische Folgen BearbeitenAb Sommer 2007 berichtete Jurgen Roth uber die angebliche Sachsensumpf Affare 18 29 Fur seine Berichterstattung wurde Roth von dem Journalisten Reiner Burger in einer Artikelserie der FAZ heftig kritisiert Burger wies Roth u a nach es unterlassen zu haben mit betroffenen Personen direkt zu sprechen In diesem Zusammenhang musste Roth Aussagen auf seiner Homepage uber einen Unternehmer zurucknehmen Das Amtsgericht Dresden verurteilte ihn im Fruhjahr 2008 zu einer Geldstrafe wegen ubler Nachrede 30 Der Untersuchungsausschuss des Sachsischen Landtages kam 2009 zu keinem einheitlichen Ergebnis uber den Sachsensumpf CDU und FDP sehen ihn als widerlegt an Grune und Linke konnten keine Beweise fur oder gegen den Sachsensumpfvorwurf finden Die Akteneinsicht wurde dem Untersuchungsausschuss von der Landesregierung weitgehend verweigert Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht weiter bezuglich der Sachsensumpf Affare da sie diese fur widerlegt halt 13 31 Im Juni 2010 konstituierte sich im sachsischen Landtag ein Untersuchungsausschuss der es sich zum Ziel gesetzt hat die sachsische politische Landschaft auf Korruption und mafiose Verstrickungen zu untersuchen 32 Auch die Journalisten Arndt Ginzel und Thomas Datt berichteten im Spiegel und auf Zeit Online uber den Fall Beide wurden wegen Verleumdung und ubler Nachrede angeklagt Ihnen wurde unter anderem vorgeworfen ehrverletzende Behauptungen gegenuber den sachsischen Juristen aufgestellt zu haben In einem Fall verurteilte sie das Amtsgericht Dresden am 13 August 2010 zu einer Geldstrafe von je 50 Tagessatzen zu je 50 Euro 2500 Euro 33 wogegen die beiden Journalisten in Berufung gingen Am 10 Dezember 2012 hob das Landgericht Dresden das Urteil auf 34 Der Vorsitzende Richter Martin Schultze Griebler vertrat die Auffassung dass gemass standiger Urteilspraxis des Bundesverfassungsgerichts streitbare Medienausserungen stets im Kontext zu sehen seien 35 Nachdem der Generalstaatsanwalt des Freistaates Sachsen im Juli 2013 eine zuvor eingelegte Revision zuruckgenommen hat ist der Freispruch rechtskraftig 36 Anlasslich des Verleumdungsprozesses gegen die ehemaligen zur Prostitution gezwungenen Madchen berichteten Jana Simon und Sigrid Reinichs im Zeitmagazin erneut uber das Thema 4 Dabei beleuchteten sie vor allem die Situation von Mandy Kopp die mit 16 Jahren zur Prostitution in dem Leipziger Kinderbordell Jasmin gezwungen wurde Im November 2008 wurden diese sowie die ebenfalls im Jasmin tatig gewesene Beatrice E wegen Verleumdung angeklagt da sie geaussert hatten einen ehemals am Leipziger Landgericht tatigen Richter als Kunden des Bordells wiedererkannt zu haben 37 Das Verfahren wurde im Oktober 2013 vorlaufig eingestellt 38 Der Jahresbericht 2012 13 der Organisation Reporter ohne Grenzen nannte den Prozess gegen Journalisten in der Sache Sachsensumpf als einen von funf Grunden fur eine etwas verschlechterte Bewertung der Pressefreiheit in Deutschland Platz 17 von 179 Staaten auf der weltweiten Rangliste 39 Martin Klockzin klagte wegen eines Berichtes in der Onlineausgabe des Stern vom 22 Juni 2007 unter dem Titel Sachsische Korruptionsaffare Ein Krimi aus dem Leipziger Sumpf erfolgreich gegen den Verlag den Journalisten und Klockzins ehemalige Sekretarin Er verlangte die Zahlung einer Geldentschadigung wegen Verletzung seines allgemeinen Personlichkeitsrechts Nach Ansicht des in der Berufungsinstanz entscheidenden Oberlandesgerichts OLG Dresden der sich der VI Zivilsenat des Bundesgerichtshofes BGH in seiner Revisionsentscheidung 40 anschloss hatte der Bericht einseitig die Vorwurfe der Sekretarin gegen Klockzin dargestellt und sich diese