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Das Ruhrkampferehrenmal ist ein 1934 in der Zeit des Nationalsozialismus errichtetes Denkmal im Essener Stadtteil Horst Es liegt in einem Waldstuck unmittelbar uber dem Nordufer der Ruhr etwa 100 Meter sudostlich von Haus Horst 1985 wurde es zu einem Mahnmal umgewidmet RuhrkampferehrenmalAnsicht von OstenErlauterungstafel bis 2011 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Bedeutung 2 Beschreibung der Anlage 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte und Bedeutung BearbeitenDas Denkmal wurde auf massgebliche Initiative des pensionierten Generalleutnants Oskar von Watter von April bis November 1934 nach Entwurfen des Essener Architekten Paul Dietzsch 1875 1943 erbaut eines ehemaligen Fuhrers der Essener Einwohnerwehren 1 Das Grundstuck wurde vom Essener Unternehmer Wilhelm Vogelsang zur Verfugung gestellt Die Einweihung fand am 4 November 1934 mit einem nationalsozialistischen Massenaufmarsch mit Hakenkreuzflaggen und weiteren Inszenierungen statt Von Watter war bei der Einweihung des Denkmals zugegen und die Strasse die damals direkt auf das Ehrenmal zufuhrte wurde General von Watter Strasse genannt Das Denkmal wurde zur Erinnerung an gefallene Mitglieder der Freikorps Einwohnerwehren Reichswehr und Polizeieinheiten errichtet die 1918 bis 1920 im Ruhrgebiet gegen revolutionare Arbeiter gekampft hatten und insbesondere an der Bekampfung des Generalstreiks im Marz 1920 und der anschliessenden Niederschlagung des so genannten Ruhraufstands der Bergarbeiter beteiligt gewesen waren Watter hatte als Befehlshaber des Wehrkreises VI in Munster bereits 1919 militarische Aktionen gegen streikende Arbeiter im Ruhrgebiet unternommen und fuhrte im Marz und April 1920 im Auftrag der Reichsregierung den Burgerkrieg im Ruhrgebiet und die Operationen der Freikorps und Reichswehrtruppen zur Niederwerfung des Arbeiteraufstands der nach dem Scheitern des Kapp Putsches ausgebrochen war 2 Viele der von Watter gefuhrten Truppen sympathisierten teils offen mit den rechtsgerichteten Putschisten Der Kampf gegen die Arbeiter wurde mit ausserster Brutalitat gefuhrt und Watter uberschritt dabei mehrfach seine Kompetenzen weshalb er anschliessend von seinem Reichswehrkommando entbunden und pensioniert wurde Mit der Errichtung des Denkmals versuchten die Nationalsozialisten ihre Sichtweise dieser Ereignisse propagandistisch durchzusetzen also die Novemberrevolution und als deren Ergebnis auch die Weimarer Republik herabzuwurdigen die auf Regierungs und Freikorpsseite Gefallenen als Wegbereiter und Vorkampfer des Nationalsozialismus zu vereinnahmen und die Arbeiter der Roten Ruhrarmee die im Marz 1920 zur Verteidigung der Republik gegen den Putsch und danach auch fur die Durchsetzung weiter gehender revolutionarer Ziele gekampft hatten als bolschewistische Horden hinzustellen gegen die Deutschland seinerzeit von nationalen Kraften verteidigt worden sei Im Ergebnis sollte die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 und deren neues System damit zur Rettung Deutschlands stilisiert und gefeiert werden Nach 1945 wurden die Tafeln mit den Namen der Toten abgenommen und die als Nazidenkmal verrufene Anlage geriet weitgehend in Vergessenheit General von Watter war 1939 kurz vor Kriegsausbruch gestorben 1985 gab es Forderungen der DKP das Denkmal abzureissen 3 Die Bezirksvertretung widmete das Ehrenmal daraufhin in ein Mahnmal um Der Text fur eine Gedenktafel wurde 1988 vom Rat verabschiedet und die Tafel im folgenden Jahr am Mahnmal aufgestellt Sie wurde 2011 durch Vandalismus