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Ein STED Mikroskop STED Stimulated Emission Depletion ist eine besondere Form des Lichtmikroskops dessen Auflosung nicht beugungsbegrenzt ist Es kann daher noch Strukturen unterscheiden die deutlich enger beieinander liegen als es das von Ernst Abbe formulierte Limit der normalen lichtmikroskopischen Auflosungsgrenze angibt STED ist eine von mehreren Techniken die eine solche erhohte Auflosung erlauben siehe RESOLFT Mikroskopie Vergleich von Standard Konfokalmikroskopie und STED Mikroskopie bei der Abbildung von Proteinen des Kernporenkomplexes Wie alle derartigen Verfahren ist auch STED eine Spielart der Fluoreszenzmikroskopie es setzt also die Verwendung von Fluoreszenz Farbstoffen voraus Diese sogenannten Fluorochrome lassen sich durch Licht bestimmter Wellenlangen anregen und strahlen anschliessend spontan innerhalb einiger Nanosekunden Licht uber einen Bereich langerer energiearmerer Wellenlangen wieder ab Die spontane Abstrahlung lasst sich aber unterdrucken wenn intensives Licht einer dieser energiearmeren Wellenlangen zusatzlich eingestrahlt wird Dann wird die Energie des angeregten Fluorochroms kunstlich abgeregt es kommt zur stimulierten Emission Von dieser Abregung engl Depletion mittels stimulierter Emission kommt auch die Bezeichnung des Verfahrens Bei der STED Mikroskopie wird ein Laserstrahl fur die Anregung der Fluorochrome in das Praparat fokussiert Gleichzeitig wird in die Aussenbereiche des Fokus ein Ring aus Abregungslicht gelegt sodass spontanes Fluoreszenzlicht nur aus einem zentralen Bereich abgestrahlt wird der kleiner ist als der beugungsbegrenzte Anregungsfokus Der STED Effekt ist zunachst auf eine Stelle im Praparat begrenzt Diese Stelle wird daher wie bei anderen Laser Scanning Mikroskopen uber das Praparat gerastert um zwei oder dreidimensionale Bilder zu erzeugen STED wurde 1986 von Victor Okhonin in einem sowjetischen Patent zum ersten Mal theoretisch beschrieben 1 1994 wurde die Idee von Stefan Hell und Jan Wichmann publiziert 2 und 1999 von Stefan Hell und Thomas Klar experimentell realisiert 3 Das STED Mikroskop und die Gruppe um Stefan Hell wurden fur ihre Ergebnisse im Jahr 2006 mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet Im Oktober 2014 wurde Stefan Hell fur die Arbeiten am STED mit dem Nobelpreis fur Chemie 4 5 6 7 ausgezeichnet Es wird unter anderem in der Arbeitsgruppe von Stefan Hell am Max Planck Institut fur biophysikalische Chemie in Gottingen weiterentwickelt STED Mikroskope sind auch kommerziell erhaltlich 8 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 1 1 Fluoreszenz und Stimulierte Emission 1 2 Fluoreszenz Laser Raster Mikroskopie 2 Funktionsprinzip des STED Mikroskops 3 Anwendungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenAufgrund von Beugung ist die Auflosung herkommlicher Lichtmikroskope begrenzt eine Grenze die als Abbe Limit bezeichnet wird Es lassen sich keine Details auflosen die kleiner als circa die halbe Wellenlange des verwendeten Lichts sind Nebeneinander liegende Strukturen werden nur ab einem Abstand von ca 200 nm aufgelost Die Auflosung fur hintereinander liegende Objekte Tiefenauflosung ist noch schlechter Beim STED Mikroskop wird dieses Abbe Limit nicht ausser Kraft gesetzt sondern gezielt uberlistet durch Ausschalten von Fluoreszenzfarbstoffen wird der ubrigbleibende noch fluoreszierende Bereich stark verkleinert siehe unten und