zu eigen gemacht Klockzin hatte zwar die Bitte des Journalisten um ein Interview abgelehnt dieser hatte ihm aber nicht die konkreten Vorwurfe die Gegenstand des Beitrags werden sollten zur Kenntnis gebracht und so nach ubereinstimmender Ansicht der Gerichte keine ausreichende Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben Der Artikel hatte daher den Eindruck erweckt Klockzin sei padophil veranlagt er habe ein sexuelles Verhaltnis mit einem minderjahrigen Madchen namens Lissy gehabt er sei korrupt Teil eines kriminellen Leipziger Netzwerkes sog Sachsische Korruptionsaffare habe seine Dienstpflichten nicht erfullt und seine ehemalige Sekretarin bedroht indem er ihr SMS geschrieben habe ihre Katze habe strangulieren lassen und sie von drei ihm bekannten Motorradfahrern im Strassenverkehr habe abdrangen lassen 41 Diese Behauptungen seien aber nicht erweislich wahr und Klockzin daher rechtswidrig in seiner Ehre verletzt Nachdem das Landgericht Leipzig Klockzin eine Geldentschadigung in Hohe von 75 000 Euro zugesprochen hatte reduzierte das OLG den Betrag auf 50 000 Euro 42 Der BGH bestatigte grundsatzlich Klockzins Anspruch auf Entschadigung bemangelte aber Fehler bei der Berechnung des konkreten Betrags und verwies den Fall mit entsprechenden Massgaben zuruck an die Vorinstanz Die Entscheidung des BGH wurde in juristischer Fachliteratur als Leitentscheidung zu Fragen der Geldentschadigung wegen Verletzungen des Personlichkeitsrechts durch Ausserungen im Internet zitiert 43 44 Die Lausitzer Rundschau berichtete am 3 Juli 2014 unter dem Titel Sachsensumpf Affare Geklart ist so gut wie nichts uber das Ende des Verfahrens und zitiert Johannes Lichdi von Bundnis 90 Die Grunen Die Ermittlungen gegen die in der Offentlichkeit beschuldigten Staatsanwalte und Richter wurden nie ernsthaft betrieben und sollten von Anfang an eingestellt werden 45 Auch die Welt am Sonntag berichtete anlasslich der Vorlage des Abschlussberichts des Ausschusses im Oktober 2014 erneut uber die Aufarbeitung der Affare und stellte fest dass viele Fragen offenblieben Bemerkenswert sei laut der sachsischen Opposition mit welcher Harte die sachsischen Justizbehorden gegen diejenigen insbesondere Journalisten vorgingen die die offizielle Erklarung bezweifelten und immer noch von der Existenz krimineller Strukturen ausgingen 46 Urteil BearbeitenIm Marz 2016 eroffnete das Landgericht Dresden das Hauptverfahren in einem bereits seit 2010 laufenden Strafverfahren gegen die vormalige Leiterin des Verfassungsschutz Referats OK Simone Skroch und den Leipziger Kriminalbeamten Georg Wehling wegen des Vorwurfs der Verfolgung Unschuldiger Skroch bzw der Beihilfe dazu Wehling Auch die beamtenrechtlichen Disziplinarverfahren gegen beide halt die sachsische Landesregierung weiterhin aufrecht 47 48 Nach Auffassung des Verteidigers der Hauptbeschuldigten Skroch dem ehemaligen Sachsischen Datenschutzbeauftragten Thomas Giesen hatte die fruhere Referatsleiterin im Landesamt fur Verfassungsschutz schon deshalb nicht wegen Verfolgung Unschuldiger zu Verantwortung gezogen werden konnen weil die Behorde kein Teil der Strafverfolgung war und ist 49 50 Am 14 Mai 2018 wurden vor dem Landgericht Dresden die Urteile gefallt Die Staatsanwaltschaft hatte den Tatvorwurf der Verfolgung Unschuldiger zuvor fallengelassen und beide Angeklagte wurden in diesem Punkt freigesprochen Bestehen blieb jedoch der Anklagepunkt der uneidlichen Falschaussage vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags Im Fall von Simone Henneck ging es um ein offiziell vordatiertes Treffen mit Georg Wehling womit offenbar das Verwertungsverbot der Informationen ausgehebelt werden sollte