demoliert und entwendet Anfang November 2015 wurde durch das Steeler Archiv eine neu formulierte und mit historischen Bildern versehene Erlauterungstafel aufgestellt 4 Auch die neue Erlauterungstafel wurde im Oktober 2016 gestohlen 5 und war Anfang 2020 noch nicht wieder ersetzt 6 Die Anlage aus der Zeit des Nationalsozialismus soll heute als Mahnmal an die Auseinandersetzungen um die Grundung der ersten Republik in Deutschland erinnern 7 Beschreibung der Anlage BearbeitenDie Anlage liegt etwa 25 Meter uber der Ruhr auf 79 m Hohe Sie besteht aus 24 kreisformig angeordneten aus Ruhrsandstein gemauerten etwa drei Meter hohen rechteckigen Pfeilern oder Stelen Monolithen die oben durch steinerne Sturze miteinander verbunden sind Die Anlage hat einen Durchmesser von etwa zwanzig Metern und ist dem steinzeitlichen Monument von Stonehenge nachempfunden In der Mitte des Kreises waren rings um einen runden monumentalsaulenartigen Mauersockel Bronzetafeln mit den Namen der gefallenen Helden unseres Ruhrkampfes so die Essener Parteizeitung der NSDAP 4 angebracht die nach dem Zweiten Weltkrieg entfernt wurden und sich heute im Essener Stadtarchiv befinden Das Denkmal ist frei zuganglich Die ehemalige General von Watter Strasse verlief vom Denkmal aus in nordwestlicher Richtung uber das Areal der in den 1970er Jahren errichteten Wohnsiedlung Horsterfeld und ging an der Dahlhauser Strasse in den heutigen Sachsenring uber Ab 1946 hiess dieser Verlauf ebenfalls Sachsenring und wurde schliesslich mit der Siedlung Horsterfeld uberbaut 8 Gleich im Osten der Anlage befinden sich die Stadtgrenze nach Bochum Dahlhausen und das wenige hundert Meter Luftlinie von dem Mahnmal entfernt liegende heutige Eisenbahnmuseum Bochum Literatur BearbeitenAlfons Kenkmann Totenkult Tradition Trubel Transfer Die wechselvolle Geschichte des Ruhrkampfer Ehrenmals In Essener Beitrage Band 122 2009 S 277 296 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ruhrkampferehrenmal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Text und Bilder der vom Steeler Archiv e V hergestellten neuen Erklarungstafel 11 2015 PDF 665 kB Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Erinnerungstafel 2015 sowie Holger Krussmann Architektur in Essen 1900 1960 Klartext Verlag Essen 2012 S 39 f Lebensdaten nachzulesen an einer Bronzebuste des Architekten Memento vom 13 September 2016 im Internet Archive Andreas Jordan Die Rote Ruhrarmee im Ruhrkrieg 1920 Onlinepublikation Juli 2010 Abgerufen am 29 August 2016 Stellungnahme der DKP zu 2011 durchgefuhrten und 2012 geplanten rechtsextremen Osterversammlungen NPD naher Gruppen am Ruhrkampferehrenmal veroffentlicht auf der Plattform Essen stellt sich quer am 6 April 2012 enthalt ein Volltextzitat des Antrags aus 1985 Abgerufen am 30 August 2016 a b Thorsten Schabelon Das vergessene Nazi Denkmal an der Ruhr In WAZ 5 November 2015 abgerufen am 21 Februar 2018 Michael Heisse Diebstahl der Tafel am Horster Denkmal ist kein Einzelfall In WAZ 2 November 2016 abgerufen am 1 Marz 2020 Aufnahme der zerstorten Schilderpfosten vom 15 Januar 2020 auf Wikimedia Commons Vgl Text der Erklarungstafel des Steeler Archivs dort heisst es abschliessend Das Ehrenmal soll zukunftig als Mahnmal an die Auseinandersetzungen um die Grundung der ersten Republik in Deutschland erinnern Erwin Dickhoff Essener Strassen Hrsg Stadt Essen Historischer Verein fur Stadt und Stift Essen Klartext Verlag Essen 2015 ISBN 978 3 8375 1231 1 51 4316 7 118 Koordinaten 51 25 54 N 7 7 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruhrkampferehrenmal amp oldid 230330485