Romeo-Falle bezeichnet eine Sexpionage-Operation eines Nachrichtendienstes, bei der ein männlicher Agent eine Liebesbeziehung zu einer (meist weiblichen) Quelle gezielt aufbaut, um von dieser Informationen zu erhalten. Im Falle einer weiblichen Agentin spricht man von Venus-Falle.
Deutschland Bearbeiten
Auch die Hauptverwaltung Aufklärung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR bediente sich bei der Spionage häufig dieser Methode. Bevorzugte Zielpersonen waren hierbei Mitarbeiterinnen in bundesdeutschen Sicherheitsbehörden oder Bundesministerien.
Nach dem Ende der Maßnahme hatte das Vorgehen weitere und überwiegend langwierige Folgen für die Zielpersonen. Sie verloren nicht nur den vermeintlichen Ehemann oder Lebensgefährten, sondern sahen sich auch noch der Verachtung ihres Auftraggebers ausgesetzt. Wegen der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts für ehemalige DDR-Bürger, welches zu einem Verfolgungsverbot wegen früherer Spionage in der Bundesrepublik für diesen Personenkreis führte, begegneten sie nach der Deutschen Wiedervereinigung ihren ehemaligen Lebenspartnern als (selbst strafrechtlich nicht behelligte) Belastungszeugen in den gegen sie geführten Strafprozessen wieder.
Beispiele Bearbeiten
Der stalinistische Agent Ramón Mercader verlobte sich Ende der 1930er Jahre mit Leo Trotzkis Sekretärin Sylvia Ageloff, wodurch er 1940 ein erfolgreiches Attentat auf diesen verüben konnte.
Die Geschichte der Spionage zwischen beiden deutschen Staaten ist reich an Romeo-Einsätzen. Unter anderem waren dies:
- Ursel Lorenzen (Sekretärin im NATO-Hauptquartier in Brüssel) – Dieter Will (MfS-Agent)
- Das Homosexuellen-Paar Egon Streffer und Dieter Popp werten Abwehrspezialisten als seltenen Romeo-Fall.
Einsatz von Agentinnen Bearbeiten
Sogenannte „Sexeinsätze“ sind bei Nachrichtendiensten an der Tagesordnung. Öffentlich werden nur wenige Fälle bekannt. Die Nachrichtendienste von Ost und West haben im Kalten Krieg vielfältige Romeo-Einsätze geführt. Agenten wie auch Agentinnen, die unter Einsatz ihrer körperlichen Reize dem Vaterland zu dienen versprachen, wurden von beiden Seiten eingesetzt. Am wenigsten Skrupel zeigte auf diesem Gebiet das KGB. Über viele Jahre bildete man dort Agentinnen zielgerichtet aus. Das KGB hatte hierzu Akten über potenzielle Opfer angelegt, in denen unter anderem deren bevorzugte Sexualpraktiken festgehalten waren. Die Agentinnen studierten diese Akten vor ihren Einsätzen sehr genau. Der ausgewählte Mann glaubte dann, endlich eine Partnerin seiner Träume gefunden zu haben. Nach kurzer Zeit wurde den Opfern erklärt, dass sie von nun an keinen Ausweg mehr hätten, als für das KGB zu arbeiten, wenn sie ihr Sexualleben weiterhin geheim halten wollten. Das KGB nannte diese Agentinnen auch „Schwalben“. Bekannt wurde auch, dass die Verhaftung von Mordechai Vanunu erst durch eine derartige Agentin möglich wurde.
Rezeption in Filmen und Serien Bearbeiten
- Fernsehfilm Romeo
- Die andere Frau
- Dokumentarfilm Unternehmen Romeo
- Fernsehserie The Americans
Literatur Bearbeiten
- Mirjam Houben: Agentinnen aus Liebe: psychologische Betrachtung der Romeomethode. In: Sven Litzcke (Hrsg.): Nachrichtendienstpsychologie (= Beiträge zur Inneren Sicherheit). Fachhochschule des Bundes für Öffentliche Verwaltung, Brühl/Rheinland 2003, ISBN 3-930732-89-0.
- Elisabeth Pfister: Unternehmen Romeo. Die Liebeskommandos der Stasi. Berlin 2000, ISBN 3-7466-7033-0.
- Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9.
- Nigel West: Historical Dictionary of Sexspionage. Scarecrow, 2009, ISBN 978-0-8108-5999-9.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Trotsky’s Struggle against Stalin. In: The National WWII Museum. 12. September 2018, abgerufen am 25. Oktober 2023 (englisch).