damit Auflosung unter der Abbe Grenze ermoglicht Es konnte bereits eine Auflosung von 2 4 nm lateral erzielt werden 9 Ein STED Mikroskop baut auf Fluoreszenz Laser Raster Mikroskopen auf Um das Funktionsprinzip besser zu verstehen ist es notwendig auf die wichtigsten Gesichtspunkte von Fluoreszenz stimulierter Emission und der Laser Raster Mikroskopie einzugehen Fluoreszenz und Stimulierte Emission Bearbeiten Bei der STED Mikroskopie werden sogenannte Fluoreszenzfarbstoffe zum Markieren einzelner Bereiche eines Praparats eingesetzt Solche Farbstoffe konnen durch Licht bestimmter Wellenlangen Farben angeregt werden Sie absorbieren ein Photon und gehen in einen energiereicheren Zustand uber Aus diesem Zustand konnen sie nach kurzer Zeit spontan durch Aussenden eines Photons grosserer Wellenlange anderer Farbe wieder in den Grundzustand zuruckkehren Diese spontane Abstrahlung von Licht nennt man Fluoreszenz Durch geeignete Farbfilter kann das Fluoreszenzlicht vom Anregungslicht getrennt werden Ein angeregtes Farbstoffmolekul kann ausser durch Fluoreszenz auch durch stimulierte Emission wieder in den Grundzustand zuruckkehren Dies passiert wenn das angeregte Farbstoffmolekul mit Licht von ungefahr der gleichen Wellenlange wie der des Fluoreszenzlichts bestrahlt wird Das angeregte Farbstoffmolekul kann so zum sofortigen Ubergang in den Grundzustand durch Aussenden eines Photons exakt derselben Wellenlange stimuliert werden Spontanes Fluoreszenzlicht kann dann nicht mehr ausgesendet werden denn das Molekul ist nicht mehr im angeregten Zustand Spontanes Fluoreszenzlicht und Licht von der Stimulierten Emission konnen z B durch Farbfilter voneinander getrennt werden Fluoreszenz Laser Raster Mikroskopie Bearbeiten Fur die Untersuchung in einem Fluoreszenzmikroskop werden Fluoreszenzfarbstoffe an bestimmte Stellen des zu untersuchenden Praparats gebracht Wird das Praparat nun mit Licht geeigneter Wellenlange beleuchtet so werden die Farbstoffe zur Fluoreszenz angeregt und man erhalt ein Bild der Farbstoffverteilung im Praparat Im Laser Raster Mikroskop wird nicht das ganze Praparat auf einmal beleuchtet sondern ein Laserstrahl Anregungsstrahl wird lediglich auf einen kleinen Punkt des Praparats fokussiert Die in diesem Bereich ubrig bleibende scharfe Fluoreszenz wird detektiert Durch Bewegen Scanning Rastern des Fokus uber das Praparat wird punktweise ein Abbild der gefarbten Bereiche erstellt Die Grosse des Fokus bestimmt die maximale Feinheit der Details die in dem Praparat gerade noch aufgelost getrennt wahrgenommen werden konnen Aufgrund der Beugung kann der Fokus nicht beliebig klein gewahlt werden Ein Laserstrahl lasst sich nicht auf einen Fleck kleiner als circa seine halbe Wellenlange fokussieren Funktionsprinzip des STED Mikroskops Bearbeiten nbsp a Anregungsfokus links ringformiger Ausschaltefokus Mitte und verbleibender scharfer Bereich rechts nbsp b Querschnitt durch die Intensitatsprofile Oben Anregung Mitte Ausschaltelicht Unten Verbleibende scharfe FluoreszenzMit einem STED Mikroskop ist eine bessere Auflosung als mit einem herkommlichen Laser Raster Mikroskop moglich Der Bereich aus dem Fluoreszenz emittiert wird wird dabei bedeutend kleiner gemacht als der Bereich der von dem Laserstrahl beleuchtet wird Das wird durch gezieltes Ausschalten der Farbstoffmolekule im Aussenbereich des Fokus erreicht Dazu wird das Praparat nicht nur mit dem fokussierten Anregungsstrahl beleuchtet