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Die reformierte Kirche in Silvaplana im Oberengadin Kanton Graubunden ist ein evangelisch reformiertes Gotteshaus unter dem Denkmalschutz des Kantons Graubunden reformierte Kirche SilvaplanaInnenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Baugeschichte 2 Ausseres 3 Inneres 4 Malereifragmente 5 Fresken 6 Orgel 7 Glocken 8 Kirchliche Organisation 9 Verschiedenes 10 Galerie 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseGeschichte und Baugeschichte BearbeitenIn Silvaplana bestand im fruhen Mittelalter ein Mannerkloster 1233 wird ein Johannes zum Abt gewahlt 1 2 Erstmals erwahnt wird die Kirche 1356 das Patrozinium Santa Maria 1539 Die Ausgrabungen 1974 75 stiessen unter dem Schiff der heutigen nach Osten genauer Nordosten ausgerichteten Kirche auf einen kleinen romanischen Vorgangerbau aus dem 11 Jahrhundert Freigelegt und restauriert wurde auch der 40 cm tiefer gelegene Boden der gotischen Kirche wo Grabplatten Graber Skelette und Schutt mit Malereifragmenten aus dem 14 Jhdt zum Vorschein kamen 1491 wird der gotische Chor von Steffan Klain neu erbaut etwas spater werden das Schiff eingewolbt und der Turm erhoht Renovationen erfolgen 1681 1873 im Schiff Ersatz der drei Spitzbogenfenster durch Rundbogenfenster und 1906 werden unter Nicolaus Hartmann jun die Empore eingebaut und der spitze Turmhelm aufgesetzt Restaurationen finden 1974 75 innen wieder Spitzbogenfenster und 1994 aussen statt 3 Ausseres BearbeitenDie Kirche ist ein strebenloser Langsbau unter einem steilen Satteldach mit eingezogenem dreiseitig geschlossenem Chor Das Portal rundbogig gefast Der Turm steht an der Westfront seine unteren vier Geschosse mit einfachen und gekoppelten Rundbogenfenstern stammen aus spatromanischer Zeit wie wahrscheinlich auch die Umfassungsmauern des Schiffs Die jungeren Aufbauten des Turms betreffen zwei Glockengeschosse die Uhr und einen kurzen Spitzhelm 4 Inneres BearbeitenIm Gesamtbild ist die Kirche eine spatgotische Anlage bestehend aus dem Schiff und dem nach Osten gerichteten dreiseitig geschlossenen Chor Der Chor ist uberdeckt mit einem zweijochigen Sterngewolbe dessen einfach gekehlte Rippen in kurzen Stumpfen enden Schlussstein mit sechstrahligem Stern Am Gewolbe war fruher die Bauinschrift 1491 meister steffa Diese bezieht sich auf den Baumeister des Chores Steffan Klain 5 Uber dem Schiff ein zweijochiges Gewolbe dessen Figuration eine sehr originelle Komposition aus Kreuzen und Sternen darstellt Diese Art der Konstruktion kommt bei Steffan Klain nicht vor und man kann annehmen dass das Schiff wie anderenorts auch nicht von Klain sondern von einem seiner Gesellen und Nachfolger wahrscheinlich von Sebold Westtolf stammt 6 Das Rundfenster in der mittleren Chorwand enthalt die Darstellung Der gekreuzigte Heiland von Ernst Rinderspacher 1943 7 Spatgotischer Taufstein mit zwolfeckiger Schale und einem Schaftring in der Art des Granatapfelnodus 8 Polygonale undekorierte Kanzel um 1740 9 Malereifragmente BearbeitenAls bei der Renovation 1974 der Bauschutt unter dem spatgotischen Mortelboden ausgeraumt wurde kamen im Bereich der Apsis des Vorgangerbausund in dessen rechter Schiffseite tausende Stucke bemalen Verputzes zum Vorschein Diese Fragmente sind in rund 20 Schachteln verpackt im archaologischen Dienst Kanton Graubunden deponiert Eine vollstandige Auswertung fehlt Eine erste Sichtung der Fragmente ergab zwei zeitlich verschiedene Gruppen Einige tausend bemalte Stucke sind hochgotisch Zusammensetzbare Stucke ergeben Fragmente einer Majestas Domini eines Adlerkopfes eines Mannerkopfes mit geometrischer Ohrlocke einer Hand mit Messer einer Muschel mit grunem Hintergrund zahlreiche Heiligenkopfe eines Kapitells mit geometrischem Dreiblatt mit Kreuzborte und stilisierte Pflanzenmotive Es handelt sich wohl um eine Apsisausmalung mit Majestas Domini Domini mit den Evangelistensymbolen und einer Apostelreihe Jakobus Bartholomaus Es sind Malereien von ausserordentlich hoher Qualitat Die grosseren Fragmente lassen eine Entstehung in der ersten Halfte des 14 Jahrhunderts annehmen also ungefahr zeitverwandt mit Werken des Waltensburger