Der sachsische Verfassungsgerichtshof hatte im Jahr 2005 die Aufgaben des Referats Organisierte Kriminalitat eingeschrankt deshalb hatten keine Nachrichten mehr gesammelt werden durfen Deshalb wurde Henneck zu einer Geldstrafe von 140 Tagessatzen 14 000 Euro verurteilt Dem fruheren Polizisten Wehling wurde dagegen zur Last gelegt vor dem Ausschuss gesagt zu haben eine bestimmte Staatsanwaltin nicht zu kennen Dies wurde als Falschaussage gewertet und ebenfalls mit 140 Tagessatzen 7000 Euro bestraft In beiden Fallen ging das Gericht leicht uber die Forderung der Staatsanwaltschaft hinaus 51 Henneck behauptete dass eine Verteidigung kaum moglich gewesen sei weil sie nicht von ihrer beamtenrechtlichen Geheimhaltungspflicht entbunden wurde Ihr Verteidiger Giesen warf dem Vorsitzenden Richter eine Verletzung der Grundsatze des fairen Verfahrens vor 51 Literatur BearbeitenMandy Kopp Die Zeit des Schweigens ist vorbei Berlin Marion von Schroder Verlag 2013 ISBN 978 3 547 71192 9 52 Clemens Meyer Im Stein Roman S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 048602 8Weblinks BearbeitenThomas Datt Arndt Ginzel Die Geschichte des Jasmin Chronologischer Uberblick bei Zeit online veroffentlicht 26 Juni 2008 Beitrag in der ZEITEinzelnachweise Bearbeiten Reiner Burger Der Sachsen Sumpf ist ausgetrocknet In Frankfurter Allgemeine Online 3 April 2008 a b c d e Jens Schneider Der angebliche Sachsensumpf Haltlose Geruchte uble Anschuldigungen In Suddeutsche de 17 Mai 2010 Eckhard Jesse Thomas Schubert Tom Thieme Politik in Sachsen Springer VS Wiesbaden 2014 S 321 322 a b c d Jana Simon Sigrid Reinichs Im Sumpf Zeitmagazin Nr 10 Marz 2012 Thomas Datt Arndt Ginzel Die Geschichte des Jasmin Zeit Online 27 Juni 2008 Neuer Prasident am Landgericht Chemnitz Justizminister Dr Jurgen Martens ernennt Norbert Roger Memento des Originals vom 15 Dezember 2014 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www justiz sachsen de Pressemitteilung des Sachsischen Staatsministeriums der Justiz 23 Dezember 2010 a b c Sabine Beikler Korruptionsaffare in Sachsen Die dunkle Seite der Macht In Der Tagesspiegel Online 7 Juli 2007 Verfassungsgerichtshof des Freistaates Sachsen Urteil vom 21 Juli 2005 Aktenzeichen Vf 67 II 04 zitiert nach Sachsisches Verfassungsschutzgesetz teilweise verfassungswidrig Memento des Originals vom 15 Dezember 2014 imInternet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www verfassungsgerichtshof sachsen de Pressemitteilung des Verfassungsgerichtshofs des Freistaates Sachsen vom 21 Juli 2005 Beitrag des Fernsehmagazins Kontraste vom 28 Juni 2007 bei 3 min Video mit Transkript Beitrag des Fernsehmagazins Kontraste vom 28 Juni 2007 bei 4 min Video mit Transkript Thomas Schade Gunnar Saft Minister Buttolo warnt vor Mafia In Sachsische Zeitung Online 6 Juni 2007 a b Reiner Burger Sachsen Erhebliche Mangel im Verfassungsschutz In Frankfurter Allgemeine Online 24 August 2007 a b c Thomas Datt Arndt Ginzel Voreiliger Freispruch Zeit Online 25 Juni 2008 Alexander Wendt Sachsen Affare Nichts als aufgepeppte Dossiers In Focus Nr 28 2007 9 Juli 2007 Hubert Kemper Buttolo distanziert sich von Mafia Rede In Freie Presse Online 6 August 2007 Korruptionsaffare Sachsens Innenminister will von Mafia Rede nichts mehr wissen Spiegel Online 7 August 2007 Massive Kritik am Verfassungsschutz Unabhangiges Prufteam spricht von Desaster In Freie Presse Online a b Thomas Datt Arndt Ginzel Gefahrliche Spuren Die Zeit 16 November 2007 Thomas Datt Arndt Ginzel Untadelige Justizbeamte kreuzer Das Leipzig Magazin Heft 12 2011 S 32 33 Jorg Schurig Prozess im Umfeld der Sachsensumpf Affare vertagt Sachsische Zeitung 6 Marz 2012 Ralf Julke