linkes Bild sondern gleichzeitig mit einem zweiten Laserstrahl dem Ausschaltestrahl Diesem Ausschaltestrahl gibt man ein ringformiges Profil im Fokus mittleres Bild In der Mitte also dort wo der Anregungsstrahl seine maximale Helligkeit hat ist der Ausschaltestrahl vollkommen dunkel Der Ausschaltestrahl beeinflusst also die Fluoreszenzfarbstoffe in der Mitte nicht Er schaltet aber die Fluoreszenzfarbstoffe im Aussenbereich des Anregungsfokus durch stimulierte Emission siehe oben aus die Farbstoffmolekule im Aussenbereich bleiben dunkel obwohl sie von dem Anregungslaser beleuchtet werden Es leuchten deshalb nur die Farbstoffmolekule genau aus dem Zentrum rechtes Bild Der minimale Durchmesser des Anregungsstrahls ist zwar genauso beugungsbegrenzt wie das zentrale Dunkelfeld des Ausschaltestrahls Allerdings genugen wenige Photonen des Ausschaltestrahls zur Stimulation der Emission einer grosseren Zahl von angeregten Zustanden ausserdem kann die Intensitat des Ausschaltestrahls hoher als die des Anregungsstrahls gewahlt werden Dadurch ist der nicht ausgeschaltete zentrale Bereich sehr viel kleiner als der mit dem Anregungslaser beleuchtete Bereich siehe Linienprofile rechts Beim Scannen des Praparates erfasst man somit jeweils einen leuchtenden Fleck der viel kleiner ist als in einem normalen Laser Raster Mikroskop Deshalb kann man feinere Details auflosen Um ein vollstandiges Bild zu erhalten wird das Praparat Punkt fur Punkt abgerastert Die Grosse des resultierenden Lichtflecks sinkt mit steigender Intensitat des Ausschaltestrahls immer mehr ab Das bedeutet die Auflosung steigt umso weiter an je heller der Ausschaltestrahl ist das erreichbare Auflosungsvermogen ist prinzipiell nicht begrenzt 10 Vor der Erfindung der STED Mikroskopie bestand das Problem dass der Anregungsstrahl aufgrund der Abbeschen Beugungsgrenze nicht beliebig klein fokussiert werden kann Man regt also immer alle Molekule die sich gerade im Fokus befinden an und kann daher nicht entscheiden von welchem Molekul die Fluoreszenz gerade kommt Daher konnten Strukturen die kleiner sind als die Ausdehnung des Laserfokus nicht unterschieden werden Anwendungen BearbeitenEin bedeutendes Problem gleich welcher lichtmikroskopischen Technik ist der mangelnde Kontrast von Zellbestandteilen Schon lange benutzt man deshalb fluoreszente Molekule die z B mit gentechnischen Methoden oder mittels Antikorpern selektiv an bestimmte Molekule einer Zelle geheftet werden konnen Man kann zum Beispiel Farbstoffe nur an Mitochondrien anbauen Beleuchtet man nun eine Stelle der so praparierten Zelle mit einem fokussierten Laserstrahl und erhalt von dort Fluoreszenz so waren an genau dieser Stelle Farbstoffmolekule und damit auch Mitochondrien Um ein vollstandiges Bild zu erhalten wird das Praparat Punkt fur Punkt abgerastert In einem STED Mikroskop lassen sich alle Praparate untersuchen die mit Fluoreszenzfarbstoffen markierbar sind Anders als bei Elektronenmikroskopen sind kein Vakuum und keine dunnen Schnitte erforderlich Deshalb lassen sich auch lebende Zellen beobachten 11 Im Gegensatz zur Rastersondenmikroskopie einem Nahfeld Verfahren ist die STED Mikroskopie eine Fernfeld Technik Sie ist also nicht auf die Untersuchung von Oberflachen beschrankt Man kann beispielsweise auch das Innere von Zellen untersuchen Auch die Beobachtung von schnellen dynamischen Prozessen ist moglich 12 mit bis zu 200 Bildern pro Sekunde 13 Literatur