Meister doch sicher nicht von ihm sondern wahrscheinlich verwandt mit gewissen Sudtiroler Malereien aus der Mitte des 14 Jahrhunderts 10 Fresken BearbeitenDas spatgotische Fresko an der Nordwand stammt aus der Zeit um 1500 oberitalienische Werkstatt In der Mitte des rechten Teils sitzt auf einem goldenen Thron die hl Anna selbdritt die Mutter der Maria mit Maria und Jesuskind siehe dazu auch Reformierte Kirche Fex Crasta rechts steht die hl Magdalena links die hl Barbara Der linke Teil zeigt ein Votivbild mit einem sturzenden Reiter und einer Muttergotteserscheinung in sudlicher Landschaft unbekanntes Sternwappen Unter dem Fresko ist das Wappen des Gotteshausbund erkennbar 11 Orgel BearbeitenDie Orgel in der reformierten Kirche Silvaplana ist ein schones Beispiel einer Orgel bei der das Gehause und der Klang erhalten geblieben sind die technische Anlage jedoch ersetzt wurde Ausgangspunkt der heutigen Orgel ist das Instrument von Jakob Metzler das aus der Zeit um 1900 stammt Diese Orgel mit einem Manual Pedal und sieben Registern war eine Kegelladenorgel mit pneumatischer Traktur und freistehendem Spieltisch Mit den vier 8 Stimmen sanfte Abstufung durch je einen Vertreter des Prinzipal und Weitchores sowie zwei Streichregistern dem Fehlen der 2 Lage und der Mixtur war dies ein typisches Instrument der Epoche des romantischen Orgelbaus Die 1988 von Orgelbau Kuhn gebaute Orgel ubernahm die sieben alten Register und das neugotische Gehause Die pneumatische Kegellade wurde durch eine mechanische Schleiflade mit mechanischer Traktur ersetzt und der freistehende Spieltisch zugunsten eines eingebauten Spielschrankes aufgegeben Das Instrument wurde auf zwei Manuale und 15 Register erweitert mit einem Manual und Pedalumfang von C g3 bzw C f1 Die alte 4 Flote wurde alternierend gebaut so dass sie sowohl im ersten als auch im zweiten Manual registrierbar ist Die acht neuen Register wurden in der Intonation den alten angeglichen Das aufgeteilte Kornett im zweiten Manual die Posaune 8 im Pedal und der eingebaute Tremulant vergrossern die Moglichkeiten des Instrumentes 12 Glocken BearbeitenNach Nuscheler 1864 hingen in Silvaplana zwei Glocken aus dem Jahre 1652 13 Heute hangen in der engen Glockenstube in einem Gestell aus U Eisen ubereinander drei elektrisch angetriebene Glocken 14 Durchmesser 120 cm Gewicht 1030 kg Inschrift LA CHAREZZIA AIS L ACCUMPLIMAINT DALLA LEDSCHA ROM 13 10 IN MEMURGIA DA RETO GAUDENZI DISGRAZCHO IN LAVINA INSEMBEL CUN ERMO CRUZER ALS 22 MARZ 1971 DURANT LUR SERVEZZAN SUL CORVATSCH DEDICHO DA HANS Glockengiesserei Ruetschi AG Aarau 1972 Durchmesser 98 cm Gewicht ca 550 kg Inschrift EHRE SEI GOTT INDER HOHE UND FRIEDE AUF ERDEN Bilder Friedensengel Girlanden oben und unten Glockengiesserei Theus Felsberg 1873 15 Durchmesser 70 cm Gewicht ca 280 kg Inschrift WO DER HERR DIE STADT NICHT BEHUTET DA WACHET DER WACHTER UMSONST Gegossen von Gebr Theus in Felsberg anno 1873 16 Bilder Girlanden oben und unten ringsum Kirchliche Organisation Bearbeiten1233 bestand in Silvaplana ein Mannerkloster mit einer Klosterkirche 17 Kirchlich gehorte Silvaplana im Mittelalter zu Sankt Mauritius St Moritz 18 Wann sich Silvaplana von St Moritz trennte ist nicht mit Bestimmtheit zu ermitteln jedenfalls erschien Silvaplana schon 1550 als eigene Pfarrei 19 Silvaplana trat ca 1552 unter Pietro Paolo Vergerio zum evangelischen Glauben uber 20 Silvaplana war kirchgemeindlich fusioniert mit Sils im Engadin Segl und Champfer und gehorte in der evangelisch reformierten Landeskirche Graubunden zum Kolloquium VII Engiadin Ota Bregaglia Poschiavo Surses Seit 2017 gehort Silvaplana zur Evangelisch reformierten Kirchgemeinde Oberengadin romanisch Baselgia evangelica refurmeda Engiadin Ota umgangssprachlich Refurmo genannt Verschiedenes BearbeitenSeit der Zeit Karls des Grossen war die Kirche Santa Maria in Silvaplana Wallfahrtsort fur katholische Glaubige Obwohl die Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes inzwischen mehrheitlich reformierte waren blieb das auch nach der Reformation Anlasslich einer grossen Wallfahrt zur heiligen Maria von Silvaplana im Jahr 1719 kam es zu einer gesanglichen