Sachsensumpf der nachste Akt Leipziger Internet Zeitung Marz 2012 Anna Lena Roth Prozess gegen Zwangsprostituierte Kein Opfer mehr In Spiegel Online 8 November 2012 spiegel de abgerufen am 3 August 2018 Sachsensumpf Affare Vorlaufiges Ende einer Verleumdungsklage Andreas Forster abgerufen am 13 Januar 2020 AFFAREN Zur Unzeit ausgesagt DER SPIEGEL 43 2013 Abgerufen am 6 Juli 2020 Suddeutsche Zeitung raumt Fehler bei Berichterstattung uberherrenlose Grundstuckeein Memento des Originals vom 11 Februar 2013 im Webarchiv archive today nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www leipzig de In leipzig de 15 Juni 2012 LVZ Online Affare um herrenlose Grundstucke in Leipzig Aufklarung 2013 moglich dpa Gitta Keil 11 November 2012 LVZ Online Sachsensumpf Ermittlungen Hinweise auf Kontakte von Ex Stasi Leuten zur Kriminalitat dpa LVZ Online 8 Marz 2013 Memento des Originals vom 13 Dezember 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lvz online de Bericht der Mitglieder der Fraktionen DIE LINKE der SPD und BUNDNIS 90 DIE GRUNEN Markus Bernhardt Nicht im Rechtsstaat angekommen junge Welt 26 Juni 2009 siehe dazu Reiner Burger Der Sachsen Sumpf ist ausgetrocknet In Frankfurter Allgemeine Zeitung 3 April 2008 S 44 faz net und Reiner Burger Das erinnert fatal an den Fall Sebnitz Medienlegende Sachsen Sumpf In FAZ net 15 August 2007 faz net und Jurgen Roth 2009 Warum wohl erhalt der FAZ Journalist Reiner Burger eine Medaille Memento vom 3 September 2012 im Webarchiv archive today Denis Gabriel Orden fur heisse Luft junge Welt 10 Juli 2009 Inland in Kurze In FAZ 25 Juni 2010 AG Dresden Urteil vom 13 August 2010 Az 231 Cs 900 Js 28869 08 openJur 2010 3256 LG Dresden Urteil vom 10 Dezember 2012 Az 12 Ns 900 Js 28869 08 openJur 2013 4644 Landgericht Dresden spricht Journalisten frei In Spiegel Online 10 Dezember 2012 Sachsensumpf Freispruch rechtskraftig 12 Juli 2013 Anna Lena Roth Kein Opfer mehr In Spiegel Online 8 November 2012 Der Spiegel 43 2013 vom 21 Oktober 2013 S 47 49 Nahaufnahme Pressefreiheit in Deutschland die Themen Reporter ohne Grenzen 30 Januar 2013 Bundesgerichtshof Urteil vom 17 Dezember 2013 Aktenzeichen VI ZR 211 12 Abgedruckt in Neue Juristische Wochenschrift NJW 2014 S 2029 ff BGH Urteil vom 17 Dezember 2013 VI ZR 211 12 S 9 Randnr 8 Ex Manager erhalt Entschadigung von Stern online und Bild In Sachsische Zeitung 4 Mai 2012 Georgios Gounalakis Geldentschadigung bei zu eigen gemachten ehrverletzenden Ausserungen Dritter im Internet In NJW 2014 S 2000 2003 Hartwig Sprau in Palandt Burgerliches Gesetzbuch 74 Auflage C H Beck Munchen 2015 823 Randnr 130 Sachsensumpf Affare Geklart ist so gut wie nichts Lausitzer Rundschau 3 Juli 2014 Uwe Muller Dichter Nebel uber dem Sachsensumpf In Welt am Sonntag 2 Oktober 2014 S 36 Die Kleine Anfrage von Klaus Bartl zum Stand im Sachsensumpf Drs 4593 PDF Abgerufen am 3 Mai 2016 Leipziger Internet Zeitung Verfahren gegen einstige OK Chefin beim Verfassungsschutz und Leipziger Kommissar soll eroffnet werden L IZ de In www l iz de Abgerufen am 3 Mai 2016 LVZ Online Prozess in Dresden Gericht will geheime Akten zum Sachsensumpf sehen LVZ Leipziger Volkszeitung Abgerufen am 29 Mai 2017 Leipziger Internet Zeitung Das Landgericht Dresden spricht Simone H und Georg W vom Vorwurf der Verfolgung Unschuldiger bzw der Beihilfe dazu frei L IZ de Abgerufen am 16 Mai 2018 deutsch a b Freispruch und hohe Geldstrafen im Sachsensumpf Prozess 14 Mai 2018 abgerufen am 14 Mai 2018 deutsch Bjorn Menze Ehemalige Zwangsprostituierte Wie die Justiz Mandy Kopp stigmatisierte Spiegel Online 6 April 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sachsensumpf amp oldid 238821083