BearbeitenMarcus Dyba Stefan W Hell Focal spots of size lambda 23 open up far field florescence microscopy at 33 nm axial resolution In Physical Review Letters Vol 88 Nr 16 2002 S 163901 doi 10 1103 PhysRevLett 88 163901 Katrin I Willig Silvio O Rizzoli Volker Westphal Reinhard Jahn Stefan W Hell STED microscopy reveals that synaptotagmin remains clustered after synaptic vesicle exocytosis In Nature Vol 440 2005 S 935 939 doi 10 1038 nature04592 Stefan W Hell Microscopy and its focal switch In Nature Methods Vol 6 Nr 1 2009 S 24 32 doi 10 1038 nmeth 1291 Stefan W Hell Far Field Optical Nanoscopy In Science Vol 316 2007 S 1153 1158 doi 10 1126 science 1137395 Weblinks BearbeitenAbteilung NanoBiophotonics am Max Planck Institut fur biophysikalische Chemie englisch Detailinformationen und Bilder zur STED Mikroskopie PDF Datei 426 kB Deutscher Zukunftspreis 2006 Lichtmikroskopie in ungekannter Scharfe Hintergrundmaterial STED Mikroskopie jenseits optischer Grenzen Film im Youtube Kanal der Max Planck GesellschaftEinzelnachweise Bearbeiten Patent SU1374922A1 Sposob issledovaniya mikrostruktury obrazca Angemeldet am 10 April 1986 veroffentlicht am 30 Juli 1991 Anmelder Institut Biofiziki CO AN SSSR Erfinder V A Ohonin Stefan W Hell and Jan Wichmann Breaking the diffraction resolution limit by stimulated emission stimulated emission depletion fluorescence microscopy In Optics Letters Band 19 Nr 11 1994 S 780 782 doi 10 1364 OL 19 000780 Thomas A Klar Stefan W Hell Subdiffraction resolution in far field fluorescence microscopy In Optics Letters Vol 24 Nr 14 1999 S 954 956 doi 10 1364 OL 24 000954 The Nobel Prize in Chemistry 2014 In NobelPrize org Nobel Media AB 2014 abgerufen am 13 Oktober 2020 englisch Holger Dambeck Messerscharfer Blick ins Innerste des Lebens Chemie Nobelpreis 2014 In Spiegel Online Rudolf Augstein 9 Oktober 2012 abgerufen am 9 Oktober 2012 Norbert Lossau Nobelpreis fur die Entwickler des Supermikroskops In Welt Stefan Aust 8 Oktober 2014 abgerufen am 9 Oktober 2014 Chemie Nobelpreis 2014 geht an Max Planck Forscher Stefan Hell Max Planck Institut fur biophysikalische Chemie 8 Oktober 2014 abgerufen am 9 Oktober 2014 Gerate von PicoQuant siehe MicroTime 200 STED Gerate von Abberior Instruments siehe FACILITY STEDYCON amp INFINITY Gerate von Leica Microsystems siehe TCS STED D Wildanger B R Patton H Schill L Marseglia J P Hadden S Knauer A Schonle J G Rarity J L O Brien S W Hell J M Smith Solid Immersion Facilitates Fluorescence Microscopy with Nanometer Resolution and Sub Angstrom Emitter Localization In Advanced Materials 2012 doi 10 1002 adma 201203033 Stefan W Hell Far Field Optical Nanoscopy In Science Vol 316 2007 S 1153 1158 doi 10 1126 science 1137395 Volker Westphal Silvio O Rizzoli Marcel A Lauterbach Dirk Kamin Reinhard Jahn Stefan W Hell Video Rate Far FieldOptical Nanoscopy Dissects Synaptic Vesicle Movement In Science Vol 320 2008 ISSN 0036 8075 S 246 249 doi 10 1126 science 1154228 Volker Westphal Marcel A Lauterbach Angelo Di Nicola Stefan W Hell Dynamic far field fluorescence nanoscopy In New Journal of Physics Band 9 2007 S 435 ff doi 10 1088 1367 2630 9 12 435 Marcel A Lauterbach Chaitanya K Ullal Volker Westphal and Stefan W Hell Dynamic Imaging of Colloidal Crystal Nanostructures at 200 Frames per Second In Langmuir Band 26 2010 S 14400 14404 doi 10 1021 la102474p Abgerufen von https de wikipedia org w index php title STED Mikroskop amp oldid 231852535