Auseinandersetzung zwischen katholischen Pilgern und reformierten Einheimischen Als die katholischen Glaubigen mit dem Salve Regina der Gottesmutter Maria huldigten schmetterten ihnen die Reformierten auf der andern Seite der Apsis mit der Hugenottenmarseillase ihre Psalmenlieder entgegen 21 Galerie Bearbeiten nbsp Wandgemalde nbsp Fenster im Chor von Ernst Rinderspacher nbsp OrgelWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Reformierte Kirche Silvaplana Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Reformierte Kirche Foto auf baukultur gr chEinzelnachweise Bearbeiten Christian Brugger Die Kirchen des Oberengadins aus alter und neuer Zeit In Bundner Monatsblatt ETH Zurich 1926 abgerufen am 13 Oktober 2022 Arnold Nuscheler Die Gotteshauser der Schweiz Hrsg Zurcherische antiquarische und schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft Erstes Heft Bisthum Chur Druck und Verlag von Orell Fussli und Comp Zurich 1864 S 126 Ernst Bolli Kirche Silvaplana Silvaplauna Santa Maria In www refurmo ch Refurmo 2017 abgerufen am 12 Oktober 2022 Ernst Bolli Kirche Silvaplana Silvaplauna Santa Maria In www refurmo ch Refurmo 2017 abgerufen am 12 Oktober 2022 Manuel Maissen Gewolbebau der Spatgotik in Graubunden In ETH Zurich Hrsg Dissertation Nr 26981 Zurich 2020 S 81 Manuel Maissen Gewolbebau der Spatgotik in Graubunden In ETH Zurich Hrsg Dissertation Diss ETH Nr 26981 Zurich 2020 S 141 Ernst Bolli Kirche Silvaplana Silvaplauna Santa MariaKirche Silvaplana Silvaplauna Santa Maria In www refurmo ch Refurmo 2017 abgerufen am 12 Oktober 2022 Kantonsbibliothek Graubunden Reformierte Kirche Silvaplana In baukultur gr ch Amt fur Kultur Graubunden 2005 abgerufen am 13 Oktober 2022 Erwin Poeschel Die Kunstdenkmaler des Kantons Graubunden Hrsg Gesellschaft fur schweizerische Kunstgeschichte Band 3 Verlag Birkhauser Basel 1940 S 417 Alfons Raimann Gotische Wandmalereien in Graubunden Hrsg Alfons Raimann 2 Auflage Desertina Verlag Disentis 1985 ISBN 3 85637 039 0 S 395 397 Ernst Bolli Kirche Silvaplana Silvaplauna Santa Maria In www refurmo ch Refurmo 2017 abgerufen am 10 Oktober 2022 Jutta Kneule Orgeln im Engadin Geschichte und Gegenwart uberarbeitete Fassung 202 In Baselgias Engiadinaisas Walter Isler 2021 abgerufen am 9 Oktober 2022 Arnold Nuscheler Die Gotteshauser der Schweiz Hrsg Zurcherische antiquarische und schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft Erstes Heft Bisthum Chur Druck und Verlag Orell Fussli und Comp Zurich 1864 S 123 Hans Batz Die Kirchen und Kapellen des Kantons Graubunden Hrsg Hans Batz Band 1 Casanova Druck und Verlag AG Chur 2003 ISBN 3 85637 287 3 S 23 Erwin Poeschel Die Kunstdenkmaler des Kantons Graubunden Hrsg Gesellschaft fur schweizerische Kunstgeschichte Band 3 Verlag Birkhauser Basel 1940 S 417 Gebruder Theus Verzeichniss der Glocken aus der Giesserei Theus in Felsberg bei Chur 1899 In www baselgias engiadinaisas ch Walter Isler Oktober 2022 abgerufen am 29 Dezember 2022 Arnold Nuscheler Die Gotteshauser der Schweiz Hrsg Zurcherische antiquarische und schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft Erstes Heft Bisthum Chur Druck und Verlag von Orell Fussli und Comp Zurich 1864 S 126 Annemarie Schwarzenbach Beitrage zur Geschichte des Oberengadins im Mittelalter und zu Beginn der Neuzeit Hrsg Universitat Zurich Dissertation Diss Druckerei A G Gebr Leemann amp Co Zurich 1931 S 85 Arnold Nuscheleer Die Gotteshauser der Schweiz Hrsg Zurcherisch antiquarische und schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft Erstes Heft Bisthum Chur Druck und Verlag von Orell Fussli und Comp Zurich 1864 S 123 Hans Berger Bundner Kirchengeschichte Hrsg Evangelischer Kirchenrat Graubunden 2 Teil Die Reformation Verlag Bischofberger Chur 1987 ISBN 3 905174 02 2 S 103 Hans Peter Schreich Forum Refurmo Vortrag von Pfarrer Hp Schreich zum Thema Musik und Gesang nach der Reformation 22 7 2022 In www refurmo ch Refurmo 22 Juli 2022 abgerufen am 12 Oktober 2022 46 459444444444 9 7953333333333 Koordinaten 46 27 34 N 9 47 43 2 O CH1903 781021 148064 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reformierte Kirche Silvaplana amp oldid 239778137