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Der sudafrikanische Uberfall auf Lesotho 1982 englischer Codename Operation Blanket war eine Kommandoaktion einer Einheit der South African Defence Force SADF gegen sudafrikanische Exilanten am 9 Dezember 1982 in Maseru der Hauptstadt Lesothos Dabei wurden 42 Menschen getotet Von allen Uberfallen Sudafrikas auf benachbarte Stadte in den Jahren 1981 bis 1985 war dies der opferreichste Das Geschehen wird auch als Massaker bezeichnet 1 Lage Lesothos grun in Sudafrika orange Maseru im Hintergrund Sudafrika Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Vorgeschichte 1 2 Ablauf 1 3 Reaktionen und Nachwirkungen 2 Weitere Ereignisse 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten 1960 hatte die sudafrikanische Apartheid Regierung die Aktivitaten des African National Congress ANC und anderer Oppositionsgruppen fur illegal erklart In der Folge verliessen zahlreiche Anhanger des ANC das Land Die Regierung des geografisch von Sudafrika eingeschlossenen Landes Lesotho unter Premierminister Leabua Jonathan bot vielen von ihnen in den spaten 1970er und fruhen 1980er Jahren Asyl Im August 1980 trafen sich Jonathan und der sudafrikanische Premierminister Pieter Willem Botha am Grenzubergang Peka Bridge wo Botha die Ausweisung einiger Fluchtlinge aus Lesotho erreichte 2 Im Gegenzug stellte die Lesotho Liberation Army LLA ihre gegen die Jonathan Regierung gerichteten Aktivitaten vorerst ein 1981 gab es einen Uberfall sudafrikanischer Spezialkrafte auf Exil Sudafrikaner im mosambikanischen Matola mit zwolf Toten Zum Zeitpunkt des Uberfalls auf Maseru lebten uber 11 500 Sudafrikaner in Lesotho 3 Ablauf Bearbeiten Der Uberfall wurde von Offizieren der South African Police und der SADF geplant und von Angehorigen der Special Forces insbesondere des 5 Special Forces Regiment in Phalaborwa ausgefuhrt 4 Er erfolgte gegen 1 00 Uhr am Morgen des 9 Dezembers 1982 und dauerte rund zwei Stunden 5 Andere Angaben nennen einen Zeitraum von 0 30 Uhr bis 5 30 Uhr 3 Ziele waren funf Siedlungsgebiete Maserus darunter ein Stadtteil der unmittelbar hinter der Grenze liegt Funf Hubschrauber setzten Soldaten ab die mit Schusswaffen Granaten und Sprengstoff mehrere nach einer Quelle zwolf 3 Hauser angriffen 30 Sudafrikaner und 12 Lesother wurden getotet 2 Nach anderen Angaben waren unter den 42 Opfern 8 lesothische Burger sowie sudafrikanische Fluchtlinge ANC Mitglieder und sudafrikanische Besucher 6 Einige der Getoteten darunter mehrere Kinder waren lesothische Staatsburger die erst kurzlich Wohnungen von sudafrikanischen Fluchtlingen ubernommen hatten 5 Zu den Toten gehorten Zola Nqini Jackson Tayo und Phakamile Mpongos fruhere Haftlinge auf Robben Island 7 Limpho Hani die Ehefrau von Chris Hani wurde von den Soldaten nicht angetroffen ihr Auto aber identifiziert und gesprengt Es gab keine Gegenwehr der Lesotho Paramilitary Force Widerstand kam nur von einem sudafrikanischen Ehepaar das Schusse abfeuerte und fliehen konnte Die Nachbarn eine Frau und zwei Kinder wurden jedoch am Fenster stehend erschossen 5 Nach Augenzeugenberichten wurden einige Opfer in Decken gewickelt und in Brand gesteckt 3 Vier Soldaten wurden bei der Aktion verletzt Uber 60 Soldaten standen am Ende der Aktion auf einem Hugel ausserhalb der Stadt und warteten auf ihre Evakuierung Der Kommandeur der South African Security Police warnte telefonisch seinen lesothischen Amtskollegen dass eine Behinderung der Evakuierung zu drastischen Gegenmassnahmen fuhren wurde 5 Reaktionen und Nachwirkungen Bearbeiten Der sudafrikanische Oberbefehlshaber Constand Viljoen rechtfertigte die Aktion damit dass Terroristen getotet wurden die kurz zuvor in Lesotho eingereist sein sollten und Anschlage in den Homelands Transkei und Ciskei geplant haben sollten Die lesothische Regierung verneinte dies entschieden Aussenminister Charles Dube Molapo nannte den Uberfall eine heimtuckische feige und barbarische Tat dastardly cowardly and barbaric act 5 Der verteidigungspolitische Sprecher der sudafrikanischen Oppositionspartei Progressive Federal Party Philip Myburgh rechtfertigte den Angriff da Lesotho oft genug gewarnt worden sei wahrend Desmond Tutu der Vorsitzende des Sudafrikanischen Kirchenrates die Aktion als grundlos ablehnte 7 Der Weltsicherheitsrat verurteilte den Angriff am 15 Dezember 1982 mit der Resolution 527 einstimmig und verlangte eine finanzielle Entschadigung Lesothos durch Sudafrika Zuvor hatte bereits die UN Generalversammlung Sudafrika wegen des Uberfalls verurteilt 8 Das Vorgehen Sudafrikas wurde weltweit kritisiert unter anderem auch von der US amerikanischen Reagan Administration 3 Am 23 Dezember wurden 27 sudafrikanische Opfer in einer gemeinsamen Zeremonie in Maseru beerdigt Anwesend waren unter anderem der ANC Prasident Oliver Tambo der im Flugzeug des mosambikanischen Prasidenten Samora Machel angereist war und Edem Kodjo der Generalsekretar der Organisation fur Afrikanische Einheit 3 Der 9 Dezember wurde in Lesotho zum gesetzlichen Gedenktag erklart Jonathan weigerte sich trotz des sudafrikanischen Drucks weitere Fluchtlinge auszuweisen und reiste im Mai 1983 in die Volksrepublik China und Staaten des Warschauer Pakts Unter anderem nahm Lesotho diplomatische Beziehungen mit China der Sowjetunion und Nordkorea auf Sudafrika weigerte sich Schadensersatz zu leisten Spater im Jahr 1983 blockierte Sudafrika die Grenzubergange Lesothos bis Fluchtlinge mit Hilfe der Vereinten Nationen in weiter von Sudafrika entfernte Lander ausgeflogen wurden Sudafrika drohte erneut damit die Lesotho Liberation Army aufzurusten 1984 schlossen Sudafrika und Lesotho auf Drangen Sudafrikas einen Nichtangriffspakt weitere Fluchtlinge mussten Lesotho verlassen Im Dezember 1985 gab es einen weiteren Uberfall sudafrikanischer Spezialkrafte auf Lesotho mit mehreren Toten Am 1 Januar 1986 schliesslich blockierte Sudafrika erneut die Grenzubergange und verhinderte so die Versorgung Lesothos Am 20 Januar sturzte das lesothische Militar mit Billigung Sudafrikas die Regierung Jonathan 2 Der 20 Januar wurde statt des 9 Dezembers zum Feiertag erklart 1992 veroffentlichte die sudafrikanische Augenzeugin Phyllis Naidoo unter dem Titel Le rona re batho Sesotho deutsch etwa Auch wir sind Menschen ein Buch zu den Geschehnissen Sudafrika finanzierte nach dem Ende der Apartheid den Bau von Wohnungen fur einige Hinterbliebene 3 Bei der sudafrikanischen Wahrheits und Versohnungskommission die ab 1996 tagte und Verbrechen der Apartheidszeit aufarbeitete gab es anders als bei einigen anderen Uberfallen auf Nachbarlander keine Antrage von Tatern auf Amnestie 9 Vertreter der beiden Staaten sowie von ANC und Basotho National Party der Leabua Jonathan angehort hatte treffen sich regelmassig zu Gedenkfeiern 1 10 Weitere Ereignisse BearbeitenDie Regierungen von Sudafrika und Lesotho verhandelten 1983 uber die Realisierung der vorliegenden Plane zum Highlands Water Project in den Maluti Bergen womit das bisherige Wassergewinnungssystem Oxbow scheme um ein Vielfaches ubertroffen werden sollte Die Erweiterung umfasste den Bau von Staudammen und Tunnel sowie ein Pumpensystem mit dem Wasser aus dem Oranje in Richtung des Vaal Triangle Industriereviers geleitet werden soll Im Gegenzug will Sudafrika dafur Geldzahlungen leisten Lesotho verband zudem mit der Errichtung von Wasserkraftwerken das Ziel die Abhangigkeit auf dem Elektrizitatssektor von Sudafrika zu verringern Beide Verhandlungspartner hatten eigene Machbarkeitsstudien in Auftrag gegeben Im Dezember 1983 wurde der Maqalika Dam in Maseru in Betrieb genommen und als wichtiger Schritt zum Abbau der okonomischen Abhangigkeit von Sudafrika gewurdigt Sein Bau wurde mit Mitteln der lesothischen Regierung und der African Development Bank finanziert 11 Literatur BearbeitenPhyllis Naidoo Le rona re batho an account of the 1982 Maseru massacr Verulam 1992 ISBN 0620172614 Online South African History Online englisch 12 Weblinks BearbeitenSebinane Lekoekoe Memorialising a barbarous act of aggression the first Maseru raid 1982 archivalplatform org englisch OR Tambo Legacy His links with Lesotho s 1982 massacre tambofoundation org za englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Rapelang Radebe Lesotho South Africa to commemorate Maseru massacre sabcnews com vom 7 Dezember 2019 englisch abgerufen am 10 Januar 2020 a b c Scott Rosenberg Richard W Weisfelder Michelle Frisbie Fulton Historical Dictionary of Lesotho Scarecrow Press Lanham Maryland Oxford 2004 ISBN 978 0 8108 4871 9 S 378 381 a b c d e f g Sebinane Lekoekoe Memorialising a barbarous act of aggression the first Maseru raid 1982 archivalplatform org englisch abgerufen am 9 Januar 2020 Episode 82 Section 3 der Truth and Reconciliation Commission sabctrc org za englisch Video insbesondere 6 10 bis 8 10 abgerufen am 10 Januar 2020 a b c d e Lesotho says the victims of the raid were refugees New York Times vom 10 Dezember 1982 englisch abgerufen am 9 Januar 2020 SAIRR Survey of Race Relations in South Africa 1982 Johannesburg 1983 S 195 a b Keesing s Record of World Events South African raid on Maseru Continuing guerrilla activities Cabinet changes web stanford edu englisch abgerufen am 10 Januar 2020 Resolution 527 1982 undocs org englisch abgerufen am 9 Januar 2020 TRC Final Report Vol 6 Section 3 justice gov za englisch PDF S 196 ANC and Basotho National Party commemorate 1982 massacre SABC Digital News vom 10 Dezember 2019 englisch Video SAIRR Survey of Race Relations in South Africa 1983 Johannesburg 1984 S 592 JISC bibliografischer Nachweis Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sudafrikanischer Uberfall auf Lesotho 1982 amp oldid 228105203